Stefan K. – Polizeibeamter

Auch wenn uns dies zum Beispiel ein Rainer Wendt (Vorsitzender Deutsche Polizeigewerkschaft) immer wieder gerne glaubhaft machen will, ist heute erfreulicherweise bei weitem nicht mehr jeder Polizist gegen eine Legalisierung von Cannabis.

Wir haben ein kurzes Interview mit dem Polizeibeamten Stefan K. (Name geändert) geführt. Er ist im weitesten Sinne Drogensachbearbeiter und hat deshalb natürlich mehr als genug Gelegenheit, sich mit den vielen Facetten dieses Themas zu beschäftigen.

Hanfverband Hamburg: Danke, dass sie sich die Zeit nehmen und uns hier ein paar Fragen beantworten. Was halten Sie denn persönlich von einer Legalisierung oder Entkriminalisierung von Cannabis?

Stefan K.: Das finde ich gut und durchaus überfällig. Ich hoffe, dass mit der Legalisierung dann aber auch klare Grenzen gezogen werden was die Besitzmenge und die eigene Aufzucht angeht. Zusätzlich wünsche ich mir eine Einführung einer Bürgerpflicht zum Nachweis der Fahrtauglichkeit bei Alkohol, Drogen und Medikamenten. In vielen EU Ländern ist es Pflicht eine entsprechende Probe zum Beispiel bei einer Beteiligung an einem Verkehrsunfall abzugeben.

Hanfverband Hamburg: Und wie ist die Stimmung in Ihrem Kollegenkreis bezüglich der Legalisierung?

Stefan K.: Der Kollegenkreis ist ein Spiegel der Gesellschaft. Es gibt welche die skeptisch sind und einige, die das richtig feiern und sich auch auf ihren ersten legalen Joint freuen. Was uns aber glaube ich alle eint, ist die Angst vor der Zunahme von schweren Verkehrsunfällen bedingt durch den Drogenkonsum.

Hanfverband Hamburg: Haben sie persönlich Cannabis-Konsumenten oder -Patienten in ihrem Freundeskreis?

Stefan K.: Ja, habe ich.

Hanfverband Hamburg: Und wie gehen Sie damit um?

Stefan K.: Ich sehe das mittlerweile relativ entspannt. Trotzdem muss ich nicht dabei sein, wenn konsumiert wird. Zu einen aufgrund der Gesetzeslage und zum anderen mag ich den Geruch nicht.

Hanfverband Hamburg: Haben Sie das Gefühl, das Richtige zu tun, wenn Sie jemanden kontrollieren, der nur Cannabis konsumiert hat?

Stefan K.: Ja. Der Besitz von Marihuana ist zurzeit strafbar. Da Besitz und Konsum im engen Zusammenhang stehen fühle ich mich nicht schlecht. Ich unterliege als Polizist dem Legalitätsprinzip und muss Straftaten verfolgen. Ich persönlich schaue auch nicht gerne bei irgendwelchen Deliktsbereichen weg, da das für mich gegen den Grundsatz spricht alle gleich zu behandeln.

Hanfverband Hamburg: Aber denken Sie, die Verfolgung von Cannabis-Konsumenten macht uns zu einer besseren Gesellschaft?

Stefan K.: Nein. Ich sehe in der derzeitigen Gesetzeslage eher parallelen zu dem alten

§ 175 StGB (Verbot von Homosexualität). Das war auch ein großer Fehler in der Gesetzgebung, den es lange gedauert hat abzuschaffen. Dies gilt aber nicht für den Bereich der Abgabe, ob gewerblich oder nicht, an Jugendliche unter 18 Jahren. Hier sollte eine harte Grenze gezogen werden.

Hanfverband Hamburg: Wie sehr wird die Legalisierung von Cannabis ihren Arbeitsalltag verändern?

Stefan K.: Mein Arbeitsalltag würde sich in der Art verändern, dass ich ¼ des Tages nicht mehr für die Papiertonne arbeiten würde, denn jetzt werden über 80 % der BtM Verfahren, wo es um den Besitz von kleineren Mengen Marihuana geht, eingestellt. Diese Zeit könnte ich sinnvoller in andere Ermittlungen einbringen oder in der Präventionsarbeit. Das ist aber im Moment noch Kaffeesatzleserei, denn wie das Gesetz zur Legalisierung aussehen wird, weiß ich noch nicht. Es wird bestimmt auch diverse neue Ordnungswidrigkeiten und Straftatbestände geben, die auch abgearbeitet werden müssen.
Eines steht jedoch auf jeden Fall fest, der Frust, der sich bei der Bearbeitung o.g. Fälle immer ergeben hat, wird wegfallen.

Hanfverband Hamburg: Welche Rolle spielt Cannabis, verglichen mit anderen Substanzen, im “Kampf gegen Drogen”?

Stefan K.: Cannabis hat in der Bekämpfung der BtM-Kriminalität einen hohen Stellenwert gehabt und das wird bestimmt auch noch so bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass von heute auf morgen der Konsumbedarf einer ganzen Nation mit legal angebautem Marihuana gedeckt werden kann. Und wer weiß welche Sorten angebaut werden dürfen und welche nicht. Wenn das Zeug nicht gut oder stark genug ist, dann werden die Leute sich irgendwo entsprechendes Zeug besorgen.

Hanfverband Hamburg: Welche “Kämpfe gegen Cannabis” wurden zu Recht gewonnen, bzw. welche Verbesserungen sind durch die Strafverfolgung ihrer Meinung nach eingetreten?

Stefan K.: Im Bereich des Straßenverkehrs ist jeder Überführte (egal ob Alkohol – oder Drogen) ein Erfolg. Berauschten Leute sollten nicht am Straßenverkehr teilnehmen. Im Bereich des Handels mit BtM in nicht geringer Menge sehe ich das genauso, da ich nie ein BtM-Händler hatte, der nur Cannabis verkauft hat, sondern auch andere illegale Substanzen.

Hanfverband Hamburg: Die Zahl der Konsumenten steigt trotz ebenso steigender Repression. Ist folglich die Prohibition in ihren Augen der falsche Ansatz?

Stefan K.: Dank der vielen Studien bin ich mittlerweile für eine Legalisierung.

Hanfverband Hamburg: Welche wissenschaftlichen Erkenntnisse über die medizinische Wirkung von Cannabis sind ihnen bekannt?

Stefan K.: Einige… durch die Arbeit kenne ich auch welche die ein Rezept haben und Erfolg in der Therapie haben.

Hanfverband Hamburg: Welche Verantwortung sehen sie in der Politik bezüglich ihrer zukünftigen Arbeit kurz vor und nach der Legalisierung ?

Stefan K.: Ich hätte mir gerne ein klares politisches Signal schon jetzt erhofft. Ich denke, dass es schon jetzt Möglichkeiten geben sollte alle Besitz-Verfahren bei Personen über 18 Jahren, unter 5 g, nicht mehr Anzeigepflichtig zu machen. Die Politik sollte es auch möglich machen, dass der Anbau von Marihuana in Deutschland, wirtschaftlich gesehen, rentabel ist und Arbeitsplätze schafft. Ein Reinheitsgebot wäre sinnvoll, genauso wie eine Zweckbindung der Steuereinnahmen an die Suchtprävention und Forschung.

Hanfverband Hamburg: Wie stellt sich der Umgang mit Cannabis Konsumenten im Vergleich zu alkoholisierten Personen in Arbeitsalltag der Polizei dar?

Stefan K.: Personen die unter dem Einfluss von Alkohol und/oder Drogen stehen, sind immer mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Da habe ich schon viele Extreme und heftige Gefühlsschwankungen gesehen. Am entspanntesten ist der Umgang mit frisch zugedröhnten Dauerkiffern.

Hanfverband Hamburg: Welche zusätzlichen Straftaten sehen Sie in Bezug zu Cannabis/Cannabiskonsum (Beschaffungskriminalität, Gewalttaten, Verkehrsdelikte etc.) und wie schwer sind diese im Vergleich zu anderen Drogen (auch Alkohol).

Stefan K.: Die Beschaffungskriminalität unterscheidet sich meiner Meinung nach schon zu Alkoholabhängigen. Der Alkoholsüchtige kann in jeden Lebensmittelladen gehen und dort Alkohol entwenden. Dies kann der Cannabiskonsument nicht. Entweder ist sein Dealer auch Hehler also tauscht Diebesgut gegen Drogen oder er nimmt Bares evtl. auch Dienstleistungen als Bezahlung.

Hanfverband Hamburg: Wie viel Dienstzeit ,schätzen Sie, wird im normalen Polizisten-Alltag dafür aufgewandt Drogendelikte zu verfolgen?

Stefan K.: Zu viel, wenn man Dienstzeit und Strafen/Verurteilungen in Bezug zueinander setzt.

Ihre Zeit zu verschwenden trägt natürlich ganz und gar nicht zu einer Verbesserung der Sicherheit bei, das stimmt…

Wir danken ihnen für das kleine Interview und hoffen, dass noch viel mehr Kollegen von ihnen, wenn sie es noch nicht tun, bald positiv in Richtung Legalisierung schauen.

Denn letztendlich wollen wir doch alle das gleiche: Eine Welt, die durch die Polizei sicherer gemacht wird und keine schädliche und sinnlose Verfolgung von harmlosen Mitmenschen, nur weil sie eine andere Droge bevorzugen als Alkohol.

Steffen Geyer

Unser heutiger Interviewpartner Steffen Geyer gehört sicherlich zu den aktivsten unter den deutschen Aktivisten.

Wer schon etwas länger dabei ist, der kam allein aufgrund seiner auffälligen Optik, den langen roten Dreadlocks, nicht umhin ihn zu erkennen.

Auch wenn die Frisur sich geändert hat, ist sein Wille, die Legalisierung endlich in trockene Tücher zu bringen ungebrochen.

Seit mittlerweile Jahrzehnten ist der 42 jährige Berliner Mitorganisator der Hanfparade, engagiert sich im Hanfmuseum und hat zu jeder Zeit ein offenes Ohr für Menschen die Fragen zu Cannabis, oder Probleme mit z.B. Strafverfolgung, oder der medizinischen Verordnung haben.

Natürlich findet man ihn auf allen gängigen Social Media Plattformen, er berät, klärt auf, bringt sich ein wo er nur kann.

Es ist uns eine Freude ihn heute zu diesem Interview begrüßen zu dürfen.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Steffen: Wie so Viele – in der Schule. Kurz nach meinem 15. Geburtstag nahm ich auf Partys Leute wahr, die statt zum Bier zu merkwürdig geformten Zigaretten griffen. Ich lernte, dass das Kiffer sind und fand die cool, weil sie kein bisschen aggro waren, während der Rest der Party immer lauter und wilder wurde. Ein paar Tage später am 20.06.1994 habe ich auf dem Schulhof mein erstes Gras gekauft. Und dann stand ich mit zwei Freunden da und Keiner konnte bauen. (lacht)

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Steffen: Mitte der Neunziger gab es im Thüringer Wald höchstens drei, vier Mal im Jahr Marihuana. Den Rest des Jahres haben wir Haschisch geraucht. Und das war oft so räudig, dass Eimern normal war. Im Oktober 98 zog ich nach Berlin, lernte Angebot und Qualität in der Großstadt kennen und stieg auf Bongs um. Um die dann irgendwann zu Gunsten von Joints aufzugeben… Das muss so 2006 gewesen sein. Einen Vaporizer besitze ich nun auch schon 20 Jahre. Verschiedene Modelle, aktuell einen Mighty, aber da fehlt mir altem Nikotinisten der Tabak.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Steffen: Im Grunde ist die Polizei schuld, dass ich Aktivist bin… und eine Exfreundin, aber das ist ´ne andere Geschichte… 1997 war ich Wehrpflichtiger und im tiefsten Bayern stationiert. Auf dem sonntäglichen Weg in die Kaserne geriet ich in Nürnberg in eine Bahnhofsrazzia. Dabei fanden die Beamten in meinem Gepäck 4,9 Gramm Haschisch – meinen Wochenvorrat. Ihr könnt euch das Theater sicher vorstellen: Ein Soldat, in Bayern, mit Haschgift… Die Reaktion der militärischen und zivilen Behörden war so kafkaesk, so übertrieben, dass ich mir bis heute daraus die Verpflichtung ableite, Dritten mein Schicksal ersparen zu helfen. Anekdoten mit Polizei könnte ich noch Dutzende erzählen, aber die erste Verhaftung war für mich ein einschneidendes Erlebnis.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Steffen: Da komm ich ja doch noch dazu, den Teil mit der Exfreundin zu erzählen. Beteiligt habe ich mich schon seit 97 an einschlägigen Events. Allerdings nur als Teilnehmer. Zur ersten Hanfparade sind wir sogar mit ´nem Bus voller Soldaten gefahren. Auch nach dem Studienbeginn in Berlin gab es erst mal genug andere Sachen zu entdecken, aber dann hatte ich ´ne Beziehung mit einer Frau, die bei Greenpeace aktiv war. Und die ging jeden Mittwoch Abend die Welt retten, während ich alleine daheim Playstation gezockt habe. Das hat gewurmt und wie der Zufall so spielt, traf sich das Orga – Team der Hanfparade ebenfalls jeden Mittwoch Abend. Also ging ich Mitte März 2001 eines Tages ins Hanfmuseum und fragte, ob die Hilfe brauchen. Metaphorisch gesprochen bin ich seitdem nie wieder da raus gekommen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Steffen: Ich sehe mich als Teil der Abteilung “Agitation und Propaganda” (lacht) oder etwas bürgerlicher formuliert: Ich beschäftige mich mit Bildung, Aufklärung, Veranstaltungsmanagement und Hilfe zur Selbsthilfe. Im Laufe der Jahre habe ich dabei ´ne Menge Platz im Lebenslauf mit Drogenpolitik gefüllt. Ich bin mehr als zwei Jahrzehnte bei Hanfparade und Hanf Museum aktiv. Habe im Verein für Drogenpolitik, bei ENCOD, der Grünen Hilfe und diversen Nutzhanf- und Patientenorgas mitgewirkt. War 2004-9 der einzige Angestellte des DHV. Habe vor neun Jahren die Cannabiskultour durchgeführt. Unzählige Podiumsdiskussionen, Mediengespräche, Interviews hinter mir. Dazu eigene Veröffentlichungen, Texte, Videos, Podcasts, Reden. Ich habe der Piratenpartei 2010 geholfen ihr suchtpolitisches Programm zu finden. Bin früher viel in Hanfforen aktiv gewesen, seit mehr als zehn Jahren in verschiedenen sozialen Netzwerken “fleißig”. Ich mache Rechtsberatung und Medientraining, berate StartUps… Ich schreibe Gesetzentwürfe und bastel Layout für Flyer oder Poster, habe Webseiten gestrickt… Die Liste ist lang.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Steffen: Nein. Zumindest, nicht dass ich wüsste. Mitunter mediziniert man sich ja unbewusst. Ich habe viel mit PatientInnen zu tun, aber ich selbst will „als Gesunder kiffen dürfen“.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert, auch ohne dass du Patient bist?

Steffen: Ich kiffe jetzt bald 28 Jahre, das sind zwei Drittel meines Lebens und kein Ende in Sicht. Wenn Cannabiskonsum einem keine subjektiven Vorteile bringt, dann hört man doch zügig wieder damit auf… Mein Eindruck ist, dass mich Cannabis gelassener macht. Damit meine ich nicht das Mir-doch-egal-Klischee sondern, dass Cannabis mir hilft, mit mir und der Welt geduldiger zu sein. Die gleichen Fragen ein tausendstes Mal zu beantworten oder wenn Mal wieder wer ´ne Kiste voller „Man-müsste-mal-Ideen“ hat und dabei keinen Moment “ich werde” denkt. Ohne Cannabis wäre ich wahrscheinlich ein unangenehmerer Mensch. Und ich bin so schon nicht der Bequemste.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Steffen: Gegenfrage: Welches Rauschmittel wird für die KonsumentInnen oder die Gesellschaft risikoärmer, wenn wir Jugendschutz, Verbraucherschutz und Qualitätskontrolle der Mafia überlassen? Ich kenne keins. Die Legalisierung von Cannabis, die Emanzipation der NutzerInnen und die Schaffung eines Hanfmarkts ohne Strafverfolgung dürfen meiner Meinung nach nur der Anfang eines grundlegenden Politikwechsels sein – weg von den Verboten, Abstinenzdogma und der Jagd auf DrogengebraucherInnen, hin zu einer akzeptierenden aufklärerischen Suchtvermeidungspolitik. Mit Drogen lebt es sich im Zweifel gesünder als ohne ihre vielfältigen Wirkungen. Und ohne Drogenverbote leben selbst jene besser, die gar keine Drogen nehmen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Steffen: Die Bundesrepublik steht vor einer historischen Chance – wie auch immer wir in Sachen Legalisierung handeln, wird Vorbild für viele unserer europäischen Nachbarn sein – und ich fürchte, dass wir dabei sind, diese einmalige Chance zu verkacken.

Bislang gibt es ja nur den Entwurf der Grünen, das Cannabiskontrollgesetz, und der ist weit davon entfernt, das Prädikat „Legalisierung“ tragen zu dürfen. Vielmehr sehe ich in ihm den Versuch, Cannabisgenuss trotz formaler „Erlaubnis“ möglichst unattraktiv zu machen. Der Entwurf ist vermeidbar bürokratisch, im Vergleich zum Umgang mit Alkohol und Tabak geradezu verfassungswidrig streng und sichtlich bemüht, all jene von der Kuchenverteilung fern zu halten, die bisher Millionen Deutsche zuverlässig mit Cannabisprodukten versorgen.

