Dr. Fabian Steinmetz

Wenn es um Substanzen geht weiß Fabian Steinmetz Bescheid.

Der 39 jährige Toxikologekämpft an verschiedensten Fronten für eine Veränderung der Drogenpolitik und eine Veränderung in den Köpfen der Menschen.

Als Wissenschaftler auf diesem Gebiet hat er einen tiefen Einblick in die Wirkung und Auswirkung verschiedenster Substanzen und weiß diese zu bewerten.

Fabian ist Eurotox-zertifizierter Toxikologe und Consultant bei Delphic HSE(https://www.delphichse.com/about-us/), außerdem Mitglied im „Schildower Kreis“ (https://schildower-kreis.de/), dem DHV, LEAP (https://leap-deutschland.de/) und ENCOD (https://encod.org).

Man sieht ihn auf den Bühnen der Demos und auch für die tatkräftige Unterstützung des „Weedmobs“ auf Twitter ist er sich nicht zu schade.

Wir freuen uns, Fabian Steinmetz in unserem Lager zu wissen und danken ihm für dieses kurze Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Fabian: Meine erste Erinnerung an Cannabis war in der Unterstufe, also 5. oder 6. Klasse. Hinten im Bus haben sich etwas ältere Schüler „Dope“ in selbstgedrehte Zigaretten gewickelt. Die Erklärung meines Sitznachbars war: „Damit wirkt der Tabak stärker.“

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Fabian: Ich versuche grundsätzlich meinen Konsum, egal von was, meinem Leben und meinen Zielen anzupassen. Als Aktivist/Drogenexperte versuche ich dementsprechend illegalen Betäubungsmittelbesitz tunlichst zu vermeiden. Ich muss aber auch sagen, dass mich persönlich Cannabis eher beeinträchtigt hat, weshalb der Stellenwert von Cannabiskonsum im Alltag nie sonderlich hoch war.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Fabian: Nein, ich habe es geschafft meine „Sturm-und Drangzeit“ ohne Strafanzeigen oder sonstige Konsequenzen zu meistern. Zum einen habe ich mir immer sehr viel Mühe gegeben das Risiko für Konsequenzen zu reduzieren, zum anderen hatte ich einfach Glück.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Fabian: Ich habe bzw. hatte viele Bekannte und Freunde, die Schaden durch die Drogenprohibition genommen haben. Insbesondere die Führerscheinproblematik hatte viele stark und nachhaltig geschädigt. Aber auch gefährliche Qualitäten, Überdosen, Freiheitsentzug, Stigmatisierung etc. spielten eine Rolle. Schon als Teenager fand ich es absurd, dass man sich als Kiffer verstecken musste, während Trunkenbolde die hiesigen Straßenfeste an der Mosel unsicher machten.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Fabian: Zum einen unterstütze ich die Bewegung mittels Social–Media-Aktivismus ( und grüße hiermit den Weedmob ). Zum anderen gehe ich auch im Real – Life auf Veranstaltungen, sei es als Teilnehmer, Redner oder sonstigem. Durch meine „Expertenrolle“ als promovierter und zertifizierter Toxikologe habe ich gelegentlich die Möglichkeit Reden zu halten, oder ich werde für Zeitungsartikel interviewt. Auch versuche ich innerhalb der Wissenschaft mit Postern, Papern etc. aufzuklären und Einzelaspekte näher zu erforschen. Ich bin in verschiedenen Organisationen aktiv, beispielsweise dem DHV Darmstadt, dem Schildower Kreis, ENCOD oder LEAP Deutschland.

Fabian Steinmetz bei der Hanfparade 2022

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis-Patient?

