Onur Serce

Heute präsentieren wir euch wieder einen Aktivisten aus dem Süden.

Onur ist Mitgründer des „CSC Skittelz“ in München, er engagiert sich online für die Legalisierung und Aufklärung von Menschen ist beim Thema Cannabis sein täglich Brot.

Als Patient kennt er sowohl die Vorteile, welche Cannabis für sein Leben bringt, als auch die Hürden welche den Patienten in den Weg gelegt werden. Auch Rassismus ist ihm in diesem Zusammenhang nicht unbekannt.

Das Ziel des 39 jährigen Münchners ist, dass niemand mehr für den Gebrauch von Hanf stigmatisiert wird und dass jeder Patient ohne Probleme die Medizin bekommt, die er/sie benötigt.

Ohne Vorurteile, Märchen, oder falsche Ideologien.

Danke Onur für das kurze Interview mit dir!

Hanf Albers: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Onur: Mit frischen 18 Jahren war ich mit Freunden zum ersten Mal in der Diskothek. Als wir später rausgingen, um frische Luft zu schnappen, fragten mich meine Freunde, ob ich schon einmal Haschisch geraucht habe. Ich hatte bis dahin noch nie geraucht oder gekifft und sogar keinen Alkohol getrunken. Meine Freunde erklärten mir, dass dieser Stoff gute Laune macht und zum Lächeln bringt, was für mich sehr merkwürdig klang. Später bekam ich plötzlich einen brennenden Joint, der möglicherweise im Umlauf war und an mich weitergegeben wurde. Ich war erstaunt über den eigenartigen Aufbau und den seltsamen Geruch. Aber mir gefiel der harzige Haschischgeruch, also zog ich einmal daran und musste sofort husten. Das war mein erster Joint, an dem ich drei Mal gezogen habe und gleichzeitig meine erste Zigarette, da der Joint mit Tabak gemischt war.

Hanf Albers: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Onur: Nein, als ich zum ersten Mal konsumiert habe, habe ich eine sehr lange Zeit lang nicht regelmäßig konsumiert. Es kam nur bei seltenen Gelegenheiten vor, vielleicht etwa drei Mal im Jahr. Dann habe ich einige Jahre lang kaum konsumiert.

Hanf Albers: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Onur: Ja, einmal wurde ich wegen knapp 2 Gramm Blüten erwischt.

Hanf Albers: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Onur: Das unfair behandelnde Gesetz in Bezug auf Cannabis hat mich dazu bewegt, aktiv zu werden. Es besteht eine deutliche Unverhältnismäßigkeit in der Behandlung. Außerdem haben die rassistischen Bemerkungen der Polizeibeamten, als ich 2011 wegen 2 Gramm erwischt wurde, mich zusätzlich motiviert.

Hanf Albers: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Onur: Ich engagiere mich online für die Legalisierung von Cannabis. Aufgrund meiner Sehbehinderung, die nach einer Operation im Jahr 2012 zu Sehproblemen führte, bin ich nicht in der Lage, alleine das Haus zu verlassen. Seit 2012 bin ich Mitglied bei den Grünen und habe viele Gespräche mit Politikern, Parteimitgliedern und anderen Personen geführt, um für die Legalisierung von Cannabis zu werben. Später, im Jahr 2017, bin ich zur SPD gewechselt. Ich diskutiere mit Freunden, Interessierten, Parteimitgliedern, Politikern und Ärzten, um Aufklärung zu betreiben und die Legalisierungsgesetze zu unterstützen.

Hanf Albers: Bist du Cannabis – Patient?

Onur: Ja, seit 2018 bin ich ein Cannabis-Patient.

Hanf Albers: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Onur: Cannabis hat meine gesundheitliche Situation sehr deutlich verbessert! Ich habe keine Augeninnendruck mehr sowie Kopfschmerzen, die durch den Sehstress und die Verspannung der Gesichtsmuskulatur verursacht wurden. Diese Symptome sind nun kaum mehr vorhanden. Zudem sind meine Depressionen wie weggeblasen. Ich kann wieder normal einschlafen und habe endlich einen regulären Schlafrhythmus, bei dem ich zu normalen Zeiten schlafen gehe und aufstehe. Darüber hinaus habe ich einen verbesserten Appetit und vertrage meine Schilddrüsenmedikamente nun besser. Ohne Cannabis vertrage ich mein Schilddrüsenmedikament nicht gut. Früher, als ich kein Cannabis-Patient war, waren diese positiven Effekte beim illegalen Cannabis nicht wirklich zu bemerken. Im Schwarzmarkt wird so viel gestreckt, dass das nicht mehr normales, übliches Cannabis ist. Es gibt einen großen Unterschied zwischen legalem, sauberem, kontrolliertem Cannabis und illegalem, unkontrolliertem, gestrecktem oder gefälschtem Cannabis.

Hanf Albers: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Onur: Ich bin strikt gegen den Konsum von harten Drogen und betrachte sogar Bier und Wein als harte Drogen. Dennoch bin ich der Meinung, dass Menschen, die solche Drogen konsumieren, Hilfe und Unterstützung benötigen, anstatt bestraft zu werden. Es wäre sinnvoll, sichere Abgabestellen und Beratungsstellen für diese Menschen einzurichten. Durch Strafandrohungen wird niemandem wirklich geholfen.

Hanf Albers: Was sagst du zum aktuellen Stand der Gesetzgebung bezüglich Legalisierung/Entkriminalisierung? Was findest du gut und was würdest du anders machen?

Onur: Ich bin froh, dass sich die neue Bundesregierung, die sogenannte ‘Ampel-Koalition’, ernsthaft mit der Legalisierung auseinandersetzen will. Ich bin stolz darauf, dass unsere langjährige Forderung endlich ernst genommen wird. Allerdings ist die Legalisierung längst überfällig, sogar deutlich überfällig! Leider hat die Bundesregierung mehrere Verzögerungen verursacht, was bei den Menschen Enttäuschung hervorgerufen hat. Dennoch geht es weiter voran. Was ich jedoch äußerst bedauerlich finde, ist, dass die CDU/CSU nach wie vor vehement Desinformationen verbreitet. Dadurch werden Menschen, die kaum Ahnung von Cannabis haben, unnötig verängstigt und verunsichert. Die Legalisierung beinhaltet strengere Regeln, doch die CDU/CSU scheint von der Prohibition zu profitieren und möchte keinerlei Ordnung in Bezug auf Cannabis zulassen. Wir arbeiten auf der Grundlage von Fakten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, während die CDU/CSU auf Ideologie, Panikmache und Desinformation setzt, was zu Provokationen gegenüber Befürwortern der Legalisierung führt.

Hanf Albers: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Onur: An meiner Überzeugung habe ich nie gezweifelt, da es für mich klar und logisch war, dass diese ungerechte Behandlung ein Ende haben muss! Es gibt keinen vernünftigen Grund, an einer solchen Überzeugung zu zweifeln.

Hanf Albers: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Onur: Nein, der Cannabis-Konsum hatte keine Auswirkungen auf meine Partnerschaften oder Freundschaften.

Hanf Albers: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Onur: Ich habe keine Kinder. Aber generell bin ich der Meinung, dass Cannabis im familiären Umfeld, insbesondere in der Nähe von Kindern, nicht konsumiert werden sollte. Sowohl der Geruch als auch die damit verbundene Aufmerksamkeit können unangemessen sein. Ähnlich wie man keine Zigaretten und Alkohol in Anwesenheit von Kindern konsumieren sollte, gilt das Gleiche für Cannabis.

Hanf Albers: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Onur: Ich finde, Eltern sollten ab einem Alter von 14 Jahren mit ihren Kindern über das Thema sprechen und für eine angemessene Aufklärung sorgen.

Hanf Albers: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Onur: Eigentlich war ich immer dafür, dass der freie Zugang zu Cannabis ab einem Alter von 18 Jahren möglich sein sollte, ohne eine THC-Obergrenze. Allerdings halte ich es für sinnvoll, jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 21 Jahren eine THC-Obergrenze von 10 Prozent vorzuschreiben. Dabei sollten klare Richtlinien festgelegt werden, damit junge Erwachsene nicht auf dumme Gedanken kommen, wie zum Beispiel übermäßigen Konsum oder falsche Konsummethoden. Gleichzeitig sollte jedem, der zum ersten Mal konsumiert, eine THC-Konzentration von unter 10 Prozent gegeben werden, da Anfänger oft nicht wissen, wie sie richtig dosieren und konsumieren sollten. Für erfahrene Konsumenten sollten keine weiteren Beschränkungen gelten, abgesehen von möglichen monatlichen Höchstmengen in den Abgabestellen.

Hanf Albers: Wie stellst du dir die perfekte Legalisierung vor?

Onur: Ich stelle mir eine perfekte Legalisierung vor, bei der das polizeiliche Vorgehen gegen den Konsum von Cannabis ein Ende hat und man sich nicht mehr verstecken muss, wenn man Cannabis konsumiert.

Hanf Albers: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Onur: Ich mag Sativa-Genetiken im Allgemeinen und abends gerne Hybrid- oder Indica-Sorten. Aber mein Favorit ist der harzige Haze mit einem erdigen Geschmack im Abgang.

Hanf Albers: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Onur: In einer Demokratie hat jeder das Recht, seine Meinung frei zu äußern und sich für seine Überzeugungen einzusetzen. Es ist rechtswidrig und reine Willkür, jemanden aufgrund seines Engagements für die Legalisierung zu kündigen. Personen, die sich nicht für die Legalisierung einsetzen, sollten sich nicht über schlechte Politiker beschweren. Ich verstehe jedoch die Ängste der Menschen, insbesondere in Bayern, wo die Situation schwierig sein kann, besonders mit dem Bayerischen PAG (Polizeiaufgabengesetz). Selbst wenn jemand aufgrund seiner Meinung, Haltung oder Ansichten gekündigt wird, gibt es Rechte, die dem Betroffenen Schadensersatz gewähren. Das Problem ist oft, dass viele Menschen nicht wissen, welche Rechte sie tatsächlich haben. Es ist wichtig zu wissen, dass man bereits verloren hat, wenn man von Angst beherrscht wird.

Hanf Albers: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Onur: Ich würde jemandem, insbesondere Jugendlichen, raten, die Finger vom Schwarzmarkt zu lassen. Das illegale Cannabis ist nicht dasselbe wie legales, sauberes Cannabis. Das illegale Cannabis ist oft von minderer Qualität, gestreckt oder sogar gefälscht, wie synthetische Substanzen. Der Konsum von illegalem Cannabis kann gesundheitliche Probleme verursachen.

Hanf Albers: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Onur: Nicht wirklich, aber: Knallt das Ding nei? Das Ding is knalling nei!

Andreas (Plandy) Weidenbach

Andreas Weidenbach, auch bekannt als Plandy, oder „Die Hanfschule“ (www.diehanfschule.de) hat sich Aufklärung auf die Fahne geschrieben. Über seine diversen Social Media Profile bringt er sein Wissen über Cannabis unter die Leute. Er ist fast täglich live und beantwortet Fragen aus der Community und auf seinen Kanälen gibt es neben z.B. Strain Reviews in Zukunft auch Workshops zum Thema Growing.

Doch auch auf den Demos trifft man den 36 jährigen Hanffreund aus Koblenz, denn für die Sache Gesicht zu zeigen versteht sich für ihn von selbst.

Danke Andreas, dass du dir ein bisschen Zeit für unsere Fragen genommen hast!

Hanf Albers: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Andreas: Mit 15 hatte ich meine erste Berührung gehabt ganz entspannt unter dem Pfirsichbaum kahm von oben der Joint angereicht, er war nicht für mich gedacht doch ich hab ihn mir geschnappt und paar kräftige Züge genascht. Man war ich da High.

Hanf Albers: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Andreas: Ja definitiv, bin heute reifer und erfahrener im Umgang.

Hanf Albers: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Andreas: Nicht direkt, aber im Straßenverkehr bin ich leider schon aufgefallen….

Hanf Albers: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Andreas: Ziemlich egoistisch im Grunde wollte ich mehr Akzeptanz von der Gesellschaft für meine Leidenschaft die neben mir niemanden schadet. Das „in Schubladen stecken“ verärgert mich heute noch mit am meisten. Der Grundgedanke, Kiffer währen alle Faul und ungewaschen ist echt so überholt.

Hanf Albers: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Andreas: Seit einigen Jahren über diverse Social Media Profile.

Hanf Albers: Bist du Cannabis – Patient?

Andreas: Ja

Hanf Albers: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Andreas: Ich fühle mich sicherer vor den Behörden und kann Gesicht dadurch zeigen und hoffe vielen Patienten dadurch Mut zu machen. Das Rezept war nicht die Linderung sondern lediglich die Beruhigung aus der Illegalität zu kommen. Cannabis hilft mir seit dem ich 16 Jahre alt bin gegen meine enormen Arthrose Schmerzen.

Hanf Albers: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Andreas: Bin für eine Legalisierung aller Substanzen erst das hilft das Leid zu beseitigen die Konsumenten durch den Schwarzmarkt erleiden, auch der Gesellschaftliche Schaden würde meiner Meinung sehr stark zurückgehen.

Hanf Albers: Was sagst du zum aktuellen Stand der Gesetzgebung bezüglich Legalisierung/Entkriminalisierung? Was findest du gut und was würdest du anders machen?

Andreas: Ein ziemlich Umfangreiches Thema zu dem ich mir mehr als einmal meine Gedanken gemacht habe. Ich finde Gesellschaftlich sind wir auf einem super Weg was die Aufklärung betrifft. Der Prozess zu Entkriminalisierung geht aber viel zu langsam voran bei täglich 500 Strafanzeigen weiterhin. Ich würde mir mehr Aktionen aus der Community wünschen und einen größeren Zusammenhalt.

Hanf Albers: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Andreas: Ja gab es des Öfteren aber meine Kinder sind für mich Grund genug weiter zumachen, damit sie niemals die Folgen einer Strafverfolgung erleben müssen.

Hanf Albers: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Andreas: Ja großen Einfluss. Ich umgebe mich natürlich überwiegend mit Gleichgesinnten und meide den Umgang zu Nicht-Konsumenten im privaten Bereich. Meine Partnerin war da schon immer offen, konsumiert selbst aber nicht.

Hanf Albers: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Andreas: Als Patient ist es ziemlich einfach da es keine Straftat ist also kann ich da ganz offen mit meinen Kindern sprechen und aufklären.

Hanf Albers: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Andreas: Meine Tochter 9 und mein Sohn 12 Jahre, sehen mich beim Konsum zwar nur in seltenen Fällen, wissen aber wenn Papa vor die Tür oder eine halbe Stunde auf den Balkon verschwindet was ich da mache.