Es ist schade, dass weder die Sozen noch die Liberalen da irgendetwas dagegenhalten. Als Aktivist mache ich natürlich Vorschläge, artikuliere meinen Unmut und nerve mit Kritik, aber über meine Wirkmacht als Einzelner mache ich mir keine Illusionen. Wenn es nach mir ginge, würde Cannabis rechtlich mit Tabak gleichgestellt und gut ist. Die Regierung ist aber wild entschlossen, das Rad neu zu erfinden.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Steffen: Aktivismus ist Arbeit und für die gilt: “Wenn Arbeit was Geiles wäre, würden die Reichen sie für sich behalten.” Klar ist es nicht jeden Tag leicht, legalisierungsmäßig produktiv zu sein. Dazu kommt das Ehrenamtlichendilemma, ständig mit mehr Ungerechtigkeit konfrontiert zu werden, als man ertragen kann. Und irgendwie muss ja auch der Kühlschrank gefüllt und die Miete bezahlt werden.

Wenn dann Aktionen kein Echo finden; wenn die mühsam erdachte Kampagne verpufft; wenn Leute, deren Eltern sich auf deinem Event kennengelernt haben, sagen, ich müsste erst mal was leisten – es gibt so Tage, da fällt es mir schwer, weiter Hoffnung zu verbreiten. Den schwersten Moment meiner an Tiefschlägen reichen “Karriere” hatte ich in Hamburg. Als ich da 2012 mit der Cannabiskultour Station gemacht habe und die Demo loszog… Da waren nur so 150 Leute und die haben sich alle hinter dem Wagen aufgestellt. War schon richtig, schließlich gab es da die Musik, aber die komplette Demo passte in meinen toten Winkel und für mich sah das so aus, als wäre ich alleine…

Trotz Millionenstadt und Promo und Kontakten zu lokalen Gruppen. Damals hab ich hinterm Steuer gesessen und Rotz und Knoblauch geheult. Wenn mich an dem Tag nicht zufällig meine damalige Freundin mit einem Besuch überrascht hätte, würden wir heute vermutlich nicht miteinander sprechen. Neue Motivation krieg ich zwei, drei Mal pro Tag, wenn wieder das Telefon klingelt und wieder wer Stress mit den Cops hat oder wieder kranke Menschen von Krankenkassen abserviert werden oder oder oder. Es erschreckt mich auch nach über zwanzig Jahren noch, wie viele Menschen unter dem Unrecht Hanfverbot leiden.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?

Steffen: Das notorische Verstoßen gegen Gesetze geht nicht spurlos am Privatleben vorbei. Gerade als Jugendlicher wächst da schnell ein Freundeskreis, in dem alle im gleichen Boot sitzen. In dem Andere wiederum nicht sitzen wollen und dann verschwinden. Irgendwann hat sich das geändert. Ich bin ja schon früh sehr sichtbar aktiv gewesen und das beeinflusst, wie Menschen auf einen zugehen. Ich habe unter AktivistInnen wie Betroffenen Freunde gefunden, weit mehr als ich durch meinen Umgang mit Cannabis verloren habe.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Steffen: Ich habe einen Sohn. Der ist siebeneinhalb und kriegt inzwischen mit, was Papa so treibt. Für den ist Hanf ein anderer Tabak und was für Erwachsene. Ich versuche, da möglichst offen mit umzugehen. Schon, dass der Junge seinen eigenen Konsum später nicht versteckt. Mir ist aber klar, dass ich in einer privilegierten Position bin. In Berlin kräht eh kein Hahn danach, wer kifft und als Erste-Reihe-Aktivist bin ich lang schon ein gebranntes Kind… Die berühmte alleinerziehende Mutter auf’m Dorf in Dunkeldeutschland hat es ungleich schwerer, zu sich und dem Nachwuchs ehrlich zu sein.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Steffen: Knifflig. Im Grunde muss das drüber Sprechen losgehen, wenn die Kinder anfangen zu sprechen. Altersgerechte Wahrheiten oder ehrlicher „Lügen für Kinder“. Spätestens im Kindergarten erzählen die ja eh, was sie so Zuhause erleben und da ist es meiner Meinung nach wichtig, dass Kinder wissen, was man besser nicht Jedem erzählt. Das setzt aber voraus, dass die Eltern den Mut haben, ihren Eigenkonsum (auch vor dem Kind) kritisch zu hinterfragen. Je älter der Nachwuchs umso aufrichtiger muss man da sein. Die sind ja nicht doof und spüren sehr genau, wann man sie und wann man sich selbst belügt. Konzepte wie Punktnüchternheit, mögliche Gesundheitsrisiken und strafrechtliche Folgen… Ich möchte nicht, dass mein Junge so etwas von Polizisten lernt. Letztlich ist „über Drogen reden“ der beste Schutz vor heimlichem Missbrauch und Vertrauen zu den Erziehenden einer der wichtigsten Bausteine niedrigschwelliger Suchthilfe. Wer seinen Kindern den eigenen Drogenkonsum verschweigt, um sie zu schützen, bringt sie in Gefahr!

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Steffen: Effektiver Jugendschutz ist eine der wichtigsten Neuerungen, die wir LegalisiererInnen zu erreichen hoffen. Dafür muss das Einstiegsalter für den Legalmarkt möglichst nah am realen Einstiegsalter sein. Angesichts der Zustände an unseren Schulen und ihrer mehr oder weniger offenen Drogenszenen scheint mir 16 Jahre fast schon zu hoch gegriffen. Die Politik will indes davon nichts wissen und peilt 18 Jahre an. Wenn es so kommt, dürfen Jugendliche zwar Heiraten, Kreditverträge abschließen oder als Soldat für Deutschland sterben – der risikoarme Joint bleibt ihnen jedoch verwehrt. Fast noch wichtiger als die konkrete Zahl ist es meiner Meinung nach, die juristische Verfolgung der jungen KonsumentInnen zu beenden.

Strafverfolgung verfestigt Konsumgruppen – das gemeinsam begangene Verbrechen schweißt zusammen – und beeinträchtigt Prävention wie Suchthilfe. Bei Alkohol und Tabak agiert unsere Gesellschaft schlauer. Da wird nicht der jugendliche Konsument bestraft sondern nur die, die ihm die verbotene Ware beschaffen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Steffen: Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde Cannabis noch heute aus dem BtMG gestrichen. Anschließend schreiben wir es überall da ins Jugendschutzgesetz, wo heute Tabak steht. Und am Tag danach ergänzen wir die Tabakanbauverordnung, -steuergesetze usw. nach dem gleichen Prinzip.

Alles keine Raketenwissenschaft, die Behörden und Kommunalverwaltungen müssen keine neuen Gesetze lernen… Legalisieren kann ganz einfach sein. Wenn eine Regierung dies denn tatsächlich will. Wichtig ist mir, dass dabei Diejenigen nicht vergessen werden, die in den letzten 50 Jahren wegen Cannabis vor Gericht oder im Knast gelitten haben. Ohne Generalamnestie, ohne Einstellung aller laufenden Verfahren, ohne Wiedergutmachung des amtlich verursachten Unrechts – kurz ohne Rehabilitierung der Opfer des Hanfverbots, bleibt die Legalisierung unvollständig. Da müssen wir KonsumentInnen uns in den kommenden Monaten hörbar für unsere GärtnerInnen und FachhändlerInnen stark machen. Last but not least müssen die internationalen Absprachen zu Drogen, allen voran die „UN Single Convention on narcotic Drugs“, auf den Müllhaufen der Geschichte. Deutsche Cannabisjäger verursachen ja nicht nur hierzulande menschliches Leid.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Steffen: So lange ich beim Händler meines Vertrauens nicht sagen kann „von dem X, das es letzte Woche gab, hätt´ ich gern noch ´ne Handvoll“ so lange ist es mir Wurst welche klangvollen Bezeichner der seinen Produkten gibt. Ich kaufe schlicht Gras. Oder von mir aus „gutes Gras“. Vielleicht würde ich mir mehr aus Sorten machen, wenn ich selbst anbauen würde, aber damit habe ich keine Erfahrungen und auch kein ausreichendes Interesse.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Steffen: Meine Oma würde jetzt sagen: „Wer will, findet Wege, wer nicht will, Ausreden.“ Und ich neige dazu, ihr zuzustimmen. Ja, theoretisch besteht die Möglichkeit, dass legales politisches Engagement zugunsten der Legalisierung zu sozialen „Strafmaßnahmen“, zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führt, aber in der Praxis kenne ich keineN dem die Teilnahme an einschlägigen Events auf die Füße gefallen wäre. Dazu kommt, dass Deutschlands AktivistInnennetzwerk eng genug geknüpft ist, um Leute aufzufangen. Es ist indes geradezu typisch für die Szene, dass es erst problematischen Kontakt mit Cannabisverfolgern braucht, bis der Mut für eigenes Engagement reicht. Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus, habe ich das Ausmaß der Grundrechtsverletzungen im Namen der Nüchternheit doch auch erst kapiert, als es mich traf.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Steffen: Wer heute mit Cannabis anfangen will, sollte eines nicht tun – es mit Tabak mischen. Das ist ein Suchthilfealptraum und der wichtigste klar benennbare Risikofaktor für eine Abhängigkeitserkrankung. Gerade am Anfang sollte man den Konsum im Zeitverlauf im Auge behalten. „Wann kiffe ich? Warum kiffe ich? Wie viel kiffe ich?“ sind Fragen deren regelmäßige Beantwortung hilft, mögliche Probleme früh zu erkennen. Ansonsten rate ich dazu, sich mit Absicht ein paar nichtkonsumierende Freunde und cannabisfreie Aktivitäten zu erhalten. Schon, dass man für Konsumpausen Sozialkontakte hat, deren Leben sich nicht um Joint oder Bong dreht. Was noch? Wenn es geht, sprecht mit euren Eltern oder Onkel, Tante, Nachbarn. Die meisten Erwachsenen haben irgendwann selbst Mal probiert und werden eure Ehrlichkeit honorieren. Im Notfall sind Leute wie ich da, um z.B. telefonisch oder bei einem Besuch im Hanf Museum Ängste abzubauen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Steffen: Eine? Hunderte. (lacht) Aber den „Opa erzählt vom Krieg“-Teil heben wir uns lieber für einen anderen Tag auf. Bis hier liest ja eh keiner.

Steffen, wir danken dir für dieses kurze Interview! Bleib weiter so aktiv wie bisher. Und gesund natürlich.

Christian Stopperka

Unser Vize – Sprecher Christian weiß genau, welche Vorteile eine Legalisierung von Cannabis hätte. Regelmäßig reist er in die USA und besucht Freunde in Oakland (Kalifornien).

Seit 2016 ist dort der Freizeitkonsum legal und alle volljährigen Personen können ganz entspannt ihr Gras in Fachgeschäften kaufen. Dies will Christian auch für Deutschland.

Aber Cannabis ist für ihn nicht nur Freizeitspaß. Gesundheitlich hat Christian das leben schon böse mitgespielt und Cannabis hilft dem 56 jährigen sehr.

Schön, dass auch du dich in unserer Interview – Reihe verewigst!!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Christian: In der Schule durch Freunde.

Eigentlich wusste ich schon mit ungefähr 14 Jahren dass ich Drogen ausprobieren wollte. Ich fing an mich mit Literatur zu beschäftigen in denen es um Drogen ging. So Klassiker halt, wie Carlos Castaneda, Huxley, Leary usw. Mir mangelte es eigentlich nur an der Gelegenheit 😇. Als ich dann mit 15 in eine neue Schule kam, lernte ich ziemlich schnell die Leute kennen, die mit Haschisch zu tun hatten (Anfang der 80ger gab es in Deutschland kein Gras).
Ich war definitiv zu jung damals, weil relativ schnell kamen andere Drogen hinzu, aber eigentlich nur weil es bei meinem damaligen “Händler” eigentlich alles gab was der Markt zu bieten hatte. Bei einer Legalisierung wäre das wohl anders gelaufen.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?


Christian: Natürlich. Ich hab zuerst wie alle zu dieser Zeit, wir reden hier von Anfang der 80er , mit Tabak geraucht. Zu dieser Zeit gab es quasi auch kein Gras sondern ausschließlich Hasch. Das hat sich definitiv geändert. Ich konsumiere heute fast ausschließlich ohne Tabak. Auch Haschisch.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Christian: Nicht wegen Cannabis, aber wegen anderer Substanzen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Christian: Eigentlich meine regelmäßigen Reisen in die USA. Was die schaffen, sollten wir auch schaffen. Tatsächlich war ich in den 80gern schon mal aktiv, damals bei den jung Demokraten der damaligen Jugend Organisation der FDP. Der Slogan war “Kein Knast für Hasch“.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Christian: Ich bin aktiv in der Hamburger Ortsgruppe und auf meinem Twitter Account. Auch in der Familie versuche ich Aufklärungsarbeit zu betreiben.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Christian: Ja, allerdings Selbstzahler. Ich stelle demnächst meinen zweiten Antrag bei der AOK.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Christian: Ja, deutlich vor allem ohne Nebenwirkungen.

Mein erster Antrag auf medizinisches Cannabis wurde erst vom Sachbearbeiter abgelehnt, dann vom MDK der AOK Niedersachsen und zu guter Letzt auch vom Sozialgericht.
Ich habe 2 künstliche Hüftgelenke, fortgeschrittene Arthrose in der Wirbelsäule Spinal – Kanal Verengung und ich leide seit vielen Jahren an chronischen Schmerzen. Ich habe meiner Meinung alles durch. Austherapiert sozusagen.

Zum Verhängnis wurde mir eine lange zurückliegende Opiatabhängigkeit. Witzig denn opiathaltige Pillen waren kein Problem, und dass ich noch nicht bei einem Schmerz Therapeuten war..
Wenn der Geldbeutel es zulässt beziehe ich medizinisches Cannabis auf Privatrezept für wohlgemerkt knapp 17 €das Gramm um offiziell zu bestätigen, dass mir Cannabis sehr gut hilft. Der Schmerzthherapeut ist auch abgehakt. War ein Pillen-Freak. Ich sollte 6-8 Novo Sulfun täglich nehmen dazu bei Bedarf Tillidin und ums rund zu machen zum Schlafen noch ein

Anti – Depressivum.
Auf meine Frage, wie lange das so weitergehen soll, sagte er: Bis an ihr Lebensende!
OK Ich habe dass dann tatsächlich 10 Tage durchgezogen. Mit dem Ergebnis, dass ich mich wie eine Chemie Fabrik gefühlt habe. Urin stank, unreine Haut, Übelkeit usw. Der 2. Antrag ist gestellt. Ich denke, dass es diesmal klappt. Weil mit Cannabis habe ich sozusagen den Schmerz vergessen, habe Hunger und kann einigermaßen schlafen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Christian: Ich bin für die Legalisierung von allen Drogen.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Christian: Momentan stehen die Chancen glaube ich ganz gut. Hoffe sie verkacken es nicht wieder…

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Christian: Ganz ehrlich, bei unserer letzten Demo war ich schon ein wenig enttäuscht von der Teilnehmerzahl, aber nun gut. Man muss sich wohl zusätzlich andere Dinge überlegen.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Christian: Nein im Großen und Ganzen nicht.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Christian: Ab 18 Jahren, wie bei Alkohol.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Christian: Selber Preis wie auf dem Schwarzmarkt, am besten natürlich günstiger. In Kalifornien ist die Steuer beispielsweise definitiv zu hoch, da stirbt der Grau – Markt vorerst nicht.

Das ursprüngliche spanische CSC Modell fand ich ganz gut, aber machen wir uns nichts vor, wir leben in einem kapitalistischen System und im Falle einer Legalisierung wird über die Jahre, Big Money wohl den Ton angeben.
Und Dispencerys sind natürlich schon toll. Als ich das erste Mal in einer gewesen bin, fühlte ich mich wie ein kleiner Junge im Spielzeugladen.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Christian: Starke Indica Strains gerade wenn die kalte Jahreszeit losgeht. Im Sommer auch gerne mal ne leckere Sativa.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Christian: Ich denke man muss nicht mit Anzeigen rechnen wenn man diesbezüglich sein Gesicht zeigt. Mir ist kein Fall bekannt. Auch in der Familie kann man aufklären und sonst geht auch immer eine Spende. Unsere OG würde sich freuen..

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Christian: Anbauen. Ich bin der Meinung, dass es nicht illegal sein kann eine Pflanze anzubauen und obwohl ich Großstadt – Kind bin liebe ich das Gärtnern. Es ist einfach toll wenn man die “Früchte” seiner Arbeit ernten kann. Na schauen wir mal wie es weiter geht…

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Christian: Am besten wäre es natürlich wenn man sich sicher sein könnte dass das Weed nicht gestreckt ist. Das geht in Zeiten der Prohibition eher schlecht, also zusehen dass es aus einigermaßen bekannter Quelle kommt. Und nicht to much!

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Christian: In Oakland 2018 im ersten Jahr der Legalisierung für den Freizeitgebrauch saß ich bei meiner guten Freundin Diana auf der Terrasse und rollte gerade einen Joint. In dem Moment kam irgendeine Frau vom Amt und sagte: „Don’t worry, it is legal 🌞So etwas wünsche ich mir für Deutschland, nein die ganze Welt!!

Danke Christian, dass du mitgemacht hast!

Jason Schick

Wer sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzen möchte, der kann dies auch ohne weiteres relativ anonym tun.

Dies zeigt unser heutiger Interview – Partner „Jason Schick“.

Seinen echten Namen hält der 51 jährige im Internet geheim, was durchaus legitim ist, ist das Thema Cannabis doch leider noch nicht für jeden gesellschaftsfähig genug.

Doch auch so lässt sich etwas bewegen, sei es auf Social Media, oder anderen digitalen Medien. Aufklärung und Hilfestellung gehören zu seinen täglichen Aktivitäten.

Wer einen Leidensweg wie er hinter sich hat und durch Cannabis Linderung erfährt, der kann wohl auch schlecht zu dem Thema schweigen.

Und so freuen wir uns, euch heute dieses kleine Interview mit ihm zu präsentieren.