Fabian: Ich versuche grundsätzlich meinen Gesundheitsstatus und meine persönlichen Präferenzen für Genussmittel/Medikamente aus meinem Aktivismus und erst recht aus meinen wissenschaftlichen Expertisen herauszuhalten.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Fabian: Ich bin für die Legalisierung aller Drogen. Legalisierung bedeutet das Etablieren eines Regelwerks für den Umgang mit Drogen und zwar weitestgehend ohne Strafrecht. Von daher sollte jeglicher Besitz von Pflanzen, Pilzen, Pulvern, Pillen etc., welcher ausschließlich dem Eigenbedarf dient, keine Straftat sein. Bezüglich der Abgabe sollten unterschiedliche Regulierungsmodelle genutzt werden, hier kurz am Beispiel Koka/Kokain erläutert: Während Kokatee ruhig im Supermarkt verkauft werden kann, sollte Kokainhydrochlorid nur in Fachgeschäften in kleinen Quantitäten an Erwachsene abgegeben werden – Beratung, Hilfsangebote und keinerlei Werbung verstehen sich von selbst. Bei Crack würde ich eine medizinisch induzierte Substitution mit Kokain-E-Zigaretten vorschlagen, da diese Devices wohl besser dosierbar und weniger schädlich für die Lunge wären. Natürlich würde man den Schwarzmarkt nicht völlig austrocknen, aber dennoch stark reduzieren. Solche Modelle sind mit allen weitverbreiteten Drogen möglich. Grundsätzlich unterstütze ich nicht-kommerzielle Modelle, wie beispielsweise CSCs, im besonderen Maße.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Fabian: Wichtiger als eine Legalisierung, die eben nicht gewiss ist, ist für mich eine weitreichende Entkriminalisierung und zwar sofort!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Fabian: Ja und nein. Das Reflektieren der eigenen Überzeugung ist wichtig. Man muss ja auch andere Meinungen verstehen um besser dagegen argumentieren zu können. Grundsätzlich hat sich aber nichts Wesentliches bei mir geändert. Meistens sind es eher regulatorische Details, wie z.B. dass „Drogenführerscheine“ nicht niedrigschwellig genug sind, oder dass THC-Grenzwerte bei Retail-Edibles Sinn machen. Was die Frustrationstoleranz angeht, denke ich, dass mich Rückschläge (z.B. Razzien bei CBD-Geschäften) sogar noch zusätzlich motivieren. Je mehr wir tun, desto schneller kommt der Fortschritt – jede Demo, jede Petition, jeder Artikel und jede Weedmob-Aktion zählt!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Fabian: Nein, zumindest nicht signifikant. Damit haben wohl auch ein paar meiner Privilegien zu tun, was mich aber wiederum daran erinnert, dass ich diese Privilegien für die gute Sache nutzen sollte.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Fabian: Ich habe keine Kinder, aber dennoch eine Meinung: Reden kann man über alles, aber den Konsum vorleben würde ich wahrscheinlich nicht. Rauchen/Dampfen ist kein Verhalten, dass Kinder als selbstverständlich wahrnehmen sollten, egal um welche Substanz es geht. Das heißt aber nicht, dass man nicht etwas stoned mit seinen Kindern spielen kann. Mir geht es mehr um prägendes Verhalten.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Fabian: Da gibt es keine Altersgrenze. Man kann alles kindgerecht erklären, wenn man denn will. Egal ob Sex, Drogen oder den Tod, man kann Informationen so verpacken und entsprechende Details weglassen, so dass es zu jedem Alter bzw. Reifegrade passt.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Fabian: Die Frage ist sehr spannend. Kriminalisierung lehne ich auch bei Kindern/Jugendlichen ab. Abgabe in Fachgeschäften und Mitgliedschaft in CSCs sollte ab 18 Jahren möglich sein, obgleich ich mir auch einen Retail – Markt mit leichten Produkten ab 16 vorstellen könnte. Wichtig ist keinerlei Kriminalisierung auf der einen Seite, aber auch keine skrupellose Kommerzialisierung (wie beispielsweise bei den kleinen Schnapsflaschen an der Kasse) auf der anderen Seite. Auch wäre mir wichtig, dass Drug-Checking keine Altersgrenzen kennt. Das ist eine Chance für Beratung, Hilfestellung und zum Herausfiltern von besonders schädlicher Ware (z.B. mit synthetischen Cannabinoiden).