Hanf Albers: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Andreas: 16 Jahren. Meine eigene Erfahrung hat mir gezeigt das genau hier meist der Einstieg passiert und die Gefahr an härtere Stoffe zu kommen. Denn den Pusher interessiert es null was mit deiner Gesundheit passiert. Jugendliche dann hart unter Straffe zu stellen, für ein hoffentlich bald legales Produkt entzieht sich auch meiner Vorstellungskraft. Lieber einen richtigen Umgang und leichte Sorten zur Verfügung stellen, statt die Leute Opfer des Schwarzmarktes werden zu lassen.

Hanf Albers: Wie stellst du dir die perfekte Legalisierung vor?

Andreas: In der gäbe es nicht die Frage wie viel ich zuhause haben darf oder Kultivieren darf, dort würde man einfach sagen ab einer gewissen qm muss man ein einfaches Gewerbe anmelden. Nebengewerbe wäre ausreichend solang die Einahmen da noch passen. Die Möglichkeit der Abgabe über eine Auktion an den Freien Markt zur Weiterverarbeitung wäre auch cool.

Hanf Albers: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Andreas: Northernlights, die Mutter von gutem Geschmack

Hanf Albers: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Andreas: Es kommt auf die Berufe an! Wer selbst nicht Aktiv werden kann, soll bestmöglich die Aktivisten unterstützen. Zum Beispiel mit Spenden, Reichweite und Co damit wir nicht nur wenige bekannte Gesichter in der Szene haben sondern viele bekannte Sprecher.

Hanf Albers: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Andreas: Enjoy it und lass dir Zeit beim Genuss. Dosiere minimal und lass dir Pausen nach den Zügen. Achte auf eine Entspannte Atmosphäre und konsumiere nicht um dich von schlechten Ereignisse abzulenken.

Hanf Albers: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Andreas: Ist der Himmel noch so grau, Hanf macht ihn wieder schön und blau! Gut für dich und die Umwelt!

Jason Steel

Heute haben wir wieder ein besonders interessantes Interview für euch! Jason Steel, seines Zeichens Pornodarsteller, hat nicht nur im Job überall seine Finger im Spiel. Er kämpft mit Herzblut für die Rehabilitierung von Cannabis in unserer Gesellschaft. Der 41 jährige Mitgründer des Grow,- und Headshops „Buschmann“ in Berlin ist in der Szene gut vernetzt und auf den Demos Stammgast.

Seine Reichweite nutzt er bei jeder Gelegenheit zur Aufklärung der Menschen in Bezug auf Cannabis, unterstützt wo er kann und organisierte unter anderem zusammen mit dem Rapper und Pornoproduzenten Orgi69 (aka King Orgasmus One / Imbiss Bronko) Bustouren für Fans nach Amsterdam.

Für ihn steht wie für uns alle fest: Cannabis muss legal sein!

Jason, wir freuen uns sehr, dass du dir die Zeit für unsere Fragen genommen hast!

Hanf Albers: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Jason: Ich habe mit 16 Jahren meinen ersten Joint auf einem Sportplatz angeboten bekommen und es einfach ausprobiert. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt noch keine Erfahrungen mit Alkohol und auch mit sonst keinen anderen Substanzen, aber ich wusste vom „Hören und Sagen“ über Cannabis, dass es das Rauschmittel der Hippie-Szene der 60/70 Jahre war und sie in Deutschland verboten ist. Mein erster sogenannter Rausch war eine positive Erfahrung und danach kam ich erstmals für lange Zeit nicht mehr in Berührung mit Cannabis, dafür aber mit Bier, Wein und harten Alkohol. Ich hatte meinen ersten Absturz auf Ouzo kombiniert mit Bier und zu vielen Zigaretten.

Hanf Albers: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Jason: Nachdem ich 18 Jahre alt wurde und ich das Elternhaus verlassen hatte, änderte sich vieles bei mir! Cannabis fand seinen Weg über den Dealer zu mir und ich entdeckte eine neue Seite an mir, nämlich einen gechillten Typen, den anscheinend nichts mehr aus der Ruhe bringen konnte. Außerdem wirkte es sich besser auf meine Gesundheit aus. Ich habe in meiner Kindheit eine schwere lebensrettende Operation gehabt, hatte allerdings dadurch körperliche Beschwerden. Cannabis hat alle Probleme auf gut deutsch gesagt weggeblasen. Dazu kam noch viel Kreativität und Ansporn neue Dinge ausprobieren zu wollen. Cannabis hat mir geholfen ein neues Mindset zu bekommen, welches ich bis heute auslebe.

Hanf Albers: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Jason: Ja, und zwar schon einige Male! Ich bin in Lichtenberg groß geworden und die einzige Möglichkeit damals an gutes Gras heranzukommen ging eben nur über sagen wir mal „gute Freunde“ bzw. auch sehr zwielichtigen Gestalten, mit denen man sich auseinandersetzen musste. Für mich war dies allerdings damals völlige Normalität und ich kannte auch nichts anders. Ich denke, ich habe alle Facetten des verdeckten Drogenhandels in Berlin kennengelernt. Von der Hasenheide über Rasta- Shops bis hin zu Shisha-Bars in Kreuzberg und Neukölln, Übergaben auf Parkplätzen, in Wohnungen, Cafes in Hohenschönhausen und Marzahn. Wegen der Mädels haben mir Striptease-Bars immer am meisten Spaß gemacht zu besuchen. Hier haben die Türsteher meistens was gehabt, wenn ich was Schönes brauchte! Ich habe in jedem Bezirk Kontakte gehabt und gepflegt! Ich bin wegen dem Besitz und Anbau von Cannabis bei mir zu Hause seit 2020 offiziell vorbestraft!

Hanf Albers: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Jason: Tatsächlich habe ich zusammen mit zwei anderen Freunden im Jahr 2008 den Grow- und Headshop Buschmann in Berlin-Lichtenberg gegründet. Seitdem bekenne ich mich öffentlich zum Thema Cannabis. Wir sind damals über das Hanfjournal und ExzessivTV mit Michael Knodt und vielen anderen Gesichtern der heutigen Bewegung in Kontakt gekommen. Daraus entwickelten sich dann Freundschaften und die Legalisierung als solches stand für uns schon immer auf dem Plan. Schon vor 20 Jahren konnte man die schreiende Ungerechtigkeit beim Thema BTM sehen und erleben wie damit verbundene Strafverfahren gegen absolut normale Menschen, die einfach nur für sich den Gebrauch und Genuss von Cannabis pflegten und niemanden verletzten, beklauten oder schlimmeres. Dem gegenüber stand Alkohol in jeder Weise zur Verfügung und die Effekte waren eindeutig eher negativ zu beurteilen, was die logische Frage aufwarf: „Warum Cannabis Rauchen verboten ist, wenn doch Alkoholkonsum schlimmer ist?“

Hanf Albers: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Jason: Ich nutze vor allem meine Reichweite, die mir als Pornodarsteller, durch die Medien entgegengebracht wird, um mich zum Cannabis zu bekennen. Ich weise schon seit Jahren daraufhin, dass es egal ist, wo ich mich im Ausland befinde, ich in weniger als 24 Stunden Cannabis erhalten kann. Das an etlichen normalen Filmsets aus TV und Kino irgendwer kifft und anscheinend vielleicht auch ganz unterschwellig unser Fernsehprogramm der 90er und Millenniumsjahre wahrscheinlich aus der Feder des einen oder anderen freundlich „Bekifften“ stammen könnte. Seit 2015 nehme ich aktiv an Demos teil und unterstütze die Legalisierungsbewegung so gut es geht und ich dafür nützlich sein kann. Seit einigen Jahren bin ich auch mit Günther Weiglein und dem Jugendrichter Andreas Müller befreundet und helfe ihnen ebenfalls so gut es eben geht. So wie bei der 420 Demo letztes Jahr am Brandenburger Tor sowie bei der Entkriminalisierungsdemo von LEAP und dem DHV am Will-Brandt-Haus. Für den Spendenaufruf von Günther, damit er die Prozesskosten leisten kann, wegen eines Verfahrens gegen ihn wegen illegalen Anbaus von Cannabis. Die Leute vom Hanfmuseum und vom CSC Highground Berlin kenne ich ebenfalls und schaue ab und an vorbei. Steffen Geyer treffe ich dort oft und dann trinken wir einen Tee zusammen. Tatsächlich habe ich sogar schon für Sensi-Seeds, als Micha noch Chefredakteur dort war sogar zwei Artikel über Cannabis im Ausland beziehungsweise auf Reisen geschrieben. Außerdem unterstütze ich die Mary-Jane Messe in Berlin und Marco von VYBZ bei einigen kleinen Projekten so wie jetzt die Wahl des Mr & Mrs Cannabis dieses Jahr. Ich versuche einfach Leute aus allen Szenen zusammen zu bringen. Der weiße Rauch vereint uns!

Hanf Albers: Bist du Cannabis – Patient?

Jason: Ja, aber tatsächlich erst seit diesem Jahr Januar, obwohl ich das wohl schon hätte viel früher sein können. Die gesundheitlichen Einschränkungen bei mir und die Erfahrungen der letzten Jahre haben die Voraussetzungen Cannabispatient zu werden erfüllt. Aber ich habe mich lange gescheut und war mit meiner bisherigen Versorgung auch sehr zufrieden. Aber die Zeiten ändern sich und solange der Anbau illegal ist, bevorzuge ich jetzt die Cannabis-Apotheken, weil die Qualität mittlerweile sehr gut geworden ist, und als Cannabis-Patient fühle ich mich nicht mehr so verfolgt und bedroht wie vorher. Die erste legale Lieferung hat Tränen bei mir ausgelöst, es war unglaublich. Mit legalem Cannabis durch die Straßen Berlins zu laufen ist ein fantastisches Gefühl. Aber ein gewisses Stigma-Gefühl wird wohl trotzdem immer bleiben.

Hanf Albers: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Jason: Cannabis verbessert meine gesundheitliche Situation enorm. Auch mental hilft es mir fokussiert und motiviert an meinen Zielen zu arbeiten. Cannabis macht einen besseren Menschen aus mir. Meine Krankenakte würden einige wahrscheinlich überraschen oder gar schocken, aber meistens lächle ich alles weg 😊. Cannabis gibt mir das Gefühl ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft zu sein, und zwar ohne Einschränkungen. Dank Cannabis bin ich, wer ich bin.

Hanf Albers: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Jason: Grundsätzlich rate ich allen Personen unter 18 Jahren ab harte oder weiche Drogen zu konsumieren. Für alle anderen gilt natürlich, dass sie mit der Volljährigkeit tun und lassen können, was sie wollen, und ja, wir haben eine Partykultur in unseren Städten, die den Zugang zu härteren Drogen ermöglicht. Allerdings eben nur durch dunkle Kanäle und du weißt nie wo das Zeug herkommt, oder was da genau drin ist. Ich bin für die Freigabe von geringen Mengen auf legalen Wegen, das klingt vielleicht krass, aber ich würde lieber von einer offiziellen Stelle meine Partydrogen kaufen, dann weiß ich wenigstens, worauf ich mich bei der Einnahme einlasse. Im Grunde genommen versorgen wir uns doch schon mit allem möglich natürlichen Aufputschmitteln und betreiben unkontrollierten Mixkonsum, der nicht gut für Kreislauf und Körper wie Herz sein kann. Besser alles aus einer beratenden Hand, die gleichzeitig über uns ein wenig wacht!

Hanf Albers: Was sagst du zum aktuellen Stand der Gesetzgebung bezüglich Legalisierung/Entkriminalisierung? Was findest du gut und was würdest du anders machen?

Jason: Also tatsächlich waren wir in den letzten 20 Jahren noch nie so nah an der Legalisierung dran wie jetzt. Es sind deutlich mehr Stimmen zu hören als jemals zuvor und ich sehe, dass die Politiker es wirklich verstanden haben, um was es uns beziehungsweise dem #weedmob geht, nämlich diese schreiende Ungerechtigkeit der Prohibition zu beenden. Es haben in den letzten 50 Jahren genug Menschen darunter gelitten und ein „einfach so weitermachen“ darf es so nicht mehr geben, denn dafür sind unsere Stimmen einfach zu laut mittlerweile geworden. Was mich im Übrigen auch sehr erfreut, denn nur mit erhobenem Kopf und klaren hörbaren Worten erreichen wir unser Ziel der Legalisierung und Entkriminalisierung. Um eine richtige Legalisierung zu erreichen, bedarf es auch einer umfassenden Überarbeitung des Strafgesetzbuches im Umgang mit Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz sowie in Bezug auf die Neu-Definition von weichen und harten Drogen. Außerdem sollte wirklich über eine Amnestie von bereits rechtskräftigen Urteilen bei bestimmten Delikten nachgedacht werden. Ich hätte gerne meinen Führerschein zurück, den ich leider schweren Herzens im November 2016 abgeben musste und das nach 16 unfallfreien Jahren sowie zweimal Ersthelfer. „Heul doch 😊“ sag ich mir dann immer. „C’est la vie!“

Hanf Albers: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Jason: Um ehrlich zu sein kamen die meisten Kritiker gegenüber meiner Offenheit des Konsums von Cannabis vor allem aus meiner Branche beziehungsweise oft sogar aus den Chefetagen. Die Leute in meiner Branche wollten nicht doppelt „schlecht“ dastehen. Einmal als Sexarbeiter bzw. Pornodarsteller und dann noch als „Kiffer“. Es gab für mich nie einen Zweifel, dass die Prohibition ein großer Fehler der Politik war und irgendwann realisierte ich auch, dass es unsere Aufgabe sein muss, diesen Unsinn zu beenden. Wir können durch die aktive Teilnahme an Demos unserem Wunsch der Legalisierung eine sichtbare und hörbare Stimme verleihen, und deshalb müssen alle mitmachen, die die Legalisierung vom Herzen wollen. All diesen Menschen auf den Straßen zu sehen, dass motiviert mich enorm weiterzumachen und wir werden es schaffen. Es gibt eine Menge Leute da draußen, die gerne mit Jason Steel legal in Berlin in einem Coffeeshop sitzen wollen, um mit mir ihre erste Joint Erfahrung zu machen. Allein deshalb müssen wir es schon schaffen, denn ich möchte auch gerne irgendwann einmal in einem Coffeeshop an der Spree sitzen und vielleicht sogar mit dem Richter und ein paar anderen zusammen ganz normal legal Gras rauchen.

Hanf Albers: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Jason: Selbstverständlich, sowohl in der Arbeitswelt wie auch privat. Die Mutter meines Kindes dachte, ich sei ein Faulpelz und Schlawiner. Erst nachdem sie mich richtig kennengelernt hatte, verliebte sie sich in mich. Nichtsdestotrotz war es bei Trennung wieder ein Thema und wurde gerne als Druckmittel von ihr eingesetzt, um bestimmte Dinge zu erreichen. Aber irgendwann hat sie es auch eingesehen, dass es mir hilft und Cannabis für mich die beste Medizin ist. Heute unterstützt sie mich sogar ein wenig und spricht davon, wenn es legal ist, dann würde sie mit Freundinnen in einen Coffeeshop gehen und es dort rauchen. In meinem BIZ gab es viele Darsteller, die gekifft haben, aber es nie öffentlich zugegeben hätten. Heute bekennen sich viele von ihnen ebenfalls zum Cannabiskonsum und zur Legalisierung, und das ist gut so! Besser spät als nie und wir können es noch erleben, diese Gesellschaft nachhaltig positiv zu beeinflussen in dem wir den Kampf der Legalisierung und Entkriminalisierung weiterführen, bis wir unsere Ziele erreicht haben.

