David Kokas

„Jeder normale Freizeitkonsument der vernünftig damit umgeht und mal einen „kifft“ hat für mich seine medizinische Berechtigung. Ich würde es Stressausgleich nennen.“

Der 34 jährige Österreicher hat es am eigenen Leib erfahren:

Cannabis kann das Leben erst wieder lebenswert machen! Denn im Gegensatz zur Schulmedizin hilft Cannabis ihm nahezu nebenwirkungsfrei.

Der medizinische Aspekt war schließlich auch der Grund für ihn, sich für eine Legalisierung einzusetzen.

Wir freuen uns sehr, dass David sich als österreichischer Aktivist in unsere Intereview – Serie einreiht.

Hanfverband Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

David: In der ersten Berufsschule brachte mich ein Freund in eine Seitengasse wo ein

MC Donald´s war und meinte, „Rauch dir eine Zigarette an und lass uns hier kurz warten.“ Es hat nicht mal zwei Züge an der Zigarette gedauert und schon wurden wir angesprochen. Ich konnte es nicht fassen und das auf einem sehr belebten großen Hauptplatz.

Hanfverband Hamburg : Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

David: Ja am Anfang half es mir sehr, da mein Vater sehr jung mit 42 verstorben ist. Leider nahm ich dann auch noch andere Drogen und Medikamenten zu mir, die ich aber zum Glück schnell wieder durch Entzüge, Therapien und mit der Unterstütztung meiner Freundin loswerden konnte.

Es ging sogar so weit, dass ich mit Cannabis von einem Tag auf den anderen aufgehört habe und ich kaum Entzugssymptome hatte. Das konnte ich von den anderen Medikamenten und Drogen gar nicht sagen.

Ich wurde dann leider immer kränker und hab mich Jahre lang auf die Schulmedizin verlassen. Durch diese Medikamente schlief ich buchstäblich im Stehen mit der Zigarette in der Hand ein.

2012 habe ich dann mit einer Cannabinoid Therapie angefangen und plötzlich hatte ich eine komplett andere Sicht auf Cannabis und dessen medizinische Wirkung.

Hanfverband Hamburg : Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

David: Ja leider, 2006 wegen Konsum, war eine Geldstrafe. 2017 wegen medizinischen Anbaus. Wurde zu 18 Monate Haft auf 3 Jahre Bewährung verurteilt, da ich leider jahrelangen Anbau zugegeben hatte. Ich hoffte auf Gerechtigkeit.

Hanfverband Hamburg : Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

David: Mein eigenes Leben. Ich habe mich jahrelang auf die Schulmedizin verlassen und hab gesehen wo das hinführt…. in eine Benzoabhängigkeit. Auch die Antidepressiva und Schmerzmittel haben mein Leben stark eingeschränkt.

Cannabis hat mir mein Leben wieder zurückgegeben.

Hanfverband Hamburg : Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

David: Ich habe 2012 eine Facebook Gruppe gegründet (Erfahrungen mit medizinischem Cannabis)

2012 war ich auch bei legalize.eu (Mario Danne) als Ansprechpartner für die Steiermark in Österreich. Ich war auch als ehrenamtlicher Patientenberater tätig. Seit 2014 bin ich jetzt ehrenamtlich bei der Arge Canna als Patientenberater verfügbar.

Ich erarbeite Flyer wie, Dronabinol in Österreich oder einen Flyer über Krebs. Diese Aufklärungsbroschüren kommen sehr gut an.

Ich bin auf vielen Messen, Veranstaltungen, Seminaren und Vorträgen. Ich bin bei den Videos auf Youtube über Cannabis auf dem neuesten Stand und natürlich lese ich viele Bücher über das Thema, das mein Wissen darüber immer mehr erweitert.

Ich bin auch in vielen anderen Cannabis Patienten Gruppen und auch als Moderator tätig.

Ich versuche kostenlos 24 Stunden erreichbar zu sein.

Hanfverband Hamburg : Bist du Cannabis – Patient?

David: Ja seit 2012 Dronabinol Patient in Österreich und seit 2018 in Deutschland.

Hanfverband Hamburg : Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

David: Mein Leben ist kein Vergleich zu vorher. Ich war auf den anderen Medikamenten nicht mehr ansprechbar. Ich hatte von den starken Medikamenten viele Nebenwirkungen, man konnte mit mir gar nichts machen. Ich hatte die Lebensfreude verloren und hielt mich in sehr viele Kliniken auf in der Hoffnung, Hilfe zu finden. Bei den plötzlich auftretenden Schmerzattacken wollte ich nicht mehr Leben. Das sieht mit der Cannabinoid Therapie ganz anders aus. Ich sag immer, ich geh viel besser mit den Schmerzen um.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

David: Für mich ist Alkohol eine der schlimmsten Drogen! Ich finde, es sollte alles legal verfügbar sein… Fakt ist, die Drogen sind sowieso im Umlauf, auch wenn man das nicht sehen möchte. Somit könnte der Staat es kontrollieren und sogar noch Geld damit verdienen.

Hanfverband Hamburg : Wie siehstdu die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

David: Ich sehe für Deutschland eine bessere Zukunft als wie für Österreich. Allein schon der medizinische Bereich. Wenn man bedenkt das in Österreich die AGES schon seit vielen Jahren erfolgreich Cannabis anbaut und im eigenen Land aber gar nichts passiert, ist das schon mehr als traurig. In vielen anderen Ländern hat medizinisches Cannabis die Türen für eine Legalisierung geöffnet.

Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

David: Ja, als die Polizei vor der Türe stand und meine Medizin mitgenommen hat. Mit der Schulmedizin würde es zwar auch gehen, aber das ist KEIN LEBEN!?

Mich motiviert mein viel gesünderes Leben und viele positive, glückliche Rückmeldungen von Patienten, Ärzten, Apothekern und natürlich das wichtigste die Familie.

Hanfverband Hamburg : Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

David: Naja die alten Verurteile. So wie beim Führerschein. Ich finde es nur eigenartig, das bei Einnahmen von Morphinen, Methadon, Antidepressiva niemand etwas beanstandet und hier ohne Probleme das Auto gelenkt werden darf – BIS ETWAS PASSIERT!

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

David: Unbedingt aufklären und immer wieder darüber sprechen! In meiner Familie fand ich jahrelang keine Akzeptanz, bis einige Familienmitglieder selbst schwer krank wurden. Ich bat meine Hilfe mit CBD ÖL und Cannabiscreme an und es wurde schnell bemerkt, dass diese Medizin wahre Wunder bewirkt.

Hanfverband Hamburg : Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

David: 12-14 Jahre, mein bester Freund ist auch schwer krank. Er erklärte seinen Kindern das es Medizin ist und er hoffe, dass die Kinder es nie brauchen werden.

Hanfverband Hamburg : Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

David: 18-21 Jahre würde ich für sehr sinnvoll halten. Dazu gehören aber auch Aufklärung in den Schulen und nicht nur eine plumpe Altersbeschränkung.

Hanfverband Hamburg : Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

David: Ich finde ganz wichtig das es Werbebschränkungen gibt und nicht befristete, lizenzierte Verkaufsstellen. Aber ich rede von sehr vielen Lizenzen.

Das Problem bei Alkohol ist einfach das er fast überall verfügbar ist und das auch noch 24 Stunden das macht es einen alkoholabhängigen gerade nicht leicht davon weg zu kommen.

Ganz wichtig finde ich das Cannabis Social Clubs von der Regierung unterstützt werden wie ein ganz normaler Verein für Konsumenten und Patienten, ich finde so etwas extrem wichtig sich mit Gleichgesinnten zu treffen und gerade für ältere oder allein stehende Menschen/Patienten könnte das gegen Depressionen vorbeugen.

Es sollte staatliche Anmeldeformulare für Cannabis Social Club, ofizielle Verkaufstellen, Apotheken, Produzenten, Labore usw. geben. Somit kann der Staat Stichproben von Qualität, Hygiene, Pestizide usw. nehmen. Ich finde das sehr wichtig!

2007 wurde eine Massenvergiftung durch mit Blei gestrecktes Marihuana im Leipziger Raum aufgedeckt. Mehrere Personen mussten wegen einer akuten Bleivergiftung in den Krankenhäusern behandelt werden. Auch Europol wurde dazu eingeschaltet. Leider kommen diese Verunreinigungen viel zu oft vor, nur um mehr Geld rauszuholen.

5 bis 10 Pflanzen sollte jeder Haushalt ohne Strafe anbauen dürfen.

Hanfverband Hamburg : Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

David: Pedanios 22/1-Ghost Train Haze. Ich hab damit einfach viel weniger Rückenschmerzen, Spastik, weniger Athrose-Gonathrose, Depressionen. Es macht mich mega aktiv, gut gelaunt und ist somit ideal für den Tag. Amnezia Core Cut wirkt bei mir gleich wie Pedanios 22/1 und alle Peace Naturals Medikamente sind super gegen meine sehr starken Schmerzen. Leider nur 1 bis 2-mal im Jahr in der Apotheke verfügbar.

Hanfverband Hamburg : Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

David: Man kann sehr viel im Hintergrund machen. Zum Beispiel: Anonym Flyer erarbeiten. Hanf Logos mit Text erstellen – sprich Aufklärungsarbeit ohne Gesicht zu zeigen, Videos schneiden, Ehrenamtlich in Vereinen arbeiten oder diese mit Spenden unterstützen. In der Arbeit offen darüber reden. Man kann auch in Betracht ziehen, in die Hanfbranche zu wechseln.

Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

David: Mir persönlich wäre es in einem Shop lieber, da ich leider zu krank für Eigenanbau bin.

Hanfverband Hamburg : Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

David: Ich würde fragen wofür sie es konsumieren und würde sagen dass es noch zu früh dafür ist. Der Körper könnte in diesem Alter wahrscheinlich in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich würde vorschlagen etwas anderes zu machen. Fussballspielen, Computerspielen, oder andere Aktivitäten. Wenn der Drang zum Konsumieren trotzdem noch weiter besteht, würde ich ihm eine CBD reichere Sorte empfehlen.

Hanfverband Hamburg : Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Nicht wirklich. Nur eine Sache die mir gerade einfällt

Die Politiker sprechen immer davon, dass wir keine 3. Volksdroge brauchen. Nur warum bekommt man Cannabis dann überall?! Die 3. Volksdroge ist längst da.

Tv Auftritt: https://www.puls4.com/cafepuls/Videos/Das-Magazin/Cannabis-vom-Arzt-Ist-das-wirklich-legal-in-Oesterreich

Vielen Dank David, dass du mit dabei bist.

Bernd Schmidt

Bernd Schmidt

Bernd hat allen Grund sich für die Legalisierung von Cannabis einzusetzen.

Der IT – Mitarbeiter  leidet seit der Amputation seines linken Unterschenkels an Phantomschmerzen, welche er sonst nur mit starken Schmerzmitteln ertragen konnte.

Durch Cannabis konnte er diese reduzieren und teilweise sogar absetzen, was ihm eine gehörige Portion Lebensqualität wiedergab.

Bernd engagiert sich seit Jahren in der Duisburger Ortsgruppe des Deutschen Hanfverbandes und organisierte 2016 den ersten GMM in seiner Stadt mit.

Außerdem leitet er die Duisburger Selbsthilfegruppe „Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin“.

Bernd, schön dass auch du bei unserem Interview mitgemacht hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Bernd: Das war schon relativ früh mit 16, also 1985.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Bernd: Bis 2014 habe ich gelegentlich konsumiert, es gab auch immer mal Pausen dazwischen. Geändert hat sich das erst, als ich den medizinischen Nutzen erkannt habe.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Bernd: Ja, wegen Eigenanbau.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Bernd: Da muss ich etwas weiter ausholen.

Bis ich 2014 mit einer Sepsis im Bein ins Krankenhaus kam, war ich ja nur Gelegenheitskonsument. Durch die ganzen offenen Stellen im Bein bekam ich Unmengen an Schmerzmittel. Da Holland nicht weit war und das Auto vorm Krankenhaus stand, bin ich dann zwischendurch mal abgehauen nach Holland und habe mir Cannabis gekauft um die Zeit im Krankenhaus erträglicher zu machen.

Ich merkte dann auch schnell, dass ich von den Schmerzmitteln weniger brauchte. Natürlich blieb das nicht lange unbemerkt von den Ärzten und dem Pflegepersonal. Da ich aber die ganze Zeit vorher gegenüber den Ärzten ein richtiger Stinkstiefel war, wurde es geduldet weil ich seit dem auch umgänglicher den Ärzten gegenüber war. Also befasste ich mich in den folgenden Wochen im Krankenhaus erst einmal mit dem Thema Cannabis als Medizin. Dabei bin ich dann auch auf den DHV aufmerksam geworden. Da es in Duisburg noch nichts in dieser Richtung gab, versuchte ich Gleichgesinnte zu finden. Anfangs war das gar nicht so leicht, zumal dazu kam, dass mir am Ende des Jahres 2014 dann mein Bein am Unterschenkel amputiert wurde.