Viel Spaß!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Jason: Ich habe mit der Wiedervereinigung den wirtschaftlichen Anschluss verpasst. Da war ich 20 Jahre alt. In den Folgejahren lernte ich einen inzwischen sehr guten Freund kennen. Als ich dann 24 Jahre alt war, saßen wir bei einem gemeinsamen Kumpel im Keller mit selbst gebauter Rohrbong. Das war mein erster Kontakt mit Cannabis.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Jason: In den Anfangsjahren war der Konsum sehr sporadisch. Aber es tat mir merklich vor allem psychisch gut. Inzwischen kommen chronische körperliche Beschwerden hinzu, sodass mein Konsum im Laufe der Jahre gestiegen ist. Aber ich achte auch auf Konsumpausen. Vor allem wenn ich merke, dass bei gleicher Menge die gewünschte Wirkung nachlässt oder gar ausbleibt. Das halte ich für extrem wichtig.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Jason: Seltsamer Weise bisher noch nie.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Jason: Da gibt es viele Gründe. Zum einen finde ich die staatliche Bevormundung erwachsener und somit mündiger Bürger absolut falsch. Zum anderen nutze ich es, wie schon angedeutet, zur Selbstmedikation. Leider finde ich in der Bundeshauptstadt keinen Arzt, der mich dahingehend unterstützt. Und da bin ich leider kein Einzelfall. Vor allem für medizinisch Betroffene müssen die Hürden des Zugangs noch erheblich gesenkt werden.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Jason: Da ich langzeitarbeitslos bin, kann ich wichtige Projekte wie den Deutschen Hanfverband leider nicht finanziell unterstützen. Zudem beschränken mich Hals- und Lendenwirbelsäulensyndrom sowie beidseitige Hackensporne an der aktiven Arbeit. Aber ich setze mich öffentlich, insbesondere im Social Media Facebook intensiv für eine verbraucher- und patientenfreundliche Drogenpolitik ein. Ich moderiere bzw. administriere einige einschlägige Gruppen und versuche bei Rechtsproblemen mit Tipps nach bestem Wissen zu helfen, auch wenn ich kein Jurist bin. Trotz meiner Einschränkungen versuche ich aber zumindest an der jährlichen Hanfparade teilzunehmen.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Jason: Nein. Aber nach Auffassung von Freunden und Bekannten, die mein gesamtes Krankheitsbild kennen, sollte ich es eigentlich sein. Zu den bereits erwähnten körperlichen Einschränkungen kommen noch massive psychische Belastungen aufgrund mehrerer Traumata aus meiner Kindheit hinzu. Dazu gehören vor allem nicht therapierbare posttraumatische Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen und eine latente Neigung zur Depression. Die Ursachen der psychischen Erkrankungen in vollem Umfang zu benennen, würde hier vermutlich zu weit führen. Also beschränke ich mich mal auf die wesentlichsten Auslöser. Meine Mutter selbst ist psychisch gestört. Sie war alleinerziehend mit drei Kindern heillos überlastet und bekam von der staatlichen Jugendhilfe der DDR mehr Druck als Entlastung. Dieser Druck entlud sich nur all zu oft bei mir, da ich nicht in meinem lebhaften Verhalten nicht ihren Vorstellungen entsprach. Dazu möchte ich anmerken, dass ich mein erstes Trauma erfuhr als ich mit nicht einmal sechs Jahren aus meinem elterlichen Umfeld ohne jedes Vorgespräch regelrecht gerissen wurde. Damit landete ich als drittes der drei Kinder in einem staatlichen Kinderheim. Den Höhepunkt der Belastungen meiner Mutter erfuhr ich im Alter von 12 Jahren in den Sommerferien als meine Mutter, nachdem ich Warnungen ignorierend mit gesundem Geschwisterneid mir zu viel Essen genommen hatte. Meine Mutter zwang mich weiter zu essen, obwohl ich längst satt war, indem sie mit einem Holzhandfeger auf mich einprügelte. Sie hörte damit auch nicht auf, nachdem ich mich ins Essen erbrochen hatte und zwang mich prügelnd weiter zu essen. Irgendwann barst der Handfeger auf meinem Rücken. Als sie dann mit einem Hockerbein aus Aluminium weiter auf mich einprügeln wollte, schritt mein Bruder, damals 19 Jahre alt, ein. Aber das Urvertrauen war damit zerstört und wirkt bis heute nach. Wer sich mit den staatlichen Kinderheimen der DDR befasst – ich war in insgesamt 10 Jahren und 10 Monaten in fünf verschiedenen Heimen, davon zwei für „Schwererziehbare“ – kann sich den dortigen Leidensdruck vorstellen, der ein weiterer Baustein meiner PTBS war. Mit der Wiedervereinigung verpasste ich den Anschluss auf dem Arbeitsmarkt und stürzte irgendwann in eine Depression. Diese fand ihren Höhepunkt im Sommer 1993. Über sechs Wochen schlief ich in Etappen etwa 20 Stunden am Tag, wobei die Wachphasen nicht länger als 30 bis 60 Minuten anhielten. Es war verdammt harte Arbeit da wieder herauszukommen. Als mein erster Sohn geboren wurde und wir im Chaos der frisch bezogenen Wohnung mit Säugling saßen, wuchs mir alles über den Kopf. Ich fühlte mich überfordert und begab mich in Psychotherapie, um die Fehler meiner Mutter nicht zu wiederholen. Die Psychiaterin lehnte jedwede Therapie mit Cannabis ab und verschrieb mir ein Antidepressivum mit dem Hauptwirkstoff Duloxetin. Dies hatte dermaßen heftige Nebenwirkungen, vor allem Schwindelanfälle – ich wäre am ersten Tag der Einnahme fast auf mein Kind gestürzt -, dass ich es nach zwei Wochen wieder absetzte und mich notgedrungen vom Schwarzmarkt (wieder) mit Cannabis versorgte.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Jason: Zur PTBS gehören bei mir hauptsächlich Einschlafstörungen. Wenn ich abends im Bett liege, führe ich fiktive Streitgespräche mit Menschen aus meiner Vergangenheit und Gegenwart, die Teil meiner PTBS sind. Ich nenne das „Kopfkino“. Dieses Kopfkino hindert mich am einschlafen und kann ich mittels Cannabis super abschalten. Auch gegen meine Rückschmerzen hilft mir Cannabis sehr gut.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Jason: Aufgrund meiner psychischen Störungen bin ich extrem vorsichtig bezüglich Drogen. Mich reizen zwar Pilze oder andere Naturrauschmittel. Aber da ist das Setting besonders wichtig für mich. Neue mir bisher nicht bekannte Drogen würde ich nicht unbegleitet probieren wollen. Zu Drogen allgemein befasse ich mich schon länger mit dem portugiesischen Modell. Der damit erzielte Erfolg spricht für sich.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Jason: Deutschland verpasst mit seiner Repressionspolitik viele Chancen. Das fängt bei versäumten Steuereinnahmen an, mit welchen man objektive Aufklärungsarbeit und sogar noch mehr finanzieren könnte. Hier verwiese ich auf die Zahlen aus Colorado (USA). Ebenso ignoriert man permanent, dass ja bereits die Alkoholprohibition in den USA seinerzeit gescheitert ist. Die Prohibitionskosten für die Steuerzahlenden sind immens. Polizeien und Gerichte werden mit Verfahren, insbesondere gegen Konsumierende, von anderen wichtigeren Strafverfolgungen abgehalten. Das muss ein Ende finden. Selbst die alte SPD öffnet sich einer anderen Drogenpolitik. Nur erzkonservative Parteien wie CDU/CSU und AfD halten an der aktuellen Drogenpolitik fest. Da sie aber damit inzwischen in der Unterzahl sind, bin ich zuversichtlich, dass sich in absehbarer Zeit in Deutschland etwas ändern wird.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Jason: Nein, niemals. Nach meinem Erstkontakt mit Cannabis und der im Grunde sofortigen positiven Wirkung auf meine (depressive) Psyche wollte ich unbedingt, dass erwachsene Menschen Zugang dazu bekommen. Es macht einfach eine positive Grundstimmung, die somit auch leistungsfördernd und daher auch ein Motor für die Arbeitswelt ist.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Jason: Nein, eigentlich nicht. Ich habe ohnehin nur sehr wenige Freunde im realen Leben, die entsprechend wohl gewählt sind. Wer von denen selbst nicht konsumiert, kennt aber die Hauptgründe für meinen Konsum und hat damit auch keine Probleme.

Hanfverband Hamburg: (Wenn du Kinder hast) Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Jason: Wir rauchen ja prinzipiell nicht in der Wohnung. Immerhin haben wir einen Balkon. Meine Kinder sind zu klein, um alle Gründe meines Konsums zu verstehen. Also beschränken wir uns auf die körperlichen Einschränkungen als Erklärung (meinen psychosomatischen Reizmagen sollte ich hier mal erwähnen, der von Schmerztabletten nur zusätzlich belastet würde). Damit kommen die Kinder klar.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Jason: Für mich gilt bei Kindern grundsätzlich, wenn es alt genug ist eine Frage zu stellen, dann ist es auch – altersgerecht verpackt – alt genug für die Antwort. Ob drei Jahre oder 13 spielt für mich dabei keine Rolle. Die Art der Antwort macht da nur den Unterschied.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Jason: Der Eintritt ins Erwachsenenalter wurde in der Kaiserzeit zwecks Wehrpflicht mal von 21 Jahren auf 18 Jahre gesenkt. Das kann, da wir schon lange keine Wehrpflicht mehr haben, endlich wieder revidiert werden. Auch ich hatte Reifeverzögerungen und halte daher diese drei Jahre nach oben für sinnvoll. Wir wissen aus Studien, dass das heranwachsende Gehirn vom Cannabiskonsum im Wachstum gebremst wird. Und wenn ich mich in den einschlägigen Gruppen auf Facebook umschaue, sehe ich meine These immer wieder bestätigt. Es mag zwar auch Ausnahmen in die andere Richtung, also frühreife Jugendliche und Jungerwachsene geben. Aber eher wäre ich dann für die Fahrerlaubnis ab 16 Jahren. Zumindest das hat sich ja in den USA recht gut bewährt.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Jason: Nach meiner Auffassung gehört das Betäubungsmittelgesetz fest in das Jugendschutzgesetz integriert. Nur dort hat einen sinnvollen Zweck zum Schutz der Jugend. In Einzelfällen sollte man aber auch Jugendlichen nicht den Zugang zu medizinischen Zwecken pauschal verwehren nach meiner negativen Erfahrung mit chemischem Psychopharmaka. Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit beinhaltet ja keine Pflicht. Es gibt viele leidende Menschen, weil Psychiater und Psychotherapeuten überlaufen sind und die Wartezeiten enorm lang sind. Zudem führen Drogen wie MDMA Leistungssteigerungen herbei, die dem Arbeitsmarkt zuträglich sind. Insofern gefällt mir das portugiesische Modell, welches nun schon seit 20 Jahren erfolgreich läuft, am besten.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Jason: Nein, nicht direkt. Ich bevorzuge zwar abends wegen der PTBS sedierende Indica-Sorten. Aber da der Schwarzmarkt ein wenig wie Lotto ist, habe ich auch schon auf erhellenden Sativa-Sorten erstaunlich kreative Erlebnisse gehabt.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Jason: Ich habe absolutes Verständnis für deren Bedenken. Wenn man aufmerksam die Medien zu diesem Thema verfolgt und immer wieder lesen muss, dass selbst anerkannte Cannabis-Patienten ständigen Schikanen ausgesetzt sind, dann möchte man das für sich selbst vermeiden. Was aber jeder Mitbürger und jede Mitbürgerin tun kann, ist bei Wahlen die Stimme einer Partei zu geben, die sich für das Ende dieser Prohibitionspolitik ausspricht.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Jason: Angesichts meiner prekären Lebenssituation würde ich zum Eigenanbau neigen. Allerdings braucht das erforderliche Equipment Startkapital, woran es schon scheitert. Insofern fürchte ich, dass ich bei gleichbleibender Sozialpolitik auf Fachgeschäfte angewiesen bleibe.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Jason: Mein wichtigster Tipp sind regelmäßige Konsumpausen. Eine Suchtveranlagung ist erblich. Mein Vater ist Alkoholiker. Schon von daher rate ich dringend zur sorgsamen Selbstreflexion. Dazu müssen aber die bestehenden Stigmata überwunden werden, sodass vor allem junge Menschen ohne Scheu und Angst vor Repressalien in eine Drogenberatungsstelle gehen und sagen können: „Ich glaube, ich habe meinen Drogenkonsum nicht im Griff. Bitte helft mir!“ Besser wäre es, offen mit den Eltern darüber zu reden. Bei allen Fehlern meiner Mutter hat sie auch einige Dinge richtig gemacht. So war es ihr lieber, dass ich kontrolliert Zigaretten rauche (damals war das noch ab 16 Jahren möglich), als dass ich unkontrolliert womöglich eine Nikotinvergiftung erleide.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Jason: Es war der erwähnte Erstkontakt. Da saßen wir also im Keller jenes Freundes, rauchten gemütlich die Bong und ich wartete völlig neugierig auf die Wirkung. Solange man dies aktiv tut, wird sie sich nach meiner Erfahrung nicht einstellen. Man muss irgendwie „loslassen“. Wartend fragte ich also meinen Freund, warum das Ding eigentlich „Bong“ heißt. Da damit aber die Erwartungshaltung weg war und ich also „losgelassen“ hatte, wusste ich es wenige Sekunden später. Zum ersten Mal war meine Depression für den Zeitraum des Rausches nicht mehr existent. Ich konnte mich vor innerer Schwere zwar nicht mehr wirklich bewegen. Aber der Kopf war schlagartig (BONG!) völlig frei. Meine Freunde lachten dann, was sehr ansteckend war.

Vielen Dank Jason, dass du dir für unser kleines Interview Zeit genommen hast!

Benno Tramm

Eine Einleitung zu mir selbst zu schreiben fühlt sich zwar irgendwie merkwürdig an, aber heute möchte ich mal kein Interview von euch, sondern mein eigenes präsentieren.

Ich bin noch nicht so lange wie manch alter Hase hier als Aktivist am Start, das ändert aber nichts daran, dass ich mit viel Herzblut dabei bin.

Ich bin 38 Jahre jung, lebe auf dem Land zwischen Bremen und Hamburg und arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Wenn ich mich für ein Thema interessiere und es mir wichtig ist, dann neige ich dazu, mich total hineinzusteigern. Beim Thema Cannabis ging das auch ziemlich flott, und so gehe ich wohl nicht nur meiner Frau, sondern auch dem einen, oder anderen Freund ständig damit auf den Geist. Aber damit kann ich leider erst aufhören, wenn wir es geschafft haben, dass jeder Erwachsene Mensch in Deutschland legal soviel Cannabis kaufen, anbauen, verschenken, lagern und konsumieren darf, wie er, oder sie will.

Und ich bin da positiv. Ich kann einfach nicht anders. Ich sage es nicht zum ersten Mal:

Der Kurs ist vorherbestimmt, man kann ihn nicht ändern!

Viel Spaß mit meinem Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Ich glaube ich war 15. Bis zu dieser Zeit war ich noch sehr davon überzeugt, dass illegale Drogen aus einem guten Grund illegal sind. In meinem Freundes,- und Bekanntenkreis kam das Thema Cannabis zu der Zeit aber immer öfter zur Sprache. Interessanter wurde das ganze für mich dann auch, nachdem ich das erste mal eine Ausgabe der „Grow“ durchgeblättert hatte. Dazu kam dann noch, dass ein Kumpel von mir, welcher zu der Zeit aus Süddeutschland in den Norden umgezogen ist, schon relativ viel Erfahrung mit verschiedenen Drogen hatte. Meiner Aufklärung stand nichts mehr im Weg. Wann und wie ich dann tatsächlich das erste mal gekifft habe, weiß ich nicht mehr genau. Wir haben uns damals immer bei den Leuten getroffen wo wir wussten, dass die Eltern praktisch nie das Zimmer betreten. Im Nachhinein wissen wir, dass überall da, wo wir „heimlich“ gekifft haben, die Eltern natürlich Bescheid gewusst haben MÜSSEN. Es war aber auch nicht dumm, durch das Nicht – Einschreiten dafür zu sorgen, dass wir in ihrer Nähe waren und nicht irgendwo herumlungerten. Wir rauchten meist aus selbstgebauten Bongs. Die hatten dann oft auch interessante Namen wie „Der Tod“ oder „Banana – Bong“. Gras gab es früher relativ selten. Meistens bekamen wir Hasch von mittelmäßiger Qualität. Wir haben das immer „Standard“ genannt. Gras wurde dann später wieder mehr und auch die Qualität des Haschischs wurde besser.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Im Vergleich zu den Anfängen konsumiere ich sehr viel weniger. Das hat sich aber generell immer mit den Lebensumständen verändert. In meiner Schulzeit, ohne Führerschein, habe ich zeitweise sicher etwas zu viel konsumiert. Schlecht in der Schule war ich deshalb aber nicht. Übrigens auch keiner meiner Freunde. Wenn ich eine Freundin hatte, welche Cannabis gegenüber aufgeschlossen war, oder selbst konsumierte, wurde der Konsum mehr, war es andersrum wurde er weniger. Heute mit Familie arrangiere ich das so, dass niemand durch meinen Konsum gestört wird, inklusive meiner Frau, die davon nicht wirklich was wissen möchte. Sie lässt mir aber viel Freiraum was das angeht. Insgesamt konsumiere ich heute wenn, dann nur am Wochenende, oder wenn ich Urlaub habe. Dann aber leidenschaftlich gerne.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Ja, ich musste mal 250 € an eine Drogen/Suchthilfe bezahlen. Damals sind bei uns in der Nähe immer alle am 1. Mai mit Bollerwagen und Bier zu einem See gepilgert und haben gefeiert. Als ich dann später am Ufer des Sees einen Joint rauchen wollte, tippte mir plötzlich ein Polizist in Zivil auf die Schulter. Dumm gelaufen. Bis auf die Zahlung von 250 € kam dann auch nicht mehr viel. Wurde eingestellt.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Ich will einfach endlich richtig frei sein! Ich hatte plötzlich die Erkenntnis, dass sich nichts ändert, wenn niemand etwas dafür tut. Also habe ich überlegt, was ich machen kann, ohne dass gleich mein komplettes Umfeld alles mitbekommt.