Hanf Albers: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Jason: Ganz ehrlich, unsere Kinder wachsen doch bereits in einer Alkoholkultur auf und sehen zum Teil den vollen Umfang der negativen Folgen für Mensch, Familie und für unsere Gesellschaft. Da sind viele junge Todesopfer durch Unfälle oder Straftaten auf Grund von Alkoholkonsum mit dabei und dem gegenüber steht nicht ein Cannabistoter. Wie soll ich meinem Kind eigentlich den Schwachsinn erklären, dass Cannabis verboten ist und Alkohol in jeder Form verfügbar ist. Deshalb habe ich mich für einen offenen Umgang mit Cannabis entschieden, damit einher gibt es ein paar Regeln bei mir, die ich selbst aufgestellt habe, um die Gesundheit meines Kindes zu schützen. Außerdem kenne ich viele Cannabispatienten wie eben Günther und andere, die dürfen gerne bei mir im Garten ihre Medizin einnehmen und ich heize währenddessen ein paar bayerischen Würstl auf meinem Grill ordentlich Hitze unter die Pelle, poste das Bild dazu dann auf Twitter, markiere @tantemolotov, der bastelt aus dem Bild dann wieder eine Bildkomposition und et voilá ist ein neuer #weedmob Beitrag fertig 😊.

Hanf Albers: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Jason: Ich denke es gibt einen Zeitpunkt, wo du merkst, dass du deinem Kind oder der Familie nichts mehr vormachen kannst und dann solltest du ehrlich sein oder es zumindest in einer einfachen Art seinen Kindern erklären können, so dass sie es verstehen können und ihre eigenen Schlüsse daraus ziehen. Heutzutage sind die Kinder nicht nur frühreif, sondern auch früh bestens informiert durch das Internet, und die wissen, wie das Netz funkt, keine Sorge!

Hanf Albers: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Jason: Ab 18 Jahren! Das ist doch der Status Quo überhaupt, der vom Gesetzgeber vorgegeben ist und von unserer Gesellschaft gelebt wird. Es gilt für fast alles eigentlich. Du giltst dann als voll geschäftstüchtig und voll strafmündig, also warum sollte man ab 18 Jahren dann keinen Zugang zu Cannabis haben dürfen? Was ich gut finden würde, ist tatsächlich eine Mengenbegrenzung pro Kopf und/oder pro Shop. Dasselbe macht auch bei der Abgabe von Alkohol Sinn, einfach damit junge Leute, wenn sie irgendetwas konsumieren, einen vernünftigen Umgang damit lernen und sich der möglichen Gefahren bewusst sind.

Hanf Albers: Wie stellst du dir die perfekte Legalisierung vor?

Jason: Die perfekte Legalisierung für mich wäre eine komplette Freigabe mit Coffeeshops wie man es eigentlich bisher aus Amsterdam kannte und Social Cannabis Clubs wie in Barcelona sowie Cannabis Apotheken wie man es aus den Staaten kennt, und zwar alle zur selben Zeit. Aber mit Limits auf große Mengen beim Eigenanbau ähnlich wie in Uruguay, wo der Eigenanbau gut geregelt wurde und Besitz in großen Mengen zwar erlaubt ist, aber auch da darf man nicht endlos besitzen, und das ist gut so, denn sonst würde wahrscheinlich anderorts, wo Cannabis verboten ist, der illegale Handel durch kriminelle Geschäftemacher wieder mehr blühen als vorher. Die dort erlaubten Mengen reichen jedem Eigenanbauer gut aus und Überschüsse werden in Social-Cannabis-Clubs geteilt und zu günstigen Preisen weitergegeben. Ich kenne einen befreundeten Filmemacher, der von dort kommt und mir schon einiges darüber erzählt hat.

Hanf Albers: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Jason: Ich bevorzuge White Widow vor allen anderen Sorten. Das ist meine absolute Lieblingspflanze und Genetik. Vom Effekt her perfekt für einen arbeitsreichen Tag, zumindest bei mir. Mich vitalisiert Gras grundsätzlich immer und gibt mir genug Kraft für den Tag. Ich mag, aber auch Sorten wie Cheese und Blueberry. Zkittles ist auch sehr nice, das rauche ich am liebsten, wenn ich in Barcelona bin. Dort bin ich ebenfalls Mitglied in zwei Clubs und muss mir um meine Versorgung vor Ort keine Sorgen machen.

Hanf Albers: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Jason: Keine „echte Gesellschaft“ ohne Bekenntnis zur „realen Gesellschaft“. Wenn wir nicht die Menschen in unserer Straße akzeptieren können, was für Menschen sind wir überhaupt? Dazu gehört genauso ein Obdachloser, der zwar schlecht in unser Wohlstandsbild passt, den wir aber genauso wie den Ferrari-Fahrer ertragen, dann stellt sich die Frage welches Weltbild mit seinen Wertevorstellungen haben wir eigentlich und warum tun wir alles dafür es nicht zu sehr zu erschüttern? Wir müssen raus aus unserer Komfortzone, wenn wir was bewegen wollen und dazu gehört eben auch sich zu bekennen und „Profil“ zu zeigen. Das Weltbild des kiffenden Faulpelzes ist doch schon längst überholt. Unsere Arbeitswelt ist eh schon so dynamisch geworden und nichts ist mehr wirklich sicher. Also was stört es einen was dein Chef oder die Chefin über dich denkt, nur weil du Gras rauchst? Heute erzählen sie dir noch im Anzug wie toll sie sind und morgen erklären sie dir, warum sie Personal entlassen müssen. Gott sei Dank gibt es mittlerweile viele Chefs auch von großen namenhaften Firmen, die sich zum Cannabis bekennen. Pornhub hat dies übrigens auch getan zum 420 Tag und hat einfach das „o“ im Wort mit einem „Green Cannabis Leaf“ für einen Tag getauscht.

Hanf Albers: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Jason: Seid am besten volljährig und lasst euch von niemanden zu irgendetwas bedrängen! Wenn ihr es ausprobiert, dann sucht euch ein sicheres Environment mit guten Freunden, die auf einen achten, wenn man sich vielleicht nicht wohl fühlen sollte. Betreibt keinen Mixkonsum, schon gar nicht mit Alkohol. Die meisten saufen erst und wollen es dann auf einmal ausprobieren. Das geht meistens schief und endet entweder darin, dass du deinen Mageninhalt vom Alkohol plus alle vorangegangenen Mahlzeiten leerst oder einfach einschläfst und gar nichts mehr checkst. Du wachst dann auf und kannst dich vielleicht an gar nichts mehr erinnern. Bisher ist noch niemand jemals durch die Einnahme davon gestorben, alles wird gut.

Hanf Albers: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Jason: 2010 haben wir eine Fan-Busfahrt von unserem Grow- und Headshop Buschmann in Berlin nach Amsterdam mit Orgi69 organsiert und mit dabei waren damals Michael vom Hanfjournal, Ziggy Jackson und ganz viele Fans. Es war die bereits zweite Tour und man muss sich das einmal vorstellen, ein Bus voller Atzen aus ganz Deutschland von Berlin nach Amsterdam zum Queensday. Es war unglaublich! In jeder Ecke von Amsterdam trafen wir unsere Jungs wieder. Kein Wunder, sie hatten ja auch Wegekarten von uns bekommen 😊. Als wir die Fahrt zurück antraten, erklärte uns Micha nochmal, dass die Mitnahme und der Besitz von Cannabis über die Grenze illegal und strafbar sind. Alle nickten ihm zu und zeigten tiefe Einsicht. Dann fuhren wir über die Grenze. Als wir auf einer Raststätte bei Hannover den ersten Stopp seit Grenzüberschreitung machten atmeten viele auf und kaum war die Raucherpause eröffnet, zog weißer Rauch auf …

Vielen Dank für das interessante Interview und deinen Einsatz für unsere Lieblingspflanze!

Vielen Dank für eure Fragen, ich hoffe ich konnte sie gut beantworten und wünsche allen Aktivisten und Grasrauchern einen schönen sonnigen Tag mit weißen flauschigen Wolken. LG

Dr. Fabian Steinmetz

Wenn es um Substanzen geht weiß Fabian Steinmetz Bescheid.

Der 39 jährige Toxikologekämpft an verschiedensten Fronten für eine Veränderung der Drogenpolitik und eine Veränderung in den Köpfen der Menschen.

Als Wissenschaftler auf diesem Gebiet hat er einen tiefen Einblick in die Wirkung und Auswirkung verschiedenster Substanzen und weiß diese zu bewerten.

Fabian ist Eurotox-zertifizierter Toxikologe und Consultant bei Delphic HSE(https://www.delphichse.com/about-us/), außerdem Mitglied im „Schildower Kreis“ (https://schildower-kreis.de/), dem DHV, LEAP (https://leap-deutschland.de/) und ENCOD (https://encod.org).

Man sieht ihn auf den Bühnen der Demos und auch für die tatkräftige Unterstützung des „Weedmobs“ auf Twitter ist er sich nicht zu schade.

Wir freuen uns, Fabian Steinmetz in unserem Lager zu wissen und danken ihm für dieses kurze Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Fabian: Meine erste Erinnerung an Cannabis war in der Unterstufe, also 5. oder 6. Klasse. Hinten im Bus haben sich etwas ältere Schüler „Dope“ in selbstgedrehte Zigaretten gewickelt. Die Erklärung meines Sitznachbars war: „Damit wirkt der Tabak stärker.“

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Fabian: Ich versuche grundsätzlich meinen Konsum, egal von was, meinem Leben und meinen Zielen anzupassen. Als Aktivist/Drogenexperte versuche ich dementsprechend illegalen Betäubungsmittelbesitz tunlichst zu vermeiden. Ich muss aber auch sagen, dass mich persönlich Cannabis eher beeinträchtigt hat, weshalb der Stellenwert von Cannabiskonsum im Alltag nie sonderlich hoch war.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Fabian: Nein, ich habe es geschafft meine „Sturm-und Drangzeit“ ohne Strafanzeigen oder sonstige Konsequenzen zu meistern. Zum einen habe ich mir immer sehr viel Mühe gegeben das Risiko für Konsequenzen zu reduzieren, zum anderen hatte ich einfach Glück.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Fabian: Ich habe bzw. hatte viele Bekannte und Freunde, die Schaden durch die Drogenprohibition genommen haben. Insbesondere die Führerscheinproblematik hatte viele stark und nachhaltig geschädigt. Aber auch gefährliche Qualitäten, Überdosen, Freiheitsentzug, Stigmatisierung etc. spielten eine Rolle. Schon als Teenager fand ich es absurd, dass man sich als Kiffer verstecken musste, während Trunkenbolde die hiesigen Straßenfeste an der Mosel unsicher machten.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Fabian: Zum einen unterstütze ich die Bewegung mittels Social–Media-Aktivismus ( und grüße hiermit den Weedmob ). Zum anderen gehe ich auch im Real – Life auf Veranstaltungen, sei es als Teilnehmer, Redner oder sonstigem. Durch meine „Expertenrolle“ als promovierter und zertifizierter Toxikologe habe ich gelegentlich die Möglichkeit Reden zu halten, oder ich werde für Zeitungsartikel interviewt. Auch versuche ich innerhalb der Wissenschaft mit Postern, Papern etc. aufzuklären und Einzelaspekte näher zu erforschen. Ich bin in verschiedenen Organisationen aktiv, beispielsweise dem DHV Darmstadt, dem Schildower Kreis, ENCOD oder LEAP Deutschland.

Fabian Steinmetz bei der Hanfparade 2022

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis-Patient?

Fabian: Ich versuche grundsätzlich meinen Gesundheitsstatus und meine persönlichen Präferenzen für Genussmittel/Medikamente aus meinem Aktivismus und erst recht aus meinen wissenschaftlichen Expertisen herauszuhalten.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Fabian: Ich bin für die Legalisierung aller Drogen. Legalisierung bedeutet das Etablieren eines Regelwerks für den Umgang mit Drogen und zwar weitestgehend ohne Strafrecht. Von daher sollte jeglicher Besitz von Pflanzen, Pilzen, Pulvern, Pillen etc., welcher ausschließlich dem Eigenbedarf dient, keine Straftat sein. Bezüglich der Abgabe sollten unterschiedliche Regulierungsmodelle genutzt werden, hier kurz am Beispiel Koka/Kokain erläutert: Während Kokatee ruhig im Supermarkt verkauft werden kann, sollte Kokainhydrochlorid nur in Fachgeschäften in kleinen Quantitäten an Erwachsene abgegeben werden – Beratung, Hilfsangebote und keinerlei Werbung verstehen sich von selbst. Bei Crack würde ich eine medizinisch induzierte Substitution mit Kokain-E-Zigaretten vorschlagen, da diese Devices wohl besser dosierbar und weniger schädlich für die Lunge wären. Natürlich würde man den Schwarzmarkt nicht völlig austrocknen, aber dennoch stark reduzieren. Solche Modelle sind mit allen weitverbreiteten Drogen möglich. Grundsätzlich unterstütze ich nicht-kommerzielle Modelle, wie beispielsweise CSCs, im besonderen Maße.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Fabian: Wichtiger als eine Legalisierung, die eben nicht gewiss ist, ist für mich eine weitreichende Entkriminalisierung und zwar sofort!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Fabian: Ja und nein. Das Reflektieren der eigenen Überzeugung ist wichtig. Man muss ja auch andere Meinungen verstehen um besser dagegen argumentieren zu können. Grundsätzlich hat sich aber nichts Wesentliches bei mir geändert. Meistens sind es eher regulatorische Details, wie z.B. dass „Drogenführerscheine“ nicht niedrigschwellig genug sind, oder dass THC-Grenzwerte bei Retail-Edibles Sinn machen. Was die Frustrationstoleranz angeht, denke ich, dass mich Rückschläge (z.B. Razzien bei CBD-Geschäften) sogar noch zusätzlich motivieren. Je mehr wir tun, desto schneller kommt der Fortschritt – jede Demo, jede Petition, jeder Artikel und jede Weedmob-Aktion zählt!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Fabian: Nein, zumindest nicht signifikant. Damit haben wohl auch ein paar meiner Privilegien zu tun, was mich aber wiederum daran erinnert, dass ich diese Privilegien für die gute Sache nutzen sollte.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Fabian: Ich habe keine Kinder, aber dennoch eine Meinung: Reden kann man über alles, aber den Konsum vorleben würde ich wahrscheinlich nicht. Rauchen/Dampfen ist kein Verhalten, dass Kinder als selbstverständlich wahrnehmen sollten, egal um welche Substanz es geht. Das heißt aber nicht, dass man nicht etwas stoned mit seinen Kindern spielen kann. Mir geht es mehr um prägendes Verhalten.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Fabian: Da gibt es keine Altersgrenze. Man kann alles kindgerecht erklären, wenn man denn will. Egal ob Sex, Drogen oder den Tod, man kann Informationen so verpacken und entsprechende Details weglassen, so dass es zu jedem Alter bzw. Reifegrade passt.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Fabian: Die Frage ist sehr spannend. Kriminalisierung lehne ich auch bei Kindern/Jugendlichen ab. Abgabe in Fachgeschäften und Mitgliedschaft in CSCs sollte ab 18 Jahren möglich sein, obgleich ich mir auch einen Retail – Markt mit leichten Produkten ab 16 vorstellen könnte. Wichtig ist keinerlei Kriminalisierung auf der einen Seite, aber auch keine skrupellose Kommerzialisierung (wie beispielsweise bei den kleinen Schnapsflaschen an der Kasse) auf der anderen Seite. Auch wäre mir wichtig, dass Drug-Checking keine Altersgrenzen kennt. Das ist eine Chance für Beratung, Hilfestellung und zum Herausfiltern von besonders schädlicher Ware (z.B. mit synthetischen Cannabinoiden).