Somit war mein Plan 2015 in Duisburg einen GMM zu veranstalten erst einmal auf Eis gelegt. Die Zeit im Krankenhaus und der Reha nutzte ich dann dazu, mich weiterhin in das Thema einzuarbeiten. Parallel dazu vernetzte ich mich online. Das führte letztendlich dazu dass mich einer von den Jusos aus unserem Stadtteil anschrieb, der damals sehr engagiert in dem Thema drin war. Es dauerte nicht lange, und wir hatten einen weiteren Mitstreiter. Schnell einigten wir uns darauf, dass wir in Duisburg auch einen GMM haben wollen. Um zu schauen wie aktive Arbeit vor Ort aussieht, haben wir dann auch die DHV Ortsgruppe in Düsseldorf sowie Cannabis Colonia e.V. in Köln besucht.

Mit aktiver Hilfe der Vorsitzenden von Cannabis Colonia und einem Redakteur der Grow organisierten wir dann in innerhalb von ein paar Wochen unseren ersten GMM. Mit dem Stadtteilladen Syntopia in Duisburg bekamen wir dann auch eine Anlaufstelle in der wir uns monatlich treffen können. Von da an haben wir bis heute jedes Jahr einen GMM veranstaltet. Im Jahr 2020 mussten wir unseren GMM im Mai ausfallen lassen, haben ihn aber im September nachgeholt. Aktuell planen wir jetzt schon für das Jahr 2021.

Neben dem GMM sind wir regelmäßig in der Fußgängerzone mit einem Infostand vertreten.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Bernd: Ja

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Bernd: Auf jeden Fall ein klares ja. Als Beispiel, mir wurden nach der Amputation auch Psychopharmaka verabreicht. Ich fühlte mich damit wie eine Marionette. Da ich aber innerhalb weniger Tage in der Lage war mit Rollstuhl wieder raus zu fahren, habe ich sie ab dem Moment wo ich wieder Cannabis konsumieren konnte abgesetzt. Das Resultat, mir ging es besser und die Ärzte haben bei der Visite gestaunt als ich ihnen gezeigt habe wie viele bunte Pillen ich gesammelt habe. Hauptsächlich bekämpfe ich mit Cannabis aber meine Phantomschmerzen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Bernd: Neben der Regulierung von Cannabis würde ich auch eine Entkriminalisierung anderer Substanzen begrüßen.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Bernd: In dieser Legislaturperiode sehe ich gar keine Chance mehr. In der nächsten Legislaturperiode sehe ich bei den möglichen Koalitionen durchaus Chancen.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Bernd: Die gibt es regelmäßig nach jedem GMM 😂. Wenn man sieht wie viele Kiffer es in Duisburg z.B. gibt und dann kommen vielleicht mal 150 Demonstranten zum GMM, dann kann man schon mal verzweifeln. Aber ich halte das dann immer so: Aufstehen, Krone richten und weitermachen.

Bernd Schmidt

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Bernd: Eigentlich nicht, ich bin auch zu meiner Zeit als Genusskiffer schon sehr offen damit umgegangen. Ich achte auch mit darauf, dass der Freundeskreis nicht nur aus der Filterblase besteht.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Bernd: Als ich meine Lebensgefährtin kennenlernte, waren Ihre Kinder im Schulalter. In den 90er Jahren war das Thema Cannabis natürlich noch verpönter als heute. Ich habe immer Rücksicht darauf genommen, dass ich nicht in den Räumen konsumiert habe wo sch die Kinder aufgehalten haben. Generell bin ich auf jeden Fall für einen offenen Umgang Kindern gegenüber.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Bernd: Aus meiner eigenen Erfahrung her würde ich sagen relativ früh. Man sollte den Kindern dann eben nahebringen, dass Cannabis wie Alkohol nur für Erwachsene ist.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Bernd: 18 Jahre

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Bernd: Fachgeschäfte, Eigenanbau und Cannabis Social Clubs. So wäre für alle Bedürfnisse etwas dabei.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Bernd: Jein, Strawberry Haze ist schon nice von Geschmack und Wirkung. Es gibt aber genug andere Sorten die auch die gewünschte Wirkung haben.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit  sie trotzdem aktiv werden?

Bernd: Man muss nicht unbedingt Konsument sein, um sich für eine Legalisierung einzusetzen. Leider ist die Angst vor dem Arbeitgeber tatsächlich bei vielen Leuten groß. Ich müsste jetzt aber auch auf den Spickzettel schauen, was wir Leuten an den infoständen dann sagen würden.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Bernd: Ich würde selbst anbauen.

Bernd Schmidt

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Bernd: Das ganze vorsichtig angehen zu lassen und erst einmal mit einer Sorte anzufangen die nicht zu viel THC hat.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Bernd: Die gibt es tatsächlich. Vor ein paar Jahren war ich auf dem Sommerfest von einem Grow Großhandel in NRW. Dort war unter anderem auch der Stand von einem Bekannten Dabbing Online Händler. Den Nachmittag über bin ich ca einmal pro Stunde an den Stand gegangen und habe jeweils eine etwa Stecknadelgroße Menge verköstigt. Abends probierte ich dann gefühlt die Zehnfache Menge. ich bemerkte dann auch relativ schnell dass es mit dem Zug nicht mehr nach Hause geht. Glücklicherweise waren auch Bekannte von mir da die mit dem Auto angereist waren. Auf dem Weg nach Hause musste der Fahrer zweimal auf dem Seitenstreifen der Autobahn halten, weil ich kotzen musste. Dummerweise erwähnte ich beim Telefongespräch mit meiner Lebensgefährtin den Beruf des Fahrers (Polizei). In der Zeit setzte bei mir zu Hause hektische Betriebsamkeit ein. Mit Hilfe eines Nachbarn wurde alles was auf einen grünen Daumen hinwies abgebaut und woanders eingelagert. Als ich dann doch nicht im Streifenwagen abgeliefert wurde, war meine Frau erst etwas wütend und fühlte sich verarscht. 😂

Vielen Dank Bernd, dass du mitgemacht hast. Wir wünschen weiterhin alles Gute!

Christoph Roßner

Christoph Rossner

Ob früher als illegaler „Cannabis – Apotheker“, oder heute als interdisziplinärer Hanfsachverständiger und Geschäftsführer seiner Firma Rossner – Consulting

(http://rossner-consulting.de/),

Christoph´s Leben ist von Cannabis geprägt. Schon seit Jahren kämpft er für die Befreiung unserer Lieblingspflanze.

Mit der 2015 gegründeten Firma „Bunker Phyto-Pharma-Development“ startete er in einem Atombunker in der Nähe von Memmingen in Bayern, Europas größte Cannabis – Indoor – Plantage zur Erforschung von Medizinischem Cannabis.

Er ist Berater in allen Bereichen des Cannabusiness, von Politikern über Forschern bis zu Unternehmen der Branche. Und natürlich ist er als Aktivist auch auf den Demos anzutreffen, um seine Meinung zur aktuellen Drogenpolitik kundzutun,

denn er weiß genau und hat am eigenen Leib erfahren, welche schlimmen Effekte das Cannabis – Verbot hat.

Christoph, vielen Dank, dass du dir für unser Interview Zeit genommen hast.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Christoph: Ich hatte mit ca. 13-14 Jahren den ersten Kontakt, da habe ich mir, aus Interesse, Hanfsamen aus dem Vogelfutter gesucht und dann damit im Garten, unseres Hauses, die Pflanze angebaut. Meine Oma hat mir dann erklärt, das dieses Kraut Hanf heißt und man Seile draus machen kann und Tee gegen Durchfall.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Christoph: Durch den erfolgreichen Hanfanbau im hauseigenen Garten, lernte ich schnell, auch andere Jugendliche kennen, die gerne mal einen “buffen” wollten, da kam dann eines zum anderen. Angefangen haben ich mit selbstangebauten Gras, bis man dann mal so 1985-86, endlich, marokkanisches Haschisch bekam, da bin ich dann voll eingestiegen und hatte eine gut florierende Hanf-Apotheke, bis 2002. Die dann aber leider von den Behörden, unsanft geschlossen wurde und ich rechtskräftig, in der Berufung, zu 2 Jahren und zwei Monaten verurteilt wurde, die ich dann auch teilweise in der JVA-Landsberg absitzen musste. Seit 2007 bin ich Dronabinol-Patient und seitdem hat sich mein Konsum auf medizinisches Cannabis reduziert.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Christoph: Wie schon erwähnt, wurde ich rechtskräftig zu Gefängnis verurteilt und davor hatte man die üblichen Kontakte mit den Strafverfolgungsbehörden, dabei habe ich ja gemerkt was hier falsch läuft und Cannabis/bzw. Drogenpolitik nur dazu dient, Menschen zu unterdrücken, die nicht in das Weltbild der christlich-westlichen Leitkultur passen. Ich habe all die behördlichen-Schikanen, am eigenen Leib erfahren, die einem Drogenkonsumenten im Knast drohen. Ich weiß was es heißt “real Gangster” zu sein, denn ich hatte schon entsicherte Dienstwaffen am Kopf, wegen Ott.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Christoph: Genau dieser Missstand, ich hatte mit 17-18 Jahren schon keine Lust mehr, das Maul zu halten und so kam es, dass ich mich mit Freunden zu einer Deutsch-Rapband formierte, die sich “Die Allianz” nannte und ein Lied rausbrachte, dass “Freies Ganjah für unser Land” hieß. Der Text des Liedes, behandelt die Problematik der Drogenpolitik in unserem Land und was wir, vor 30 Jahren schon, anprangerten, hat heute an seiner Aktualität nichts eingebüßt. Damit Menschen wie du und ich, nicht mehr länger wegen einer ungiftigen Heilpflanze diskriminiert und verfolgt werden können müssen wir endlich Gesicht zeigen und aufhören uns zu verstecken, denn auch hier gilt: “Wir sind mehr!”

Link zu Freies Ganjah: https://www.youtube.com/watch?v=oYH3iO2k4GM&t=14s

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Christoph: Wenn man es genau betrachtet, war die “Die Allianz” der Anfang, meiner politischen Legalisierungsarbeit. Dabei habe ich festgestellt, dass der bayerische Staatschutz dich ganz schnell auf den “Kieker” nimmt und du immer mit politisch motivierten Störaktionen, wie Studio – oder Hausdurchsuchungen rechnen musstest. Ich habe den VfD mit begründet und auch der DHV kennt mich sehr gut, als Mitstreiter. Ich habe z.B. 2001 den ersten von 5 Anträgen, zu wissenschaftlichen Untersuchung der Hanfpflanze gestellt, die, alle, bis auf den Letzten, mit der damals üblichen Floskel, ” …Gefahr für das Ansehen der Bundesrepublik in der Weltöffentlichkeit…”- abgetan wurden. Aus dem letzten Antrag hat sich das größte internationale Forschungsprojekt zu Hanf entwickelt.

Ohne Forschung ist es nicht möglich die Ungefährlichkeit von Hanf zu belegen.

Das war auch mit der Grund warum solche Studien verhindert werden.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Christoph: Ja, seit 2007

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Christoph: Natürlich hat der re-kreative Gebrauch von Hanf, große Vorteile gegenüber dem Freizeitkonsum alkoholhaltigen Getränken. Alkohol, berauscht durch die toxischen Reaktion eines krebserregenden Zellgiftes und dessen noch viel giftigeren, körperlichen Abbauprodukten. Hanf hingegen ist evolutionär und durch das Endocannabinoidsystem, mit dem menschlichen Metabolismus verbunden, kein Zellgift, heilsam und auch nicht Umweltschädlich in der Herstellung, ganz im Gegensatz zu Alkohol. Ohne Hanf hätte ich nie meinen Alkoholkonsum stoppen können und ich kann allen, die gesund und liebevoll Leben wollen, empfehlen, das gleiche zu tun. Gleiches gilt auch für meine chronischen Schmerzen die ich durch einen Arbeitsunfall bekommen habe, ohne Hanf könnte ich nicht arbeiten oder schmerzfrei, leben.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Christoph: Ich vertrete schon, seit 30 Jahren, die Meinung, das wir alles Legalisieren müssen, was uns berauschen kann. Denn nur so können wir unsere Gesellschaft davor bewahren, wieder fundamental und radikal zu werden. Das der staatlich, propagierte Alkoholkonsum genau das Gegenteil bewirkt, sieht man daran, das radikale und ideologische Gruppierungen versuchen mit Gewalt ihre kruden Ideologien durchzusetzen. Alkoholismus ist die Folge dieses rigorosen Substanz-Faschismus, der hier in unserem Land, von Lobbygruppen und vielen ideologischen Politikerinnen betrieben wird. Dies hat seinen Ursprung in dem christlichen Aberglauben, dass bestimmte Drogen und Substanzen dazu verwendet werden können, Satan zu rufen.

Die Cannabis-Angst wird auch deshalb erzeugt, da man mit ihr gut die besorgten Mütter von der vom Alkohol unterstützten Kokainsucht der Manager,-und Politikerväter, ablenken kann.

Im Bundestag wird alles konsumiert, warum dann nicht endlich auch legal?