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Fabian: Bei Cannabis fände ich es toll, wenn CSCs den Löwenanteil stemmen könnten. Dazu müssten diese weniger Restriktionen als der Retail-Markt (Fachgeschäfte, Apotheken etc.) erfahren. CSCs haben den Vorteil, dass sie weniger finanzielles Interesse wecken, die Kultur hinter Cannabis adressieren und der Community, die zuvor unter der Prohibition am meisten litt, Chancen einräumt. Falls die Frage sich auch auf andere Drogen bezieht: Für fast jede Droge mit einem gewissen Verbreitungsgrad gibt es ein besseres Regulierungsmodell als der Status quo!

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Fabian: Nein, aber fruchtige Noten, die an Zitrone, Orange oder Ananas erinnern, finde ich schon ziemlich dufte.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so.

Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Fabian: Viele verstecken sich. Meist sind es gerade die, die aufgrund von gutem sozialen Standing viel Impact hätten. Das ist sehr bedauerlich für die Legalisierungsbewegung. Deshalb wäre es wichtig, dass die Menschen, die sich aufgrund von Job, Familie etc. nicht trauen, Geld spenden, z.B. an den DHV, den Schildower Kreis oder den kürzlich gegründeten CSC-Dachverband. Aber dennoch ermutige ich gerne Menschen sich für die Legalisierung einzusetzen und zwar weniger durch Outing als „Kiffer“, sondern mehr als politisch Überzeugte: Niemand bekommt eine Hausdurchsuchung, weil er/sie sagt, dass Strafverfolgung und Streckmittel schädlich sind und dass legalisierte Länder jene Probleme kaum noch haben und dabei Milliarden an Steuern einnehmen, z.B. für die Energiewende oder die Pflege.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Fabian: Das hängt von Alter/Reife, möglicher medizinischer Indikationen und von eventuellen Vorerkrankungen ab. Bei einem/einer gesunden Jugendlichen, der/die unbedingt kiffen will und es eh machen wird, würde ich zum Konsum via Vaporizer raten. Eine balancierte Sorte macht insbesondere für Anfänger Sinn. Ich würde raten nach ein paar Zügen zu warten bevor er/sie weiter konsumiert, da der Wirkungseintritt ein paar Minuten dauern kann. Idealerweise ist noch jemand dabei mit etwas Erfahrung und ein paar Drinks und Snacks. Aber ich würde auch von regelmäßigem Konsum abraten, da hier diverse Risiken auftreten, die es bei gelegentlichem Konsum nur höchst selten gibt, beispielsweise eine Abhängigkeit. Natürlich gibt es aber auch hier Ausnahmen – ich erinnere an die vielen jungen Menschen, die erfolgreich Cannabis bei ADHS nutzen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis-Anekdote?

Fabian: Mich hat mal beim Trampen ein Ami auf Urlaub mitgenommen. Das war vor über 20 Jahren und ich hatte damals schulterlange Haare – er war wohl damals so alt wie ich jetzt. Er fragte mich im Auto: „Does long hair stand for pothead?“ Lange Rede, kurzer Sinn, er kam gerade aus Maastricht mit seinem Mietwagen und wollte etwas chillen. Ich leistete ihm Gesellschaft und wir trafen uns noch weitere Male für etwas kulturellen Austausch. Leider ist der Kontakt abgebrochen, aber ich hoffe er lebt jetzt in einem der vielen „legalized States“.

Fabian, vielen Dank für dein Engagement und dass du dir für das Interview Zeit genommen hast!

Michael (Micky) Becker

Wo er helfen kann, da mischt er mit!

Ob im Rahmen der DHV Ortsgruppe Augsburg, online, oder auf den Demos, Micky setzt sich ein. Der Miteigentümer des Hanfladens „Sea of Green“ in Heidenheim (https://www.sea-of-green.de) weiß die Vorteile von Cannabis zu schätzen und kämpft dafür, dass dies auch bald alle anderen können.