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Fabian: Bei Cannabis fände ich es toll, wenn CSCs den Löwenanteil stemmen könnten. Dazu müssten diese weniger Restriktionen als der Retail-Markt (Fachgeschäfte, Apotheken etc.) erfahren. CSCs haben den Vorteil, dass sie weniger finanzielles Interesse wecken, die Kultur hinter Cannabis adressieren und der Community, die zuvor unter der Prohibition am meisten litt, Chancen einräumt. Falls die Frage sich auch auf andere Drogen bezieht: Für fast jede Droge mit einem gewissen Verbreitungsgrad gibt es ein besseres Regulierungsmodell als der Status quo!

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Fabian: Nein, aber fruchtige Noten, die an Zitrone, Orange oder Ananas erinnern, finde ich schon ziemlich dufte.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so.

Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Fabian: Viele verstecken sich. Meist sind es gerade die, die aufgrund von gutem sozialen Standing viel Impact hätten. Das ist sehr bedauerlich für die Legalisierungsbewegung. Deshalb wäre es wichtig, dass die Menschen, die sich aufgrund von Job, Familie etc. nicht trauen, Geld spenden, z.B. an den DHV, den Schildower Kreis oder den kürzlich gegründeten CSC-Dachverband. Aber dennoch ermutige ich gerne Menschen sich für die Legalisierung einzusetzen und zwar weniger durch Outing als „Kiffer“, sondern mehr als politisch Überzeugte: Niemand bekommt eine Hausdurchsuchung, weil er/sie sagt, dass Strafverfolgung und Streckmittel schädlich sind und dass legalisierte Länder jene Probleme kaum noch haben und dabei Milliarden an Steuern einnehmen, z.B. für die Energiewende oder die Pflege.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Fabian: Das hängt von Alter/Reife, möglicher medizinischer Indikationen und von eventuellen Vorerkrankungen ab. Bei einem/einer gesunden Jugendlichen, der/die unbedingt kiffen will und es eh machen wird, würde ich zum Konsum via Vaporizer raten. Eine balancierte Sorte macht insbesondere für Anfänger Sinn. Ich würde raten nach ein paar Zügen zu warten bevor er/sie weiter konsumiert, da der Wirkungseintritt ein paar Minuten dauern kann. Idealerweise ist noch jemand dabei mit etwas Erfahrung und ein paar Drinks und Snacks. Aber ich würde auch von regelmäßigem Konsum abraten, da hier diverse Risiken auftreten, die es bei gelegentlichem Konsum nur höchst selten gibt, beispielsweise eine Abhängigkeit. Natürlich gibt es aber auch hier Ausnahmen – ich erinnere an die vielen jungen Menschen, die erfolgreich Cannabis bei ADHS nutzen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis-Anekdote?

Fabian: Mich hat mal beim Trampen ein Ami auf Urlaub mitgenommen. Das war vor über 20 Jahren und ich hatte damals schulterlange Haare – er war wohl damals so alt wie ich jetzt. Er fragte mich im Auto: „Does long hair stand for pothead?“ Lange Rede, kurzer Sinn, er kam gerade aus Maastricht mit seinem Mietwagen und wollte etwas chillen. Ich leistete ihm Gesellschaft und wir trafen uns noch weitere Male für etwas kulturellen Austausch. Leider ist der Kontakt abgebrochen, aber ich hoffe er lebt jetzt in einem der vielen „legalized States“.

Fabian, vielen Dank für dein Engagement und dass du dir für das Interview Zeit genommen hast!

Michael (Micky) Becker

Wo er helfen kann, da mischt er mit!

Ob im Rahmen der DHV Ortsgruppe Augsburg, online, oder auf den Demos, Micky setzt sich ein. Der Miteigentümer des Hanfladens „Sea of Green“ in Heidenheim (https://www.sea-of-green.de) weiß die Vorteile von Cannabis zu schätzen und kämpft dafür, dass dies auch bald alle anderen können.

Wir danken dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Micky: Leider schon recht früh, dank fehlendem Jugendschutz. Ich war ca 13 Jahre alt, als ich das erste mal Haschisch konsumierte. Allerdings merkte ich davon nichts und so rauchte ich ab und an mal mit, kaufte mir aber selbst erst mit ca 16 Jahren was und begann dann auch regelmäßig zu konsumieren.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Micky: Irgendwann wurde es dann täglich, da sagte ich mir irgendwann auch, ich müsse eine Pause machen. Ich hatte gerade mal ein halbes Jahr Konsumpause, da wurde mir Ischiallumbalgie aufgrund einer Bandscheibenvorwölbung und fehlenden Knochenfragmenten am LW3 diagnostiziert. Erstmal nahm ich, unwissend vom Schmerzeffekt von Cannabis, nur herkömmliche Schmerzmittel ein. Aber dann, so ca ein Jahr nach Konsumpause habe ich auf einer Party einen Joint gereicht bekommen und sehr schnell gemerkt dass mir Cannabis gegen die Schmerzen hilft. Seither bin ich Cannabispatient und konsumiere, bei optimaler Verfügbarkeit, mehrere Gramm am Tag.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Micky: Ja, ich wurde bereits beim Bestellen von Seeds, beim Kauf von einem Dealer (aufgrund seiner Aussage vor dem Strafverfolgungsbehörden), beim Bestellen von Cannabis, sowie 2016 beim Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken erwischt.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Micky: Das gesamte Thema: die Ungerechtigkeit; die Uninformiertheit vieler Politiker, Ärzte und Behörden; und zu guter letzt meine eigenen Erfahrungen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Micky: Ich besuche viele Veranstaltungen, veranstaltete auch selbst diverse Demos, Partys und Patiententreffen. Alles wo ich, trotz täglicher Schmerzen, helfen kann wird angepackt. ^^

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Micky: Ja – siehe oben 😉

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Micky: Ich bin deutlich mobiler und der Schmerz lässt sich viel besser aushalten – Ganz weg bekomme ich ihn leider nicht.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen

Micky: Ich finde es nur folgerichtig, dass bei unserer gescheiterten Prohibition auch andere Substanzen neu bewertet und freigegeben werden. Klar sollte man sehr gefährliche Drogen unter Verschluss halten, sie allerdings völlig zu verbieten macht aus unterschiedlichen Gründen keinen Sinn. Zuerst schützt man die Konsumenten durch Strafverfolgung nicht, man trägt noch zu ihrem Leid bei. Zweitens kann man mit Konsumenten so nie auf Augenhöhe reden – Sei es in der Psychotherapie oder in der Justiz. Und nicht zuletzt sind die gesundheitlich besonders bedenklichen Substanzen gerade deshalb „beliebt“, weil die, meist harmloseren, Alternativen fehlen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Micky: Ich erwarte mir eine Legalisierung, bei der alles richtig gemacht wird – Konsumentenschutz, Jugendschutz und Substanzkontrolle.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Micky: Eigentlich nicht. Ab und an fragte ich mich, ob es Sinn macht weiterhin für eine Sache zu kämpfen die zwar Viele angeht, aber für die sich scheinbar nur wenige bequemen auf die Straße zu gehen. Allerdings denke ich dass das menschlich ist: Sobald wir versorgt sind und es uns gut geht, denken wir nicht an Zeiten in denen es nicht so ist. Wir machen mit anderen Problemen im Leben weiter. Ich habe z.B. oft beobachtet, dass viele Konsumenten dann aktiv geworden sind, wenn die Polizei zu Besuch war oder sie in eine Kontrolle kamen und nun Ärger an der Backe hatten.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Micky: Bestimmt. Bei Freundschaften habe ich das nur nicht so gemerkt, da man da eher still „gecancelt“ wurde. „Ghosting“ wäre hier wohl auch ein treffender Begriff. Wo ich es aber sehr oft gemerkt habe, war die Familie oder deren Bekannte. Hier wurde ich oft sehr dumm angeredet und Stigmatisiert. (Gerade zu der Zeit, als ich Cannabis noch illegal bezog – Seit 2017 wandelt sich das Bild laaaaaaaaangsaaaaaaam) 😉

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Micky: Ich bin für einen sehr offenen Umgang mit dem Thema, da gerade Patienten diesen auch führen müssen – Sie haben ja oftmals keine Ausweichmöglichkeiten. Aber auch sonst sollte der Umgang mit dem Thema entspannt vor sich gehen. Konsum vor den Kindern sollte dort vermieden werden, wo es geht und Cannabis immer unzugänglich aufbewahrt werden. Das gebietet schon die Vorbildrolle. Trotzdem bin ich auch für gesellschaftliche Events, wie Cannabisfeste, Erntefeste usw. Hier sollten Kinder halt nicht in Zelte oder Räume dürfen in denen stark konsumiert wird – Einfach wie beim Nichtraucherschutzgesetz.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Micky: Ich finde 18 Jahre völlig sinnvoll, da sich Jugendliche sonst das Cannabis bei älteren Freunden besorgen und dann vielleicht keinen richtigen Umgang damit lernen. Eine Begrenzung des THC-Gehaltes für 18 bis 21 Jährige halte ich auch für richtig, denn keiner der nicht eine unnötig hohe Toleranz aufgebaut hat braucht mehr als z.B. 12-14% THC mit vlt. 5-20% CBD. CBD nimmt ja nicht den erwünschten Effekt, sondern verringert lediglich die unangenehmen Nebeneffekte, wie „Druck“ im Kopf und „Verpeiltheit“.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Micky: 12 bis 14 Jahre, je nach Reife des Kindes und seinem Umfeld.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Micky: Eigentlich stelle ich mir die perfekte Legalisierung genauso vor, wie aktuell geplant. Ich erwarte mir nur, dass die Besitzobergrenze verschwindet und der Anbau per Raumgröße begrenzt wird. (Also z.B. 2 oder 3qm) Und eine sofortige Entkriminalisierung des Anbaus wäre auch eine hilfreiche Sache – Alleine um dem Schwarzmarkt zuvorzukommen. Ach ja, und Apotheken gehören raus aus den Forderungen. Die haben nicht nur absolut keine Ahnung von der Substanz, sondern sind auch keine adäquaten Drogenabgabestellen für den Freizeitkonsum. Sollen sie doch ihre eigenen Drogen verkaufen und das bislang so verteufelte Marihuana den Profis überlassen. (Dealer, Züchter, Puscher – All diese, als illegal geltenden, Berufsgruppen haben die Subkultur bislang erfolgreich erhalten und werden das sicherlich auch weiterhin gern tun)

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Micky: Cheese / Blue Cheese / Black Cheese – Ich liebe einfach diesen „käsigen“ Geschmack. <3

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so.

Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Micky: Es gibt so viele Wege, anonym für eine bessere Drogenpolitik einzustehen. Auch eine Teilnahme am Hanfmarsch hat noch niemanden den Job gekostet. Auch gibt es überall Ortsgruppen und CSCs oder ähnliche Hanfvereine. Diese zu unterstützen ist auch ohne sein Gesicht öffentlich zu zeigen möglich. Ich halte das Phänomen eher für die bereits erwähnte Bequemlichkeit.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Micky: Erhalte Dir Deine Toleranz – Es ist wunderbar jedes Mal wieder so „high“ zu sein wie beim ersten Mal. Das ist möglich, allerdings muss man seinen Konsum dann einschränken. Täglicher Konsum ist für rekreationelle Nutzer keine gute Idee – Aus mehreren Aspekten heraus. Einmal nimmt man sich die Möglichkeit für ein tolles „High“ und andererseits nehmen damit auch die unerwünschten Nebenwirkungen zu und man hat zuehmend Motivations-, Konzentrations- oder Erinnerungsprobleme. Jugendlichen würde ich auch aufgrund der Hirnentwicklung einfach raten, sich möglichst ein großes Potential zu erhalten und möglichst gar nicht zu konsumieren. Da dies aber eher Utopie ist, würde ich mit meinem ersten Punkt argumentieren und die jungen Leute auf Augenhöhe damit abholen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Micky: Da fällt mir so vieles ein, aber vielleicht eine Anekdote in Kurzfassung: Ich wurde mal auf einem Rastplatz vom Zoll beim Medizinieren gesehen und im Anschluss von der Polizei kontrolliert. Erst war Rezept gefälscht, dann sollte ich einen Cannabispass dabeihaben (Das müsse man!!1!!elf!!) und zu guter Letzt war meine Einnahmemethode (Joint, der schon ne viertel Stunde brannte und genüsslich von mir geraucht wurde) falsch. Auf dem Rezept stand ja: „Verdampfen“. Somit konfiszierten die Beamten meinen Joint – Ja, genau den, den ich seit ner viertel Stunde bis zu einer „roach“ von insgesamt 3 cm Länge runtergeraucht hatte… Ein Jahr später hätte ich den Joint wieder abholen dürfen. So lange hatten sie den scheinbar in Gewahrsam. Wenn ich nicht innerlich schon heulen würde vor lauter „spaßiger“ Begegnungen mit der Polizei, dann hätte ich dort sicherlich laut losgelacht 😉

Eddy Sangmeister

Eddy ist vielen wahrscheinlich als „Eddy Zweipunktnull“ bekannt.

Und wer sich online mit dem Thema Cannabislegalisierung beschäftigt, der ist dem Braunschweiger sicherlich schon begegnet. Doch nicht nur im Weedmob auf Twitter, oder den anderen Online Plattformen ist Eddy zu finden. Es treibt ihn auch regelmäßig auf die Demos, denn er zeigt gerne Gesicht für die Sache. Cannabis hilft ihm sein Leben zu meistern und er hilft, Cannabis wieder gesellschaftsfähig zu machen. Eine Win – Win Situation, könnte man sagen.