Formate wie z.B. die DHV News hatte ich schon hier und da mal verfolgt, aber es fehlte irgendwie die „Aktivierungsenergie“. Und die Erkenntnis, dass es ganz einfach ist, sich für die Legalisierung einzusetzen. Als mir das dann aber klar wurde, habe ich mir einfach einen alternativen Facebook – Account gemacht und angefangen mich mit allen Cannabis – Sympathisanten zu vernetzen die ich finden konnte. Ich hab dann natürlich auch angefangen online so ziemlich überall meinen Senf dazuzugeben wo ich nur konnte.

2019 war ich beim GMM in Hamburg und habe natürlich auch hinterher Bilder und Videos auf Social Media gepostet. Daraufhin hat mich Marc Schlosser (Sprecher) angeschrieben und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich in der Hamburger Ortsgruppe um Facebook usw. zu kümmern.

Ich hab natürlich ja gesagt und da sind wir nun..

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Zum einen engagiere ich mich im Rahmen der Ortsgruppe. Hier kümmere ich mich um Facebook und Twitter, Dinge wie dieses Interview hier, Gewinnspiele usw. Hier ist es wirklich praktisch, dass ich online mitwirken kann, da ich nicht in Hamburg wohne. Natürlich helfe ich auf unseren Demos und was sonst so anfällt.

Ich schreibe regelmäßig allen möglichen Politikern, schreibe Leserbriefe, diskutiere mit allem und jedem, verteile Flyer und Sticker, betreibe Aufklärung in der Familie und im Bekanntenkreis, versuche Freunde dazu zu bewegen, auch aktiv zu werden usw.

Leider bin ich in meinem Freundeskreis der einzige…aber was nicht ist, das kann ja noch werden.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Nein.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Ich habe das Glück, dass ich Cannabis nicht aus medizinischen Gründen brauche. Zumindest nicht im eigentlichen Sinn.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich nicht in diese Welt passe. Das ist etwas übertrieben ausgedrückt und das Gefühl ist schwer zu beschreiben. Es ist auch nicht so, dass es mir deshalb irgendwie akut schlecht geht. Ich bezeichne es für mich selbst gerne als „Weltschmerz“, nach dem gleichnamigen Song von „Flowin Immo“ (Rapper aus Bremen). Gegen diesen „Weltschmerz“ hilft Cannabis ganz gut.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Ich konsumiere neben Cannabis keine anderen illegalen Drogen, habe aber keinerlei Probleme damit, wenn das jemand anderes tut. Früher habe ich das eine, oder andere Mal Pilze gegessen und Salvia Divinorum hab ich mal ausprobiert.

Verbote von bestimmten Drogen bringen auf jeden Fall niemandem etwas. Das war noch nie so und wird niemals so sein. Deshalb wäre ich für eine generelle Legalisierung aller Drogen. Was wichtig ist, ist die richtige Aufklärung. Man kann mit Heroin theoretisch uralt werden, wenn man weiß, was man da vor sich hat und wenn es keine Streckmittel gäbe. Es macht aber natürlich stark abhängig. Jede Droge muss so gehandhabt werden, wie es z.B. ihre Gefährlichkeit vorgibt. Natürlich möchte ich keine Heroinläden, in denen jeder Volljährige kaufen kann wie er lustig ist.

Wie gesagt, nach Gefahrenpotential. Drogen wie Heroin könnte man in den Apotheken abgeben. Psychedelische Substanzen wie LSD und Psilocybin usw., welche stark auf gutes Set und Setting angewiesen sind, sollten von erfahrenen Fachleuten verkauf werden, welche auch immer Tipps zu Safer Use geben können. Ich fände auch so etwas wie „Psychonautenvereine“ cool, in denen man im Rahmen eines Workshops, o.Ä. unter fachkundiger Aufsicht Drogen wie LSD nehmen kann.

Vielleicht könnte man auch eine Art Drogenführerschein etablieren, der dann natürlich nicht Pflicht ist, aber von interessierten Konsumenten erworben werden kann. Eine Art Lehrgang in Drogenkunde.

Am wichtigsten ist, dass nicht Strafverfolgung, sondern Aufklärung und Hilfe praktiziert wird.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Bald ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Ich denke, dass die gesamte Entwicklung weltweit dazu führen wird, dass auch bei uns legalisiert wird. Die USA stehen kurz vor der kompletten Legalisierung und auch in Europa, Asien und Afrika tut sich was. Wichtig ist, dass CDU und AfD bei den nächsten Wahlen so schlecht wie möglich abschneiden.

Denkt alle dran: Dafür muss man wählen gehen!

Der Druck wird spürbar mehr und das Thema Cannabis ist gefühlt allgegenwärtig. Der CBD Hype hat auch geholfen, das Thema weiter in der Gesellschaft akzeptabel zu machen.

Während ich das hier schreibe haben mittlerweile drei Gerichte ihre Verfahren ans Bundesverfassungsgericht abgegeben, weil starke Zweifel am Sinn des Betäubungsmittelgesetzes herrschen.

Eine theoretische Mehrheit im Bundestag haben wir auch.

Alles in allem bin ich eher optimistisch eingestellt. Der Kurs ist vorherbestimmt und wenn jetzt endlich mal ein größerer Teil der 4 Millionen Konsumenten den Arsch hochbekommt, dann wird das auch was. Ich hasse diese chronischen Pessimisten, die nichts anderes zu tun haben, als alle Bemühungen anderer schlecht zu machen, oder ständig zu betonen, dass das mit der Legalisierung in Deutschland sowieso nichts wird.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Nein, aber ich bin ja auch noch nicht soo lange aktivistisch dabei. Ich glaube aber nicht, dass es etwas gibt, was mich an meiner Überzeugung zweifeln lassen könnte.

Was mich sehr nervt ist, dass in der Legalisierungs – Community oft nicht an einem Strang gezogen wird und manche Leute meinen, ständig irgendwem irgendwas madig zu machen. Warum muss man z.B. den DHV schlecht machen, nur weil man persönlich mit diesem, oder jenem unzufrieden ist. Jeder soll seine Meinung haben, aber wenn sich aus diesem Grund andere Leute nicht engagieren, dann ist das definitiv kontraproduktiv.

Außerdem stören mich die ewigen Nörgler, die ständig nur in die Welt hinaus schreien, dass Cannabis in Deutschland sowieso nie legal wird. Bullshit! Wenn alle so denken würden, wäre das sicher nicht förderlich. Im Gegenteil. Ich kann bei langjährigen Aktivisten verstehen, dass da evtl mal die Ausdauer schwankt, aber es nützt nun mal nichts. Wir müssen am Ball bleiben. Ich bin generell ein positiver Mensch, deshalb fällt es mir nicht schwer auch hier positiv in die Zukunft zu blicken.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Leider ja (Im Nachhinein aber zu vernachlässigen), aber zum Glück nicht in meiner jetzigen Beziehung. Meine Frau lässt mich machen. Jeden Tag konsumieren wäre für sie aber ein No-Go, was für mich aber kein Problem ist. Die THC – Toleranz niedrig zu halten hat auch definitiv Forteile.

Es gab aber auch andere Fälle. Ich weiß noch genau, wie mich meine erste richtige Freundin angemault hat, wenn sie erfahren hat, dass ich gekifft habe. Da hing der Haussegen schief. Das Beste daran war aber, dass sie mir irgendwann offenbart hat, dass sie Kiffen nur bei mir doof findet, sie sich selbst aber mit den Mädels ab und zu einen gönnt… Das stieß mir doch sauer auf, könnte man sagen.

Mein Freundes,- und Bekanntenkreis bestand schon immer aus Cannabis – Freunden, also gab es da schon mal keine Probleme.

Auch meine Eltern sind damals, als sie erfahren haben, dass ich Cannabis konsumiere, sehr cool geblieben und sind gut damit umgegangen. Sie fanden es wohl nicht toll, es gab aber nie wirklich Ärger deswegen. Mein Großvater hätte mir sicher die Hölle heiß gemacht. Ich kann mich gut erinnern wie er immer sagte:

Lass die Finger vom Hasch, das ist der Anfang vom Tod!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Man sollte seinen Kindern nichts vorleben, was man später nicht bei ihnen sehen will. Gerade solange Cannabis noch illegal ist, ist es natürlich auch ein Stück weit Selbstschutz dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs nichts vom Konsum mitbekommt. Wenn die Kids in der Grundschule herumerzählen, dass der Papa zuhause immer grünen, merkwürdig riechenden „Tabak“ raucht, kann das schon zu argen Problemen führen. Das zu gewährleisten ist aber nicht sonderlich schwer. Ab einem gewissen Alter kann man so etwas aber sicher nicht mehr verheimlichen und dann gilt es aufzuklären.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Ein bestimmtes Alter kann man da schlecht benennen. Jeder ist anders.

Da Alkohol praktisch allgegenwärtig, legal und trotzdem sehr ungesund ist, sollte man hier schon früh mit der Aufklärung beginnen. Gerade bei Alkohol versäumen das meiner Meinung nach sehr viele Eltern weil es so normal ist. Der typische Satz: „Lass die Finger von den Drogen, trink lieber mal ein Bier“, ist nicht nur in mehrerer Hinsicht Schwachsinn, er macht mich auch wütend.

Das Thema Hanf kann man schon sehr früh mit den Kindern durchleuchten. Da gibt es ja viele interessante Aspekte. Und von da ist der Übergang zur Drogenaufklärung dann nicht mehr so weit. Spätestens, wenn die Kids auf eine weiterführende Schule gehen, wird das Thema früher, oder später auf den Tisch kommen. Man muss seine Kinder beobachten und von vornherein dafür sorgen, dass Vertrauen da ist. Dann kommen sie auch mit ihren Fragen.

Man merkt ja auch, welche Themen gerade beim Nachwuchs aktuell sind. Oder welche Musik sie z.B. hören. Da hier Drogen sehr oft thematisiert werden, kann man auch mal nachhaken, ob sie eigentlich wissen, wovon da gesungen, oder gerappt wird.

Man sollte sich auch immer an seine eigene Jugend erinnern. Immerhin haben wir ja auch so einiges miterlebt und das wohl in den meisten Fällen schlecht aufgeklärt. Dann schafft der aufgeklärte Nachwuchs das auch.

Wichtig ist wie gesagt Vertrauen und eine liebevolle Beziehung zu seinen Kindern zu pflegen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Ich wäre für 18 Jahre. Übrigens auch beim Alkohol. Wer ein Auto fahren, wählen gehen, Häuser kaufen und Verträge abschließen darf, der muss auch entscheiden dürfen, ob er, oder sie Cannabis konsumieren möchte, oder eben nicht.

Hanflabyrinth im Kliemansland (Rüspel)

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Ich wünsche mir eine bunte Mischung aus verschiedenen Ansätzen. Wir brauchen Fachgeschäfte (Hätte ich auch gerne für Alkohol), in denen man sich beraten lassen kann, eine gewisse Auswahl hat und alles unkompliziert ist. Dann muss auf jeden Fall der Eigenanbau erlaubt sein. Das ist schließlich der natürlichste Weg und am weitesten vom Schwarzmarkt weg, wenn man so will. Zusätzlich wären Social Clubs eine tolle Sache. Auch Online – Verkauf kann mit dabei sein.

Warum nicht einfach alle Möglichkeiten ausschöpfen. So ist für jeden was dabei.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Nein. Mal von Urlauben in den Niederlanden abgesehen hatte ich nie wirklich die Gelegenheit großartig Sorten auszuprobieren und eine Vorliebe zu entwickeln. Ich mag Gras lieber als Hasch, aber das ist fast schon alles. Abwechslung ist gut. Es darf ruhig immer mal wieder etwas anders knistern.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Es ist nicht verboten, sich für eine Änderung der Politik einzusetzen. Und wenn man anonym bleiben will, dann kann man das auch bis zu einem bestimmten Grad. Gerade online kann man sich aktivistisch gut austoben, ohne dass das direkte Umfeld etwas davon mitbekommt. Schreiben kann man auch ohne den richtigen Namen zu nennen. Man kann Petitionen unterschreiben, Spenden, in einer Ortsgruppe online helfen, usw. Man kann auch auf Demos gehen, ohne es vorher jedem zu erzählen, wenn man das nicht möchte. Ich habe anfangs auch alternative Social Media Accounts gemacht, weil ich nicht wollte, dass es jeder mitbekommt, was ich da mache. Das kann man dann ganz einfach nach und nach erweitern, je nachdem wie einem der Sinn steht. Wichtig ist nur, DASS man etwas macht und nicht ständig nachplappert, dass es ja sowieso nichts wird. Denn dann wird es vielleicht wirklich nichts….

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Ich denke, ich würde beides machen. Ich habe schon immer viel Freude an Pflanzen gehabt, habe einen kleinen Gemüsegarten und beschäftige mich mit Bonsais. Da hätte ich auch an der einen, oder anderen Cannabispflanze meinen Spaß.

Zusätzlich hätte ich aber gerne die Möglichkeit, z.B. auch mal etwas „besonderes“ um Fachgeschäft zu kaufen, oder so für etwas Abwechslung zu sorgen.

Auch die „Kneipenatmosphäre“ von Coffeeshops gefällt mir gut. Ein Ort, wo man sich trifft, einen Kaffee trinkt und zusammen den einen, oder anderen Dübel raucht.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Mach es am besten mit jemandem zusammen, der schon Erfahrung damit hat. Sorge für eine geschützte, ruhige Atmosphäre. Und mach es nicht, weil du jemandem imponieren, oder irgendwo dazugehören willst. Versuche zumindest sicher zu gehen, dass du sauberes Cannabis bekommst.

Rauche erst mal ganz wenig und warte ab, was passiert. Nachlegen kann man immer noch. Wenn du keinen Tabak rauchst (und eigentlich auch sonst), dann lass ihn auch hier weg.

Konsumiere am Anfang nicht unbedingt Edibles. Die Wirkung lässt sich als Anfänger nicht gut abschätzen.

Und ansonsten: Genieße es. Wenn man schon kifft, dann soll es auch Spaß machen, oder einen weiterbringen. Ein schlechtes Gewissen währenddessen sorgt nur dafür, dass alles umsonst war.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Besonders viel fällt mir spontan nicht ein, aber vielleicht das:

Vor Jahren haben ein Kumpel und ich mal vollgepackt mit tollen Sachen im Wald gepicknickt. Es war ein schöner Tag und wir haben ne ganze Menge geraucht, Musik gehört und über Gott und die Welt philosophiert.

Es wurde später und dunkler, die beiden Typen wurden breiter. Irgendwann wollten wir nach hause. Es war jetzt schon ziemlich dunkel. Wir packten alles zusammen, standen auf und sahen uns um. Dann mussten wir beide plötzlich tierisch lachen. Wir hatten beide keinen Schimmer in welche Richtung wir gehen mussten. Alles sah gleich aus, völlig anders als nüchtern im Hellen und die Schatten, die unsere Minitaschenlampe warf, machten alles nur schlimmer. Uns war beiden beim Aufstehen und Umsehen sofort klar, dass auch der andere keinen Plan hatte, wo wir waren, deshalb mussten wir so lachen.

Wir sind dann schließlich einfach querfeldein in irgendeine Richtung durchs Unterholz getrampelt, bis wir irgendwann an einen Weg kamen und wieder Orientierung hatten. Dann ging es ab nach hause.

Sonst bedanke ich mich an dieser Stelle immer für die Teilnahme an unserem Interview. Heute will ich mich aber mal anders als sonst bei meiner Ortsgruppe bedanken, dass ich so gut aufgenommen wurde und dass wir ein so gutes Team geworden sind. Wir sind alle völlig unterschiedliche Leute, aber harmonieren trotzdem top und es macht mir sehr viel Spaß und ich bin Stolz, hier dazuzugehören.

Also, lasst uns alle zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass das beschissene Cannabis – Verbot bald Geschichte ist!

Thomas Voss

Cannabis hat mir das Leben gerettet“, sagt der gelernte Elektromeister.

Nachdem Thomas nach einem Arbeitsunfall die übliche Tortur mit den gängigen Medikamenten miterlebt hatte und die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten, zog es ihn gen Süden.

Ich bin zum Sterben nach Afrika gefahren.“

Das Land und das marokkanische Haschisch haben ihm sein Leben wiedergegeben.

Wer sich auf Social Media mit Cannabis beschäftigt muss früher oder später über die Beiträge des leidenschaftlichen Handwerkers stolpern.

Und er kennt sich aus. Paragraphen haben es ihm angetan, denn genau hier hat er seine Angriffsfläche gefunden. Und angreifen, das tut er!

Wir freuen uns sehr über dieses Interview mit einem hochinteressanten Aktivisten.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Thomas: Den ersten Kontakt zu Cannabis hatte ich mit 17 Jahren. Hab´s mit Freunden probiert, aber da ich zu dem Zeitpunkt Nichtraucher war, war das irgendwie nicht meins.

Hatte ein ziemliches Schwindelgefühl und wirre Gedanken. Das ist jetzt 30 Jahre her…

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Thomas: Mein Konsum hat sich in der Form verändert, dass ich mir heute bewusster bin woher ich meine Medizin bekomme. Dass das all die Jahre aus den Coffeeshops nicht wirklich qualitativ geprüft war, darüber war ich mir früher nicht bewusst. Heute achte ich sehr auf Qualität und das bei gleichbleibender Dosierung. Wenn es stärker ist nehme ich weniger, wenn es schwächer ist nehme ich mehr. Das ist ja eigentlich nur eine Dosierungssache. Die Menge hat sich nicht geändert und die Zeiten auch nicht. Ich rauche abends und dann ist das gut.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Thomas: Diese Frage ist etwas verwirrend denn das Gesetz hat ein Problem mit mir! Ich bin berechtigter Schmerzpatient und ich lasse mir das von keinem in irgendeiner Form absprechen. Jeder medizinische Laie weiß, wenn er meine Röntgenbilder sieht, warum ich Cannabis nehme.

Man hat mich an der Grenze angehalten nachdem der Arzt mir gesagt hat „Ich verschreib´s dir nicht, hol´s dir in Holland.“ Das ist eine ärztliche Anweisung.