Wir danken dir, dass du dir die Zeit für dieses Interview genommen hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Micky: Leider schon recht früh, dank fehlendem Jugendschutz. Ich war ca 13 Jahre alt, als ich das erste mal Haschisch konsumierte. Allerdings merkte ich davon nichts und so rauchte ich ab und an mal mit, kaufte mir aber selbst erst mit ca 16 Jahren was und begann dann auch regelmäßig zu konsumieren.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Micky: Irgendwann wurde es dann täglich, da sagte ich mir irgendwann auch, ich müsse eine Pause machen. Ich hatte gerade mal ein halbes Jahr Konsumpause, da wurde mir Ischiallumbalgie aufgrund einer Bandscheibenvorwölbung und fehlenden Knochenfragmenten am LW3 diagnostiziert. Erstmal nahm ich, unwissend vom Schmerzeffekt von Cannabis, nur herkömmliche Schmerzmittel ein. Aber dann, so ca ein Jahr nach Konsumpause habe ich auf einer Party einen Joint gereicht bekommen und sehr schnell gemerkt dass mir Cannabis gegen die Schmerzen hilft. Seither bin ich Cannabispatient und konsumiere, bei optimaler Verfügbarkeit, mehrere Gramm am Tag.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Micky: Ja, ich wurde bereits beim Bestellen von Seeds, beim Kauf von einem Dealer (aufgrund seiner Aussage vor dem Strafverfolgungsbehörden), beim Bestellen von Cannabis, sowie 2016 beim Anbau von Cannabis zu medizinischen Zwecken erwischt.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Micky: Das gesamte Thema: die Ungerechtigkeit; die Uninformiertheit vieler Politiker, Ärzte und Behörden; und zu guter letzt meine eigenen Erfahrungen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Micky: Ich besuche viele Veranstaltungen, veranstaltete auch selbst diverse Demos, Partys und Patiententreffen. Alles wo ich, trotz täglicher Schmerzen, helfen kann wird angepackt. ^^

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Micky: Ja – siehe oben 😉

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Micky: Ich bin deutlich mobiler und der Schmerz lässt sich viel besser aushalten – Ganz weg bekomme ich ihn leider nicht.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen

Micky: Ich finde es nur folgerichtig, dass bei unserer gescheiterten Prohibition auch andere Substanzen neu bewertet und freigegeben werden. Klar sollte man sehr gefährliche Drogen unter Verschluss halten, sie allerdings völlig zu verbieten macht aus unterschiedlichen Gründen keinen Sinn. Zuerst schützt man die Konsumenten durch Strafverfolgung nicht, man trägt noch zu ihrem Leid bei. Zweitens kann man mit Konsumenten so nie auf Augenhöhe reden – Sei es in der Psychotherapie oder in der Justiz. Und nicht zuletzt sind die gesundheitlich besonders bedenklichen Substanzen gerade deshalb „beliebt“, weil die, meist harmloseren, Alternativen fehlen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Micky: Ich erwarte mir eine Legalisierung, bei der alles richtig gemacht wird – Konsumentenschutz, Jugendschutz und Substanzkontrolle.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Micky: Eigentlich nicht. Ab und an fragte ich mich, ob es Sinn macht weiterhin für eine Sache zu kämpfen die zwar Viele angeht, aber für die sich scheinbar nur wenige bequemen auf die Straße zu gehen. Allerdings denke ich dass das menschlich ist: Sobald wir versorgt sind und es uns gut geht, denken wir nicht an Zeiten in denen es nicht so ist. Wir machen mit anderen Problemen im Leben weiter. Ich habe z.B. oft beobachtet, dass viele Konsumenten dann aktiv geworden sind, wenn die Polizei zu Besuch war oder sie in eine Kontrolle kamen und nun Ärger an der Backe hatten.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Micky: Bestimmt. Bei Freundschaften habe ich das nur nicht so gemerkt, da man da eher still „gecancelt“ wurde. „Ghosting“ wäre hier wohl auch ein treffender Begriff. Wo ich es aber sehr oft gemerkt habe, war die Familie oder deren Bekannte. Hier wurde ich oft sehr dumm angeredet und Stigmatisiert. (Gerade zu der Zeit, als ich Cannabis noch illegal bezog – Seit 2017 wandelt sich das Bild laaaaaaaaangsaaaaaaam) 😉