Danke Eddy, dass du dir die Zeit für unser kurzes Interview genommen hast.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Eddy: Damals hing Ich mit einigen älteren Jungs ab die auch wieder wen älteres kannten. Und so kam es eines Tages im Keller von ´nem Freund dazu, dass ich meine erste Haschischmischung durch einen Bong rauchte.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Eddy: Ja, mein Konsum und der Umgang mit Cannabis hat sich sehr verändert. Früher habe ich es eher als eine Partydroge angesehen die man eigentlich überall zur Verfügung hatte. Bis Ich dann mit 15 zum ersten mal Gras konsumierte. Es hat sich schnell raus gestellt das Haschisch mich sehr träge und müde machte was bei Blüten nicht der Fall war und ich somit schnell merkte das es eine super Alternative zu meiner damaligen Ritalinbehandlung ist. Leider waren die Ärzte damals nicht im entferntesten soweit für mich eine Cannabisbehandlung in Betracht zu ziehen und daher blieb mir nur die Selbstmedikation.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Eddy: Oh ja und das nicht nur einmal, und seitdem ich aktiv für die Legalisierung kämpfe ist es sogar noch viel mehr geworden. Soviel zur Strafverfolgung. Mehr möchte Ich dazu nicht sagen da noch ein offenes Verfahren läuft.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Eddy: Durch mein verstorbenen Kumpel der Leukämie hatte. Damals fragte mich sein Arzt ob Ich Ihn nicht jede Woche 25g Cannabis besorgen könnte da Ihm als Arzt die Hände gebunden sind.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Eddy: Ich kläre viele Leute in meinem Umkreis gut über die Legalisierung auf, gehe regelmäßig Flyer verteilen um mit den Menschen in Kontakt zu kommen und um ihnen Cannabis näher zu bringen. Natürlich bin Ich auch im „Weedmob“ aktiv und bin regelmäßig auf Demonstrationen.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Eddy: Ja seit gut 3 Jahren

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Eddy: Der schöne Nebeneffekt als Patient ist (und Ich finde, dass er sogar sehr wichtig ist), dass man diese ewige Strafverfolgung nicht mehr im Nacken hat und sich dadurch die Psyche sehr verbessert. Des weiteren hilft mir Cannabis sehr gut im Alltag mein ADHS zu kontrollieren und macht mich erst richtig lebensfähig.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Eddy: Heutzutage ist der illegale Markt leider so riesig das jeder an jede Substanz kommen kann die er gerne konsumieren möchte. Mit einer kompletten Legalisierung hätte der illegale Markt das nachsehen und man könnte eine reine und bessere Abgabe dieser Substanzen gewährleisten. Zusätzlich wären Drogenberatung und Aufklärung viel besser gegeben. Jeder sollte frei entscheiden welchen Rausch er hat solang er Verantwortungsvoll damit umgeht.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Eddy: Entkriminalisierung sofort / Legalisierung 2023

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Eddy: Natürlich gab es diese Momente wo Ich mir dachte jetzt reicht es mir.

Aber ich fange mich dann immer wieder und weiß wie gut Cannabis als Medizin ist und dass es natürlich noch in vielen vielen anderen Bereichen seine Daseinsberechtigung hat. Es würde auch einen Teil zum Umweltschutz beitragen. Naja das könnte Ich jetzt endlos ausdehnen. Die Tatsache, dass Hanf/Cannabis so vielseitig ist und es dem Menschen sehr von nutzen sein kann lässt mich weiter machen.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Eddy: Ja hatte es leider

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Eddy: Meine Kinder sind seitdem Sie denken können mit dem Thema Cannabis aufgewachsen. Sie wissen von seiner Heilwirkung und Vielfalt. Aber auch, dass es eine Droge sein kann. Wenn man früh genug vernünftig mit diesem Thema umgeht sind Kinder recht gut aufgeklärt und erkennen, dass es Medizin ist, man es aber auch missbrauchen kann. Was mit jeder Art von Medikament oder Droge möglich ist. Eine gute Aufklärung ist das A uns O beim Jugendschutz.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Eddy: Dazu gibt es finde Ich kein Alter. Man erklärt seinem Kind ja auch recht früh wofür es z.B. seinen Ipuprofensaft bekommt. Ein Kind sollte ruhig wissen was Papa und Mama da tun und wieso Sie das tun. Verständnis kommt da von ganz allein. Wichtig ist offen und ehrlich mit seinen Kindern über alle Fragen zu sprechen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Eddy: Ich bin da ganz ehrlich. Für Menschen die keine Krankheiten haben und es nicht medizinisch nutzen sollte die Grenze bei 21 liegen, da viele Jugendliche mit 18 einfach noch zu unreif und nicht völlig entwickelt sind.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Eddy: Wie ich es mir vorstelle, das sagt das Wort „Legalisierung“ glaube ich vollständig aus.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Eddy: Sativa macht mich einfach entspannt und lässt mich gut durch den Tag kommen zur zeit ist mein Liebling Ghosttrain Haze ( Pedanios 22/1 ).

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Eddy: Mut zur Sache kann Ich da nur sagen. Wenn die Person eine Änderung möchte, dann muss Sie sich trauen aufzustehen. Es ist zwar ein langer Weg, aber das Ende wird sich für alle lohnen. Wie aber angesprochen ist die Stigmatisierung ein sehr großes Problem, welches nur durch unsere Regierung ein Ende finden kann.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Eddy: Jugendlichen würde Ich grundsätzlich vom Cannabiskonsum abraten. Dabei beziehe Ich mich auf viele medizinische Studien. Was Erwachse angeht, solange sie kein Blutdruckproblem, oder andere medizinische Hürden haben, dürfen Sie es gern mit Vorsicht probieren. Gerade auch um zu schauen, schauen ob es eine Alternative zu anderen Medikamenten ist. Wie immer ist eine gute Aufklärung wichtig.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Eddy: Smoke Weed everyday!

Maria Krause

Heute haben wir für euch zur Abwechslung mal wieder eine hauptberufliche Legalizerin. Dies bedeutet aber nicht, dass der Kampf für die Legalisierung für sie nur ein Job ist, im Gegenteil.

Maria hat ihre Leidenschaft für eine sinnvolle Drogenpolitik zum Beruf gemacht und ist beim Deutschen Hanfverband als politische Referentin unter anderem für Lobbyarbeit, Networking, Erstellung von Inhalten sowie Sichtung und Bewertung externer Dokumente und Positionen zuständig.

Nach Abschluss ihres Masterstudiums für Gymnasiallehramt unterrichtete sie als selbstständige Dozentin und arbeitete für die Historische Kommission der SPD Brandenburg.

Doch nicht nur beim DHV kämpft die 34 jährige Berlinerin für ein Ende der Prohibition, auch als stellvertretende Bundesvorsitzende der „Partei der Humanisten“ steckt sie viel Energie in das Thema Drogenpolitik und wie diese sinnvoll gestaltet werden kann.

Maria, es ist gut dich in unseren Reihen zu wissen und wir freuen uns, dass du dir die Zeit für dieses kurze Interview genommen hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Maria: Meine ersten Berührungspunkte hatte ich zunächst über meinen älteren Bruder, der mir irgendwann mal den Unterschied zwischen Gras und Hasch gezeigt hat. Außerdem über den eigenen Freundeskreis. Eine erste direkte Berührung damit hatte ich zum ersten Mal mit Schulkameraden, als ich in der 8. Klasse war.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Maria: Natürlich habe ich mit der Zeit einiges an Wissen dazugewonnen im Hinblick auf Sorten, Produktarten, Konsumformen, Zusammensetzung und Wirkweise. Man lernt das eigene Konsumverhalten zu reflektieren und was einem wie und wann gut tut und was nicht. Ich nenne das Konsumkompetenz.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Maria: Als weiße Frau bin ich da sicherlich privilegiert und musste noch nicht so viel durchmachen. Nur einmal hatten wir in unserer WG Besuch von der Polizei. Empfindliche Nachbarn hatten sie an einem Samstagabend kurz nach elf angerufen und sich wegen Lärm beschwert. Wir hatten fünf Leute zu Besuch und zusammen gezockt, dabei ging auch ein Joint in der Runde um. Als die Polizisten dann bei uns vor der Tür standen, nahmen sie zwar keinen Lärm wahr, aber eben den Geruch. Sie schickten unseren Besuch weg und wollten wissen, von wem der Cannabisgeruch kommt. Das war eine sehr unangenehme und stressige Situation. Ich bin vor Angst erstarrt und habe einfach nur im Flur gestanden und dabei eine meiner Katzen auf dem Arm gestreichelt. Ein Mitbewohner hat sich dann den Hut aufgesetzt und die haben seine letzten Krümel mitgenommen. Das Verfahren wurde wegen des halben Gramms dann auch eingestellt. Das Ganze bleibt einem trotzdem im Gedächtnis hängen und erhöht die Angst vor der Polizei. Freunde von mir haben schon deutlich schlimmere Repressalien durchmachen müssen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Maria: Psychoaktive Substanzen in ihrer vielfältigen Form und deren Art und Weise, wie sie uns und unsere Sinne beeinflussen, haben mich bereits in jungen Jahren fasziniert. Also habe ich mich darüber belesen.

Bereits zur Schulzeit fand ich die Einteilung von Substanzen in legal und illegal nicht nachvollziehbar. Im Laufe meines Lebens gab es immer wieder Repressionen gegen (ausschließlich männliche) Freunde von mir. Familienväter mit pädagogischen Jobs, die unwürdige Kontrollen über sich ergehen lassen mussten, Menschen, die ihren Beruf nicht mehr ausführen durften oder denen der Führerschein entzogen wurde, weil sie sich die teure angeordnete MPU nicht leisten können, obwohl sie zu keinem Zeitpunkt irgendjemanden gefährdet oder geschadet hätten. Diesen Menschen wurde komplett grundlos seitens der Staatsgewalt Unrecht angetan. Ich konnte zunehmend verstehen, woher bei einigen die Wut auf die Politik und die Angst vor der Polizei herkommt. Diese Ungerechtigkeiten haben mich sehr aufgeregt und mich zunehmend politisiert. Ich beschloss also, aktiv zu werden. Die Stellenausschreibung des Deutschen Hanfverbandes kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Maria: In erster Linie engagiere ich mich für die Cannabislegalisierung, indem ich seit Mai 2021 hauptberuflich als politische Referentin beim Deutschen Hanfverband arbeite. Hier bin ich zuständig für die Wahlanalysen, die Sichtung und Auswertung von Dokumenten sowie die klassische Lobbyarbeit durch Gespräche mit politisch Verantwortlichen. Die Arbeit gab mir die Möglichkeit mich auch in der Szene mehr zu vernetzen. Ich bin gerne mit vollem Einsatz dabei, wenn es darum geht, im Team politische Positionen faktenbasiert auszuarbeiten, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen oder Redebeiträge abzuliefern. Privat engagiere ich mich politisch bei der Partei der Humanisten. Hier steht humanistische und wissenschaftsorientierte Politik im Mittelpunkt. Drogenpolitische Themen sind dabei für mich eine Herzensangelegenheit, für die ich mich immer wieder einbringe. Auch sonst bin ich bemüht, mein persönliches Umfeld aufzuklären und für das derzeit bestehende Unrecht mit all seinen dramatischen Folgen mehr zu sensibilisieren.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis Patient?

Maria: Nein.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Maria: Unabhängig von der Substanz, sollte meiner Meinung nach grundsätzlich niemand aufgrund seines Konsums kriminalisiert werden. Verbote verhindern keinen Substanzgebrauch. Die beste Prävention ist faktenbasierte Aufklärung.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Maria: Wichtig sind mir ganz besonders der private Eigenanbau und die Cannabis Social Clubs. Im Prinzip bilden die Eckpunkte des DHV meine Position zur Umsetzung der Cannabislegalisierung relativ gut ab. In einigen Punkten bin ich vermutlich sogar noch ein Stück weit liberaler. Ich erwarte von der Regierung in erster Linie, dass wir langfristig eine gemeinsame europäische Lösung für die Legalisierung finden werden.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast?

Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Maria: Ich bin davon überzeugt, dass die Legalisierung der einzige rationale und humane Weg einer Drogenpolitik ist. Daran gibt es keine Zweifel. Die Fakten sprechen hier eine klare Sprache. Das ist für mich Motivation genug.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Maria: Meine Mutter war sehr skeptisch und fehlinformiert und stichelte im Hinblick auf meine Arbeit beim Deutschen Hanfverband. Es brauchte einige lange Gespräche, um sie über die politischen Vorgänge und über die Hanfpflanze und ihre Wirkung aufzuklären. Einige Bekannte fragten mich sogar, ob ich bei meinem Job in Gras bezahlt werden würde und viele konnten sich scheinbar nicht vorstellen, dass es sich um einen ganz normalen Job als politische Referentin handelt. Die Desinformation durch die Prohibitionspropaganda sitzt tief in unserer Gesellschaft. Immer wieder muss man mit Vorurteilen aufräumen und aufklären. Das kann manchmal schon viel Kraft kosten. Aber richtige Freunde, mit Herz und Verstand, zeigen sich offen und sind gerne lernbereit.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Maria: Ab 18 Jahren gilt man in Deutschland als volljährig und sollte dementsprechend frei über das bevorzugte Genussmittel entscheiden können. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ähnlich wie bei Alkohol und wie auch von der Deutschen Aidshilfe vorgeschlagen wird, der begleitete Konsum ab 16 Jahren eine Möglichkeit wäre, damit Erziehungsberechtigte die Option haben, das Ausprobieren ihrer Teenager beratend zu begleiten. In diesem Alter machen die meisten entsprechend der Entwicklungsaufgaben im Jugendalter ihre ersten Erfahrungen mit Substanzkonsum. In jedem Fall sollte auch bei Jugendlichen gelten, dass sie für den Konsum nicht strafrechtlich verfolgt werden. Wer problematische Konsummuster aufweist, soll Hilfe bekommen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Maria: Ich wünsche mir Fachgeschäfte mit einer breiten Produktvielfalt, Konsummöglichkeiten vor Ort, Outdoor und Eigenanbau, Cannabis Social Clubs, Amnestie, faire führerscheinrechtliche Regelungen und bestenfalls irgendwann einen weltweiten legalen Markt. 

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Wenn ja, warum?