Vor Gericht war ich wegen 5g nachdem ich an der Grenze angehalten wurde. Daraus haben die dann bei der Verhandlung 8g gemacht. Eigentlich hatten die nichts, ich hab mir das alles angeguckt. Jetzt machen die bei allem eine KBA – Auswertung, aber ob das Sinn macht…das macht eigentlich alles noch teurer und schwachsinniger!

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Thomas: Am 12. Dezember 2019 war der bewaffnete Raubüberfall. Die Jungs kamen an mit nem nicht unterschriebenen Beschluss der auch noch zwei Monate alt war. Dann hab ich denen gesagt, dass ich meine Rechte kenne und hab die aufgeklärt, dass sie dabei sind einen Grundrechtebruch zu begehen.

Die Nachbarn hatten mich angezeigt weil ich meine Medizin selber hergestellt habe. Das hat die auf den Plan gerufen. Und da ich da eine große Halle hatte und die Hälfte der Halle beheizt war, weil ich zu dem Zeitpunkt da drin gewohnt habe, dachten die, als sie mit ihren Drohnen da drüber geflogen sind „Jackpot“.

Die Polizei war mit sieben Leuten da, von denen ich aber nur drei zu Gesicht bekommen habe. Die anderen sind dann in meiner Abwesenheit in meine Halle gegangen, haben meine Autos durchsucht, haben meine Wohnräume durchsucht und haben dann im Endeffekt in der riesigen Halle einen 15 Quadratmeter großen Raum gefunden. Und da drin waren zwei Zelte. 2m² Medizin in dem isolierten Raum..

Also die Behandlung von der Polizei und von den Gerichten, so wie ich das bis jetzt erfahren habe, die war human. Wie soll ich sagen..? Ich habe keine Probleme mit denen. Die sehen ja auch alles in meinen Lebenslauf, meinem Background. Aber die können da nichts gegen sagen. Jeder einzelne würde sich vielleicht hinstellen und das verteidigen, aber in so´nem aufgerufenen Apparat in dem sie unterstehen und Befehle befolgen müssen bekommen sie die Zähne nicht auseinander.

Und dabei helfe ich denen!

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Thomas: Initialzündung war der 12. Dezember 2019. Ich habe auch vorher schon immer aktiv zum Thema Cannabis geschrieben, mein Hauptaugenmerk lag aber auf Afrika.

Ich bin hier weggefahren, war dann ein paar Wochen unten und bin erst im Frühjahr wiedergekommen. Immer wenn die Knochen angefangen haben wehzutun habe ich mich in die Sonne begeben. So wie die Vögel. Wie ein Zugvogel bin ich in Richtung Süden gefahren.

Am 12. 12. war dann der Raubüberfall von der Polizei. Unprofessionell, dilettantisch, unvorbereitet, undokumentiert. Die haben nichts wirklich aufgeschrieben. Die haben alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Und dann haben die eine Menge gefunden….ich lach die aus! Das ist totaler Blödsinn! Da ist überhaupt nichts, was man mir im Sinne einer Straftat ankreiden kann.

Ich habe mir die Frage gestellt, wenn die das so mit mir machen, wie wirkt das dann auf jemanden, der wesentlich jünger ist? Diese ganze Show, die die da abziehen ist der Wahnsinn! Das ist völlig überzogen! Und unsere Politiker tun so, als ob sie das nicht sehen, oder gucken bewusst weg…

Naja, ich sage mal, die Mischpoke, die können wir aufmischen. Und das mache ich!

Jedes mal wenn ich Post von den Behörden bekommen in der Paragraphen drinstehen, lese ich mir durch was die von mir wollen und suche dann in den Paragraphen, oder den umliegenden nach den passenden Gegenargumenten. Und da die Prohibition ausschließlich auf Lügen basiert, ist das bei jedem einzelnen Prozess ein einfaches Unterfangen. Das Problem dabei ist nur die Gesamtansicht, also Cannabis als Verbrechen irgendwie durch die Hintertür durch das BtmG einzuschleusen und dann zu sagen, wir haben das trivial geschätzt und das überall…deine Medizin ist also auch trivial geschätzt, das bedeutet CDU Gras ist deine Medizin…

Die können mich mal kreuzweise! Das ist Irrsinn!!

Ich bin jetzt mit meinem Führerschein durch das Bundesverfassungsgericht durchgeknallt, also, der ist da durchgegangen. Die hätten das an den EuGH abgeben müssen, denn da gibt es ne Pflicht, wenn sie keine nationale Lösung finden.

Das war in Prinzip schon die deutsche Kapitulation. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass keiner mehr Handhabe hat. Also wenn jemand sagt, mir stünde der Rechtsweg offen, dann kann ich beweisen, dass das nicht so ist. Aber es geht ja nicht um mich, sondern es geht darum, dass die das einfach mal stofflich prüfen! Als Angeklagtem steht mir das zu. Je mehr Mist die mir schreiben, desto mehr Hebelpunkte hab ich die aus dem Rennen zu schmeißen. Jeder Schuss ein Treffer!

Ab dem 13.12.2019 ist meine Freundesliste auf Facebook von 70 auf 4500 hochgeschossen und alles hat etwas mit Cannabis zu tun. Jetzt bin ich halt in einer Bubble drin und fühle mich da auch ganz wohl, weil die Leute..wie soll ich das sagen, haben alle ihre eigene Welt aber die Haben alle ein Verständnis dafür, dass das was hier gerade läuft eine riesige Sauerei ist. Politiker haben einen Ethikrat, die haben Berater und Wissenschaftler und sagen, wir schätzen trivial seit 1973. Das haben die in nem Interview gebracht noch vor dem „Brokkoli – TÜV“. Also der „Brokkoli – TÜV, das war die Meldung an die UN. Mit dieser Meldung haben die dafür gestimmt, dass Cannabis aus Kategorie 4 in Kategorie 1 sinkt. Das heißt, es steht jetzt neben leichten Opiaten. Ich verstehe diese Vorgehensweise nicht! Entweder die sind blind, oder machen die Augen zu und hören nicht, denn die werden permanent angeschrieben. Die können nicht sagen, die hätten irgendein Internetkonto und da werden die Kommentare täglich gelöscht, oder so. Also die sind in Kenntnis! Und wenn ich die davon in Kenntnis setze, dann erzeuge ich im Internet (so sehe ich das, denn das ist ein Kommunikator) für die zukünftigen Generationen Leitfäden.

Ich finde das einfach nur krank was da abgeht! Und diese Ansichten, dass die nicht so von jedem vertreten werden, auch in der jetzigen Zeit nicht, das muss einfach wie ich es immer nenne aktenkundig gemacht werden. Ich mache das überall aktenkundig und dann können die nicht nach drei Jahren ankommen und sagen, „Wir hätten da noch was“. Das ist totaler Schwachsinn was da läuft.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Thomas: Ja, ich bin Cannabis – Patient. Es gibt Atteste darüber, dass ich Cannabis nehme. Leider kann ich mir die Medizin nicht leisten und meine Krankenkasse entscheidet seit 2019 nichts übernehmen zu wollen. Ich hab die dann entscheiden lassen, habe meine eigene Medizin angebaut und fahre damit am besten. Ich habe mir das CBD in die Pflanzen eingekreutzt, habe jetzt also eine hybride Pflanze mit gleichmäßig CBD und THC. Das CBD schließt bei mir das „tipsy“ sein aus, oder auch die Vergesslichkeit. Ich kann weiterhin klare Gedanken fassen.

Also ich mache mir meine Medizin selber und ich nehme die auch nur selber. Und dann kommen die und sagen ich wäre kriminell… Da habe ich angefangen zu trommeln und da sind wir jetzt.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Thomas: Ich kann mich bewegen ohne dass mir gefühlt die Wirbelsäule auseinanderfällt!

Durch einen Arbeitsunfall habe ich drei gebrochene Halswirbel, also beim dritten, vierten und fünften wirbel sind mir die Wirbelkörper weggebrochen. Eine OP würde zu 75% Rollstuhl heißen. Vor 11 Jahren haben die mir gesagt, ich hätte noch 3 Jahre zu leben und mit den Schmerzen müsse ich leben…

Volles Programm, alles an Chemiekeule. Und jetzt mach ich das seit 8 Jahren mit Cannabis. Ich merke, dass ich ein bisschen langsamer bin als vor dem Unfall, aber ich kann mich bewegen! Mir tut nichts so weh, dass ich hier sitze und schreie! Das war mal ganz anders. Tilidin…das haut einen komplett weg. Pregabalin hatte keine Wirkung. Ich wusste gar nicht was ich machen soll.

Heute medizinisches Cannabis zu bekommen wäre für mich kein Problem, aber ich weiß, dass das isoliert ist, also man bekommt quasi nur THC, oder nur CBD. Und das ist ja Blödsinn, wenn ich das mit meiner eigenen Pflanze machen kann muss ich nicht der Allgemeinheit auf den Keks gehen und tausende von Euros von der Krankenkasse an die Apotheke bezahlen lassen, welche das nicht besser können als ich. Wie gesagt, ich versorge mich selber, aber ich habe ausschließlich Behandlungsmotivation!! Also ich will meine Schmerzen los werden!

Zu all dem kommt noch schwerer Scheuermann und Spirillose. Ich weiß nicht, was mit meinem Rücken los ist. Ich habe davon all die Jahre nichts gemerkt. Außerdem habe ich noch 75 kg abgenommen, seit ich Cannabis nehme. Mein Endocannabinoidsystem hat sich einfach wieder eingeschossen und ich komm wieder auf normal. Das ist ein positiver Nebeneffekt. Die Schmerzfreiheit ist meine Motivation. Wenn ich mich bei kalten Temperaturen draußen bewege, dann kann ich mich abends auf die Couch legen und gar nichts mehr tun. Oder ich rauche abends mein Cannabis und bin am nächsten Tag noch einsatzbereit. Das wirkt nach. Nach drei Jahren Pharma helfe ich mir jetzt seit acht Jahren mit Cannabis.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Thomas: Nach der Schädlichkeit/ med. Bekömmlichkeit ist Cannabis für mich unschlagbar. Ich habe von anderen Drogen nicht wirklich viel Ahnung. Ich weiß nicht, was Kokain und Heroin im Körper machen. Ich habe andere Sachen auch nie ausprobiert.

Cannabis reicht mir um gut leben zu können, von dem Prohibitions – Zirkus mal abgesehen.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Thomas: Die Drogenpolitik hat sich schon geändert. Das was da jetzt passiert ist, das können die nur nicht kommunizieren. Es hat alles den Anschein von „verkrustet“ und alt, das was die CDU da an Politik ausmacht. Man hat eine riesige Verfolgungsindustrie drumherum aufgebaut und da gibt es ganz viele Schlipsaffen, die nachher nichts mehr zu fressen haben. Aber etwas zu fressen haben aufgrund des Leids anderer Menschen, das ist Faschismus. Diese ganze Konstellation die die da aufgebaut worden ist, ist völlig illegal! Du kannst nichts verbieten, von dem du nicht weißt, was es ist, denn das wäre eine Jagt nach nem Phantom. Und alles was ähnlich ist wird gleich bewertet.

Genau so ist das eingepflegt worden, aber Bestand, oder Recht hatte das nie. Du kannst nicht hingehen und eine ganze Bevölkerung unter Generalverdacht stellen wie z. B. Im Führerscheinrecht, nur weil es jetzt so lange gut gegangen ist, du aber keinerlei Grundlagen hast. Du hast „Kann – Aussagen“ in der Fahrerlaubnisverordnung, da zieht´s dir die Schuhe aus! Da denkt man wirklich, die beschreiben da jemanden, der sich seine Heroinspritze setzt und nicht mehr in der Lage ist, die Realität zu erkennen, oder Geschwindigkeiten einzuschätzen. Ich bin bekifft durch halb Afrika gefahren. Die sind gestört! Wenn man sowas voraussetzt, dann muss man auch wissen, dass jeder Mensch anders darauf reagiert und wenn das als Medizin benutzt wird, dann hat das nur Vorteile!

Wenn die Leute das nicht übertreiben, dann sehe ich da keinen wirklichen Nachteil drin, im Gegensatz zu den Medikamenten, welche so in den Altenheimen unterwegs sind, oder generell in der Gesellschaft.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Thomas: Ich habe bis vor 4, oder 5 Jahren an der Rechtmäßigkeit meiner Medikation gezweifelt. Aber als mir klar wurde, dass das was da läuft Willkür ist, habe ich mich nicht mehr darum geschert. Ich brauche mich darum auch nicht scheren. Ich tue mit Cannabis keiner Menschenseele etwas an und verschaffe mir Linderung von Schmerzen. I

Seit mir klar wurde, dass die Prohibition nur eine riesige Show und Bullshit ist, habe ich nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass das was ich tue und tun werde, richtig ist. Ich werde dafür kämpfen dass Cannabis legalisiert wird und das möglichst schnell!

Jeder Tag der vergeht fordert mehr Opfer!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Thomas: Ja, meine Ehe ist daran mehr oder weniger zerbrochen..

Meine Frau war, genau wie ich damals auch der Überzeugung, dass Cannabis eine gefährliche Droge ist und das lies sich irgendwie nicht vermitteln…die hat dann „zu gemacht“. Dinge wie beispielsweise der Schützenverein mit dem obligatorischen Alkoholkonsum sind in so viele Leben fest eingepflegt, dass ein klaren Denken oft unmöglich scheint.

Dann kamen noch die Probleme mit dem Jugendamt dazu und dann musste ich da raus, sonst hätten die uns die Kinder weggenommen.

Und ich habe mir Zeit verschafft. Das Problem dabei war immer, das ging damals gerade drei Jahre, oder vier und ab sieben Jahren gibt es erst die sogenannte „Observanz“ (ZBO 293). Danach ist es so, dass wenn man sieben Jahre einen bestimmten Zustand „überlebt“ hat, man sozusagen die Prüfung von fast allem verlangen kann.

Mal ehrlich, vor Gericht hat man soviel Power, wenn man weiß wovon man spricht, du ziehst denen echt die Schuhe aus…

Als Cannabiskonsument ist mir meine berufliche Laufbahn auch komplett verbaut worden. Ich darf weder Elektroinstallationen machen (als Meister) noch ausbilden.

Da wurde den Leuten alles in den Weg gelegt was geht. Und das hat sich wie ein Spinnennetz ausgebreitet und verselbständigt.

Diese familiäre Probleme…, das wird schon wieder. Da mache ich mir nicht wirklich große Sorgen. Ich hab immer Kontakt und fahre hin. Das passt alles. Aber bei einer Hausdurchsuchung dabei zu sein, das muss ich meinen Kindern nicht antun!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Thomas: Meine Kinder wissen, dass Cannabis meine Medizin ist. Und sie wissen, dass man, wenn man zu früh damit anfängt, krank werden kann. Man wird träge und lebt dieses „tipsy“. Und das kann sich dann durch die komplette Kariere ziehen. Wenn morgens vor der Schule schon ne Bong geraucht wird,…da fällt mir nichts mehr zu ein. Du bist gar nicht mehr aufnahmefähig!

Ich bin ja auch Ausbilder, habe Didaktik in der Meisterschule gehabt. Man kann es zwar nicht auf alle Kinder und Jugendliche beziehen, die Aufklärung muss aber ehrlich sein!

Seinen Kindern zu sagen, dass das eine Droge ist, wie Nikotin und Alkohol auch und dass sie vor ihrem 18 Lebensjahr auf jeden fall die Finger davon lassen sollen, das würde ich jedem raten.

Wenn die „Kröten“ zu früh damit anfangen, dann sollte man sie beiseite nehmen und mit ihnen reden. Ihnen sagen, dass es für ihre schulische und berufliche Laufbahn fatal sein kann. Denn nur wenn man was kann, kann man später auch davon leben! Wer diesen wichtigen Teil seines Lebens verschläft, hat später das Nachsehen.

Ausnahme sind alte und kranke Menschen, da hat das eine Berechtigung. Und wenn man sein Leben im Griff hat und auch zum Beispiel beruflich eine gewisse Routine eingekehrt ist, so mit vielleicht 21 Jahren und man hat viel Stress, dann ist das auch nicht verwerflich. Genau wie bei Alkohol auch.

Am Wichtigsten ist Ehrlichkeit! Wenn die Kinder herausbekommen, dass sie angelogen wurden, verliert man alles an Vertrauen!

Genau das passiert auch den Politikern gerade. Die verlieren eine ganze Generation Vertrauen, weil sie Schwachsinn machen und solchen Scheiß erzählen!

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Thomas: Von Anfang an – verheimlichen von Wirkungen und Nebenwirkungen, welche die Kinder mitbekommen zerstört Vertrauen! Es gibt gar keine Alternative. Wer seine Kinder anlügt, der hat für die Zukunft verkackt!

Die Kröten kriegen viel mehr mit als z.B. meine Generation. Wenn ich diesen Bewusstseinssprung sehe und die ganze Technik die die bedienen…da stinkt meine Generation gegen ab. Ich gehe jetzt auf die 50 zu und meistens ist halt Scheuklappen und Vollgas angesagt im Hamsterrad…

Meine Kinder wissen, dass Cannabis meine Medizin ist und dass Jugendliche die das rauchen entweder krank sind, oder kein wirkliches Leben haben.

Wie soll ich sagen…wenn man zu früh damit anfängt, dann macht Cannabis dich krank und zwar in der Form, dass du träge wirst und dieses „tipsy“ lebst. Und das zieht sich dann durch die ganze Karriere. Wenn die morgens schon vor der Schule um die Ecke ne Bong rauchen, da fällt mir nichts mehr zu ein.

Die Aufklärung muss aber ehrlich sein. Wenn da jemand sitzt und raucht sowas und erklärt, dass das eine Droge ist, so wie Nikotin, oder Alkohol, das sollte man nicht machen bevor man erwachsen ist…das würde ich jedem raten.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Thomas: Ab 21 Jahre uneingeschränkt; ab 18 unter Auflagen der Lernfähigkeit (ausgeschlossen bei problematischem Konsum); Ab 6 Jahren bei Medizin und CBD!