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Micky: Ich bin für einen sehr offenen Umgang mit dem Thema, da gerade Patienten diesen auch führen müssen – Sie haben ja oftmals keine Ausweichmöglichkeiten. Aber auch sonst sollte der Umgang mit dem Thema entspannt vor sich gehen. Konsum vor den Kindern sollte dort vermieden werden, wo es geht und Cannabis immer unzugänglich aufbewahrt werden. Das gebietet schon die Vorbildrolle. Trotzdem bin ich auch für gesellschaftliche Events, wie Cannabisfeste, Erntefeste usw. Hier sollten Kinder halt nicht in Zelte oder Räume dürfen in denen stark konsumiert wird – Einfach wie beim Nichtraucherschutzgesetz.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Micky: Ich finde 18 Jahre völlig sinnvoll, da sich Jugendliche sonst das Cannabis bei älteren Freunden besorgen und dann vielleicht keinen richtigen Umgang damit lernen. Eine Begrenzung des THC-Gehaltes für 18 bis 21 Jährige halte ich auch für richtig, denn keiner der nicht eine unnötig hohe Toleranz aufgebaut hat braucht mehr als z.B. 12-14% THC mit vlt. 5-20% CBD. CBD nimmt ja nicht den erwünschten Effekt, sondern verringert lediglich die unangenehmen Nebeneffekte, wie „Druck“ im Kopf und „Verpeiltheit“.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Micky: 12 bis 14 Jahre, je nach Reife des Kindes und seinem Umfeld.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Micky: Eigentlich stelle ich mir die perfekte Legalisierung genauso vor, wie aktuell geplant. Ich erwarte mir nur, dass die Besitzobergrenze verschwindet und der Anbau per Raumgröße begrenzt wird. (Also z.B. 2 oder 3qm) Und eine sofortige Entkriminalisierung des Anbaus wäre auch eine hilfreiche Sache – Alleine um dem Schwarzmarkt zuvorzukommen. Ach ja, und Apotheken gehören raus aus den Forderungen. Die haben nicht nur absolut keine Ahnung von der Substanz, sondern sind auch keine adäquaten Drogenabgabestellen für den Freizeitkonsum. Sollen sie doch ihre eigenen Drogen verkaufen und das bislang so verteufelte Marihuana den Profis überlassen. (Dealer, Züchter, Puscher – All diese, als illegal geltenden, Berufsgruppen haben die Subkultur bislang erfolgreich erhalten und werden das sicherlich auch weiterhin gern tun)

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Micky: Cheese / Blue Cheese / Black Cheese – Ich liebe einfach diesen „käsigen“ Geschmack. <3

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so.

Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Micky: Es gibt so viele Wege, anonym für eine bessere Drogenpolitik einzustehen. Auch eine Teilnahme am Hanfmarsch hat noch niemanden den Job gekostet. Auch gibt es überall Ortsgruppen und CSCs oder ähnliche Hanfvereine. Diese zu unterstützen ist auch ohne sein Gesicht öffentlich zu zeigen möglich. Ich halte das Phänomen eher für die bereits erwähnte Bequemlichkeit.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Micky: Erhalte Dir Deine Toleranz – Es ist wunderbar jedes Mal wieder so „high“ zu sein wie beim ersten Mal. Das ist möglich, allerdings muss man seinen Konsum dann einschränken. Täglicher Konsum ist für rekreationelle Nutzer keine gute Idee – Aus mehreren Aspekten heraus. Einmal nimmt man sich die Möglichkeit für ein tolles „High“ und andererseits nehmen damit auch die unerwünschten Nebenwirkungen zu und man hat zuehmend Motivations-, Konzentrations- oder Erinnerungsprobleme. Jugendlichen würde ich auch aufgrund der Hirnentwicklung einfach raten, sich möglichst ein großes Potential zu erhalten und möglichst gar nicht zu konsumieren. Da dies aber eher Utopie ist, würde ich mit meinem ersten Punkt argumentieren und die jungen Leute auf Augenhöhe damit abholen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Micky: Da fällt mir so vieles ein, aber vielleicht eine Anekdote in Kurzfassung: Ich wurde mal auf einem Rastplatz vom Zoll beim Medizinieren gesehen und im Anschluss von der Polizei kontrolliert. Erst war Rezept gefälscht, dann sollte ich einen Cannabispass dabeihaben (Das müsse man!!1!!elf!!) und zu guter Letzt war meine Einnahmemethode (Joint, der schon ne viertel Stunde brannte und genüsslich von mir geraucht wurde) falsch. Auf dem Rezept stand ja: „Verdampfen“. Somit konfiszierten die Beamten meinen Joint – Ja, genau den, den ich seit ner viertel Stunde bis zu einer „roach“ von insgesamt 3 cm Länge runtergeraucht hatte… Ein Jahr später hätte ich den Joint wieder abholen dürfen. So lange hatten sie den scheinbar in Gewahrsam. Wenn ich nicht innerlich schon heulen würde vor lauter „spaßiger“ Begegnungen mit der Polizei, dann hätte ich dort sicherlich laut losgelacht 😉

Eddy Sangmeister

Eddy ist vielen wahrscheinlich als „Eddy Zweipunktnull“ bekannt.

Und wer sich online mit dem Thema Cannabislegalisierung beschäftigt, der ist dem Braunschweiger sicherlich schon begegnet. Doch nicht nur im Weedmob auf Twitter, oder den anderen Online Plattformen ist Eddy zu finden. Es treibt ihn auch regelmäßig auf die Demos, denn er zeigt gerne Gesicht für die Sache. Cannabis hilft ihm sein Leben zu meistern und er hilft, Cannabis wieder gesellschaftsfähig zu machen. Eine Win – Win Situation, könnte man sagen.

Danke Eddy, dass du dir die Zeit für unser kurzes Interview genommen hast.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Eddy: Damals hing Ich mit einigen älteren Jungs ab die auch wieder wen älteres kannten. Und so kam es eines Tages im Keller von ´nem Freund dazu, dass ich meine erste Haschischmischung durch einen Bong rauchte.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Eddy: Ja, mein Konsum und der Umgang mit Cannabis hat sich sehr verändert. Früher habe ich es eher als eine Partydroge angesehen die man eigentlich überall zur Verfügung hatte. Bis Ich dann mit 15 zum ersten mal Gras konsumierte. Es hat sich schnell raus gestellt das Haschisch mich sehr träge und müde machte was bei Blüten nicht der Fall war und ich somit schnell merkte das es eine super Alternative zu meiner damaligen Ritalinbehandlung ist. Leider waren die Ärzte damals nicht im entferntesten soweit für mich eine Cannabisbehandlung in Betracht zu ziehen und daher blieb mir nur die Selbstmedikation.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Eddy: Oh ja und das nicht nur einmal, und seitdem ich aktiv für die Legalisierung kämpfe ist es sogar noch viel mehr geworden. Soviel zur Strafverfolgung. Mehr möchte Ich dazu nicht sagen da noch ein offenes Verfahren läuft.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Eddy: Durch mein verstorbenen Kumpel der Leukämie hatte. Damals fragte mich sein Arzt ob Ich Ihn nicht jede Woche 25g Cannabis besorgen könnte da Ihm als Arzt die Hände gebunden sind.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Eddy: Ich kläre viele Leute in meinem Umkreis gut über die Legalisierung auf, gehe regelmäßig Flyer verteilen um mit den Menschen in Kontakt zu kommen und um ihnen Cannabis näher zu bringen. Natürlich bin Ich auch im „Weedmob“ aktiv und bin regelmäßig auf Demonstrationen.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Eddy: Ja seit gut 3 Jahren