Maria: Da mag ich mich eigentlich nicht festlegen. Die Varianz ist so groß, dass es bei vielen für verschiedene Anlässe oder individuelle Zwecke eine bevorzugte Sorte gibt. Zum Beispiel Amnesia Haze für gute Laune, White Widow gegen Krämpfe, Blackberry bei Migräne oder Jamaica Dream, um den Appetit beim Brunch anzuregen. Aber selbst bei gleichen Genetiken können die Schwankungen bei der Ernte so groß sein, dass sich das pauschal schwer festmachen lässt.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Maria: Ich habe dafür absolutes Verständnis. Mir ist vollkommen bewusst, dass die Strafverfolgung derzeit nicht nur einzelne Lebensläufe, sondern ganze Familien dauerhaft zerstört. Ich halte es aber für wichtig, zumindest sein eigenes Umfeld über die Probleme und Schäden durch die Prohibition aufzuklären und beispielsweise auf Aufklärungsseiten und Kampagnen wie www.cannabisfakten.de zu verweisen. Wer nicht selbst aktiv werden kann, kann zum Beispiel auch spenden. Die politische Arbeit ist anstrengend und frustrierend, aber kann auch viel Spaß machen. Was vielleicht hilft, ist sich zu sagen: Wir sind nicht allein! Und je mehr sich trauen und für die Legalisierung einsetzen, desto eher werden wir einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Drogenkonsumenten erreichen können.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Maria: Ich würde empfehlen, sich vorab gründlich zu informieren und über Safe Use und Harm Reduction zu lesen und allgemein solche Punkte zu beachten wie: nicht alleine konsumieren, Mischkonsum vermeiden, lieber dampfen statt rauchen, vor dem Konsum ausreichend essen und trinken, aufhören sobald es sich unangenehm anfühlt usw.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige oder spannende Cannabis – Anekdote?

Maria: Als ich das erste Mal Cannabis konsumiert habe, haben wir eine Bottle-Bong verwendet mit einer großen 1,5 l Flasche und die war voll mit dickem, gelbem Rauch. Es war viel zu viel für das erste Mal und der Hit hat mich komplett umgehauen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich bin sitzend direkt nach hinten auf die Wiese gekippt. Als ich meine Augen wieder öffnete, standen meine beiden Klassenkameraden über mir und redeten aufgeregt auf mich ein. Sie versuchten mir Saft und Brot zum Essen zu geben für den Kreislauf, aber mein Mund war so trocken, dass ich das Brot wieder ausspuckte und dieser zerkaute Klumpen sah in dem Moment für mich so unfassbar witzig aus, dass ich mich darüber kaputt gelacht habe und wir schließlich alle im Kreis auf der Wiese lagen und lachten. Danach sind wir noch in der Stadt rumgelaufen und haben bei jedem Polizeiauto, das wir nur aus der Ferne sahen, ganz schnell und konzentriert nach unten auf den Boden geguckt, damit auch ja keiner die vergrößerten Pupillen sehen kann. An die Panik kann ich mich noch gut erinnern. Ich hoffe bald fallen solche Angstgeschichten unter die Kategorie “Geschichten aus dem Krieg”, also dem Krieg gegen Drogenkonsumenten, der dann endlich der Geschichte angehört.

Vielen Dank Maria und weiterhin viel Energie im Kampf für die Legalisierung!

Martin Montana

Wer Martin noch nicht kennt, der ist ganz sicher nicht oft auf Demos und Messen, oder auch online im Bereich Cannabis unterwegs. Sein Markenzeichen, der Hanf – Anzug, ist immer ein Blickfang.

Der 38 jährige Wahlberliner mit Wurzeln in Leipzig hat auf seiner beruflichen Laufbahn schon viel erlebt und gesehen, doch letztendliches trieb es ihn zum Hanf.

Wir freuen uns sehr, euch Martin heute etwas genauer vorstellen zu dürfen.

Am besten stellt er sich kurz selber vor.

Martin: Ich bin Martin , 38 Jahre alt und komme ursprünglich aus Leipzig. Aufgewachsen bin ich bei meiner Mutter und den Großeltern, wo ich eine sehr schöne Kindheit hatte. Schon als 6 jähriger Knirps wollte ich zur Armee.

Mich hat die Idee begeistert andere zu schützen und für deren Sicherheit einzutreten. Das habe ich dann auch umgesetzt und bin mit 16/ 17 zur Bundeswehr gegangen. Dort diente ich als Soldat auf Zeit im Heer und wurde als Panzergrenadier und Milan Schütze ausgebildet.

Nach meiner Bundeswehrzeit habe ich mich als Söldner verpflichtet und dies dann 6 Monate durchgeführt (2001 bis 2004). Bei verschiedenen Auslandseinsätzen habe ich Einsatzerfahrungen gesammelt und Dinge erlebt, die für ein ganzes Leben prägen und bleibend waren. Natürlich waren das Eindrücke und Erlebnisse die meinen Charakter und meine ganze Einstellung zum Leben beeinflusst haben und mir zeigten, dass es auch in schwierigen Situationen immer weiter geht. Mein Leitspruch ist seit dem “Klagt nicht, Kämpft”, denn das Wichtigste ist es am Leben zu sein und sein Leben so zu nutzen, wie man es selbst gern möchte. Trotz der Posttraumatischen Belastungsstörung, welche mich seither begleitet bin ich morgens froh, wenn ich aufwache und am Leben bin.

Nach dem Austritt aus den Militärdienst habe ich mich dann selbständig gemacht und habe eine große Baufirma gegründet und geführt. In der Zeit von 2004 bis 2009 übernahm ich große Aufträge beispielsweise in Frankfurt/ Main und München. Das Airrail Center Projekt gehört unter anderem dazu.

Von 2011 bis 2017 erarbeitete ich Konzepte für die Bekämpfung von Terrorismus und Betrug , ab 2017 startete ich mit dem Hanf und blieb bis heute dabei.

Das Steckenpferd ist unserer Hanf Döner in Berlin.

https://hallal-parra.de/

Hanfverband Hamburg: Wann bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Martin: Mit 17 Jahren bei der Bundeswehr.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Martin: Im Laufe der Jahre hat sich mein Konsum natürlich verändert. Das wesentliche dabei war die Erkenntnis, dass diese Pflanze mehr zu bieten hat als einen Rausch.

So konsumiere ich derzeit hauptsächlich um die Folgen meiner PTSB zu behandeln.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Martin: Ja, Probleme mit dem Gesetz hatte ich in Bezug auf den Handel mit CBD Blüten, jedoch nicht wegen THC.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich bewegt, aktiv zu werden?

Martin: Wie ich bereits oben geschrieben habe, habe ich mich intensiv mit der Hanfpflanze, deren Nutzen und Anwendung in diversen Bereichen beschäftigt.

Dabei wurde mir bewusst wie vielfältig diese Pflanze genutzt werden kann und welche Fülle von Ressourcen durch das Verbot bzw. Stigmatisierung der gesamten Pflanze verloren geht.

Vor allem in den Bereichen Bau, Textil und im medizinischen Bereich werden Möglichkeiten verschenkt, welche Kosten-, Klima- und Umweltschonender sind als die bisher genutzen konventionellen Möglichkeiten.

Diese verschiedenen Einsatzmöglichkeiten möchte ich den Menschen nahe bringen und zeigen, dass Cannabis mehr kann …..

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Martin: Wie bereits gesagt, setze ich auf Aufklärung und Präsenz des Themas.

So haben wir einen Hanf-Döner auf den Markt gebracht, welcher durch die eingesetzten Hanfproteine und -öle im Brot und in den Soßen einen höheren Nährwert hat und damit auch länger sättigt. Unsere Kunden bestätigen das immer wieder.

Darüber hinaus bietet der Hanf Döner-Pizza-Pasta-Burger Laden auch eine Plattform für die Bevölkerung, wo niedrigschwellig Aufklärung und Information stattfinden kann.

Aber der wichtigste Punkt ist für mich, mich durch mein Outfit sichtbar zu machen. Ob auf Demonstrationen, Kundgebungen oder im Alltag möchte ich ein Ansprechpartner sein, der interessierten Menschen gern Auskunft gibt und somit die Hemmschwellen und Stigmatisierungen abzubauen hilft.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis-Patient?

Martin: Nein, ich bin kein “offizieller” Cannabis-Patient.

Hanfverband Hamburg: Hat Cannabis deine gesundheitliche Situation trotzdem verbessert?

Martin: Obwohl ich kein registrierter Patient bin, nutze ich regelmäßig die Wirkstoffe der Hanfpflanze zur Behandlung der Symptome meiner Posttraumatischen Belastungsstörung.

Das macht es mir möglich auf pflanzlicher Basis, unabhängig von chemischen Errungenschaften der Pharmaindustrie, mein Leben wieder genießen zu können.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Martin: Drogen als solches begleitet die Menschheit seit jeher und in jeder Epoche wurden Drogen konsumiert, ob zu rituellen Zwecken oder als Rauschmittel. Die Droge allein ist nicht das Problem, sondern eher der Umgang damit. Das bedeutet im Einzelnen:

Aufklärung vor allem über die Wirkung und Risiken des Konsums, über Gebrauch und Missbrauch und die Suchtgefährdung.

Solange der Jugendschutz gewährleistet wird sollte jeglicher Gebrauch entkriminalisiert werden.

Alkohol, als die am meist konsumierte Droge, ist gesellschaftlich anerkannt, überall erhältlich, legal und in meinen Augen die schlimmste Droge. Hier wird auf Grund gesellschaftlicher Akzeptanz und einer enormen Lobby mit zweierlei Maß gemessen, völlig unabhängig davon wie sich der Gebrauch auf die Gesundheit der Konsumenten auswirkt.

Menschen, die in ihrer Freizeit Substanzen genießen, lassen ich nicht durch Strafen abhalten und schon gar nicht diejenigen, die durch persönliche Umstände, welcher Art auch immer, in eine Sucht gerutscht sind und jetzt auf Grund dieser Erkrankung kriminalisiert werden.

Martin im “Hallal Parra”, Berlin

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Martin: Ich erwarte, dass auf jeden Fall in Punkto Jugendschutz und Verkehrstauglichkeit eine zügige Bearbeitung erfolgt und umgesetzt wird. Im Einzelnen erwarte ich eine bundesweite einheitliche Umsetzung der Gesetzgebung, lizensierte Fachgeschäfte mit geschultem Fachpersonal, die Regulierung der Begrenzungswerte im Verkehr, flächendeckende Aufklärung und Prävention der Bevölkerung, vor allem aber von Eltern und Jugendlichen, weiterhin deutlich erleichterte Nutzungsbedingungen, auch in den anderen Bereichen, bspw. Bau und Medizin.

Hanfverband Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Martin: Ich habe nie an meiner Überzeugung gezweifelt. Schon zu Beginn war mir bewusst wie viel Potential in dieser Pflanze steckt und je mehr ich mich darüber informiere und erfahre, und mit anderen im Austausch bin, desto sicherer bin ich der Überzeugung, mich für den Hanf stark zu machen. Mich motiviert es, die Menschen an meinen guten Erfahrungen Teil haben zu lassen. Ihnen das weiter zu geben was mir gut tut, z.B. die positiven Erfahrungen bei der Behandlung meiner PTBS zu teilen und auch anderen dadurch den Zugang zu ermöglichen.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/ Freundschaften?

Martin: Cannabis ist inzwischen zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden und lässt sich aus meinem Leben nicht mehr weg denken, daher ist es unumgänglich, dass mein Umfeld, ob im familiären oder freundschaftlichen Bereich damit in Kontakt kommt und sich damit auseinandersetzen muss. Wenn jemand diesen Teil von mir nicht akzeptieren kann, dann gehe ich gern mit demjenigen ins Gespräch und versuche meine Ansichten zu vermitteln. Gerade im familiären Bereich hätte es schwierig werden können. Doch entgegen der Erwartungen konnte ich meine Mutter und meinen Opa von den Vorzügen der Inhaltsstoffe überzeugen und sie als CBD Kunden gewinnen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Martin: Mir ist es wichtig mit diesem Thema immer offen und auch ehrlich umzugehen und das würde ich auch bei meiner Tochter so handhaben.

Wie schon bei den anderen Fragen muss ich Prävention, Aufklärung hier ganz groß schreiben, eine offene, tolerante Haltung und Beratung durch Hanfexperten, Reflexionsgespräche über Sucht und problematische Auswirkungen auf die Gesundheit und Hirnentwicklung gerade in jungem Alter (bis 21) wären meine Ansätze.

Da ich selbst in relativ jungem Alter mit dem Cannabiskonsum begann und erlebt habe, wie KNIFFLIG der Zugang sein kann, würde ich den Konsum lieber selbst betreuen als mein Kind bei irgendwelchen Händlern zu wissen.

Die Legalisierung und vor allem Entkriminalisierung würde mir als Elternteil ein deutlich besseres Gefühl geben.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Martin: Sobald das Thema im Raum steht, egal in welchem Alter ob mit 12, 14 oder 17 Jahren. Wie gesagt, Aufklärung und Information sind grundsätzlich notwendig und auf keinen Fall sollte dabei stigmatisierend oder verurteilend gehandelt oder gesprochen werden.

Gerade in Berlin ist das Thema omnipräsent. Es begegnet einem fast überall und sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden, auch nicht wenn die Kinder noch jünger sind.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Martin: Um die Kinder und Jugendlichen am besten schützen zu können, ist es wichtig hier auch die körperliche und psychische Seite des Themas zu betrachten. Gerade im Teenagelalter ist die Hirnstruktur sehr anfällig für Stoffwechselstörungen, in welche jegliche Art von Drogen einwirken. Denn bei allen guten Eigenschaften, darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um psychoaktive Wirkstoffe handelt und die Gefahr von Psychosen besteht.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Martin: Im ersten Schritt wäre die Entkriminalisierung durchzuführen, im zweiten Schritt die Regulierung bzw. Anpassung der Grenzwerte im Straßenverkehr. Der Jugendschutz muss geklärt sein und die Lizenzierung von Fachgeschäften zur Ausgabe von Cannabis. Weiterhin wünsche ich mir, das Homegrowing und generell Eigenanbau legalisiert wird.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/ Sorte? Warum?

Martin: Jede saubere, ohne synthetische Cannabinoide versetzte oder anders behandelte Sorte. Cannabis sollte in meinen Augen ein reines Naturprodukt bleiben und das kann nur durch die Legalisierung gewährleistet werden.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job usw. zu bekommen.

Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Martin: The green lifestyle , is our vision!

Ich würde allen empfehlen trotz vorhandener Widrigkeiten aktiv zu werden. Je mehr Menschen aktiv werden und sich für ihre Interessen und ihre Lebensweise einsetzen, desto weniger Repressalien und Nachteile sind zu befürchten.

Nehmen wir das Beispiel Job und den unvorstellbaren Fall, dass alle Cannabiskonsumenten entlassen werden. Dann steht es wirklich schlecht um unsere Wirtschaft und dann ist eine Legalisierung die einzige Lösung. Prohibition ist noch nie eine Dauerlösung gewesen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemanden mit auf den Weg geben, (vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/ sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren möchte?

Martin: Ich würde demjenigen raten, sich vorher genau zu informieren. Vor allem auch über die Risiken und Nachteile, welche offen und wahrheitsgemäß dargelegt werden sollten.

Und sich dann an vertrauenswürdige Personen zu wenden, im besten Fall einen „save space“ zu nutzen und Erfahrungen zu reflektieren.

Drogenkonsum sollte nicht der Weg sein, gegen die Eltern zu rebellieren sondern eine freie Entscheidung.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige oder spannende Cannabis-Ankedote?