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Christoph: Die Chancen stehen so gut wie nie. Das Problem bei uns, sind nur die lobby-gesteuerten Politiker, die meinen die Jugend, schützen zu müssen, aber in Wirklichkeit den Substanz-Faschismus aufrecht erhalten wollen. Ich sehe auch hier schon Tendenzen, dass hier umgedacht werden kann, wenn man denn möchte. Die UN wird das entscheiden und Deutschland wird dann auch ganz brav dieser Vorgabe folgen, das wurde mir mehrmals bestätigt.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Christoph: Nö, ich liebe die Hanfpflanze und ich war auch nie verzweifelt deswegen, weil, wer heilt hat recht. Ich bin immer schon an meinen Gegnern gewachsen. Als ich im Gefängnis, wegen Hanfhandel, gesessen bin und ich die verzweifelten Schreie aus den anderen Zellen, in der Nacht, gehört hab, da hab ich gewusst, du machst das richtig, denn wer dich wegen einer Pflanze einsperrt, der handelt aus einem religiös-ideologischen Wahn heraus. Ich habe dann auch immer an meine Schwester gedacht, die an schwerer Epilepsie litt und sich deshalb, selbst getötet hatte. Es gab 1974 eine Studie in Deutschland die feststellte, das Hanf gegen Epilepsie hilft, das habe ich aber erst ein Jahr nach dem Tod meiner Schwester erfahren. Dies alles und auch die vielen anderen Patienten, die ich kenne, geben mir die Power, diesen Kampf solange zu führen, bis ich legal ins Gras beißen kann.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Christoph: Ja, ich habe mich nie lange mit Menschen abgegeben die z.B. viel Alkohol trinken und Tabak rauchen, da deren Konsumverhalten nicht mit dem von Hanfkonsumenten konform geht. Man findet mich nicht im Kreise Audi A6 fahrender, adipöser Biertrinker, die gerne viel Billigfleisch grillen und dazu Fußballübertragungen glotzen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Christoph: Kiffen ist nicht schädlich oder giftig.

Wenn man Kinder großzieht muss man sich immer bewusst sein, dass man sein Konsumverhalten direkt an diese weiter gibt. Vielen Eltern ist gar nicht bewusst das Süßigkeiten, Kaffee, Bier und Kippen, schnell abhängig machende Substanzen sind, die körperliche und psychische Schäden hervorrufen. Solange Cannabis, Alkohol, Koffein, Natriumglutamat und MDMA immer noch, rechtlich, differenziert behandelt werden, solange ist es schwer für Eltern, Kindern eine gute rechtskonforme Erklärung geben zu können. Wenn mich mein Neffe fragt, wie er sich am Wochenende denn berauschen sollte, ob mit Alkohol oder Hanf, dann würde ich Ihm die sieben Krebsarten aufzählen, welche direkt von Alkohol ausgelöst werden und würde dann meinen Vapourizer übers Wochenende bei meiner Schwägerin vergessen….

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Christoph: Da Hanf ein Nahrungsmittel ist, würde ich das schon mit denen im Kindergarten besprechen, die Kinder sehen ja auch wenn der Papa ein Bier trinkt, also muss er auch den Vapourizer erklären können. Nur Lügen und Heimlichkeit machen etwas mystisch und interessant, wenn man das bei Hanf weglässt, erklärt es sich von allein. Alkohol, hingegen, kann Atemlähmung, Hirnblutung und Herzstillstand nicht nur beim Erstkonsum auslösen. Deshalb so früh wie möglich aufklären.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Christoph: Ich finde dieses Thema mehr als müßig, weil es gibt ja auch keine Altersgrenze beim Kartoffelanbau oder Konsum, gleiches gilt für Goldregen oder Blauen Eisenhut. Das sind Pflanzen, deren grünen Teile alle tödlich giftig sind. Hanf ist bei der oralen Aufnahme nicht toxisch und die Psychose hat man schon, wird also nicht durch Hanf erzeugt, sondern größtenteils durch die DNA und die Meme.

Was sollte dann dagegen sprechen wenn ein 14 jähriges Kind, am Wochenende zusammen mit seinen Freunden oder Eltern einen Hanf-Keks isst und dann zu guter Musik chillt und/oder beim Baden ist? Habe ich auch gemacht, mache ich immer noch! Ich bin jetzt fast 50 Jahre alt, gesund und kiffe seit 35 Jahren. Ich habe im Gegenzug aber schon 60% meiner alten Bekannten und Freunde, die weiter Alkohol und Kippen konsumierten, auf ihren Beerdigungen besucht.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Christoph: Das ich Hanf wie Kartoffeln oder Tomaten anbauen und verkaufen kann.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Christoph: Meine Lieblingssorte ist die die es gerade gibt, das ist für uns Patienten hier in Deutschland die traurige Realität. Früher hatten wir eigene Züchtungen, für mich ist Hanf einfach immer Hanf, also Cannabis-Sativa L. Dieser ganze Zucht-Schnick-Schnack ist für mich wie Auto-Tuning, es gibt Leute denen gibt das Getue etwas, aber ich benutze es nur. Wenn es gut fetzt ist es gut, wenn es nicht gut fetzt ist es nicht gut. Diese zwei Kategorien habe ich für mich in den letzten Jahren erkannt, der Rest ist Marketing der Cannabiszüchter. Viel Blubber-Kush-Haze-IndicaBlablabla und nichts dahinter als überteuerter Hanf.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Christoph: Die Angst, ist der Grund, warum Kiffer immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt werden. Die Angst, ist aber auch der Grund, warum die Kiffer nicht auf die Straße gehen und Gesicht zeigen. Ich habe in meinem Leben viele Menschen kennengelernt, die kiloweise Grass rauchen und dick daran verdienen, keiner von denen setzt sich für die Legalisierung ein, weil dann verdient man nichts mehr. Deshalb würde ich allen empfehlen nicht mehr beim Straßenhändler zu kaufen, sondern zusammen mit Freunden anzubauen. Werdet so aktiv, das für euch dabei was rüber kommt und die nicht mitmachen, sind selber schuld. Meiner Meinung nach kann Hanf nur legal werden, wenn jeder der kiffen will seinen Blumentopf hat und selber anbaut, das ist ökologisch.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Christoph: Beides, wenn ich mir das Grass von einem guten Züchter für 0, 50,- per Gramm holen kann, wenn mich meine selbst angebauten Sorten langweilen, dann ist das doch ok und gut. So macht man es, mit Gemüse ja auch und Hanf ist ein wirklich gutes Gemüse.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren möchte?

Christoph: Es ist immer noch illegal, macht euch das bewusst. Macht es nur wenn ihr Bock drauf habt und nicht weil andere sagen, das dies jetzt sein muss. Konsumiert nur rauchfrei und ohne Tabak, mit einem Vaporizer. Erst mal einen kleinen Zug ausprobieren und dann mal chillen, das ist wichtig, keine Hektik und kein Stress. Da Cannabis nur illegal auf dem Schwarzmarkt in Deutschland erhältlich ist, ist es eine große Gefahr das die illegal erworbene Ware verunreinigt oder gestreckt ist. Achtet darauf und informiert euch darüber im Internet. Das würde ich Jugendlichen mit auf den Weg geben.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Christoph: Leider würden alle Geschichten die ich erzählen könnte den Rahme hier sprengen. Aber nur so viel, ich weiß was es bedeutet, wenn man in einem Folienschlauchgewächshaus einen “kleinen Grow” startet und dann bei der Ernte feststellt, wie viel Biomasse Hanf wirklich erzeugen kann. Oder wie es sich anfühlt, wenn man, bei der Akteneinsicht feststellt, das dass BKA, zusammen mit dem LKA und dem Auswärtigen Amt, dich Monate lang, zusammen, mit dem spanischen Geheimdienst überwacht hat. Ich weiß auch wie es ist, wenn man mit scharfen, entsicherten Waffen von einem SEK mit Luftunterstützung auf einer Kreuzung gestoppt wird. Ich hoffe meine Ausführungen haben euch etwas gebracht, viel Spaß noch und

LIGALIZE IT! PEACE!!

Maik Zorn

Maik Zorn

Der gebürtige Greifswalder hat schwere Zeiten durchlebt.

Durch seine ADHS – Erkrankung eckt er schon früh an wo es nur geht und durch sein Elternhaus erfuhr er keine Unterstützung. Stattdessen war Gewalt an der Tagesordnung.

Die Situation war für Maik unerträglich. Mit 12 riss er das erste mal zuhause aus, um zurück in die DDR zu flüchten, was jedoch nach zwei Tagen von der Polizei beendet wurde.

Im Alter von 14 beendete er seine schwierige familiäre Situation und zog in eine betreute WG

Hier kam er zum ersten mal mit Cannabis in Kontakt. Eine Erfahrung, welche sein Leben grundlegend verändern sollte.

Dass er ADHS hat, wusste er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, was er aber wusste war, dass er durch Cannabis endlich in der Lage war, klare Gedanken zu fassen und zu ende zu denken. Seine Aggressionen gingen zurück, kurz, er konnte normal leben.

Leider verbrachte Maik durch die Repression später kurze Zeit in U – Haft, hatte jedoch das Glück, dass er statt ins Gefängnis zu müssen, eine Therapie machen durfte.

Doch Cannabis half ihm bei seiner Krankheit und die verordneten Medikamente hatten starke Nebenwirkungen.

Als Cannabis 2017 für medizinische Zwecke legalisiert wurde, ändert sich für Maik alles. Während einer Sendung der Tagesschau erfährt er, dass Cannabis bei ADHS verschrieben werden kann. Für ihn war klar, dass er nicht süchtig, sonder dass Cannabis für ihn lebenswichtige Medizin ist.

Seit dem setzt sich Maik für die Legalisierung ein, gründete die Facebook – Gruppe „Cannabis ist Medizin“ mit tausenden Mitgliedern und ist auf den Demos an vorderster Front dabei.

Wir freuen uns sehr, dass auch Maik bei unserem Interview mitgemacht hat.

Hanfverband Hamburg: Wie bist Du das erste mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Maik: Ich habe Cannabis das erste mal mit 17 Jahren im Betreuten Wohnen kennen gelernt. Ab da änderte sich schlagartig mein Leben. Da ich sofort körperlich ruhig gestellt war. Ich war zwar zuerst mega breit aber dann merkte ich wie mein Körper ruhig wurde und ich zum ersten mal Dinge zu ende bringen konnte, ohne das ich 3 Sachen auf einmal angefangen habe.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Nein, er ist konstant bei 4,5 g täglich, so lässt sich mein Leben ordnen. Für viele Ärzte war ich ein Süchtiger. Hoch süchtig, da sie es nicht verstehen konnten. Sie sagten nur dies ist eine hochgradige Sucht. Zack, Suchtstempel gehabt. Von 2008 bis August 2019 wo es dann von Legeso und meinem Suchtarzt widerlegt wurde.

Hanfverband Hamburg: Hattest Du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Ja, ich musste wegen 145 g Cannabis in Stuttgart ins Gefängnis in Untersuchungshaft. Wegen Verrat von einem Neider.

Hanfverband Hamburg: Was hat Dich dazu bewegt Aktiv zu werden?

Durch meine Haft wurde mir klar das dies so nicht mehr haltbar ist. Ich habe niemanden geschädigt oder verletzt und musste trotzdem in Haft. Dafür, dass ich eine natürliche Pflanze benutzt hab. Das ist nicht mehr tragbar!

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst Du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Ich bin regelmäßig auf Demos unterwegs. Ich habe meine Gruppen in den Sozialen Medien wo ich informiere so gut es geht. Und ich verklage seid dem 4. April 2019 die TK, damit sie die Kosten für ADHS übernimmt.

Hanfverband Hamburg: Bist Du Cannabis Patient?

Ja, ich habe eine Ausnahmeerlaubnis von BFARM.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Alles ist viel besser geworden. Mein Leben ist geordnet damit.. Kein Durcheinander mehr. Ich bringe Sachen zu Ende und fange nicht 3 Dinge auf einmal an.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst Du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierungdieser Substanzen?

Alles sollte entkriminalisiert werden, siehe Portugal. Es klappt wenn man will und möchte. Der Mensch kann ab 21 selber entscheiden, wie und was er will.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chance, dass sich an der jetzigen Politik bald was geändert wird?

Bei der Politik derzeit keine große Chance. Das Hauptproblem ist die große Pharma- Lobby und das es keine Gewissensfrage im Bundestag gibt, sondern nur die parteiabhängige Abstimmung. Es muss eine Gewissensfrage werden, ohne Parteihintergrund. Dann würde es die Legalisierung bald geben.

Hanfverband Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an Deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja was motiviert dich weiter zu machen?

Ja hatte ich .. aber in dem Punkt lasse ich mich nicht unterkriegen, dazu ist die Sache mir zu wichtig ….

Hanfverband Hamburg: Hatte dein Cannabiskonsum – auch ob des gesellschaftliche Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/ Freundschaften?

Ja auf meine Ehe, da es schon ins Geld ging die Medizin zu bezahlen. Das führte oftmals zu Diskussionen. Als Patient braucht man halt mehr als ein Hobbysmoker

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im Familiären Umfeld?

Das muss und sollte ein offenes Thema sein, auch vor den Kids. Lieber so als Verbote. Verbote richten nur schaden an. Würde man offen ehrlich damit umgehen würde es auch keine Probleme geben.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Ab 21 Jahren, da dann das Gehirn ausgereift ist und die meisten bis dahin Ihren Schulweg und ihre Ausbildung geschafft haben. So sollte es mit Alkohol eigentlich auch sein. Ab 21 Jahren.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir eine Legalisierung vor, oder wie wüschst du sie dir?