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Thomas: Kneipen – Renaissance! Alle Kneipen die jemals existiert haben werden aufgeteilt. Im ersten Teil der Kneipen finden beispielsweise Veranstaltungen und Ausflüge statt, das sind dann die, die an den Hauptstraßen liegen. Ein Drittel wird zum „Bottlestore“ umfunktioniert. Zertifiziert, mit Einlass nur ab einem bestimmten Alter usw.

Und bei Cannabis nicht anders! Gleichbehandlung. Mindestens! Die haben eine vergleichsweise harmlose Droge verboten und bieten etwas gefährliches wie Alkohol im Supermarkt an. Da platzt mir die Hutschnur!!

Und die Konzerne sollten sich nicht die Taschen voll machen! Die Konzerne haben lange genug an der Illegalität verdient. Es muss in die Hände der Gärtnereien, der kleinen Betriebe, zu den Menschen, welche davon profitieren können und nicht in die der Konzerne, welche dann solchen Schwachsinn machen wie irgendwelches „Bunkergras“.

Im Nachbarland reichen Gewächshäuser…

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Thomas: Ich brauche Indica für den Winter und Sativa für den Sommer. Ich lasse das eine dann ausschleichen und wechsle zum anderen. Sativa nehme ich in einer höheren THC – Konzentration. Das beschleunigt mich.

Indica nehme ich für meine „Winterruhe“. Mein Körper fährt im Winter immer runter und wenn es dann kalt wird, dann fangen die Knochen an weh zu tun.

Ich bevorzuge Sorten mit einem THC/CBD – Verhältnis, in denen das CBD die psychoaktive Wirkung des THCs ausgleicht. So habe ich keine Wirkung im Kopf, bin aber beweglich und schmerzfrei und das ist ein Zeichen, dass ich da alles richtig mache!

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Thomas: Dazu kann ich nur sagen: Outing befreit! Und wenn die irgendwann sehen, dass die keine Chance haben, dann lassen die dich in Ruhe. Es ist halt mit sehr viel Muse verbunden das jedem beizubringen, aber das funktioniert.

Wenn man dazu ehrlich steht und das sollte man tun, oder es lassen, dann würde ich denen sagen, „Ihr habt recht!“

Es gibt diese Verfolgungsindustrie. Man gibt ein „Like“ und es sieht irgendein Polizist vor nem Bildschirm. Es wird verstärkt gegen Cyberkriminalität ermittelt und die dürfen überall zugucken.Aber alleine dass das so ist, dass die hier vielleicht gerade mitlesen, dass die alles wissen wollen rund um Cannabis, alleine das berechtigt uns dazu jetzt aufzustehen und uns zu outen!

Die Schwulen und Lesben sind auch auf die Straßen gegangen, haben sich geoutet und gesagt, wir wollen leben wie Menschen. Wieso wird das Cannabiskonsumenten aberkannt? In letzter Konsequenz könnte man sagen, wenn man sich nicht dazu bekennt, dann sollte man das lassen.

Es sind ganz einfache Mechanismen die dann da oben werden. Wenn die Leute sehen, da ploppen immer mehr auf, dann müsste man eigentlich ein Datum festlegen. Ein Datum für Outing. Für Cannabis! Und da dürfen dann nicht nur 10000 dabei sein, weil der Rest sich nicht traut.

Wenn man was mit Cannabis zu tun hat, dann muss man auch dazu stehen, damit die Gesellschaft sieht, das ist ein viel größeres Problem als eine kleine, in die Ecke gedrängte, im Keller wohnende Gesellschaft, der es da wo sie ist am besten geht. Und die zu recht verfolgt werden. Jeder der gegen die Prohibition ist, der muss aufstehen. Und jeder der da nicht gegen ist, der soll aufhören Cannabis zu rauchen. Dann haben alle anderen mehr und der Preis sinkt 😉

Solch ein Doppelleben, welches man führt, wenn man sich nicht outet, sorgt für viele innere Konflikte. Und diese verstärken das Risiko z.B. an Psychosen zu erkranken. Also wenn du ein Leben in der Verborgenheit lebst und du lebst in einer ständigen Angst ertappt zu werden, dann macht das was mit deiner Psyche. Jedes mal wenn du einen Polizeiwagen siehst fühlst du dich unwohl. Warum ist das so?

Ich fühle mich dann nicht unwohl, ich fühle mich dann sicher. Ich weiß, dass die danach gucken, dass keiner irgendwo einbricht. Dass die gerade Cannabis auf dem Plan haben ist gar nicht deren Schuld aber dass die mitmachen, dass werfe ich denen jedes mal vor.

Und die hören zu. Die lernen jedes mal…

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Thomas: Ich baue weiter an, jedoch würde ich zwischendurch auch gerne anderes Cannabis nehmen um die Gewöhnung an einen Strain zu vermeiden.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Thomas: Jugendliche würde ich raten sich schlau zu machen. Die ganzen Wirkungen, welche der Konsum im Jugendalter hat und die Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Werdegang, auf das Lernen an und für sich. Und dazu gibt es genug. Die sind viel schneller als ich mit Youtube, TikTok usw.

Ich würde sie aber darauf aufmerksam machen, dass die sich nicht nur von einer Meinung leiten lassen. Niemals! Und wenn sie das, was sie dann sehen und hören nicht überzeugt und sie das trotzdem machen wollen, dann sollen sie gucken, dass sie das Cannabis aus einer sicheren Quelle bekommen. Wenn Jugendliche an CDU – Weed sterben, das wäre doch schlimm!

Ich würde aber auf jeden Fall sagen, „Solange das nicht legal ist und du nicht 18 bist, lass das sein! Und wenn du es doch probieren willst, dann tue das in nem angenehmen, gewohnten Umfeld.“

Wenn möglich sollten sie sogar mit ihren Eltern reden und mit ihrem Umfeld. Wenn man anfangen muss dafür zu lügen, dann hat man dich in eine dunkle Ecke gestellt.

Wenn man dafür lügen muss, dann ist es wahrscheinlich zu früh. Aber was ist die Alternative? Alkohol? Wenn mit 16 Jahren Alkohol erlaubt ist und dann vielleicht mal mit 21 Jahren Gras, dann steht das in keinem Verhältnis. Beides müsste geändert werden, damit der Lebensbeginn und das Lernen nicht unterbrochen wird.

Wenn man in die falschen Kreise gerät und das zu oft macht, dann verbaut man sich viel. Wenn es ab und zu auf ner Party passiert, dann denke ich nicht, dass da etwas gegen einzuwenden ist. Solange das nicht morgens vor der Schule passiert, oder täglich…

Die Leute müssen aufgeklärt werden! Die Jugendlichen sind viel wacher als wir, aber die bekommen die gleichen Lügen aufgetischt.

Generell würde ich aber Jugendlichen von allen Drogen abraten, welche die Entwicklung negativ beeinflussen können.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Thomas: Ich habe drei Jahre lang Medizin von den Ärzten bekommen und die haben alles mögliche ausprobiert. Erfolglos..

Zum Sterben bin ich dann weggefahren. Ich habe meinen Sohn verloren als er drei Jahre alt war und das wollte ich meinen Kindern ersparen.

Ich hab dann eine Exportfirma aufgemacht und bin durch die Sahara gefahren. Nach Mali, Senegal, Gambia, Ginea Bissau. Die Westküste runter. Nigeria wäre 2019 dran gewesen aber die haben die Routen komplett dicht gemacht. Die Chinesen haben für´n Appel und n Ei geschifft und dann hat sich das gerade so selbst getragen.

Ich bin dann immer, wenn es hier kalt und feucht wurde in Richtung Süden gefahren.

An der Grenze zu Marokko, also da wo ich als weißer Tourist im Norden Cannabis frei kaufen kann, hab ich mich dann in Chefchaouen immer eingedeckt und hab mir dann Zigaretten gestopft. Mit Haschisch. Und damit bin ich dann durch die ganze Sahara gefahren.

Jedes mal wenn ich dann an der Grenze angekommen bin, hab ich den Rest entweder gegessen, oder hab die ganze Nacht geraucht und dann den Rest gegessen 😉

Und dann bin ich nach Mauretenien gefahren. Also über Kandahar, das ist da Niemandsland, oder UN – Land. Und so nach drei, oder vier Jahren, da kannten die mich. Ich kenne die Leute da auch ganz gut. Das sind Sahrauis und Tuarek und das sind sehr aufrichtige Menschen.

Auf jeden Fall wollten die dann den Drogenhund nicht mehr zu mir lassen, weil ich, wie sie sagten, das Tier verwirren würde. Immer wenn der Hund ins Auto rein kam hat der Freudensprünge gemacht. Der hat überall angeschlagen. Der wollte sagen“Hier, hier, hier, seht ihr das nicht?!“

Dann haben sie den Hund nicht mehr zu mir gelassen, weil sie wie gesagt meinten, ich würde ihn verwirren, weil sie niemals auch nur ein Gram finden geschweige denn ein Krümelchen. Aber der Hund ist jedes mal noch tagelang total irritiert.

Thomas, danke, dass du mitgemacht hast!

Thomas: Gerne! STAY GREEN !! WE WILL WIN SOON !!

Russell Langhammer

„Cannabis hat mein Leben gerettet“

Der sympathische Amerikaner mit deutschen Wurzeln hat gesundheitlich einiges durchgemacht.

Nachdem er sich bei einem Arbeitsunfall schwer am Rücken verletzte, was ihn beinahe an den Rollstuhl gefesselt hätte, erkrankte er zu allem Übel auch noch an Krebs.

Von der Chemotherapie wurde dann leider sein Herz schwer geschädigt, so dass er einen Herzschrittmacher tragen muss.

Russell war einige Jahre professioneller Bodybuilder und auch sonst sehr aktiv. Doch seine Krankheit und die damit verbundenen Medikamente, unter anderem starke Opiate, machten seiner Leidenschaft ein jähes Ende.

Cannabis hat ihm sein Leben ein gutes Stück zurückgegeben. Heute staunt sein Arzt regelmäßig, wenn er Russels Blutwerte sieht.

Wir freuen uns, dass du uns dank Cannabis noch lange erhalten bleibst und natürlich über dieses kleine Interview mit dir!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Russell: Es war einfach Liebe auf den ersten Blick mit Cannabis! Das erste Mal war definitiv unvergesslich

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Russell: Natürlich … Ich habe jahrelang heimlich mexikanisches Dirtweed geraucht. Jetzt benutze ich RSO FECO und konzentriere mich auf meine Schmerzen und Ängste.

Jetzt, wo ich Cannabiskonzentrate entdeckt habe, dabbe ich sowohl CBD- als auch THC-Dabs.

Diese Kombination macht mich immer ruhig. Besonders wenn ich Panikattacken hätte

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so viel Gras rauchen würde wie jetzt … Gott sei Dank baue ich meine eigene Medizin an.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Russell: Gott sei Dank nein! 😉

Zum Glück hatte ich nie Probleme mit der Regierung oder der Polizei. Aber ich erinnere mich, als ich aufwuchs, hatte ich Tonnen von Freunden, die Probleme hatten.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Russell: Cannabis hat meine leben gerettet!!

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Russell: Zu 100%! 😉

Ich bin hier in Dallas zu „DFW NORML“ gekommen und habe mich sofort entschlossen, den Leuten zu erzählen, wie Cannabis mein Leben vor Arzneimitteln gerettet hat.

https://www.dfwnorml.org/

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Russell: JA !

Ich wurde 2019 ein legaler Cannabis-Patient … aber ich benutze Cannabis seit 1977.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Russell: Ich habe keine PTBS mehr .. Ich bin sehr glücklich ohne die Pillen.Nach einer Operation am offenen Herzen verwende ich sowohl CBD- als auch Psylocybin-Pilze für meine Schmerzen und Angstzustände zusammen mit PTBS.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen?

Russell: Neben Cannabis benutze ich auch Psilocybin Pilze.

Ich habe in meinem ganzen Leben viele verschiedene Medikamente ausprobiert, von LSD und MDMA über Psylocybin-Pilze bis hin zu Speed. Aber heute nutze ich nur Cannabis und Psylocybin.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Russell: Hier in Amerika sind die Chancen großartig … aber leider nicht in Deutschland.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Russell: Ich bin um die ganze Welt gereist, um Leute in der Cannabisindustrie zu treffen, und ich habe so viel gelernt … es ist schwer, nur einen zu nennen, aber seit es bei mir mit Cannabis losging, helfe ich Menschen, alternative Medizin zu finden.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Russell: Natürlich …aber nicht wegen des Stigmas. Meine Freunde und meine Familie konsumieren und genießen Cannabis seit 1977 zusammen.

Meine Familie liebt die völlig andere Person, zu der ich wurde, seit ich opiat,- und benzodiazepinfrei bin. Und das indem ich Cannabis anstelle von Arzneimitteln verwendet habe.

Ich habe aber tatsächlich ein paar Freunde verloren, seit ich mich zu Cannabis bekenne, aber ich habe so viele weitere Cannabis-Freunde gewonnen. Meine Cannabis-Familie ist großartig!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Russell: Ich war mit meinen Kindern und Enkeln eigentlich immer sehr offen und ehrlich. Totzdem habe ich Cannabis heimlich konsumiert.

Als ehemaliger Athlet war ich anfangs sehr vorsichtig … aber jetzt bin ich sehr offen dafür.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Russell: Ich denke, dass Kinder immer etwas tun werden, was ihnen verboten ist … es ist die menschliche Natur … aber ich bleibe bei 18 Jahren.

Außer ein Kind hat zum Beispiel Epilepsie und Anfälle. Dann Go FOR IT!!

Aber für Freizeit-Cannabis bevorzuge ich 18 Jahre

Wenn Sie mit 18 Jahren zum Militär gehen und für Ihr Land kämpfen und sterben können, sollten Sie verdammt gut in der Lage sein, Cannabis zu konsumieren!

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Russell: Ich überlasse das dem Gesetzgeber, aber denke daran … NIEMAND GEHÖRT INS GEFÄNGNIS FÜR EINE PFLANZE !!!

Bisher haben 33 Staaten medizinisches Marihuana und Freizeitmarihuana legalisiert, aber wir müssen es noch aus dem Drogenstatus 1 der Regierung streichen.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Russell: Quantum Kush Sativa, Girl Scout Cookies, Gorilla Glue.

Ich benutze tagsüber jede Menge Sativa, um mein gesamtes Training zu absolvieren, aber nachdem ich abends zu Abend gegessen habe, beginne ich mit Indica.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Russell: Folge deinem Herzen … und folge Leuten, die Cannabis gegenüber professionell sind … Halte dich von bösartigen Leuten fern.

Verwendet den gesunden Menschenverstand und folgt den Menschen, die die positiven Aspekte von Cannabis sehr ernst nehmen.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Russell: Ich kann alles in der Apotheke kaufen, aber ich würde lieber meine eigene Medizin anbauen … Ich habe schon einige großartige Sachen angebaut.

Ich bin in meinem fünften Jahr des Cannabisanbaus und drücke auch meine eigenen Konzentrate … Ich bin ein DABS FREAK! Ich dabbe den ganzen Tag und nutze RSO FECO.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Russell: Ich würde zuerst einige leichte Esswaren/edibles oder Tinkturen empfehlen

Eine andere großartige Möglichkeit, jemandem Cannabis vorzustellen, sind die neuen Vapes … D8 ist CBD, aber es macht Sie sehr entspannt und glücklich.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Russell: Jetzt, wo ich Konzentrate entdeckt habe, liebt mich meine Familie noch mehr! Ich bin jetzt sehr entspannt und ruhig.

Ehrlich gesagt … Ich wurde früher RAMP NAZI genannt, als ich Chef der Rampe bei American Airlines war. Jetzt heiße ich HAMMER … der Stoner Opa 😉

Viele Dank Russell, dass du bei unserer kleinen Interview – Serie mitgemacht hast!!

Azra Betül

„Klein aber oho!“

Dieser Spruch passt sehr gut zu Azra.

Die 25 jährige Braunschweigerin engagiert sich in vielen Bereichen des Lebens für Verbesserungen.

Das Thema Cannabis lässt sie dabei nicht aus, denn sie weiß :

Das Verbot ist verfassungswidrig, schadet, hilft niemandem und grenzt Menschen aus.

Als Frau mit Migrationshintergrund kennt sie sich (leider) gut mit Vorurteilen aus und so kämpft sie mit viel Hingabe für eine sinnvolle Drogenpolitik. Denn auch beim Thema Cannabis wissen viel zu wenig Menschen wovon sie sprechen. Stattdessen wird oft nur wiederholt, was unsere ideologisch getriebene Regierung verbreitet.

Das will Azra ändern und deshalb freuen wir uns auch sehr über dieses Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Azra: Auf einem Volksfest durch einzelne Freunde. Öffentlich waren die ganzen Säufer zu sehen und mittendrin ganz viele heimliche Kiffer, die gemeinsam weg gingen, um zu drehen und zu rauchen. Eigentlich war es außerhalb des Volksfestes mit den Kiffern sogar viel lustiger und Stressfreier als das Fest selber.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Azra: Ja, etwas.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Azra: Ich hatte bisher immer Glück, es war verdammt oft kurz davor.

Als kleine Frau, denke ich, werde ich allgemein nicht so schnell verdächtigt, wie z.B. andere Freunde die Migrantisch und Männlich gelesen werden. Daher hatte ich immer genug Zeit, alles weg zu packen oder die Tüte weg zu schmeißen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Azra: Die Begründung, weshalb Cannabis Illegal ist, hat absolut keine zu unterstützende Grundlage. Es verurteilt weltweit Millionen von unschuldigen Menschen, deren Lebensqualität drunter leidet. Als Migrantin habe ich von klein auf mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Als das mit dem Cannabis dazu kam sowie die doppelte Abwertung, wollte ich auch in diesem Thema für Aufklärung sorgen statt weiter zuzusehen, wie wir Menschen ausgegrenzt, ignoriert und verurteilt werden von der Gesellschaft, zum Vorteil von einzelne Interessenten.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Azra: Ich bin Mitbegründer sowie Vorstandsmitglied bei den Hanffreunde Braunschweig e.V., seit 2016.