Martin: Lustig ist es nicht mehr, da dieses Hek Mek um die Legalisierung meinen Gemütszustand sehr anspannt. Entweder sofort Entkriminalisieren oder Angriff mit mehr Demonstrationen.

Gebt das Hanf frei und kommt aus dem Arsch mit eurer Politik!!

Dieses Hin und Her reicht langsam und ich FORDERE ALLE HANFFREUNDE DAZU AUF, ENDLICH DEN DRUCK AUF DIE POLITIK STÄRKER AUSZUÜBEN. Es muss endlich Schluss damit sein, Menschen zu kriminalisieren, zu verfolgen, den Justizapparat mit diesen Delikten zu beschäftigen,

Jugendlichen mit Vorstrafen ihre Laufbahn zu verbauen.

Da geben wir dir völlig recht. Danke für deinen Einsatz und weiterhin alles Gute!

Manuel Wiegert

Wer auf den Demos die Augen offen hält, der hat Manuel sicher schon gesehen. Denn sein roter Hut ist nicht nur auffällig, sondern auch ein Stück weit Markenzeichen.

Der Sprecher der DHV Ortsgruppe Freiburg ist seit 2019 im DHV aktiv.

Wenn er nicht gerade auf Demos unterwegs ist, oder Aktionen plant, ist der gelernte Intensivpfleger aus dem Schwarzwald gerne in der Natur unterwegs und auf der Suche nach „Lost Places“.

Hoffentlich findet er auf seiner Suche auch bald die Legalisierung!

Wir freuen uns, dass er sich die Zeit für ein kurzes Interview genommen hat.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Manuel: Mit 14 Jahren zum ersten Mal Cannabis, gleich nach Nikotin und Alkohol.

Es war auf einer Fasentveranstaltung (Karneval), als mir ein Freund anbot, an einer Hasch-Zigarette zu ziehen. Da durch den Besuch der Polizei in der Schule „zur Drogenprävention“ ein paar Wochen zuvor mein Interesse bereits bestand, sagte ich ja und zog daran. Mein erstes High kann ich nur mit schöner Erinnerung in Verbindung bringen.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Manuel: Ja, in verschiedenste Richtungen, die alle Erfahrungen sind, die ich in meinem Leben niemals missen möchte.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Manuel: Im August 2018 geriet ich in eine Polizeikontrolle, durch die ich im Februar 2019 meinen Führerschein verloren habe. Es war ein teurer Kampf, aber ich habe ihn im März 2021 wiederbekommen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Manuel: Siehe Antwort der vorherigen Frage.

Cannabiskonsum wird in Deutschland um ein Vielfaches strenger geahndet als Alkoholkonsum. Dieser Ungerechtigkeit muss ein Ende gesetzt werden.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Manuel: Ich bin Sprecher der Ortsgruppe Freiburg des DHV. Ich organisiere und leite allerlei Aktionen wie z.B. Infostände, Mahnwachen und Treffen.

Im Mai habe ich es gemeinsam mit dem GMM-FR-Orgateam geschafft, dass zum GMM in Freiburg über tausend Besucher kamen.

Wann immer möglich, besuche ich Messen und Demos überall in Deutschland.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Manuel: Nein. Bisher habe ich keinen passenden Arzt gefunden, da ich – ich zitiere eine Arzthelferin – „NUR Depressionen“ habe. Schade, dass mir eine Bandbreite an Pillen wie mit einem Fingerschnipp zur Verfügung steht, sogar in kombinierten Variationen, aber das einzelne Medikament Cannabis nicht.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das auch ohne, dass du Patient bist?

Manuel: Cannabis kann mir helfen, meine depressiven Episoden besser wahrzunehmen, zu reflektieren und mit ihnen umgehen zu können.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Manuel: In meinen Augen hat ein jeder das Recht auf Rausch, ganz gleich welcher Art.

Gleich, ob der Rausch von Substanzen aus Pflanzen oder Situationen mit Emotionen kommen mag. Menschen und Lebewesen haben sich schon immer auf unterschiedlichste Art und Weise berauscht, dafür soll doch bitte niemand bestraft werden. Oder sollen wir jetzt auch Delfine jagen und verklagen, weil sie Kugelfische kauen, um an eine Tetrodotoxin-Dröhnung zu kommen? Das ist glaube ich etwas makabrer als zu Hause ein paar Hanfpflanzen stehen zu haben.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Manuel: Dass die Ampel es noch in dieser Legislaturperiode schafft die Legalisierung durchzuziehen (hehe… durchzuziehen), ohne THC-Obergrenzwert oder maximale Besitzmenge. Diese beiden Grenzpunkte sind wieder die Punkte, an dem der Schwarzmarkt anfangen kann zu übernehmen, und das macht er gerne, ohne Steuern und/oder Skrupel.

Ein Beispiel das ich mich gerade frage:

Wenn ich eine Geburtstagsfeier mit 100 Gästen plane und die Besitzmenge bei, sagen wir 40g liegt, wie organisiere ich das? Trinken ist easy, da bestelle ich genug auf Kommission und leihe mir noch einen Kühlwagen dazu. Wenn ca. 50%der Besucher Kiffen, rechne ich doch mindestens 1g pro Person, da wäre ich mit 50g ja schon über der Besitzmenge. Also muss ich einen Shuttle-Service für Nachschub in Anspruch nehmen, oder kann ich in diesem Fall die Besitzmenge auf die Köpfe verteilen was dann (50×40) 2000g wären? Andere Frage dazu… wer kontrolliert das? Oder kann ich da vorher einen Antrag stellen? Auf welchem Amt? Der Blaue oder der Lila Antrag für das Grüne Formular?…

Diese Grenzen sind nur Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen mit möglichen Negativfolgen, die kein wirkliches Ziel verfolgen oder gar je erreichen werden.

Ich wohne in Oberkirch, keine 20.000 Einwohner, aber knapp unter 1.000 Brennrechte, die größte, mir bekannte Brennerdichte weltweit. Ich kann Alkohol kaufen ohne Vorschrift, wie potent das Produkt sein darf oder wie viel in der Menge ich besitzen darf, es muss nur klar deklariert sein. Das muss doch auch endlich mal bei Gras funktionieren!?

Die größte Forderung:

!Macht ma hinne!

!Wir haben lange genug gewartet!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Manuel: Ja, mehrfach. Die Momente waren für mich immer die, an denen ich bei Treffen allein da stand/saß, oder als ich einmal einen Infostand allein im Regen abgebaut und abtransportiert habe. Das schlimmste für mich ist, wenn Menschen nicht absagen, wenn sie zugesagt haben, und im besten Fall auch zusätzlich nicht erreichbar sind. Da kommt man schon mal ins Grübeln, warum man sich das ganze überhaupt antut. Vor allem da ich 85Km von Freiburg entfernt wohne und extra für jeden Termin die Strecke auf mich nehme.

Aber wenn ich es aus diesem Frust heraus sein lasse und nicht mehr aktiv bin, bringt das der gesamten Legalisierungsbewegung auch nichts. Noch ein weiterer inaktiver mehr…

Was mich in solch Momenten sehr motiviert weiterzumachen ist der Austausch mit anderen Aktivisten.

Zudem, wer den Kopf in den Sand steckt, bringt seinen Allerwertesten in eine gefährliche Position.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?

Manuel: Ja. Da ich schon immer viel unterwegs war und mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe, habe ich schon verschiedenste Auswirkungen von fehlerhaftem Konsum/Umgang, wie auch juristischen Rattenschwanz mit Existenzfolgen sehen dürfen.

Ich selbst durfte auch schon erleben, wie sich Menschen von einem abwenden, nur weil man lieber Cannabis raucht, anstatt einen zu trinken.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Manuel: Ich selbst habe keine Kinder, würde es aber ansprechen, sobald sie mich darauf ansprechen. Ich denke, das wäre der richtige Zeitpunkt. Wichtig ist es hier auch in meinen Augen offen zu sein, nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber auch nichts zu verheimlichen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Manuel: Eine genaue Zahl kann ich nicht fest benennen, sie darf in meinen Augen aber nicht unter 18 und nicht über 21 Jahren sein.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Manuel:

Traummodus an

Da ich auf dem Land am Rande des Schwarzwaldes in einer Wein-/Schnaps-/Bierregion wohne, kann ich mir sehr gut vorstellen wie hier einige Südhänge weniger Weintrauben, sondern mehr Hanf tragen werden. Man fährt auf den Hof des Gutes und kann direkt vom Erzeuger sein Produkt beziehen, bei Belieben auch noch über das Feld spazieren. Zur Erntezeit im Spätjahr wird es hier nicht nur nach Weintraubengärung, sondern auch zusätzlich Süßlich hanfig riechen, die folgenden Erntedank-Feste werden sich neu kultivieren…

Traummodus wieder aus

Eine Legalisierung muss für mich beinhalten:

– Keine THC-Obergrenze

– Eigenanbau mit mindestens 8 Pflanzen

– Verstärkter Jugendschutz durch Prävention

– Anpassung der Führerschein-Grenzwerte auf >3ng/ml

– Aussetzung aller aktuellen Verfahren sowie Amnestie/Rehabilitierung aller vergangenen Urteile die sich auf Cannabis beziehen

– Klare Deklarierung der Inhaltsstoffe

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Manuel: Jack Herer.

Warum? Leider Geil!

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Manuel: Ich bin jetzt seit 2019 Aktivist beim Deutschen Hanfverband. Für diese Zeit kann ich folgende Bilanz ziehen: Ich bin auf freiem Fuß, hatte keine Hausdurchsuchung, habe meinen Job, habe durch die Legalisierungsarbeit inzwischen Deutschlandweit sehr viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, leider auch zu viele Prohibitions-Schicksale.

Die vielen nicht so schönen Schicksale bewegen mich dazu nicht sitzen zu bleiben. Wir sind viele, von nichts tun kann aber leider auch nur nichts erreicht werden.

Sich aktiv zu beteiligen, heißt natürlich auch den ein oder anderen Arbeitseinsatz zu übernehmen, mag auch nicht jeder so, aber hey… Wenn unser Ziel erreicht ist, bin ich mit Schuld daran das Weed Legal ist, bist du es auch oder hast du nur am Screen zugesehen?

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Manuel: Menschen unter 18 Jahren rate ich grundsätzlich ab, jedoch ist mir aber auch die Neugier in der Jugendzeit bewusst und dass viele (wie auch ich damals) nicht warten wollen.

Für ein erstes Mal ist das beste Setting mit einer Vertrauten Person, die bereits Erfahrungen hat und in einem gewohnten Umfeld in dem man sich Wohlfühlt oder noch besser, in der Natur. Fragen oder Vorstellungen, die man im Vorfeld hat, sollte man auch offen fragen und das allerwichtigste: Kein Zeugs vom Straßendealer am nächsten Bahnhof!

Hanfverband Hamburg: 19. Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Manuel: Lustig oder spannend nicht wirklich, aber:

Lass anhauen, so jung wie jetzt kommen wir nie wieder zusammen.

Vielen Dank, dass du bei dem Interview mitgemacht hast und weiterhin alles Gute bei deiner aktivistischen Arbeit!

Steffen Geyer

Unser heutiger Interviewpartner Steffen Geyer gehört sicherlich zu den aktivsten unter den deutschen Aktivisten.

Wer schon etwas länger dabei ist, der kam allein aufgrund seiner auffälligen Optik, den langen roten Dreadlocks, nicht umhin ihn zu erkennen.

Auch wenn die Frisur sich geändert hat, ist sein Wille, die Legalisierung endlich in trockene Tücher zu bringen ungebrochen.

Seit mittlerweile Jahrzehnten ist der 42 jährige Berliner Mitorganisator der Hanfparade, engagiert sich im Hanfmuseum und hat zu jeder Zeit ein offenes Ohr für Menschen die Fragen zu Cannabis, oder Probleme mit z.B. Strafverfolgung, oder der medizinischen Verordnung haben.

Natürlich findet man ihn auf allen gängigen Social Media Plattformen, er berät, klärt auf, bringt sich ein wo er nur kann.

Es ist uns eine Freude ihn heute zu diesem Interview begrüßen zu dürfen.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Steffen: Wie so Viele – in der Schule. Kurz nach meinem 15. Geburtstag nahm ich auf Partys Leute wahr, die statt zum Bier zu merkwürdig geformten Zigaretten griffen. Ich lernte, dass das Kiffer sind und fand die cool, weil sie kein bisschen aggro waren, während der Rest der Party immer lauter und wilder wurde. Ein paar Tage später am 20.06.1994 habe ich auf dem Schulhof mein erstes Gras gekauft. Und dann stand ich mit zwei Freunden da und Keiner konnte bauen. (lacht)

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Steffen: Mitte der Neunziger gab es im Thüringer Wald höchstens drei, vier Mal im Jahr Marihuana. Den Rest des Jahres haben wir Haschisch geraucht. Und das war oft so räudig, dass Eimern normal war. Im Oktober 98 zog ich nach Berlin, lernte Angebot und Qualität in der Großstadt kennen und stieg auf Bongs um. Um die dann irgendwann zu Gunsten von Joints aufzugeben… Das muss so 2006 gewesen sein. Einen Vaporizer besitze ich nun auch schon 20 Jahre. Verschiedene Modelle, aktuell einen Mighty, aber da fehlt mir altem Nikotinisten der Tabak.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Steffen: Im Grunde ist die Polizei schuld, dass ich Aktivist bin… und eine Exfreundin, aber das ist ´ne andere Geschichte… 1997 war ich Wehrpflichtiger und im tiefsten Bayern stationiert. Auf dem sonntäglichen Weg in die Kaserne geriet ich in Nürnberg in eine Bahnhofsrazzia. Dabei fanden die Beamten in meinem Gepäck 4,9 Gramm Haschisch – meinen Wochenvorrat. Ihr könnt euch das Theater sicher vorstellen: Ein Soldat, in Bayern, mit Haschgift… Die Reaktion der militärischen und zivilen Behörden war so kafkaesk, so übertrieben, dass ich mir bis heute daraus die Verpflichtung ableite, Dritten mein Schicksal ersparen zu helfen. Anekdoten mit Polizei könnte ich noch Dutzende erzählen, aber die erste Verhaftung war für mich ein einschneidendes Erlebnis.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Steffen: Da komm ich ja doch noch dazu, den Teil mit der Exfreundin zu erzählen. Beteiligt habe ich mich schon seit 97 an einschlägigen Events. Allerdings nur als Teilnehmer. Zur ersten Hanfparade sind wir sogar mit ´nem Bus voller Soldaten gefahren. Auch nach dem Studienbeginn in Berlin gab es erst mal genug andere Sachen zu entdecken, aber dann hatte ich ´ne Beziehung mit einer Frau, die bei Greenpeace aktiv war. Und die ging jeden Mittwoch Abend die Welt retten, während ich alleine daheim Playstation gezockt habe. Das hat gewurmt und wie der Zufall so spielt, traf sich das Orga – Team der Hanfparade ebenfalls jeden Mittwoch Abend. Also ging ich Mitte März 2001 eines Tages ins Hanfmuseum und fragte, ob die Hilfe brauchen. Metaphorisch gesprochen bin ich seitdem nie wieder da raus gekommen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Steffen: Ich sehe mich als Teil der Abteilung “Agitation und Propaganda” (lacht) oder etwas bürgerlicher formuliert: Ich beschäftige mich mit Bildung, Aufklärung, Veranstaltungsmanagement und Hilfe zur Selbsthilfe. Im Laufe der Jahre habe ich dabei ´ne Menge Platz im Lebenslauf mit Drogenpolitik gefüllt. Ich bin mehr als zwei Jahrzehnte bei Hanfparade und Hanf Museum aktiv. Habe im Verein für Drogenpolitik, bei ENCOD, der Grünen Hilfe und diversen Nutzhanf- und Patientenorgas mitgewirkt. War 2004-9 der einzige Angestellte des DHV. Habe vor neun Jahren die Cannabiskultour durchgeführt. Unzählige Podiumsdiskussionen, Mediengespräche, Interviews hinter mir. Dazu eigene Veröffentlichungen, Texte, Videos, Podcasts, Reden. Ich habe der Piratenpartei 2010 geholfen ihr suchtpolitisches Programm zu finden. Bin früher viel in Hanfforen aktiv gewesen, seit mehr als zehn Jahren in verschiedenen sozialen Netzwerken “fleißig”. Ich mache Rechtsberatung und Medientraining, berate StartUps… Ich schreibe Gesetzentwürfe und bastel Layout für Flyer oder Poster, habe Webseiten gestrickt… Die Liste ist lang.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Steffen: Nein. Zumindest, nicht dass ich wüsste. Mitunter mediziniert man sich ja unbewusst. Ich habe viel mit PatientInnen zu tun, aber ich selbst will „als Gesunder kiffen dürfen“.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert, auch ohne dass du Patient bist?