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Eddy: Der schöne Nebeneffekt als Patient ist (und Ich finde, dass er sogar sehr wichtig ist), dass man diese ewige Strafverfolgung nicht mehr im Nacken hat und sich dadurch die Psyche sehr verbessert. Des weiteren hilft mir Cannabis sehr gut im Alltag mein ADHS zu kontrollieren und macht mich erst richtig lebensfähig.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Eddy: Heutzutage ist der illegale Markt leider so riesig das jeder an jede Substanz kommen kann die er gerne konsumieren möchte. Mit einer kompletten Legalisierung hätte der illegale Markt das nachsehen und man könnte eine reine und bessere Abgabe dieser Substanzen gewährleisten. Zusätzlich wären Drogenberatung und Aufklärung viel besser gegeben. Jeder sollte frei entscheiden welchen Rausch er hat solang er Verantwortungsvoll damit umgeht.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Eddy: Entkriminalisierung sofort / Legalisierung 2023

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Eddy: Natürlich gab es diese Momente wo Ich mir dachte jetzt reicht es mir.

Aber ich fange mich dann immer wieder und weiß wie gut Cannabis als Medizin ist und dass es natürlich noch in vielen vielen anderen Bereichen seine Daseinsberechtigung hat. Es würde auch einen Teil zum Umweltschutz beitragen. Naja das könnte Ich jetzt endlos ausdehnen. Die Tatsache, dass Hanf/Cannabis so vielseitig ist und es dem Menschen sehr von nutzen sein kann lässt mich weiter machen.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Eddy: Ja hatte es leider

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Eddy: Meine Kinder sind seitdem Sie denken können mit dem Thema Cannabis aufgewachsen. Sie wissen von seiner Heilwirkung und Vielfalt. Aber auch, dass es eine Droge sein kann. Wenn man früh genug vernünftig mit diesem Thema umgeht sind Kinder recht gut aufgeklärt und erkennen, dass es Medizin ist, man es aber auch missbrauchen kann. Was mit jeder Art von Medikament oder Droge möglich ist. Eine gute Aufklärung ist das A uns O beim Jugendschutz.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Eddy: Dazu gibt es finde Ich kein Alter. Man erklärt seinem Kind ja auch recht früh wofür es z.B. seinen Ipuprofensaft bekommt. Ein Kind sollte ruhig wissen was Papa und Mama da tun und wieso Sie das tun. Verständnis kommt da von ganz allein. Wichtig ist offen und ehrlich mit seinen Kindern über alle Fragen zu sprechen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Eddy: Ich bin da ganz ehrlich. Für Menschen die keine Krankheiten haben und es nicht medizinisch nutzen sollte die Grenze bei 21 liegen, da viele Jugendliche mit 18 einfach noch zu unreif und nicht völlig entwickelt sind.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Eddy: Wie ich es mir vorstelle, das sagt das Wort „Legalisierung“ glaube ich vollständig aus.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Eddy: Sativa macht mich einfach entspannt und lässt mich gut durch den Tag kommen zur zeit ist mein Liebling Ghosttrain Haze ( Pedanios 22/1 ).

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Eddy: Mut zur Sache kann Ich da nur sagen. Wenn die Person eine Änderung möchte, dann muss Sie sich trauen aufzustehen. Es ist zwar ein langer Weg, aber das Ende wird sich für alle lohnen. Wie aber angesprochen ist die Stigmatisierung ein sehr großes Problem, welches nur durch unsere Regierung ein Ende finden kann.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Eddy: Jugendlichen würde Ich grundsätzlich vom Cannabiskonsum abraten. Dabei beziehe Ich mich auf viele medizinische Studien. Was Erwachse angeht, solange sie kein Blutdruckproblem, oder andere medizinische Hürden haben, dürfen Sie es gern mit Vorsicht probieren. Gerade auch um zu schauen, schauen ob es eine Alternative zu anderen Medikamenten ist. Wie immer ist eine gute Aufklärung wichtig.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Eddy: Smoke Weed everyday!