Coffeshops muss es geben mit allem was dazu gehört. Eigenanbau gehört auch dazu. Es muss komplett legalisiert werden, ohne jegliche Strafverfolgung.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/ Sorte? Warum?

Amnesia ist meine Topsorte. Sie macht ruhig, sie hilft top beim Schlafen und stillt Schmerzen.

Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC / CBD findest du optimal?

THC um die 18 %, CBD um die 12%.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop kaufen?

Ganz klar selber Anbauen und wenn möglich auch an Shops verkaufen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du Leuten, vielleicht gerade Jugendlichen mit auf dem Weg geben, wenn diese das erste mal Cannabis probieren wollen?

Geht die Sache langsam an. Nehmt euch Zeit und lasst es auf euch wirken. Nicht übertreiben weil es nicht bei jedem gleich wirkt. Alles in Ruhe. Wäre es mein Sohn würde ich ihn einweihen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch etwas, was du den Leuten sagen möchtest?

Hanf rettet die Welt und somit uns Menschen !

Pierre Rousseau

Pierre Rousseau

Wer sich für die Legalisierung von Cannabis interessiert und bei Youtube und in den Sozialen Medien unterwegs ist, wird ganz sicher früher, oder später über den in Wuppertal geborenen „Vorleser“ unter den Cannabis – Aktivisten stolpern.

Auf seinem Kanal „Zeugen Sativas“ liest der „Reverend“ regelmäßig die gängige Literatur zum Thema, begrüßt verschiedene Gäste, oder betreibt ganz allgemein Aufklärung.

Natürlich sieht man ihn regelmäßig auf den Demos, wo er auch gerne mal die Bühne besteigt und seinem Unmut zur jetzigen Drogenpolitik Luft macht.

Beruflich dreht sich bei Pierre alles um unsere vierbeinigen Freunde. Er ist Dozent für Kynologie (Lehre von Rassen, Zucht, Pflege, Verhalten, Erziehung und Krankheiten von Haushunden), VGB geprüfter Hundeführer – Ausbilder, Diensthundeführer Industrie IHK, Hundeführer für Bewachungsunternehmen und Hunde – Ausbilder. Kurz, der Mann versteht etwas von Hunden.

Wir freuen uns, dass er bereit war, uns ein paar Fragen zu beantworten.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Pierre: Mit 15 Jahren ein Joint mit Haschisch.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Pierre: Ja, hat sich verändert.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Pierre: Ja im Strafrecht und meistens im Führerscheinrecht.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Pierre: Mich hat bewegt mich nicht mehr einem Gesetz zu unterwerfen, dass mir mehr schadet als Cannabis selbst.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Pierre: Ich betreibe einen kleinen Youtube – Channel mit dem Namen „Zeugen Sativas“, wo ich die Menschen aufkläre und hin und wieder auch Gäste in meinem Livestream einlade.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Pierre: Ja

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Pierre: Cannabis hat meine Lebensqualität schon verbessert bevor ich Patient wurde.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Pierre: Ich bin für die Entkriminalisierung aller Drogen aber nicht für alle eine Legalisierung. Eine Entkriminalisierung und gleichzeitig Hilfsprogramme für Menschen die süchtig nach Drogen gibt. Es ist der sinnvollere Weg und hat einen Nutzen und Vorteil für alle, insbesondere für den kranken Süchtigen selbst.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Pierre: Ich denke unter einer CDU oder auch unter einer SPD geführten Regierung wird es keine Änderung geben. Drogen sind in der Politik ein gutes Thema bei Konservativen um zu hetzen und Ängste schüren zu können um damit Wählerstimmen zu fangen. Denen geht es nicht um das Sinnvollere sondern um Machterhaltung.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Pierre: Nie Zweifel gehabt.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Pierre: Seit ich mich dazu bekannt habe Cannabis zu konsumieren, seit dem werde ich bis heute stigmatisiert, sogar noch als Patient, wo ich mich rechtfertigen muss, weil ich ja gar nicht krank aussehe.

Bin halt psychisch krank. Womit wir bei der nächsten Stigmatisierung wären.

Hanfverband Hamburg: Hast du Kinder?

Pierre: Ja, einen Sohn.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Pierre: Ich gehe damit offen um und dies sollte man. Aufklärung ist hier das Zauberwort.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Pierre: Mein Sohn war 14 als wir darüber gesprochen haben.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Pierre: Wer mit 18 Wählen darf, der hat auch dann das Recht und die Freiheit Drogen zu konsumieren. Wobei man ja sagt, mit 25, wenn man schon Drogen nehmen will, weil da das Gehirn ausgewachsen ist.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Pierre: Ich stelle mir verschiedene Modelle vor. Dazu gehört auch das der Bürger sich seine eigenen Pflanzen zum Eigenverbrauch selbst anbauen darf. Darüber hinaus Cannabis Social Clubs, und  den kommerziellen Markt mit Fachgeschäften.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Pierre: Mir sind Sativa Sorten am liebsten, da sie mich wach machen und mich motivieren Dinge zu  erledigen und zu machen. Ich glaube auch, dass es bei vielen Jugendlichen zu Problemen kommt, weil auf dem Schwarzmarkt meist Indica Sorten angeboten werden (Sie kann man schneller ernten.) und das drückt einen und macht Antriebslos und Müde. Wenn ich in die Couch gedrückt werde und dann nur anfange zu grübeln, würde dies zwangsläufig nur zu Problemen führen. Daher Indica zum Ende des Tages, wenn´s ins Bett geht.

Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Pierre: Mir ist die Konzentration von THC in so fern egal, dass ich sagen kann,dass ich verschiedene Sorten ausprobiert habe und der Gehalt an THC nicht das Entscheidende ist. Beispiele: Bedrocan 22% THC und Pedanios 22% THC beides Sativa. Bedrocan finde ich unerträglich.

Oder ein anderes Beispiel: Tilray25 Sativa mit 23.3% finde ich sogar noch besser als Pedanios. Aber auch Red No 2 mit 18% finde ich sehr gut und hilft mir. Gerade das Red No 2 ist, wie für andere Kaffee, so ein richtiger Wachmacher.

Ich denke dass es auf die Komposition der einzelnen Cannabinoide und Terpene ankommt, die die entsprechende Wirkung macht. Daher finde ich es wichtig, dass man nicht nur THC/CBD Werte erfährt , sondern auch die Werte der anderen Cannabinoide und Terpene.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Pierre: Ich würde selbst anbauen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Pierre: Set und Setting sind sehr wichtig. Man sollte sich sicher sein, dass man gutes, also ungestrecktes Material konsumiert. Und man sollte sich gut fühlen, gut gegessen und getrunken haben.

Auch eine Umgebung die Ruhe vermittelt und nicht stressig ist oder werden könnte ist von Vorteil und jemanden mit Erfahrung dabei zu haben, der einen beruhigen kann, wenn es doch mal zu heftig wird.

Ach ja, ich nutze bis heute die Möglichkeit Süßes zu essen, wenn es zu sehr auf den Kreislauf schlägt.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Pierre: Lange Geschichte, erlebt zusammen mit Maximillian Plenert zu Weihnachten vor 2 Jahren, wo mich die Polizei angehalten hat und mich kontrollierte.

Am Ende gab man mir alles wieder an Medizin und den halben Joint, den ich dabei hatte und wünschte uns eine schöne Weiterfahrt. Man bat mich aber darum, den Joint erst anzuzünden wenn wir um die Ecke gefahren sind.

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses kleine Interview!

Marc Schlosser

Marc Schlosser

Unser Sprecher Marc wurde 1986 in Greifswald geboren, lebt aber seit drei Jahren in Hamburg.

Die Legalisierung von Cannabis ist für den gelernten Baumschulgärtner Leidenschaft und Lebensinhalt, denn er möchte die Situation der deutschen Cannabis – User nachhaltig verbessern.

Aus diesem Grund gründete er 2018 die Hamburger Ortsgruppe des DHV.

Kundgebungen, Podiumsdiskussionen und das Organisieren von Demos wie den GMM, welcher 2018 erstmals in Hamburg stattfand, aber auch die ständige Präsenz als Ansprechpartner gehören zu den Tätigkeiten des 33 jährigen Hamburgers.

Natürlich stand auch Marc Rede und Antwort in unserer Aktivisten – Portrait – Reihe.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Marc: Ich war jung und mir ging es nicht gut. Eines Tages wurde es mir angeboten und ich war interessiert. Das erste mal versuchte ich es im Joint. Das funktionierte nicht gut. Also probierte ich es später noch mal. Diesmal mit einer Bong. Es hat wunderbar funktioniert. Zum ersten mal in meinem Leben fühlte ich mich ruhig und glücklich.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Marc: Als ich angefangen habe, gab es viel mehr Hasch zu rauchen. Dementsprechend kam das Gras über die Jahre hinzu. Heute rauche ich kaum noch Dope. Bin aber bei einer Bong geblieben.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Marc: Oh ja… nicht zu wenig. Als ich jünger war, mussten wir ein paar mal flitzen. Ich war schon wegen Handel und Eigenanbau vor Gericht. Ich bin als junger Mensch sehr rebellisch gewesen. Da blieben unangenehme Begegnungen mit dem Gesetz nicht aus.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Marc: Hmm, gute Frage. Als ich jung war, war es wohl mein Egoismus. Ich konnte nicht verstehen wie man mir etwas verbieten kann, das niemandem schadet und mir gut tut. Heute sind es wohl die ganzen Erfahrungen, die ich gesammelt habe. Ich bin Patient und geschädigt durch diese Gesetze. Mehr Antrieb brauche ich nicht um aktiv zu sein.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Marc: Ich helfe wo ich kann. Auf Demos helfe ich gern aus. Seit einer Weile bin ich der Sprecher der Hamburger Ortsgruppe des DHV. Seit dem zeige ich mich auch in der Öffentlichkeit. Wir organisieren Demos, Kundgebungen etc., wo ich dann als Sprecher fungiere.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Marc: Ja, ich habe vielfältige Diagnosen. PTBS, ADHS, Borderline, Depression. Noch dazu hab ich seit einem Berufsunfall vor ein paar Jahren, chronische Schmerzen.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Marc: Mich macht es ruhiger. Ich leide unter Anspannung, Nervosität und unruhigen Schlaf. Ich habe auch oft Flashbacks, die ich mit dem rauchen unter Kontrolle halte. Vor ein paar Jahren hatte ich noch sehr viel Wut und Suizidgedanken in mir. Wenn ich mich nicht ruhig gehalten hätte, wäre ich wohl im Knast oder tot. Die Schmerzen sind auch deutlich erträglicher mit Cannabis. Mein Leben war lange Zeit nicht spaßig um es mal nett zu sagen. Ohne das geliebte Kraut, würde es mir deutlich schlechter gehen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Marc: Ich bin für eine komplette Legalisierung mit regulierten Markt. Alkohol und Tabak sollten wie alle anderen Drogen behandelt werden. Es sollte Drogenfachgeschäfte geben mit entsprechend ausgebildeten Personal. Strafverfolgung jedenfalls ist so nützlich wie n Kropf am Hals, um jemanden zu helfen.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Marc: Jetzt wo Cannabis an der Börse ist und alle ganz offen sehen wie viel Geld das bringt, wird es auch legal werden. Da bin ich mir sicher. Auf kluge Argumente spricht Politik wenn überhaupt nur sehr langsam an. Bei Geld kommt die normale Gier der Menschen hinzu. Ich schätze mal, maximal noch 2 mal Bundestagswahlen.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Marc: An der Richtigkeit der Sache hatte ich nie einen Zweifel.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Marc: Klar. Es gab immer wieder Probleme damit oder Menschen die ihre Nase rümpfen müssen wegen dem Cannabis. Früher war das schwierig für mich. Heute kann ich es belächeln.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Marc: ich selber habe meiner Familie gesagt. das ich nicht mehr zu Familienfesten komme, wenn ich nicht kiffen darf. Ich gucke denen nicht beim saufen zu.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Marc: Das muss man glaube ich, vom Menschen ein wenig abhängig machen. 10-12 Jahre ist kein schlechtes Alter. Ich würde wohl meinen Kindern sagen, das man mit Drogen nicht nur Spaß hat und von meinen schlechten Erfahrungen erzählen. Am Ende würde ich sie wohl bitten, den Scheiß zu lassen. Und sollten sie jemals ein Drogenproblem kriegen, sollen sie bitte zu mir kommen, damit Hilfe geholt werden kann. Ich würde versprechen nicht böse zu sein. Sie sollen es nur sagen. Mehr kann ich als erwachsener Mensch wohl nicht tun.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Marc: 21 Jahre finde ich sinnvoll.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Marc: Die Produktion sollte in Deutschland für kleine und große Unternehmen möglich sein. Der Verkauf sollte in extra Geschäften mit geschulten Personal geschehen. Der Eigenanbau sollte bitte auch legal sein. Im Grunde könnte man es wie Alkohol und Tabak behandeln, mit dem riesigen Unterschied, das ich mein Cannabis bitte nicht im Kiosk oder bei Aldi einkaufen können will. Ich darf Schnaps kaufen und selber herstellen zum Eigenkonsum. Ich darf Tabak kaufen und anbauen zum Eigenkonsum. Genau das wünsche ich mir für Cannabis.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Marc: Kush – Sorten sind sehr angenehm zu rauchen. Sie wirken bei mir sehr gut. Ich mag Indica deutlich lieber rauchen als Sativa.

Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Marc: Könnte ich so nicht sagen. Je nach Tageszeit und -form rauche ich anderes Gras. CBD nehme ich in ÖL- Form ein. Ich mag ganz klar schweres Gras. Schon nach dem aufstehen, rauche ich am liebsten Indica.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Marc: Beides.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Marc: Jugendlichen würde ich erst mal nahe legen das sie das sein lassen sollen. Allen anderen würde ich sagen, das sie sich drauf gefasst machen sollen, das der Körper gleich schwer wird. Falls der Mensch ängstlich ist, würde ich erklären, das man durch Cannabis nicht sterben kann. Ansonsten sollten zu viele Süßigkeiten im Haus sein und ein paar sinnfreie Filme. Have fun.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Marc: Ich wurde vor ein paar Jahren um 5 Uhr morgens von der Polizei angehalten. Sie fragten wo ich hin will. Ich sagte, das ich zur Arbeit will. Wie man unschwer an meiner Kleidung gesehen hatte. Die Reaktion der Polizei. “Wir machen dann jetzt mal einen Drogentest!” In meiner übermüdeten Birne ratterte es los. Wieso soll ich ein Drogentest machen, wenn ich zur Arbeit fahre? Die machten einen Speicheltest. Nach Minuten der Angst, kamen sie zu mir und ließen mich ziehen. Der Test war zu meiner Überraschung negativ. 2 Wochen später, hab ich die Beamtin wieder gesehen. Sie sagte zu mir, das der Drogentest später noch positiv war. Meine Reaktion darauf:”Da war es wohl zu spät!” und bin weiter gegangen. Die Beamtin war ab der ersten Sekunde extrem pampig zu mir. Daher fand ich es passend, sie so stehen zu lassen.

Wir danken unserem Sprecher ganz herzlich für seine Arbeit und dieses kurze Interview.

Florian Rister

Florian Rister

Florian studierte in Marburg Politikwissenschaften und war dort einige Zeit in einem Kontaktladen für Drogenkonsumenten tätig. Dazu betreute er ein an Multipler Sklerose erkranktes Ehepaar.

Er engagierte sich seit 2010 bei der „Hanfinitiative Frankfurt“ ( https://www.hanf-initiative.de ) und beim „Alice Projekt“ in Frankfurt, einem Verein, der sich die Förderung von Drogenmündigkeit und Risikokompetenz auf die Fahnen geschrieben hat und bei verschiedenen Veranstaltungen mit Info,- und Beratungsständen vertreten ist ( http://www.alice-project.de ).

2012 wurde er Mitglied der Piratenpartei.

Florian trat dem DHV bei und arbeitete dort jahrelang ehrenamtlich, bis er 2014 schließlich seine Festanstellung begann. Er kümmerte sich unter anderem um die Betreuung der Ortsgruppen, bearbeitete Anfragen und betreute Social Media Seiten.

2017 begann Florian seine Arbeit als stellvertretender Geschäftsführer des DHV.

Wir freuen uns, dass er sich ein wenig Zeit für unsere Fragen genommen hat.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Florian: Ein Bekannter hatte als ich Ende 15 war ein winziges Bröckchen Haschisch dabei, welches wir uns zu fünft oder sechst teilten. Niemand verspürte eine Wirkung.

Im Jahr 2001 lernte ich dann in der Schweiz den damals in der Schweiz legalen Markt für Marihuana zum Riechen kennen. Dort gab es hoch THC haltiges Marihuana als Duftprodukt für die Badewanne oder den Kleiderschrank, man durfte es bloß nicht konsumieren. Große Auswahl und hohe Qualität machten den Vergleich zum Schwarzmarkt in Deutschland zu einer traurigen Angelegenheit.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Florian: Na klar. 🙂

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Florian: Na klar. 🙂

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Florian: Ich konnte noch nie verstehen, warum Cannabis verboten ist. Es konnte mir auch noch nie jemand vernünftig erklären. Frühe Erfahrungen mit legalem Cannabis in der Schweiz oder Holland und der Illegalität bzw. bei einem späteren Besuch dann Legalität von natürlichen Cocablättern in Bolivien trugen dazu bei, dass ich Drogenpolitik spannend fand. Letztendlich spielte eine erniedrigende und entmenschlichende Polizeikontrolle auf dem damals so genannten Chiemsee Reggae Festival sowie einige andere Polizeikontakte eine große Rolle, mich auf diesen Weg zu führen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Florian: Seit 2010 war ich zunächst in der Hanf-Initiative Frankfurt und dann auch im Deutschen Hanfverband aktiv, heute arbeite ich beim DHV und kümmere mich unter anderem um die Kampagne zum Global Marijuana March sowie die Cannabis Normal Konferenz.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Florian: Keine Droge wird weniger gefährlich, indem man die Menschen für ihre Einnahme oder ihren Besitz bestraft. Drogen (auch Alkohol) sind immer mit Risiken und Nebenwirkungen verbunden, deshalb braucht es Aufklärung & Informationen statt Dämonisierung und Bestrafung.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Florian: Das hängt davon ab, was man unter “bald” versteht. Aber der Zug rollt. Viel mehr als 10 Jahre kann es eigentlich nicht mehr dauern, bis Cannabis auch als Genussmittel in Deutschland legal oder toleriert für Erwachsene zugänglich wird. Wie und wann genau, das hängt sehr stark von unserem Engagement als Aktivisten ab. Je mehr Menschen sich für eine Änderung einsetzen, desto schneller wird sie kommen. Daran glaube ich fest.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja,
was motiviert dich weiterzumachen?

Florian: An meiner Überzeugung hatte ich nie Zweifel. Das Thema ist eigentlich klar: Das Cannabisverbot ist so dumm, man glaubt es kaum…. Zweifel kommen mir manchmal nur bezüglich der Frage, wohin wir steuern. In den USA und Kanada sehen wir eine starke Kommerzialisierung bei gleichzeitig relativ starker Regulierung des Eigenanbaus. In vielen US-Staaten ist beispielsweise kein Cannabisanbau im eigenen Garten erlaubt. In einigen kanadischen Provinzen darf man nur in Eigenheimen growen, bei Mietwohnungen muss man den Vermieter fragen. Das demotiviert mich nicht, wirft aber die Frage auf wie wir dagegen halten können.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Florian: Na klar.

Hanfverband Hamburg: Hast du Kinder und wenn ja, wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Florian: Kinderlos. Grundsätzlich halte ich aber Geheimnisse vor Kindern nicht für ganz unproblematisch. Wer Cannabis als zentrales Element im eigenen Leben hat, sollte das meiner Einschätzung nach nicht verheimlichen sondern irgendeinen offenen Umgang finden. Problem sind meist wohl weniger die Kinder, sondern deren Lehrer, Freunde und die Eltern von deren Freunden – also die Gesellschaft. Sobald Cannabis legal ist, wird es in vielen Familien deutlich weniger Konflikte diesbezüglich geben. Ein wichtiger, wenn auch schwer zu kommunizierender Vorteil der Legalisierung.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Florian: Das kommt immer auf den Einzelfall an. Sobald das Kind es zum Thema macht, muss man selber auch ran. Das unterscheidet sich ja stark je nach Wohnort und Freundeskreis. Ansonsten denke ich so ab 11 / 12 kann man seine Kinder schon grob einweihen, dass es berauschende Substanzen neben Alkohol gibt und dass diese für Erwachsene sind. Danach kommen dann irgendwann die Details. Das wichtigste aus meiner Sicht: Keine Panik sondern rationale Gespräche.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Florian: Keine leichte Frage. Praktisch wird man in der heutigen Gesellschaft eine niedrige Altersgrenze nicht durchgesetzt bekommen, von daher halte ich die Forderung nach einer Altersgrenze bei 18 Jahren für politisch opportun und sinnvoll. 🙂

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Florian: Bunt. Mit großen Eigenbedarfsgrows, Erntedankfesten für die ganze Nachbarschaft, niedrigen Preisen, internationalem Handel, Cannabis-Social-Clubs, Kneipen ähnlich holländischen Coffeeshops, große Cannabis-Festivals, usw. Ich will kein Stück vom Kuchen – ich will die ganze Bäckerei!

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Florian: Skunk #1 von Sensi Seeds scheint heute vielen sicher langweilig, hat aber Geschichte und “Reinheit”. Letztendlich kommt es aber immer sehr auf den Moment an.

Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Florian: Das hängt davon ab, worauf man abzielt. Da muss jeder seine eigenen Erfahrungen machen. Mir erscheint das Terpenprofil und die ich sage mal Ausgewogenheit des gesamten Cannabinoidprofils wichtiger. Wir wissen noch viel zu wenig über CBG, CBN, Terpene usw. von daher ist es aus meiner Sicht falsch, sich ausschließlich auf THC und CBD zu fokussieren.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Florian: Natürlich beides. Plus noch Mitglied in ein paar CSCs und Tauschringen oder so. Cannabis hätte soviel mehr zu bieten, wenn man sein Potential und seine Vielfalt legal ausnutzen könnte.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Start low, go slow! Langsam anfangen und langsam steigern. Ansonsten: Das Leben hat noch viel mehr viel schönere Dinge zu bieten, man sollte nicht zu viel Zeit mit langweiligem Konsum verschwenden.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Florian: Unzählige… Ich packe mal eine aus: 2018 auf dem Cannafest in Prag sah ich an einem Stand Edibles mit 20 mg THC. Ich sprach den Mitarbeiter der US-amerikanischen Firma an und fragte, wie es denn mit der Legalität dieses Produkts sei, schließlich sind 20 mg THC ja durchaus eine potente Dosis. Er meinte dann, dies sei vollständig legal da es der 0,2 % Regel entspräche und ich brauche mir keine Sorgen machen. Wenige Stunden später traf ich ihn im Gang zwischen den Hallen wieder, wo er grade von zwei Zivilpolizisten kontrolliert wurde, wegen einem Joint den er gerade geraucht hatte. Er erklärte den Beamten, die kaum Englisch sprachen, dass es sich um CBD-Gras handle, welches auf der Messe an diversen Ständen verkauft wurde. Die Beamten machten eine Art Schnelltest für Industriehanf der zu seinen Gunsten ausfiel. Er zeigte den Beamten noch seinen Stand und seine Produkte, danach zogen diese von dannen. Als die Beamten weg waren erzählte er mir jubelnd, dass in dem Joint durchaus starkes THC-haltiges Cannabis war und ich rechnete ihm dann vor, dass seine Kekse mehr als 0,2 % THC hätten und für Lebensmittel sowieso andere Regeln gelten. Wir haben noch viel gelacht.

Die Hamburger bedanken sich recht herzlich für dieses kurze Interview!

Martin Meinreiß

Martin Meinreiß

Der sympathische Augsburger mit den grauen Dreadlocks setzt sich seit Jahren für eine sinnvolle Drogenpolitik ein. Ob als Sprecher der DHV – Ortsgruppe Augsburg, oder bei seiner Arbeit beim Knowmad Institut, eine Verbesserung der aktuellen Situation ist in vielerlei Hinsicht seine Mission.

Ständig sucht er den Dialog mit den entsprechenden Entscheidungsträgern und ist sogar bei den Damen und Herren der CSU kein ungern gesehener Gast.

Um ihn etwas besser kennenzulernen, haben wir ihm ein paar Fragen gestellt.

Hanfverband Hamburg : Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Martini : Mit 17 hatten wir mit Freunden ein paar Marihuana Blätter zum Rauchen.

Hanfverband Hamburg : Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Martini : Natürlich hat sich mein Konsumverhalten verändert aber im Großen und Ganzen habe ich so meinen Stil gefunden.

Hanfverband Hamburg : Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Martini : Vor 20 Jahren wurden mir mal meine gut ein Dutzend Pflanzen kurz vor der Ernte aus dem Garten geklaut. Die Täter haben sich erwischen lassen und erzählt, dass sie sie bei mir im Garten geklaut haben. Daraufhin hatte ich eine Hausdurchsuchung und so das übliche. Aber ich muss sagen es ist kein Schaden geblieben. Weder bei irgendeiner Polizeikontrolle oder so, auch konnte ich meinen Führerschein behalten, musste damals allerdings noch den Psychologen überzeugen. Was mir auch gelungen ist. Wie gesagt vor 20 Jahren hier in Bayern.

Hanfverband Hamburg : Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Martini : Eigentlich nicht viel. Ich habe wieder Probleme mit der Polizei gehabt, noch brauche ich irgendeine Medizin. Da ich aber als Bauleiter im Winterzeit Zeit hatte, kam irgendwann die Überlegung, ich sollte mehr tun als nur rummaulen.

Hanfverband Hamburg : Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Martini : Da mache ich eigentlich gar nicht so viel Unterschied in welcher Art man sich da einsetzt. Klar ich habe eine Ortsgruppe gegründet, ich mache Veranstaltung, beteilige mich an Diskussionen und werde mittlerweile auch aus der Politik heraus angefragt. Und ich versuche vor allen Dingen in Kreise vorzustoßen, die ansonsten eher unberührt bleiben. Mittlerweile habe ich gute Beziehung in die CSU und auch in die Augsburger Stadtpolitik.