Zudem haben wir uns dem Deutschen Hanfverband angeschlossen. Ich organisiere seit 3 Jahren den Global Marijuana March in Braunschweig mit und bin ein Fan von Guerilla Aktionen.

Ich bin beauftragt für Social-Media, Netzwerkarbeit, sowie das Vorbereiten und Durchführen von unseren Vereinstreffen sowie die Projekte. Zudem verteile ich Flyer/Sticker und spreche Menschen direkt an sich zu informieren oder Mitglied zu werden. Zusätzlich bin ich Vize-Sprecherin von unserer DHV Ortsgruppe.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Azra: Nicht offiziell, aufgrund von mangelnder Ärzte, sowie viel zu hohe Apothekenpreise

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Azra: Ich behandle meine Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen sowie Menstruationsschmerzen mit Cannabis erfolgreich und erhöhe so meine Konzentration sowie Arbeitsfähigkeit. Zudem konnte ich mit Cannabis einer mögliche Depression entgehen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Azra: Mich selber Reizt es wenig, andere Drogen einzunehmen. Jedoch ist die Entkriminalisierung hier ebenfalls wichtig, um einen Jugend- sowie Verbraucherschutz bieten zu können. Man darf die Augen nicht davor verschließen, das so oder so konsumiert wird. Mit einer Entkriminalisierung können Beratungen sowie Suchthilfen rechtzeitig wahrgenommen und verunreinigte und gestreckte Substanzen reduziert werden.

Aufklärung sowie Betreuung ist unser wichtigstes Gut, statt willkürliche Verbote.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Azra: Ich denke es wird nicht mehr lange dauern, da immer mehr Menschen die Möglichkeit haben sich selbst zu informieren und solche Tabuthemen nach Jahrzehnten endlich anzusprechen. Wer sich einmal kurz informiert, weshalb Cannabis verboten wurde versteht sehr schnell, dass die Prohibition verfassungswidrig ist und nur einen kapitalistischen sowie rassistischen Hintergrund hat, welches wir heutzutage nicht mehr tolerieren sollten!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Azra: Es hat mich nur an meine Grenzen gebracht. An meiner Überzeugung habe ich dennoch nie gezweifelt.

Meine Motivation ist, das die Strafverfolgung von unschuldigen Menschen endlich ein Ende nehmen muss sowie die Ausgrenzung und Ignoranz der Gesellschaft, gegenüber Cannabis Befürwortern. Es haben genug Menschen unter dieser Prohibition jahrzehntelang gelitten – und tun es immer noch! Und das völlig willkürlich. Je länger wir dem stillschweigend zustimmen, desto länger wird es einen Grund geben Racial Profiling durchzuführen.

Mit umfangreicher Aufklärung kann das endlich ein Ende haben!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Azra: Von der Mitte der Gesellschaft wurde man schnell abgewertet, weshalb man mit der Zeit viele Kiffer als Freunde automatisch hatte, die untereinander waren. Man musste sehr häufig aufpassen, dass man nichts falsches sagt, oder die Vermutung aufkommen könnte. Ich habe theoretisch ein Doppelleben geführt, damit ich meine Errungenschaften nicht wegen noch mehr Klischees zu Nichte machen lasse. Mir war es wichtig, dass mein Partner oder gute Freunde meine Entscheidung akzeptieren und verstehen, dass die Prohibition nicht zu unterstützen ist und Klischees zu setzen absolut falsch ist.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Azra: Ich finde man sollte generell vor Kindern nicht rauchen (vollkommen egal ob Tabak oder Cannabis) oder Alkohol trinken, da es für mich immer eine Verherrlichung bedeutet und Kindern der Eindruck gegeben wird, dass es normal ist. Das nimmt Ihnen ihre Selbstbestimmung beim Formen ihrer eigenen Meinung.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Azra: Sommerferien, bevor sie in die weiterführende Schule eingeschult werden und bevor es schon zu Kontakt und Beeinflussung durch andere kommt.

Ich würde umfassend aufklären, was das ist, was das mit einem machen könnte, das jeder Körper anders funktioniert und reagiert und das es auch viel mit der Psyche verbunden ist und wie wichtig die Dosierung ist. Zudem würde ich die Risiken und Methoden vom Schwarzmarkt, sowie Mischkonsum aufklären wollen, um dafür auch ein Bewusstsein zu bieten. Auch politische Machtverhältnisse würde ich aufklären wollen und das kritisches Hinterfragen zu einer aufgeklärten Gesellschaft dazu gehört.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Azra: Ab 21, da vorher der Körper sowie die Psyche die Zeit bekommen sollte sich voll auszureifen (daher auch Tabak und Alkohol ab 21).

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Azra: Jugendschutz sowie Verbraucherschutz, ohne Doppelmoral.

Die Akzeptanz von Heil- und Nutzpflanzen und die vermehrte Forschung auf diesem Gebiet.

Coffeeshops wie eine Bar sowie Spezialisierte medizinisch beratende Apotheken im Bereich der Heilpflanzen mit Schwerpunkt Cannabis. Die Berechtigung im Garten Pflanzen anbauen zu dürfen, da es viele Vorteile mit sich bringt. Sowie Nutzhanf vollumfänglich als Landwirt/Hersteller/Produzent nutzen zu können, ohne extra Kosten, Kontrollen oder Bürokratischen Aufwand. Viele mögliche Produkte, wie Treibstoff, Dünger Plastik und Dämmmaterialien sollte möglich mit Nutzhanf produziert werden.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Azra: Indica nutze ich gerne abends zum Feierabend, damit man schneller runterkommen kann, da ich ein sehr aktiver Mensch bin. Außerdem schlafe ich schnell ein, durch und wache besser auf, selbst wenn es eine kurze Nacht war. Außerdem fördert es meinen Appetit/Hunger, den ich über den stressigen Alltag sonst sehr vernachlässigen würde und kann meine Gedanken so besser sammeln.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Azra: Je länger wir das Thema tabuisieren, desto mehr Menschen werden genauso unnötig unter diesen Befürchtungen sowie der Strafverfolgung durch die Prohibition leiden. Wir dürfen unsere Rechte nicht vergessen und sollten dazu stehen. Mit dem Stillschweigen stimmen wir diesem verfassungswidrigen Gesetzt nur zu.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Azra: Ich möchte die freie Möglichkeit und das Recht haben, in jedem Moment, selber zu entscheiden.

Aber selbst wenn ich anbauen würde, würde der Gang zum Shop nicht ausbleiben.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Azra: Achtet auf eure Grundstimmung und eure Umgebung. Wer sich wohl fühlt, erlebt auch einen viel angenehmeren High Effekt. Bedenkt und toleriert, das jeder Körper es individuell verträgt. Definitiv nicht aus Gruppenzwang probieren oder anfangen, weil andere es auch machen – eurer Psyche zu liebe! Wasser sollte immer Griffbereit sein.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Azra: Als kleine migrantische Frau bekomme ich häufig verwunderte oder abwertende Blicke und Anmerkungen, wenn ich mein Equipment auspacke. Daran merke ich immer wieder, das übersehen wird, das Cannabis weltweit in den verschiedensten Alters,- Berufs,- oder Kulturbereichen zu vielen verschiedenen Zwecken genutzt wird. Der Fokus liegt nur (wie so häufig) bei den Männern, während von Frauen selten berichtet wird. (Ausgenommen die Hexenverfolgung..). Cannabis wird nicht nur von Männern konsumiert – Zeit für mehr Vielfalt!

Wer Cannabiskonsumenten die Polizei auf den Hals hetzt, der hätte früher auch befürwortet, das Hexen nur wegen ihrer Heilkräuter verbrannt werden.“

Vielen Dank Azra, dass du bei diesem Interview mitgemacht hast!

David Kokas

„Jeder normale Freizeitkonsument der vernünftig damit umgeht und mal einen „kifft“ hat für mich seine medizinische Berechtigung. Ich würde es Stressausgleich nennen.“

Der 34 jährige Österreicher hat es am eigenen Leib erfahren:

Cannabis kann das Leben erst wieder lebenswert machen! Denn im Gegensatz zur Schulmedizin hilft Cannabis ihm nahezu nebenwirkungsfrei.

Der medizinische Aspekt war schließlich auch der Grund für ihn, sich für eine Legalisierung einzusetzen.

Wir freuen uns sehr, dass David sich als österreichischer Aktivist in unsere Intereview – Serie einreiht.

Hanfverband Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

David: In der ersten Berufsschule brachte mich ein Freund in eine Seitengasse wo ein

MC Donald´s war und meinte, „Rauch dir eine Zigarette an und lass uns hier kurz warten.“ Es hat nicht mal zwei Züge an der Zigarette gedauert und schon wurden wir angesprochen. Ich konnte es nicht fassen und das auf einem sehr belebten großen Hauptplatz.

Hanfverband Hamburg : Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

David: Ja am Anfang half es mir sehr, da mein Vater sehr jung mit 42 verstorben ist. Leider nahm ich dann auch noch andere Drogen und Medikamenten zu mir, die ich aber zum Glück schnell wieder durch Entzüge, Therapien und mit der Unterstütztung meiner Freundin loswerden konnte.

Es ging sogar so weit, dass ich mit Cannabis von einem Tag auf den anderen aufgehört habe und ich kaum Entzugssymptome hatte. Das konnte ich von den anderen Medikamenten und Drogen gar nicht sagen.

Ich wurde dann leider immer kränker und hab mich Jahre lang auf die Schulmedizin verlassen. Durch diese Medikamente schlief ich buchstäblich im Stehen mit der Zigarette in der Hand ein.

2012 habe ich dann mit einer Cannabinoid Therapie angefangen und plötzlich hatte ich eine komplett andere Sicht auf Cannabis und dessen medizinische Wirkung.

Hanfverband Hamburg : Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

David: Ja leider, 2006 wegen Konsum, war eine Geldstrafe. 2017 wegen medizinischen Anbaus. Wurde zu 18 Monate Haft auf 3 Jahre Bewährung verurteilt, da ich leider jahrelangen Anbau zugegeben hatte. Ich hoffte auf Gerechtigkeit.

Hanfverband Hamburg : Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

David: Mein eigenes Leben. Ich habe mich jahrelang auf die Schulmedizin verlassen und hab gesehen wo das hinführt…. in eine Benzoabhängigkeit. Auch die Antidepressiva und Schmerzmittel haben mein Leben stark eingeschränkt.

Cannabis hat mir mein Leben wieder zurückgegeben.

Hanfverband Hamburg : Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

David: Ich habe 2012 eine Facebook Gruppe gegründet (Erfahrungen mit medizinischem Cannabis)

2012 war ich auch bei legalize.eu (Mario Danne) als Ansprechpartner für die Steiermark in Österreich. Ich war auch als ehrenamtlicher Patientenberater tätig. Seit 2014 bin ich jetzt ehrenamtlich bei der Arge Canna als Patientenberater verfügbar.

Ich erarbeite Flyer wie, Dronabinol in Österreich oder einen Flyer über Krebs. Diese Aufklärungsbroschüren kommen sehr gut an.

Ich bin auf vielen Messen, Veranstaltungen, Seminaren und Vorträgen. Ich bin bei den Videos auf Youtube über Cannabis auf dem neuesten Stand und natürlich lese ich viele Bücher über das Thema, das mein Wissen darüber immer mehr erweitert.

Ich bin auch in vielen anderen Cannabis Patienten Gruppen und auch als Moderator tätig.

Ich versuche kostenlos 24 Stunden erreichbar zu sein.

Hanfverband Hamburg : Bist du Cannabis – Patient?

David: Ja seit 2012 Dronabinol Patient in Österreich und seit 2018 in Deutschland.

Hanfverband Hamburg : Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

David: Mein Leben ist kein Vergleich zu vorher. Ich war auf den anderen Medikamenten nicht mehr ansprechbar. Ich hatte von den starken Medikamenten viele Nebenwirkungen, man konnte mit mir gar nichts machen. Ich hatte die Lebensfreude verloren und hielt mich in sehr viele Kliniken auf in der Hoffnung, Hilfe zu finden. Bei den plötzlich auftretenden Schmerzattacken wollte ich nicht mehr Leben. Das sieht mit der Cannabinoid Therapie ganz anders aus. Ich sag immer, ich geh viel besser mit den Schmerzen um.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

David: Für mich ist Alkohol eine der schlimmsten Drogen! Ich finde, es sollte alles legal verfügbar sein… Fakt ist, die Drogen sind sowieso im Umlauf, auch wenn man das nicht sehen möchte. Somit könnte der Staat es kontrollieren und sogar noch Geld damit verdienen.

Hanfverband Hamburg : Wie siehstdu die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

David: Ich sehe für Deutschland eine bessere Zukunft als wie für Österreich. Allein schon der medizinische Bereich. Wenn man bedenkt das in Österreich die AGES schon seit vielen Jahren erfolgreich Cannabis anbaut und im eigenen Land aber gar nichts passiert, ist das schon mehr als traurig. In vielen anderen Ländern hat medizinisches Cannabis die Türen für eine Legalisierung geöffnet.

Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

David: Ja, als die Polizei vor der Türe stand und meine Medizin mitgenommen hat. Mit der Schulmedizin würde es zwar auch gehen, aber das ist KEIN LEBEN!?

Mich motiviert mein viel gesünderes Leben und viele positive, glückliche Rückmeldungen von Patienten, Ärzten, Apothekern und natürlich das wichtigste die Familie.

Hanfverband Hamburg : Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

David: Naja die alten Verurteile. So wie beim Führerschein. Ich finde es nur eigenartig, das bei Einnahmen von Morphinen, Methadon, Antidepressiva niemand etwas beanstandet und hier ohne Probleme das Auto gelenkt werden darf – BIS ETWAS PASSIERT!

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

David: Unbedingt aufklären und immer wieder darüber sprechen! In meiner Familie fand ich jahrelang keine Akzeptanz, bis einige Familienmitglieder selbst schwer krank wurden. Ich bat meine Hilfe mit CBD ÖL und Cannabiscreme an und es wurde schnell bemerkt, dass diese Medizin wahre Wunder bewirkt.

Hanfverband Hamburg : Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

David: 12-14 Jahre, mein bester Freund ist auch schwer krank. Er erklärte seinen Kindern das es Medizin ist und er hoffe, dass die Kinder es nie brauchen werden.

Hanfverband Hamburg : Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

David: 18-21 Jahre würde ich für sehr sinnvoll halten. Dazu gehören aber auch Aufklärung in den Schulen und nicht nur eine plumpe Altersbeschränkung.

Hanfverband Hamburg : Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

David: Ich finde ganz wichtig das es Werbebschränkungen gibt und nicht befristete, lizenzierte Verkaufsstellen. Aber ich rede von sehr vielen Lizenzen.

Das Problem bei Alkohol ist einfach das er fast überall verfügbar ist und das auch noch 24 Stunden das macht es einen alkoholabhängigen gerade nicht leicht davon weg zu kommen.

Ganz wichtig finde ich das Cannabis Social Clubs von der Regierung unterstützt werden wie ein ganz normaler Verein für Konsumenten und Patienten, ich finde so etwas extrem wichtig sich mit Gleichgesinnten zu treffen und gerade für ältere oder allein stehende Menschen/Patienten könnte das gegen Depressionen vorbeugen.

Es sollte staatliche Anmeldeformulare für Cannabis Social Club, ofizielle Verkaufstellen, Apotheken, Produzenten, Labore usw. geben. Somit kann der Staat Stichproben von Qualität, Hygiene, Pestizide usw. nehmen. Ich finde das sehr wichtig!

2007 wurde eine Massenvergiftung durch mit Blei gestrecktes Marihuana im Leipziger Raum aufgedeckt. Mehrere Personen mussten wegen einer akuten Bleivergiftung in den Krankenhäusern behandelt werden. Auch Europol wurde dazu eingeschaltet. Leider kommen diese Verunreinigungen viel zu oft vor, nur um mehr Geld rauszuholen.

5 bis 10 Pflanzen sollte jeder Haushalt ohne Strafe anbauen dürfen.

Hanfverband Hamburg : Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

David: Pedanios 22/1-Ghost Train Haze. Ich hab damit einfach viel weniger Rückenschmerzen, Spastik, weniger Athrose-Gonathrose, Depressionen. Es macht mich mega aktiv, gut gelaunt und ist somit ideal für den Tag. Amnezia Core Cut wirkt bei mir gleich wie Pedanios 22/1 und alle Peace Naturals Medikamente sind super gegen meine sehr starken Schmerzen. Leider nur 1 bis 2-mal im Jahr in der Apotheke verfügbar.

Hanfverband Hamburg : Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

David: Man kann sehr viel im Hintergrund machen. Zum Beispiel: Anonym Flyer erarbeiten. Hanf Logos mit Text erstellen – sprich Aufklärungsarbeit ohne Gesicht zu zeigen, Videos schneiden, Ehrenamtlich in Vereinen arbeiten oder diese mit Spenden unterstützen. In der Arbeit offen darüber reden. Man kann auch in Betracht ziehen, in die Hanfbranche zu wechseln.

Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

David: Mir persönlich wäre es in einem Shop lieber, da ich leider zu krank für Eigenanbau bin.

Hanfverband Hamburg : Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

David: Ich würde fragen wofür sie es konsumieren und würde sagen dass es noch zu früh dafür ist. Der Körper könnte in diesem Alter wahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich würde vorschlagen etwas anderes zu machen. Fussballspielen, Computerspielen, oder andere Aktivitäten. Wenn der Drang zum Konsumieren trotzdem noch weiter besteht, würde ich ihm eine CBD reichere Sorte empfehlen.

Hanfverband Hamburg : Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Nicht wirklich. Nur eine Sache die mir gerade einfällt

Die Politiker sprechen immer davon, dass wir keine 3. Volksdroge brauchen. Nur warum bekommt man Cannabis dann überall?! Die 3. Volksdroge ist längst da.

Tv Auftritt: https://www.puls4.com/cafepuls/Videos/Das-Magazin/Cannabis-vom-Arzt-Ist-das-wirklich-legal-in-Oesterreich

Vielen Dank David, dass du mit dabei bist.