Steffen: Ich kiffe jetzt bald 28 Jahre, das sind zwei Drittel meines Lebens und kein Ende in Sicht. Wenn Cannabiskonsum einem keine subjektiven Vorteile bringt, dann hört man doch zügig wieder damit auf… Mein Eindruck ist, dass mich Cannabis gelassener macht. Damit meine ich nicht das Mir-doch-egal-Klischee sondern, dass Cannabis mir hilft, mit mir und der Welt geduldiger zu sein. Die gleichen Fragen ein tausendstes Mal zu beantworten oder wenn Mal wieder wer ´ne Kiste voller „Man-müsste-mal-Ideen“ hat und dabei keinen Moment “ich werde” denkt. Ohne Cannabis wäre ich wahrscheinlich ein unangenehmerer Mensch. Und ich bin so schon nicht der Bequemste.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Steffen: Gegenfrage: Welches Rauschmittel wird für die KonsumentInnen oder die Gesellschaft risikoärmer, wenn wir Jugendschutz, Verbraucherschutz und Qualitätskontrolle der Mafia überlassen? Ich kenne keins. Die Legalisierung von Cannabis, die Emanzipation der NutzerInnen und die Schaffung eines Hanfmarkts ohne Strafverfolgung dürfen meiner Meinung nach nur der Anfang eines grundlegenden Politikwechsels sein – weg von den Verboten, Abstinenzdogma und der Jagd auf DrogengebraucherInnen, hin zu einer akzeptierenden aufklärerischen Suchtvermeidungspolitik. Mit Drogen lebt es sich im Zweifel gesünder als ohne ihre vielfältigen Wirkungen. Und ohne Drogenverbote leben selbst jene besser, die gar keine Drogen nehmen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Steffen: Die Bundesrepublik steht vor einer historischen Chance – wie auch immer wir in Sachen Legalisierung handeln, wird Vorbild für viele unserer europäischen Nachbarn sein – und ich fürchte, dass wir dabei sind, diese einmalige Chance zu verkacken.

Bislang gibt es ja nur den Entwurf der Grünen, das Cannabiskontrollgesetz, und der ist weit davon entfernt, das Prädikat „Legalisierung“ tragen zu dürfen. Vielmehr sehe ich in ihm den Versuch, Cannabisgenuss trotz formaler „Erlaubnis“ möglichst unattraktiv zu machen. Der Entwurf ist vermeidbar bürokratisch, im Vergleich zum Umgang mit Alkohol und Tabak geradezu verfassungswidrig streng und sichtlich bemüht, all jene von der Kuchenverteilung fern zu halten, die bisher Millionen Deutsche zuverlässig mit Cannabisprodukten versorgen.

Es ist schade, dass weder die Sozen noch die Liberalen da irgendetwas dagegenhalten. Als Aktivist mache ich natürlich Vorschläge, artikuliere meinen Unmut und nerve mit Kritik, aber über meine Wirkmacht als Einzelner mache ich mir keine Illusionen. Wenn es nach mir ginge, würde Cannabis rechtlich mit Tabak gleichgestellt und gut ist. Die Regierung ist aber wild entschlossen, das Rad neu zu erfinden.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Steffen: Aktivismus ist Arbeit und für die gilt: “Wenn Arbeit was Geiles wäre, würden die Reichen sie für sich behalten.” Klar ist es nicht jeden Tag leicht, legalisierungsmäßig produktiv zu sein. Dazu kommt das Ehrenamtlichendilemma, ständig mit mehr Ungerechtigkeit konfrontiert zu werden, als man ertragen kann. Und irgendwie muss ja auch der Kühlschrank gefüllt und die Miete bezahlt werden.

Wenn dann Aktionen kein Echo finden; wenn die mühsam erdachte Kampagne verpufft; wenn Leute, deren Eltern sich auf deinem Event kennengelernt haben, sagen, ich müsste erst mal was leisten – es gibt so Tage, da fällt es mir schwer, weiter Hoffnung zu verbreiten. Den schwersten Moment meiner an Tiefschlägen reichen “Karriere” hatte ich in Hamburg. Als ich da 2012 mit der Cannabiskultour Station gemacht habe und die Demo loszog… Da waren nur so 150 Leute und die haben sich alle hinter dem Wagen aufgestellt. War schon richtig, schließlich gab es da die Musik, aber die komplette Demo passte in meinen toten Winkel und für mich sah das so aus, als wäre ich alleine…

Trotz Millionenstadt und Promo und Kontakten zu lokalen Gruppen. Damals hab ich hinterm Steuer gesessen und Rotz und Knoblauch geheult. Wenn mich an dem Tag nicht zufällig meine damalige Freundin mit einem Besuch überrascht hätte, würden wir heute vermutlich nicht miteinander sprechen. Neue Motivation krieg ich zwei, drei Mal pro Tag, wenn wieder das Telefon klingelt und wieder wer Stress mit den Cops hat oder wieder kranke Menschen von Krankenkassen abserviert werden oder oder oder. Es erschreckt mich auch nach über zwanzig Jahren noch, wie viele Menschen unter dem Unrecht Hanfverbot leiden.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?

Steffen: Das notorische Verstoßen gegen Gesetze geht nicht spurlos am Privatleben vorbei. Gerade als Jugendlicher wächst da schnell ein Freundeskreis, in dem alle im gleichen Boot sitzen. In dem Andere wiederum nicht sitzen wollen und dann verschwinden. Irgendwann hat sich das geändert. Ich bin ja schon früh sehr sichtbar aktiv gewesen und das beeinflusst, wie Menschen auf einen zugehen. Ich habe unter AktivistInnen wie Betroffenen Freunde gefunden, weit mehr als ich durch meinen Umgang mit Cannabis verloren habe.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Steffen: Ich habe einen Sohn. Der ist siebeneinhalb und kriegt inzwischen mit, was Papa so treibt. Für den ist Hanf ein anderer Tabak und was für Erwachsene. Ich versuche, da möglichst offen mit umzugehen. Schon, dass der Junge seinen eigenen Konsum später nicht versteckt. Mir ist aber klar, dass ich in einer privilegierten Position bin. In Berlin kräht eh kein Hahn danach, wer kifft und als Erste-Reihe-Aktivist bin ich lang schon ein gebranntes Kind… Die berühmte alleinerziehende Mutter auf’m Dorf in Dunkeldeutschland hat es ungleich schwerer, zu sich und dem Nachwuchs ehrlich zu sein.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Steffen: Knifflig. Im Grunde muss das drüber Sprechen losgehen, wenn die Kinder anfangen zu sprechen. Altersgerechte Wahrheiten oder ehrlicher „Lügen für Kinder“. Spätestens im Kindergarten erzählen die ja eh, was sie so Zuhause erleben und da ist es meiner Meinung nach wichtig, dass Kinder wissen, was man besser nicht Jedem erzählt. Das setzt aber voraus, dass die Eltern den Mut haben, ihren Eigenkonsum (auch vor dem Kind) kritisch zu hinterfragen. Je älter der Nachwuchs umso aufrichtiger muss man da sein. Die sind ja nicht doof und spüren sehr genau, wann man sie und wann man sich selbst belügt. Konzepte wie Punktnüchternheit, mögliche Gesundheitsrisiken und strafrechtliche Folgen… Ich möchte nicht, dass mein Junge so etwas von Polizisten lernt. Letztlich ist „über Drogen reden“ der beste Schutz vor heimlichem Missbrauch und Vertrauen zu den Erziehenden einer der wichtigsten Bausteine niedrigschwelliger Suchthilfe. Wer seinen Kindern den eigenen Drogenkonsum verschweigt, um sie zu schützen, bringt sie in Gefahr!

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Steffen: Effektiver Jugendschutz ist eine der wichtigsten Neuerungen, die wir LegalisiererInnen zu erreichen hoffen. Dafür muss das Einstiegsalter für den Legalmarkt möglichst nah am realen Einstiegsalter sein. Angesichts der Zustände an unseren Schulen und ihrer mehr oder weniger offenen Drogenszenen scheint mir 16 Jahre fast schon zu hoch gegriffen. Die Politik will indes davon nichts wissen und peilt 18 Jahre an. Wenn es so kommt, dürfen Jugendliche zwar Heiraten, Kreditverträge abschließen oder als Soldat für Deutschland sterben – der risikoarme Joint bleibt ihnen jedoch verwehrt. Fast noch wichtiger als die konkrete Zahl ist es meiner Meinung nach, die juristische Verfolgung der jungen KonsumentInnen zu beenden.

Strafverfolgung verfestigt Konsumgruppen – das gemeinsam begangene Verbrechen schweißt zusammen – und beeinträchtigt Prävention wie Suchthilfe. Bei Alkohol und Tabak agiert unsere Gesellschaft schlauer. Da wird nicht der jugendliche Konsument bestraft sondern nur die, die ihm die verbotene Ware beschaffen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Steffen: Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde Cannabis noch heute aus dem BtMG gestrichen. Anschließend schreiben wir es überall da ins Jugendschutzgesetz, wo heute Tabak steht. Und am Tag danach ergänzen wir die Tabakanbauverordnung, -steuergesetze usw. nach dem gleichen Prinzip.

Alles keine Raketenwissenschaft, die Behörden und Kommunalverwaltungen müssen keine neuen Gesetze lernen… Legalisieren kann ganz einfach sein. Wenn eine Regierung dies denn tatsächlich will. Wichtig ist mir, dass dabei Diejenigen nicht vergessen werden, die in den letzten 50 Jahren wegen Cannabis vor Gericht oder im Knast gelitten haben. Ohne Generalamnestie, ohne Einstellung aller laufenden Verfahren, ohne Wiedergutmachung des amtlich verursachten Unrechts – kurz ohne Rehabilitierung der Opfer des Hanfverbots, bleibt die Legalisierung unvollständig. Da müssen wir KonsumentInnen uns in den kommenden Monaten hörbar für unsere GärtnerInnen und FachhändlerInnen stark machen. Last but not least müssen die internationalen Absprachen zu Drogen, allen voran die „UN Single Convention on narcotic Drugs“, auf den Müllhaufen der Geschichte. Deutsche Cannabisjäger verursachen ja nicht nur hierzulande menschliches Leid.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Steffen: So lange ich beim Händler meines Vertrauens nicht sagen kann „von dem X, das es letzte Woche gab, hätt´ ich gern noch ´ne Handvoll“ so lange ist es mir Wurst welche klangvollen Bezeichner der seinen Produkten gibt. Ich kaufe schlicht Gras. Oder von mir aus „gutes Gras“. Vielleicht würde ich mir mehr aus Sorten machen, wenn ich selbst anbauen würde, aber damit habe ich keine Erfahrungen und auch kein ausreichendes Interesse.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Steffen: Meine Oma würde jetzt sagen: „Wer will, findet Wege, wer nicht will, Ausreden.“ Und ich neige dazu, ihr zuzustimmen. Ja, theoretisch besteht die Möglichkeit, dass legales politisches Engagement zugunsten der Legalisierung zu sozialen „Strafmaßnahmen“, zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führt, aber in der Praxis kenne ich keineN dem die Teilnahme an einschlägigen Events auf die Füße gefallen wäre. Dazu kommt, dass Deutschlands AktivistInnennetzwerk eng genug geknüpft ist, um Leute aufzufangen. Es ist indes geradezu typisch für die Szene, dass es erst problematischen Kontakt mit Cannabisverfolgern braucht, bis der Mut für eigenes Engagement reicht. Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus, habe ich das Ausmaß der Grundrechtsverletzungen im Namen der Nüchternheit doch auch erst kapiert, als es mich traf.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Steffen: Wer heute mit Cannabis anfangen will, sollte eines nicht tun – es mit Tabak mischen. Das ist ein Suchthilfealptraum und der wichtigste klar benennbare Risikofaktor für eine Abhängigkeitserkrankung. Gerade am Anfang sollte man den Konsum im Zeitverlauf im Auge behalten. „Wann kiffe ich? Warum kiffe ich? Wie viel kiffe ich?“ sind Fragen deren regelmäßige Beantwortung hilft, mögliche Probleme früh zu erkennen. Ansonsten rate ich dazu, sich mit Absicht ein paar nichtkonsumierende Freunde und cannabisfreie Aktivitäten zu erhalten. Schon, dass man für Konsumpausen Sozialkontakte hat, deren Leben sich nicht um Joint oder Bong dreht. Was noch? Wenn es geht, sprecht mit euren Eltern oder Onkel, Tante, Nachbarn. Die meisten Erwachsenen haben irgendwann selbst Mal probiert und werden eure Ehrlichkeit honorieren. Im Notfall sind Leute wie ich da, um z.B. telefonisch oder bei einem Besuch im Hanf Museum Ängste abzubauen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Steffen: Eine? Hunderte. (lacht) Aber den „Opa erzählt vom Krieg“-Teil heben wir uns lieber für einen anderen Tag auf. Bis hier liest ja eh keiner.

Steffen, wir danken dir für dieses kurze Interview! Bleib weiter so aktiv wie bisher. Und gesund natürlich.