Hanfverband Hamburg : Bist du Cannabis – Patient? Nein!

Hanfverband Hamburg : (Wenn ja) Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Martini : Nein, wenn ich in meine Lunge rein horche und an den winterlichen Husten denke, kann ich nicht sagen, dass es meiner Gesundheit förderlich ist. Aber es macht Spaß und meiner Umwelt geht es gut damit.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Martini : Ich denke, auf Dauer geht kein Weg an einer Entkriminalisierung aller Drogen vorbei. Wir sehen ja am Alkohol und Nikotin, dass hier eine Aufklärung zum verantwortlichen Konsum möglich ist. Das niemand kriminalisiert wird wenn er Fragen oder schon Erfahrung hat. Gerade Jugendliche, die eigentlich noch nichts wissen und viele Fragen hätten, können wir durch das jetzige Stigma nicht erreichen.

Hanfverband Hamburg : Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Martini : Meiner Einschätzung nach standen wir noch nie so knapp vor einer Regulierung dieser Droge wie jetzt. Nur muss ich seit Anfang an feststellen, dass die Aktivisten der Politik hinterherhinken und die Bürger weiter wie die Politiker sind.

Hanfverband Hamburg : Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast?

Martini : Da meine Gründe ganz einfach und eventuell egoistisch sind, nein. Ich möchte endlich mein Dope im Laden kaufen können. Und da gibt es auf meinem Weg wirklich keine Enttäuschungen.

Hanfverband Hamburg : Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Martini : Ich möchte hierzu trotzdem Antworten. Meine Motivation und auch eine Art Energiequelle ist es für mich hier in Bayern zu legalisieren. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal Polizeichefs in meiner Freundesliste hätte oder mal kurz mit meinem Bundestagsabgeordneten über Cannabis kommuniziere. Und viele viele Momente wo ich merke, dass mein in die Öffentlichkeit treten, nicht als Patient sondern mit der Frage, „Warum bin ich kriminell?“ mir eine große persönliche Freiheit hier in Augsburg gegeben hat.

Hanfverband Hamburg : Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Martini : Ich denke jeder hatte mal eine Freundin die es gehasst hat wenn man bekifft war. Aber ich muss sagen, solche Beziehung haben nie lange gehalten.

Hanfverband Hamburg : Hast du Kinder?

Martini : Ja, zwei Töchter.

Hanfverband Hamburg : Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Martini : Meine beiden Töchter, jetzt längst erwachsen, haben von Anfang an mitbekommen, dass ich kiffe. Natürlich bin ich wie jeder Papa froh, dass meine Kinder vernünftig sind und keine gefährlichen Substanzen zu sich nehmen. Wichtig war mir allerdings immer, dass ich das Vertrauen zu meinen Kindern habe, falls sie in eine Situation kommen, ich für sie einstehen würde.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Martini : Wie machen wir es denn heute mit Alkohol? Mit sieben oder acht gibt es einen Eierlikörkuchen vielleicht darf man bei der Oma auch so mal ein Gläschen Likör auslecken. Mit 10 oder 11 Silvester mit einem Sekt anstoßen und wenn man dann doch zu jung mit einem zu großen Rausch nach Hause kommt, wird man ins Bett gepackt. Am nächsten Morgen vielleicht ein paar ernste Worte, Wasser und Alka-Seltzer. Das Kind lernt durch sein Umfeld einen eigenen Umgang mit Alkohol. So in etwa würde ich mir auch eine Erziehung in Richtung Cannabis wünschen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Martini : Persönlich denke ich 16 Jahre wäre ein gutes Alter, da man hier die Jugendlichen vor den größten Schäden, den der illegale Markt verursacht, bewahren kann. Politisch denke ich, werden wir bei 18 Jahren landen.

Hanfverband Hamburg : Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Martini : Die Legalisierung wird auf jeden Fall eine Form der Regulierung sein. Ich persönlich wünsche mir Fachgeschäfte mit all den Standards, die in den ganzen Foren immer wieder besprochen werden.

Hanfverband Hamburg : Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte?

Martini : Als Oldschool Hasch Raucher kennt man sowas nicht. Warum?

Hanfverband Hamburg : Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Martini : Optimal, wenn so gut wie kein CBD enthalten ist.

Hanfverband Hamburg : Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Martini : Natürlich würde ich einkaufen gehen wollen, ich baue mir ja auch keine Mohrrüben selbst an.

Hanfverband Hamburg : Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Martini : Er oder sie sollte sich unbedingt versichern von woher das Gras stammt. Es wird gerade sehr sehr viel Unfug mit NPS behandelten CBD Blüten getrieben.

Hanfverband Hamburg : Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Martini : Oh, da gibt es sehr viele, da könnte ich, glaube ich ein halbes Buch mit füllen. Vielleicht, was Bayern Fans ja immer interessiert, zwei nette Polizei Anekdoten.

Gestern, wir hatten mal wieder einen winterlichen Infostand, passierte uns beim Abbau ein Missgeschick. Die Beine des Pavillons drohten einzuknicken, wir waren nur zu zweit und auf einmal sprangen, wie aus dem Nichts, zwei junge schwarz gekleidete Polizisten und retteten unseren DHV Pavillon.

Nachdem wir uns herzlich bedankt hatten, kam mir ein “Naja, für irgendwas muss man ja gut sein” als Antwort entgegen. Wie gesagt, gestern hier in Augsburg, Bayern.

Vor 3 Wochen, mein Chef hatte zu Hendl und Bier ins Bierzelt geladen, ereignete sich folgendes. Nach dem Essen drehte ich mir meinen kleinen Joint und mein Chef meinte, na du hast dir ja schon einen gewissen Schutz durch deine Legalisierung erarbeitet. Worauf ich ihm antwortete : „Nee, wenn ich erwischt werde, werde ich erwischt. Ich bin schließlich kein Patient.“

Ich ging raus zum rauchen, einen Tisch weiter standen drei Herren. Einer musterte mich, dann dreht sich der andere um, kam sehr dicht an mich heran, baute sich auf und meinte: „Kennst du mich noch?“

„Klar“, antwortete ich. “Hallo Kevin” . Er war der Zivilpolizist von vor zwei Jahren. Nun meinte er, man könne das Dope bis zu ihrem Tisch riechen, aber er habe seinen Kollegen gesagt, ich wäre ganz nett und wahrscheinlich würde ich legal kiffen. Er ging zurück an seinen Tisch und dann sah ich, dass ich noch einen Gutschein für ein Freibier hatte. Damit ging ich hinüber zu den drei Herren, legte es auf dem Tisch und meinte: „Du Kevin, du weißt ja, dass das nicht meine Droge ist, magst du sie?“

Alle drei lachten und Kevin hat sichtlich erfreut das Freibier angenommen. Wie gesagt vor drei Wochen oder vier hier in Bayern neben dem Bierzelt.

Wir bedanken uns recht herzlich für dieses kleine Interview!

Philine Edbauer

Philine Edbauer

Die Drogenprohibition sorgt weltweit für Ausgrenzung, Mord und Kriege. Sie hat dafür gesorgt, dass ein Großteil der Menschheit kaum in der Lage ist, rational an das Thema Drogen heranzugehen und so die gesellschaftliche Ausgrenzung von Millionen Konsumenten illegaler Drogen herbeigeführt.

An dieser Front kämpft Philine für Aufklärung und Akzeptanz.

Als Co – Gründerin der Initiative #mybrainmychoice (mybrainmychoice.de) und der „AG Substanz“ (substanz.info) setzt sich die gebürtige Münchnerin für eine Endstigmatisierung des Drogengebrauchs im Allgemeinen ein und arbeitete bis vor kurzem bei LEAP – Deutschland, wo sie sich um die Organisationsentwicklung kümmerte.

Teilnehmer der letzten Hanfparade konnten Philine sowohl als Co – Moderatorin der Hauptbühne, als auch mit ihrem eigenen Beitrag „Personen die mit Drogen handeln“ in Aktion erleben.

„Nebenbei“ studiert sie an der Berliner Humboldt – Universität „Moderne Süd – und Südostasienstudien“ mit dem Schwerpunkt „Drogenkrieg auf den Philippinen“.

Die 29-jährige Aktivistin gibt Interviews, macht Workshops und organisiert Podiumsgespräche, kurz gesagt: Sie setzt sich ein!

Wir wollten Philine etwas näher kennenlernen und haben mit ihr ein kurzes Interview geführt.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Philine: Eine Freundin hat mir Pralinen geschenkt, als ich erfahren wollte, was Cannabis mit mir macht.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Philine: Cannabis scheint nicht so gut zu mir zu passen, meine Erfahrungen damit waren immer irgendwie anstrengend für mich. Aber dafür setze ich mich auch ein: Psychoaktive Substanzen selbst für sich entdecken zu können, wenn man möchte – in einem möglichst sicheren Rahmen und ohne dabei kriminell zu handeln.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Philine: Ich habe ein Problem mit dem Gesetz, wenn ich sehe, dass das Drogennehmen an sich kein Ding wäre, aber das Gesetz Probleme erschafft: Die intransparenten oder gewaltvollen Produktions- und Lieferketten, die ungeschützten Arbeitsverhältnisse, die Unsicherheiten über Zusammensetzung und Dosis und die geringe Bekanntheit von Safer Use Material und Methoden zur Vermeidung von Fehldosierungen und Krankheiten. Zum Beispiel sollte in Clubs geeignetes Snief-Papier ausliegen und Zeitungen sollte verboten werden, ihre Artikel mit Ziehröhrchen aus Geldscheinen zu illustrieren. Die Drogenpolitik schafft nicht nur Probleme durch die Strafverfolgung, sondern produziert auch ein Verständnis von Drogen, das Nutzer:innen und Dealer:innen vernachlässigt und entwertet, anstatt friedlich und kreativ auf das Zusammenleben zu wirken.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Philine: Ich habe in meinen Nächten in München beobachtet und kapiert, wie selbstverständlich der illegale Drogengebrauch ist und dass aber die Drogen nicht unbedingt Probleme schaffen, sondern aber in jedem Fall die Drogenpolitik. Es gibt so unfassbar viele Irrtümer über Drogen und jede:r meint, irgendwelche Meinungen über Drogen haben zu müssen, welche oft die jetzige Drogenpolitik letztendlich verteidigen. Der Krieg gegen die Drogen richtet weltweit seit Jahrzehnten viel Schaden an und wird wie selbstverständlich und immer dagewesen aufrechterhalten. Drogenpolitik ist für mich ein Thema massiver Menschenrechtsverletzungen, das als solches noch nicht den Stellenwert und die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Philine: Ich engagiere mich mit der Initiative #mybrainmychoice für die Legalisierung aller illegalisierter Drogen. #mybrainmychoice habe ich 2017 zusammen mit Julia gestartet. Wir haben uns bei einer Veranstaltung an der Uni kennen gelernt, die „Mehr als Ballern? Sind Partywochenenden schon politischer Aktivismus?“ oder so ähnlich hieß und wir hatten beide Lust, drogenpolitisch was Neues zu starten, weil wir keine passende bestehende Organisation für uns gefunden haben. (Cheers to Stefan für die initiale Unterstützung!) Wir bringen Argumente ein, die den Bogen von Drogenkriegen über Drogenhilfe zu Rassismus im Görlitzer Park schlagen und wir arbeiten daran, die drogenpolitische Bewegung breiter aufzustellen. Wir ziehen Leute an, die ähnlich drogenpolitisch arbeiten möchten wie wir, wir vernetzen Interessierte und woanders Engagierte miteinander, wir kooperieren bundesweit und international mit anderen Organisationen und Aktionen (u.a. #RethinkProcess via Knowmad Institut, Support don’t Punish, Demoreden, Workshops) und wir veranstalten in Berlin Gesprächsrunden zu diversen Themen in der Location eines Friedrichshainer Künstler:innen-Kollektivs.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Philine: Seit Daniela Ludwig sich vor ein paar Tagen offen über Drug-Checking ausgesprochen hat, und nun das Tabakaußenwerbeverbot bei der CDU/CSU durchgesetzt hat, nehme ich ihr ab, dass sie nicht nur viele Gespräche führen möchte, sondern sich tatsächlich hinter ihre Aufgabe klemmt und Veränderungen fix einfordert. Ihre Offenheit hat ja auch den Organisationen und Twitterern einen Anschub gegeben, unsere Forderungen nochmal zu bekräftigen. Gleichzeitig passiert super viel mitunter dank R2G in Berlin: Drug-Checking, mehr Drogenkonsumräume, mehr Drogenhilfe, mehr Verbreitung von Safer Use-Material, mehr Forschung zur gesellschaftlichen Bedeutung von Drogengebrauch. Ich denke, das steckt weitere Leute an, sich für drogenpolitische Reformen zu engagieren und ich hoffe, das strahlt auf weitere Regionen aus.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Philine: Ich bin für das konsequente Einhalten einer einheitlichen Grenze, ab der man als erwachsene Person gilt, also 18. Es gibt immer Risiken, die nie komplett vermeidbar sind, sowohl beim Drogengebrauch als auch bei sportlichen Aktivitäten, im Straßenverkehr oder im Job. Die Herausforderung ist, nachfolgenden Generationen und uns untereinander beizubringen, verantwortungsbewusst mit Risiken umzugehen und die besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Empfehlungen, Einschätzungen und Daten von Fachleuten sollen für Leute, die sich informieren möchten, leicht verfügbar sein. Genauso wie das Material zur möglichst sicheren Anwendung.