Daniela Kreher

Daniela Kreher

Daniela lebt seit vielen Jahren zwischen Europa und Südamerika pendelnd.

Sie wuchs in Bad Berleburg  in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Argentinien auf.  Ihr Theologie,- und Psychologiestudium verbrachte sie in Córdoba, Buenos Aires und Leipzig.

Bis 2011 war sie in der Stadtjugendpflege in Bad Berleburg tätig, danach für den Kirchenkreis Wittgenstein, bis es sie schließlich nach El Salvador in Zentralamerika zog.

Dort arbeitete Daniela als Pfarrerin und kam als Seelsorgerin in Kontakt mit vielen Menschen, die durch den Drogenkrieg und die Gewalt der Kartelle alles verloren haben.

Für diese Menschen setzt sie sich seit jeher ein und durch ihr Engagement, auch was die Rechte von Frauen und die Legalisierung von Verhütung und Abtreibung  angeht, machte sie sich viele Feinde in konservativen, katholischen Organisationen.

Als sie schließlich sogar Morddrohungen erhielt, floh sie nach Uruguay.

Viele werden das Gesicht der sympathischen  41 jährigen im Zusammenhang mit dem Knowmad Institut (https://knowmadinstitut.org/de) kennen, wo sie Mitgründerin ist, oder auch von LEAP Deutschland  ( https://leap-deutschland.de) , wo sie sich um Mitgliederbetreuung und internationale Beziehungen kümmert.

Daniela hat schon viel Gutes getan und wird sicher nicht damit aufhören, für eine bessere Welt und die Menschenrechte zu kämpfen. Darum freuen wir uns sehr, dass auch sie sich bereit erklärt hat, bei unserem kurzen Interview mitzumachen.

„Mein Weg zu Cannabis kam durch die Jugendseelsorge und die Seelsorge mit Menschen die Drogen konsumieren, ich bin also nicht als “Konsumentin” unserer Lieblingspflanze näher gekommen, sondern weil ich gesehen habe wie es Menschenleben positiv verändert hat… andererseits ist kein Rumkommen um den Drogenkrieg und was im Namen dieses gescheiterten Krieges täglich angerichtet wird… in den Ländern wo Hanf in der Natur am besten wächst. „

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Daniela: Die erste Pflanze, die ich kennenlernen durfte, war eine bolivianische Sorte und wuchs über 3 Meter hoch, man konnte sich mit mehreren Leuten drunter stellen, es war wie eine kleine grüne Höhle. Bei der Ernte durfte ich auch ein paar Wochen später helfen. Sie wurde von einer Familie ausgesät, die Cannabis für therapeutische und meditative Zwecke anwenden. (Am Ende ergab sie, getrocknet, 36 große Marmeladengläser voll. So war die ganze Familie lange versorgt). Das war schon ein besonderes Erlebnis. Das komplette ab-ernten und aufhängen war sehr Naturverbunden, ein mehrstündiges Ritual mitten in einer Großstadt wie Buenos Aires.

Seit meinem 13. Lebensjahr gab es in meinem engen Umkreis Leute die Cannabis geraucht haben. Ich war aber nie daran interessiert, ich habe “ganz normal”, viel  Alkohol getrunken und Zigaretten geraucht”, habe mich “brav von Drogen ferngehalten”. Den ersten Kuchen mit Cannabis habe ich mit 21 in Amsterdam im Urlaub probiert. Fand ich eine interessante Erfahrung.

Hanfverband Hamburg:  Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Daniela: Ja, ich rauche keinen Tabak mehr und ich trinke nur sehr selten, bei ganz besonderen Anlässen.

Ich habe Cannabis auf verschiedene Arten probiert und genutzt am ekligsten finde ich es mit Tabak gemischt. Pur (vaporisiert) kann man den Geschmack und die Sortenvielfalt am besten genießen. Es gab verschiedene Etappen, aber Zugang war immer eine Schwierigkeit. Egal ob Medizin oder zum Freizeitzweck. Egal ob man Samen, Blüten oder Tinkturen erhalten wollte. Nicht weil es kein Cannabis auf dem Schwarz-Markt gab, sondern weil es hochgefählich war/ist. Denn das Risiko in Lateinamerika, ganz schnell direkt an gewalttätige, bewaffnete, kriminelle Banden und Narcos zu kommen, was gar nicht angenehm ist, wie man sich vorstellen kann, ist sehr groß. Oder dass man von der Polizei erwischt wird, was auch höchst unangenehm ausgehen kann. Mit Strafen von bis zu 3 Jahren Haft wegen Besitz von Hanfsamen… Besitz von Blüten gibt noch ein paar Jahre mehr.

Diese beiden Faktoren machen es ziemlich gefährlich, wenn man Cannabis medizinisch braucht oder konsumieren, oder für andere Zwecke anbauen möchte. Diese Kriminalisierung ist erbarmungslos und sinnlos. Ich habe gemerkt, dass dort, wo die meisten Drogen konsumiert werden weniger Menschen sterben, als dort wo die Pflanzen und illegalisierten Substanzen in der Natur wachsen, dort wo der Drogenkrieg tobt und jeden Tag Blut vergossen wird.

Deshalb ist es wichtig sich bewusst zu sein, woher das kommt, was man konsumiert. Egal welches Produkt, und bei einer Substanz die vom Schwarzmarkt kommt sollte man sich das noch ernster Fragen, wegen der Risiken eben. Da vergeht einem die Lust das eigene Geld den kriminellen Organisationen in die Tasche zu schieben. Aktuell freue ich mich wenn ich mal ein paar Blüten geschenkt bekomme, ich setze mich auch für den Eigenanbau und Social Clubs ein, der Zugang zu der Hanfpflanze und den Produkten aus ihr, sollte nicht in exklusivem Handel von Großunternehmen bleiben.

Hanfverband Hamburg:  Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Daniela: Ja, ich habe ein großes Problem mit dem Gesetz, die Prohibition ist einfach verkehrt!  (grins)

Nein, ich hatte noch nie Probleme mit der Polizei oder einem Prozess vor Gericht oder so.

Hanfverband Hamburg:  Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Daniela: Die Seelsorge mit Patienten, die Seelsorge mit Menschen die Cannabis Anbauen, die ungerechte Gesetzgebung. Ich bin in Argentinien aufgewachsen, habe in Paraguay, El Salvador, Uruguay gearbeitet. Es ist erschütternd, wie viele junge Leute dort in unwürdigen Haftzuständen oder sogenannte “Therapien” kriminalisiert und gefoltert werden. Die Menschenrechte werden mit Füßen getreten.

Es ist unfassbar unfair, dass in manchen Ländern sicherer Zugang normal ist, und in anderen Ländern ist die Gefahr da, dass man von Staatssicherheitskräften erschossen werden kann, wenn man nur von jemandem anonym  als “Drogenkonsument”  angezeigt wird. Oder wenn man Medizin braucht und sie wird einfach verwehrt. Zwischen den Extremen gibt es noch viele andere Beispiele.

Hanfverband Hamburg:  Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Daniela: Auf vielen Wegen. Hauptsächlich setze ich mich auf internationaler Ebene ein, wie zum Beispiel bei den Vereinten Nationen oder der Weltorganisation für geistiges Eigentum.  Um eine Stimme der Zivilgesellschaft dort hinzubringen, die gegen den Drogenkrieg und für eine weltweite Reform der aktuellen Drogenpolitik spricht.

*Ich stärke die internationalen Beziehungen bei LEAP-Deutschland e.V. (Law Enforcement against Prohibition)

Die Erste Demo für eine neue Drogenpolitik habe ich in El Salvador, 2012 mitorganisiert.

*Mein Team (Knowmad Institut) hat bei verschiedenen Aktionen hauptsächlich in Lateinamerika aber auch in Europa an verschiedenen Projekten, Publikationen, Konferenzen etc. mitgewirkt und bleibt weiterhin auf internationaler Ebene tätig, soweit es geht in dieser Pandemie-zeit, da unsere Aktivitäten z.B. in Wien, auch erstmal alle ausfallen mussten.

Daniela Kreher

Hanfverband Hamburg:  Bist du Cannabis – Patient?

Daniela: Vielleicht würde es bei einiger meiner Krankheiten u. Schmerzen helfen, aber ich habe bis jetzt noch keinen  Arzt in Deutschland gefunden, der das Wissen und die Zeit hat sich um neue Patienten zu kümmern.

Hanfverband Hamburg:  Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Daniela: Eine Zeitlang habe ich eine Behandlung für Nervenschmerzen damit gemacht und es war sehr erfolgreich. Auch mein Asthma hat sich damals verbessert. Heute nehme ich wieder Asthma Medikamente.

Hanfverband Hamburg:  Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Daniela: Wir alle konsumieren den ganzen Tag, von morgens bis abends irgendwelche psychoaktivierende Substanzen, viele von Ihnen machen auch abhängig. Das fängt ja schon morgens mit dem Kaffee, Tee oder Kakao, oder Zucker an und endet abends mit dem Feierabendbier, Schokoriegel, Zigarette, etc. Dazu kommen noch die normalen Medikamente. 

Alle sind Pflanzen die für verschiedene Kulturen als  “heilige Pflanzen / Heilpflanzen” gelten oder daraus gewonnen werden.

Ich denke wir brauchen dringend eine humanitäre Drogenpolitik wo die Lösung der Probleme nicht der gewalttätige Drogenkrieg ist. Die kann nur aufgebaut werden wenn die illegalisierten Substanzen nicht verboten bleiben, sondern wenn man es verantwortungsvoll reguliert. So zeigen es viele Beispiele in verschiedenen Ländern. Es braucht noch viel Aufklärung dazu, besonders bei den Entscheidungtreffern und der Legislative. (Ich denke nicht dass das wichtigste ist, “die Gesellschaft davon zu überzeugen”, sondern zu schauen, wo sind die Mechanismen um die aktuellen Gesetze zu ändern. Man kann nicht erwarten, dass alle Leute in der Gesellschaft sich mit Drogen auskennen, da es ein sehr weites Feld ist, aber die Gesetzesgeber sollten sich schon gute Berater zur Seite holen und dann entscheiden, und zwar nach wissenschaftlichen Kenntnissen und nicht nach moralischen Ansichten oder politischen Ideologien.

Hanfverband Hamburg:  Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Daniela: Bald… nicht wirklich, das ist Wunschdenken. Wir werden erst in den nächsten 5 bis 10 Jahren sehen in welche Richtung es geht.

An manchen Tagen bin ich voller Vertrauen, dass es sich zum Positiven ändert, aber oft bin ich eher pessimistisch. Das ist dann immer noch kein Grund um aufzugeben, im Gegenteil. Es wird weiterhin Engagement und Aufklärung notwendig sein.

Hanfverband Hamburg:  Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Daniela: Oh ja, als ich Die kennenlernte die, die Gesetze schreiben und Länder regieren… da fehlt noch soo viel Aufklärung…

Und… Der Drogenkrieg geht weiter, jeden Tag sterben tausende Menschen durch die aktuelle Nekropolitik, die auf Tod, Repression und Verbote basiert. Da kann ich nicht einfach dastehen, an den See fahren und gemütlich das Leben genießen. Wirklich gezweifelt habe ich erst als ich sooo viele Corona-Leugner und politisch Rechtsextremorientierte in der Cannabis Community entdeckt habe. Für solche Menschen die nicht auf die Gesundheit anderer achten, für die die “Ihre individuelle Freiheit” mehr Wert ist, als Gesundheit andere Menschen; für die die glauben Nazi sein ist eine Meinung und kein Verbrechen, für solche Leute möchte ich nicht mehr kämpfen, aber dann denke ich wieder an alle die in den Gefängnissen sitzen wegen Drogen, an die Familien die ihre verschleppten Töchter und Söhne und Freunde suchen, an die vielen Patienten die Cannabis Medizin brauchen, an die Vorteile die die Hanfpflanze mit sich bringt, und dann bin ich wieder motiviert. Auch die Angst demotiviert, z.B. wenn man es mit Drohungen organisierter Kriminalität zu tun bekommt, etc.

 Aber…nicht vergessen:  Es gibt Wichtigeres in diesem Leben als unsere individuelle kleine Angst.

Daniela Kreher

Hanfverband Hamburg:  Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Daniela: Nicht wirklich, ist aber auch eher sporadisch.

Hanfverband Hamburg:  Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Daniela: Als erstes, ist es ein Thema was die Eltern zu entscheiden haben.

Ein offener Umgang wie mit Alkohol zum Beispiel, oder Medizin je nach Fall, ist extrem wichtig.

Die fehlende Kommunikation dient eher dem problematischen Konsum, als der offene Umgang / Information mit Substanzen.

Hanfverband Hamburg:  Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Daniela: Es ist vor allem wichtig die Pflanze zu normalisieren. So wie man Kindern Rosen, Tomaten, Brennnessel oder Minze zeigt, und erklärt, “das kann man Essen, das nicht, dass ich gefährlich, die Rosen riechen gut, das entspannt, Tomaten sind für Salat lecker(da isst man aber nicht die Blätter) und Minze für Tee, wenn man Kopf oder Magenschmerzen hat, Brennnessel und Rosen sind mit Vorsicht zu genießen, etc. etc. so kann man auch mit der Cannabis Pflanze einfach ganz normal umgehen.

Hanfverband Hamburg:  Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Daniela: Ab 18. für den “Freizeitgebrauch oder Erwachsenengebrauch”.

Bei Medizin ist es aber auch für Minderjährige wichtig, zB bei refraktärer Epilepsie, da zeigt es ja sehr positive Effekte und erleichtert das Leben ganzer Familien, nicht nur des Kindes. Oft denkt man gar nicht daran dass es extrem anstrengend ist, für die Geschwister, die Eltern und das Umfeld, wenn Ihre Kinder zwischen 30 und 300 Krampfanfälle täglich bekommen.

Hanfverband Hamburg:  Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Daniela: Ich wünsche mir eine verantwortungsbewusste Regulierung, die den Freizeitgebrauch und nicht nur den medizinischen Gebrauch abdeckt und sich auf die Stärkung des Mittelstands und der Genossenschaften konzentriert. Jedes Land, jede Region hat ihre Besonderheiten, man kann also kein Rezept für alle gleich machen. Man muss sich die Bedürfnisse und Probleme vor Ort anschauen und dann Regulierungsmodelle suchen die passen, oder anpassen. Eigenanbau und Social Clubs müssen auch unbedingt beachtet werden.

Vom “Beispiel Oregon”, ist interessant, dass Menschen die nicht gewalttätigen Delikte mit Cannabis verübt haben, haben Vorrang bei Arbeitsstellen in der Hanfbranche.

Hanfverband Hamburg:  Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Daniela: Ich freue mich, wenn ich verschiedene, am liebsten lokale Sorten probieren darf. Ich mag gerne fruchtige Sorten vom Geschmack her.

Hanfverband Hamburg:  Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Daniela: Das Problem ist viel Grösser als nur der Konsum.  Es geht nicht um den Konsum. Es gibt viel wichtigere Gründe für die Legalisierung aktiv zu werden als nur der Konsum. Stichwort Drogenkrieg, Waffenhandel, Menschenhandel, Europäische Werte, Biodiversität, Patientengerechtigkeit, Gesundheit/Medizin, Menschenrechte, Nachhaltigkeit  etc, etc, etc.  Ich würd sagen: “Ihr Lieben, wir haben alle mal Befürchtungen oder Ängste, aber es gibt wichtigeres als unsere  Angst, und unser aller Einsatz wird gebraucht. Man kann auf vielen Weisen helfen.”

Hanfverband Hamburg:  Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Daniela: Beides, die eigenen Pflanzen sind nicht immer so ergiebig wie manche Sorten in den Tropenländern. Oder man muss wegen der Arbeit viel verreisen, oder man versaut die Ernte ein paar Wochen vorher, oder Schimmel verbreitet sich, etc..… es kann vieles passieren warum eine Ernte ausfallen kann ….da sind Shops genau richtig, man kann sich an einem vertrauensvollen Ort beraten lassen, die Qualität ist garantiert,  sei es zu den Pflanzen selbst und dem Anbau, oder auch für den Gebrauch, es ist ja ein sehr komplexes und weites Feld.

Hanfverband Hamburg:  Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Daniela: Wenn Minderjährig, erklären, warum es sinnvoll ist noch zu warten bis man 18 ist (bei Männern z.B. ist die Gefahr Hodenkrebs zu bekommen höher, wenn sie Cannabis geraucht haben vor dem 18. Lebensjahr z.B.) soll sich auch erkundigen zu der Pflanze, wenn Pflanzen in der Familie vorhanden sind, mit dem Anbau vertraut machen.

Bei Erwachsenen ist “Set und Setting” das Ein und Alles.

Rev. Martin Diaz, Jean-Luc Lemahieu

Hanfverband Hamburg:  Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Daniela: Als wir 2013 in El Salvador die erste Demo für eine neue Drogenpolitik organisiert haben.

Wir hatten sehr wenig Ressourcen, um genau zu sein 600 USDollar und ein paar tolle Leute die Alles gegeben haben, in dem Orga-Team.

Es war extrem anstrengend, wir haben viel gearbeitet, dann kam der Tag. Die Demo sollte um 9 Uhr morgens beginnen (ist hier vielleicht eine unübliche Zeit für eine Demo, in El Salvador war sie “spät” angesetzt. Als wir alles vorbereitet hatten, fing es an zu regnen. Unsere Befürchtung dass noch weniger Leute kommen würden… hat sich nicht bewahrheitet. Plötzlich kamen von überall hunderte von Leuten her grün und bunt angezogen, mit Schildern und Musikinstrumenten. 3000 Teilnehmer*innen haben wir gezählt, Presse war da, sogar ein Hip Hop Video wurde aufgenommen. Es war ein voller Erfolg und wirklich motivierend. Hier könnt ihr das Video sehen, bedenkt bitte, es ist schon sehr lange her 🙂

 AKA Lion  – “Ya no vo y a callar” (dt: ich werde nicht länger schweigen”)

Vielen Dank Daniela, dass du mitgemacht hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute auf deinem Weg!