In Sachen Jugendschutz denke ich, dass die Altersgrenze eine sinnvolle Signalwirkung gibt, d.h. dass wir uns als Gesellschaft entscheiden, Kindern und Jugendlichen zu empfehlen, mit dem Drogengebrauch gegebenenfalls abzuwarten. Außerdem glaube ich, dass Lebens- und Risikokompetenzprogramme in Schulen absolut sinnvoll und zu verbreiten sind.

Bei politischen Debatten finde ich es aber problematisch, wenn der Jugendschutz für Argumente instrumentalisiert wird, anstatt sich mal tiefergehend damit zu beschäftigen, was Jugendschutz eigentlich ist und wie schlecht wir insgesamt darin sind. Das betrifft dann andere politische Problemfelder wie Bildung und Armut: Kinder und Jugendliche werden systematisch in ihrem Heranwachsen allein gelassen, anstatt dass ausnahmslos alle finanzielle Stabilität, Unterstützung, kreativen Freiraum und Aufmerksamkeit erfahren.

Um Kindern und Jugendlichen gute Vorbilder zu sein, müssen wir Erwachsenen aber auch mal mehr Plan vom guten Leben bekommen, anstatt zu diskriminieren, stigmatisieren und marginalisieren, den Planeten zu zerstören und Menschen in Not nicht zu helfen – also uns komplett unglaubwürdig zu machen. Ich bin mir allerdings sicher, dass wir Jugendschutz mit etwas mehr Willen für sozialere Politik und mehr öffentliche Investitionen in bestehende Programme ohne viel Aufwand ganz schnell verbessern können.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Philine: Der Grundsatz für Erstgespräche mit Jugendlichen und Erwachsenen über Drogen ist: „Es gibt Drogen. Menschen nehmen sie, weil sie meistens Erfahrungen bereiten, die schön sind oder einen Zweck erfüllen. Sie können aber auch nachhaltige Schwierigkeiten bereiten und ich erkläre dir, was du beachten solltest. … Wenn du Fragen hast, ich bin für dich da.“ – Also wie beim Sex. – Und: „Für dein Alter raten Fachleute von der Droge X dringend ab, weil …“ Diese Gespräche sind dann zu führen, wenn sie selbst danach fragen oder wahrscheinlich damit in Berührung kommen oder gekommen sind.

Es muss aber wiederum auch klar werden, dass die Überlegung, gar keine oder bestimmten Drogen nicht nehmen zu wollen, völlig in Ordnung ist. Das gelingt offenbar am wenigsten beim Alkohol. Als Erwachsene:r den eigenen Alkoholgebrauch zu reflektieren und ggf. anzupassen, kann ein guter Anfang sein, um ein besseres Vorbild für Kinder und Jugendliche zu werden, kompetent mit Gesundheitsrisiken und Gruppendynamiken umzugehen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Wir brauchen sowohl Eigenanbau/-produktion als auch Cannabis Social Clubs sowie den Aufbau von internationalen Produktionsketten, um z.B. Fair Trade Kokain in lizenzierten Fachgeschäften zu haben. Einhergehend muss sich die Drogenpolitik soweit selbst abschaffen, dass nur noch Gesundheitspolitik zur öffentlichen Finanzierung der Drogenhilfe und von Jugendschutzprogrammen sowie die Kontrolle und Verwaltung der lizenzierten Läden überbleibt.

Was wir nicht brauchen, sind Anreize zum Drogennehmen und Anreize, mehr Drogen zu kaufen, als man ursprünglich wollte. Also keine kommerzielle Werbung. Die Drogen an sich sind ja schon reizvoll genug. Wenn uns Leute in unserem Umfeld begeistert von ihren Drogenerfahrungen erzählen, wir in unserem Insta-Feed, von einer Netflix-Serie oder von einem Buch wie Christiane F. inspiriert wurden, finden wir die Drogen eh, ob legal oder illegal.

Wir bedanken uns herzlich für dieses kurze Interview und für dein Engagement auf dem Weg zu einer sinnvollen Drogenpoitik!

Hans Cousto

Hans Cousto

Der Mathematiker und Musikwissenschaftler wurde 1948 in Monthey in der französischen Schweiz geboren.

Er beschäftigte sich schon früh mit philosophischen Fragen und da er während seines Studiums der Antwort auf die Frage, „Was ist trivial und was beweisbar?“ nicht nahe genug kam, reiste er auf seiner Suche nach Weisheit nach Indien und unternahm diverse Reisen in den nahen und mittleren Osten.

Philosophische Fragen, psychedelische Erfahrungen, Tanz, Musik und Extase prägten die 70er Jahre von Hans, als er 1975 schließlich nach München zog, wo er einige Jahre in einer WG aus freischaffenden Künstlern und Hippies lebte.

Am 2. Oktober 1978 entdeckte Hans nach dem Genuss von Zauberpilzen während einer Vision die universelle Bedeutung des Oktavgesetzes für die Bestimmung der harmonikalen Kammertöne, die er von astronomischen Gegebenheiten abgeleitet hatte. Dies näher zu erklären würde hier jedoch den Rahmen sprengen.

Die „Kosmische Oktave“ prägte die nächsten Jahre sein Schaffen und er publizierte verschiedene Bücher zu diesem Thema.

Von 1994 bis 2011 engagierte sich Hans Cousto für den Verein „Eve & Rave“, welcher sich für die Aufklärung und Vermeidung von Drogenproblemen und die Förderung von Party,- und Technokultur einsetzt.

Er veröffentlichte weiterhin verschiedene Bücher, u. A. „Vom Urkult zur Kultur – Drogen und Techno“ , oder „ Drug-Checking – Qualitative und quantitative Kontrolle von Ecstasy und anderen Substanzen.

Seit 2011 arbeitet er bei der freien Arbeitsgemeinschaft „DrogenGenussKultur“ mit und veröffentlicht in unregelmäßigen Abständen verschiedene Artikel zu Drogen und Rauschkultur im TAZ Blog „Drogerie“ oder auch auf der Website der Hanfparade.

Diese Zeilen umreißen das Leben dieses unfassbar interessanten Aktivisten natürlich nur äußerst grob. Eine ausführliche Biographie findet ihr hier:

https://www.planetware.de/tune_in/cousto/biographie.html

Wir freuen uns sehr, dass Hans uns in einem kleinen Interview einige Fragen beantwortet hat.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Hans: Als junger Student in Zürich in der Mittagspause an der „Riviera“ – Stufen am Ufer der Limmat, wo wir uns trafen um was zu essen, zu trinken und zu rauchen. Das war 1968. Zuvor hatte ich als Schüler schon Erfahrungen mit LSD gemacht, was damals in der Schweiz noch legal war.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Hans: Ja. Als Studenten rauchten wir meistens in der Mittagszeit, Abends und beim Feiern Chillums. Später zog ich nach München in eine Kifferkommune und dort rauchten wir vorwiegend Chillums, manchmal auch Tüten oder Wasserpfeifen, ab dem Frühstück bis spät in die Nacht. Im Hause wohnten vor allem Musiker und Haschischhändler. Gutes Haschisch war immer im Hause vorrätig.

In den späten 70er Jahren verbrachte ich öfters die Winter in Asien – Afghansistan, Pakistan, Indien und Nepal. Dort war damals auf dem Lande das Rauchen von Chillums so üblich wie das Biertrinken heute in Bayern. Dort habe ich auch gelernt, wie man Haschisch und Charas macht.

In den 80er Jahren lebte ich in Amsterdam und begann vermehrt auch Gras zu rauchen. Es war eine Zeit mit einem intensiven Drogenmischkonsum, wie auch die späten 80er und die 90er Jahre in Berlin. Kiffen gehörte zum täglich Brot und es gab immer einen Grund um zu Feiern und zu Tanzen.

Heute bin ich Gelegenheitskiffer – manchmal habe ich mehrere Tage hintereinander kein Bedürfnis zu Kiffen, und dann kommt ein Festival und Gelegenheit, Lust und Freude bezüglich Kiffen sind wieder allgegenwärtig.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Hans: Nein

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Hans: Der Genuss von psychotrop wirkenden Substanzen ist ein Bereich der Individualethik und muss den Menschen frei überlassen werden, so wie jeder frei ist an einen Gott zu glauben oder nicht. Beim Feiern kann der Genuss von Haschisch, Zauberpilzen, Kratom oder Changa durchaus eine spirituelle Dimension haben und hat für das Individuum nicht selten den Charakter eines Sakramentes.

Das Gesetz sollte sich ausschließlich auf Fragen der Sozialethik beschränken, das heißt nur die Bereiche umfassen, die das Leben anderer mit meinem Leben umfassen. Wenn ich kiffe oder andere Drogen nehme, beeinträchtige ich nicht die Lebensqualität von anderen Menschen, deshalb hat die Frage, ob ich Drogen zur Entfaltung meiner Persönlichkeit nehme, nichts in einer gesetzlichen Vorschrift zu suchen. Es ist in meinen Augen ein Naturrecht, dass jeder sein Leben so genießen kann wie er will, solange dadurch der Genuss des Lebens anderer nicht beeinträchtigt wird.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Hans: Seit 1997 bin ich Jahr für Jahr auf der Hanfparade aktiv, in den letzten Jahren zumeist auch im OrgaTeam. So habe ich u.a. die Berliner Deklaration der Hanfparade von 2018 verfasst:

Seit vielen Jahren machen wir von der Freien Arbeitsgemeinschaft DrogenGenussKultur Infostände in Berliner Clubs und auf Festivals, wo wir Fachinformationen zu verschiedenen Substanzen und zum Mischkonsum für die Leute bereit halten. Seit vielen Jahren liegen auch Infos vom DHV, dem Hanf Museum, der Internationalen Arbeitsgemeinschaft Cannabinoidmedezin (IACM) und der Hanfparade auf unseren Infotischen. Mehr dazu:

25 Jahre Drogeninfostände in Berliner Clubs

http://blogs.taz.de/drogerie/2019/10/21/25-jahre-drogeninfostaende-in-berliner-clubs/

Drogeninfostände als Interventionsstrategie zur Gesundheitsförderung

https://blogs.taz.de/drogerie/2017/08/27/drogeninfostaende-als-interventionsstrategie-zur-gesundheitsfoerderung/

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Hans: Psychonautik kann ein zentrales Element bei der Entfaltung der Persönlichkeit sein und hat eine spirituelle Dimension. Das Einnehmen von Drogen hat vor allem mit Bildung, Wissenschaft und Kultur zu tun. Deshalb sollte die internationale Drogenpolitik von der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) koordiniert werden und nicht mehr von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), da die meisten Drogenkonsumenten, die ich kenne, froh und munter sind und nicht einen behandlungsbedürftigen Eindruck machen. Mehr dazu siehe: Das Weltkulturerbe Psychonautik – Ein drogenpolitisches Manifest

https://www.drogenkult.net/?file=text013

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Hans: Deutschland ist ein Rechtsstaat. Fortschritte in der Drogenpolitik erfolgten meist aufgrund höchstrichterliche Entscheidungen (Bundesverfassungsgericht, Bundesverwaltungsgericht). Beispielsweise stimmte der Bundestag einstimmig für das „Cannabis als Medizin Gesetz“, weil es die einzige Möglichkeit war, die Patienten daran zu hindern, ihre Medizin selbst anzubauen. Patienten hatten in mehr als zwei Jahrzehnten immer wieder das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) verklagt, weil das Institut ihnen den Zugang zu ihrer Medizin verwehrt hatte. Das BfArM unterlag in dem Rechtsstreit und das BfArM wurde verpflichtet, den Patienten Zugang zu ihrer Medizin zu ermöglichen – auch durch Eigenanbau. Das „Cannabis als Medizin Gesetz“ ist eigentlich ein „Eigenanbauverhinderungsgesetz“.

Weit über 100 Strafrechtsprofessoren forderten das Parlament auf, die Drogenpolitik im Lande zu evaluieren, da das BtMG seinen Zweck nicht erfüllt und nicht verhältnismäßig ist. Die große Mehrheit der Parlamentarier im Deutschen Bundestag wollten jedoch nichts davon wissen und sahen keinen grundlegenden Änderungsbedarf. Die besagten Professoren bilden jedoch die zukünftigen Richter aus – so habe ich Hoffnung auf bessere Zeiten in denen fundamentalistische Ansichten der bisherigen Mehrheit im Bundestag durch Vernunft und Rechtsstaatlichkeit dank zukünftiger höchstrichterlicher Entscheidungen überwunden werden können.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Hans: Menschen, die sich nicht treu (nicht beständig in ihrer Gesinnung anderen Menschen oder einer Sache gegenüber) sind, sogenannte Opportunisten, machen einem das Leben manchmal schwer. Wenn zu viele davon in meiner näheren Umgebung sind, war ich schon nahe am Verzweifeln. Doch Freunde, die sich selber treu sind und sich für das Einsetzen, wovon sie überzeugt sind, gaben mir immer wieder den nötigen Impuls weiter zu machen. Ja, man muss sich selbst treu sein, wenn man fähig sein will, anderen Menschen oder einer Idee treu zu bleiben.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Hans: Ja, aber nicht wegen des gesellschaftlichen Stigmas. Beim gemeinsamen Chillumrauchen, Eimerrauchen und Rauchen von Wasserpfeifen haben sich Freundschaften vertieft – Freundschaften die seit Jahrzehnten halten und mein Leben bereichern.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Hans: Den Kindern so früh wie möglich Genussfähigkeit beibringen. Betrifft Essen, Trinken, Spielen und vieles anderes mehr. Wer genießen kann, ist nach dem Genuss zufrieden, wer nicht genießen kann hat oft Lust nach mehr. Mediziner nennen das Craving.

Der Umgang mit Genussmitteln muss gelernt sein, damit man diese auch richtig genießen kann. Drogenmischkonsum ist eine Kunst wie Kochen. Nimmt man von einem Gewürz zu viel oder auch zu wenig, dann schmeckt die Speise nicht. Kinder möglichst früh das Kochen und den Umgang mit Gewürzen beibringen hilft diesen, ihren Geschmackssinn zu entwickeln und zu sensibilisieren. Kleine Unterschiede werden bewusster wahrgenommen und der Geschmackssinn eröffnet neue Erlebniswelten – mit psychotrop wirkenden Substanzen ist das nicht anders. Gute Küche, gute Weine und anderes mehr gehören zu unserer Kultur. Den Kindern Kultur vermitteln hilft ihnen eventuell später sich in die Kultur der Psychonautik einzufühlen; und Konsumenten von Psychoaktiva, die einen festen und lebensnahen kulturellen Background haben, laufen weniger Gefahr, sich von einer Substanz abhängig zu machen oder durch den Konsum Schaden zu erleiden.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Hans: Da man ab 18 Jahre Parlamentarier wählen kann, sollte man auch ab 18 die Drogen, die man zum Genuss, zur Gestaltung der eigenen Persönlichkeit wie auch zur spirituellen Entfaltung einnehmen will, legal in kontrollierter Qualität erwerben dürfen und können.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Hans: Ich bin für die Einführung von Drogenfachgeschäften, wie sie von der Grünen Jugend auf dem 25. Bundeskongress in Koblenz am 12. November 2005 gefordert wurden. Im Drogenfachgeschäft werden Gras und Haschisch in geprüfter Qualität angeboten und der Kunde erfährt, wie viel THC und CBD und CBN in der erworbene Ware enthalten ist. Nur wenn Konsumenten genau wissen, welche Mengen von psychotrop wirkenden Substanzen in einem Produkt enthalten sind, können sie ein vernünftiges und zielführendes Risikomanagement bewerkstelligen. Mehr zu Drogenfachgeschäften siehe: https://www.drogenfachgeschaeft.de/

Zudem sollte der private Eigenanbau erlaubt sein sowie die Etablierung von Cannabis Social Clubs, wo mehrere Konsumenten ihre eigenen Pflanzen von einem Gärtner auf freiem Feld oder in einem Gewächshaus betreuen und pflegen lassen können. Cannabis Social Clubs ermöglichen einen Zugang zu Gras und Haschisch unter völligem Ausschluss des Cannabismarktes. Dies gilt vor allem, wenn im Cannabis Social Club Samen aus eigener Züchtung zur Anwendung kommen. Zudem dienen solche Clubs dem Erfahrungsaustausch und haben einen sozialisierenden Effekt.

Ökonomisch wird ein Abwandern von Gewinnen in dunkle Kanäle blockiert, da die Cannabis Social Clubs sich als non-profit Unternehmen verstehen (gemeinnützige Genossenschaften oder Vereine) und nicht auf Gewinnerzielung ausgerichtet sind. Cannabis Social Clubs sind in der Lage, sich in sozialer und kultureller Hinsicht zu engagieren und eine sinnvolle, nicht auf Abstinenz ausgerichtete Prävention zu unterstützen. Cannabis Social Clubs sind ein Modell, in dem transparent, kontrolliert und reguliert Hanf angebaut und verteilt wird und somit auf diese Weise die Sicherheitspolitik des Landes unterstützt wird. In Spanien gibt es bereits hunderte von Cannabis Social Clubs, die erfolgreich funktionieren.

Magic Mushroom Social Clubs sind ein Pendant zu Cannabis Social Clubs. Sie bieten die gleichen Vorteile wie Cannabis Social Clubs, sind jedoch nicht auf die Kultur von Pflanzen, sondern auf die Kultur von Zauberpilzen ausgerichtet. Das Züchten von Zauberpilzen verlangt mehr Sachkunde als das Züchten von Cannabispflanzen, insbesondere, da bei einigen Arbeitsgängen steril gearbeitet werden muss. Gemeinschaftlich gelingt dies oft besser, als wenn ein Laie beginnt, mit der Pilzzucht zu experimentieren. Da Zauberpilze als weniger gefährdend eingestuft werden als Cannabis und viele andere Drogen, ist auch die Schwelle für eine amtliche Genehmigung von Magic Mushroom Social Clubs wohl niedriger einzustufen als dies bei den Cannabis Social Clubs der Fall ist. Magic Mushroom Social Clubs sind auf jeden Fall geeignet, den Bedarf an neue psychoaktive Substanzen (NPS) zu senken. Dies ist vor allem deshalb relevant, weil die Risiken, die mit dem Konsum von NPS verbunden sind, bis dato kaum bekannt sind, jedoch von vielen Experten als unberechenbar hoch eingeschätzt werden. Mehr dazu siehe:

http://blogs.taz.de/drogerie/2019/11/10/sind-drogen-gefaehrlich/

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Hans: Am liebsten rauche ich einen hellen roten Libanesen aus der Gegend von Yammoune bei Baalbek. Die Cannabispflanzen dort auf nach Osten abfallenden Hängen des Libanongebirges sind schnellen Temperaturschwankungen ausgesetzt. Am Morgen knallt die Sonne auf die an den Hängen liegenden Plantagen und es wird sehr schnell heiß. Dies führt dazu, dass das Haschisch würziger ist als jenes von der anderen Talseite mit nach Westen abfallenden Hängen, wo am Morgen länger Schatten ist und die Temperaturen langsamer ansteigen. Die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht sind sehr groß, da die Gegend auf einer Höhe von mehr 1.200 Metern über dem Meeresspiegel liegt. Haschisch aus dem Libanon enthält mehr CBD als THC. Ja charakteristisch für libanesisches Haschisch ist ein mindestens doppelt so hoher Gehalt an dem die THC-Wirkung blockierenden und verändernden Cannabidiol (CBD). Dies erklärt vielleicht die typische eher körperlich empfundene Wirkung auch bei hohem Harzgehalt im Vergleich zu der oft eher knisternden Wirkung von marokkanischem Haschisch, bei dem der THC-Gehalt typischerweise doppelt so hoch ist wie der des CBDs. In neueren Sorten aus Marokko liegt der THC-Gehalt oft weit höher als früher. Mehr dazu siehe:

https://blogs.taz.de/drogerie/2019/12/17/haschisch-und-marihuana-im-vergleich/

Sehr gerne rauche ich auch Charas aus Manali. Charas ist von Hand gemachtes Haschisch aus Indien, wobei die Gegend im indischen Bundesstaat Himachal Pradesh um Manali herum zu den besten Erzeugergebieten zählt. Dort hat das Rauchen von Charas traditionell durchaus auch eine spirituell geprägte Komponente.

Hanfverband Hamburg: Welche Konzentration von THC und CBD im Cannabis findest du optimal?

Hans: Für mich ist eine THC-CBD-Ratio von 0,5 (doppelt so viel CBD wie THC) bis zu 3 (dreimal so viel THC wie CBD optimal. Werte von mehr als 3, also mehr als dreimal so viel THC wie CBD, finde ich persönlich nicht so angenehm für mein Körpergefühl.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Hans: Auf Reisen würde ich sich Shops zum Kauf von Cannabisprodukten nutzen, an meinem Wohnort würde ich mich bei einem Cannabis Social Club engagieren und mich dort auch beim Anbau und der Züchtung einbringen. Legaler Anbau kann unter Sonnenlicht erfolgen, braucht somit nicht zwingend Strom für Lampen und ist somit umweltfreundlicher, energiesparend und ein guter Beitrag zum Schutz des Klimas. Zudem käme ich dort mit Kennern der Materie zusammen, könnte mich mit ihnen austauschen und was dazulernen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Hans: Wissen über die Wirkung von THC und CBD sind in jedem Fall zu übermitteln. Generell geht es aber nicht nur um die Droge, sondern auch um das Set (Befindlichkeit, Erwartungshaltung, Ziel) und um das Setting (Beziehung zum Überreicher oder zur Überreicherin der Droge und um das Umfeld). Eine Droge ist ein Mittel zu einem Zweck und die Novizen beim Drogengebrauch sollten sich klar machen, was sie mit dem Konsum erreichen wollen. Begriffe wie Drogenkompetenz, Drogenmündigkeit und Drogenautonomie (Gegenstück zu Drogenabhängigkeit) zu erklären und zu erläutern kann behilflich sein, um die Genussoptimierung wie auch die Schadensminderung zu fördern.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Hans: Absurde Szenen hinter der Bühne der Hanfparade im Jahr 2015. Vor ihrem Auftritt auf der großen Bühne vor dem Brandenburger Tor in Berlin saßen Frank Tempel (Die Linke) und Thomas Isenberg (SPD) an einem Biertisch hinter der Bühne unweit eines Stapels von zusammengeklappten Biertischen und Bierbänken. Zu ihnen gesellte sich dann noch der Richter Andreas Müller aus Bernau. Nachdem die beiden Erstgenannten ihre Vorträge gehalten hatten und die drei Herren den Bereich hinter der Bühne verlassen hatten, kam die Polizei und ordnete an, dass die Bänke und der Tisch wieder auf den Stapel zu legen seien. Die Polizisten begründeten diese Anordnung mit den Auflagen der Versammlungsbehörde für diese Demonstration.

In den Auflagen der Versammlungsbehörde für die Hanfparade hieß es, dass das Aufstellen von Bänken und Tischen hinter der Bühne untersagt sei. Ebenso war es untersagt, den Künstlern und den Rednern einen Imbiss zur Stärkung zu servieren. Deshalb untersagte die Polizei auch dem Lieferanten der Speisen das Gelände der Abschlusskundgebung mit seiner Ware zu betreten. In der Folge mussten alle Redner und Künstler stehend auf ihren Auftritt warten, so auch die Bürgermeisterin von Friedrichshain-Kreuzberg. Diese absurde Maßnahme kann man nun wirklich nicht als versammlungsfreundlich klassifizieren. Und ständig standen zwei oder drei uniformierte Beamte in der Nähe des Stapels mit den Bänken und Tischen und passten auf, dass ja niemand dort eine Bank greift und diese aufstellt, damit man sich darauf setzen kann.

Gemäß Brockdorf-Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 14. Mai 1985 (BVerfGE 69, 315) sind die staatlichen Behörden gehalten, nach dem Vorbild friedlich verlaufender Großdemonstrationen versammlungsfreundlich zu verfahren und nicht ohne zureichenden Grund hinter bewährten Erfahrungen zurückzubleiben. Vor diesem Hintergrund erscheint der Auflagenbescheid der Versammlungsbehörde nicht nur absurd, sondern auch rechtswidrig zu sein, da durch eine Verköstigung von Künstlern und Rednern hinter einer Bühne auf Tischen wahrlich keine Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit zu befürchten ist. Die übermäßige Regelung aller Dinge und die Gängelung der Menschen scheint immer noch dem preußischen Wesen inne zu wohnen wie zu Kaisers Zeiten.

Schon Alexander von Humboldt machte sich vor weit über hundert Jahren über das preußische Wesen der Berliner lustig und bezeichnete Berlin als eine intellektuell verödete, kleine, unliterarische und dazu überhämische Stadt, wo man monatelang gedankenleer an einem selbstgeschaffenen Zerrbild matter Einbildungskraft naget und alles und jedes nach der Schreiberschablone gemessen werde. Die Berliner Akademie der Künste, deren „Regeneration“ er für dringend nötig erachtete, charakterisierte Humboldt als „Wespennest geschlechtsloser Insekten.“ Das gleiche Charakteristikum trifft heute (Stand 2015, da war Frank Henkel von der CDU Innensenator) auf die regierenden Berliner/innen respektive auf die Versammlungsbehörde und ihre Vollzugsbeamte zu. Hinter der Bühne brauchte es keine Karikaturen, um das preußische Wesen zu überzeichnen, da man dasselbe wie in einem Comic live erleben konnte. Man wähnte sich dort nicht in einer weltoffenen und toleranten Metropole, die Berlin seit etwa einem Vierteljahrhundert als Hauptstadt der BRD so gerne sein möchte, sondern man fühlte sich dort wie in der Hauptstadt von Absurdistan. Mehr dazu:

https://blogs.taz.de/drogerie/2015/08/14/hanfparade-in-absurdistan/

Berlin, 31. Dezember 2019, Hans Cousto