Maria Krause

Heute haben wir für euch zur Abwechslung mal wieder eine hauptberufliche Legalizerin. Dies bedeutet aber nicht, dass der Kampf für die Legalisierung für sie nur ein Job ist, im Gegenteil.

Maria hat ihre Leidenschaft für eine sinnvolle Drogenpolitik zum Beruf gemacht und ist beim Deutschen Hanfverband als politische Referentin unter anderem für Lobbyarbeit, Networking, Erstellung von Inhalten sowie Sichtung und Bewertung externer Dokumente und Positionen zuständig.

Nach Abschluss ihres Masterstudiums für Gymnasiallehramt unterrichtete sie als selbstständige Dozentin und arbeitete für die Historische Kommission der SPD Brandenburg.

Doch nicht nur beim DHV kämpft die 34 jährige Berlinerin für ein Ende der Prohibition, auch als stellvertretende Bundesvorsitzende der „Partei der Humanisten“ steckt sie viel Energie in das Thema Drogenpolitik und wie diese sinnvoll gestaltet werden kann.

Maria, es ist gut dich in unseren Reihen zu wissen und wir freuen uns, dass du dir die Zeit für dieses kurze Interview genommen hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Maria: Meine ersten Berührungspunkte hatte ich zunächst über meinen älteren Bruder, der mir irgendwann mal den Unterschied zwischen Gras und Hasch gezeigt hat. Außerdem über den eigenen Freundeskreis. Eine erste direkte Berührung damit hatte ich zum ersten Mal mit Schulkameraden, als ich in der 8. Klasse war.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Maria: Natürlich habe ich mit der Zeit einiges an Wissen dazugewonnen im Hinblick auf Sorten, Produktarten, Konsumformen, Zusammensetzung und Wirkweise. Man lernt das eigene Konsumverhalten zu reflektieren und was einem wie und wann gut tut und was nicht. Ich nenne das Konsumkompetenz.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Maria: Als weiße Frau bin ich da sicherlich privilegiert und musste noch nicht so viel durchmachen. Nur einmal hatten wir in unserer WG Besuch von der Polizei. Empfindliche Nachbarn hatten sie an einem Samstagabend kurz nach elf angerufen und sich wegen Lärm beschwert. Wir hatten fünf Leute zu Besuch und zusammen gezockt, dabei ging auch ein Joint in der Runde um. Als die Polizisten dann bei uns vor der Tür standen, nahmen sie zwar keinen Lärm wahr, aber eben den Geruch. Sie schickten unseren Besuch weg und wollten wissen, von wem der Cannabisgeruch kommt. Das war eine sehr unangenehme und stressige Situation. Ich bin vor Angst erstarrt und habe einfach nur im Flur gestanden und dabei eine meiner Katzen auf dem Arm gestreichelt. Ein Mitbewohner hat sich dann den Hut aufgesetzt und die haben seine letzten Krümel mitgenommen. Das Verfahren wurde wegen des halben Gramms dann auch eingestellt. Das Ganze bleibt einem trotzdem im Gedächtnis hängen und erhöht die Angst vor der Polizei. Freunde von mir haben schon deutlich schlimmere Repressalien durchmachen müssen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Maria: Psychoaktive Substanzen in ihrer vielfältigen Form und deren Art und Weise, wie sie uns und unsere Sinne beeinflussen, haben mich bereits in jungen Jahren fasziniert. Also habe ich mich darüber belesen.

Bereits zur Schulzeit fand ich die Einteilung von Substanzen in legal und illegal nicht nachvollziehbar. Im Laufe meines Lebens gab es immer wieder Repressionen gegen (ausschließlich männliche) Freunde von mir. Familienväter mit pädagogischen Jobs, die unwürdige Kontrollen über sich ergehen lassen mussten, Menschen, die ihren Beruf nicht mehr ausführen durften oder denen der Führerschein entzogen wurde, weil sie sich die teure angeordnete MPU nicht leisten können, obwohl sie zu keinem Zeitpunkt irgendjemanden gefährdet oder geschadet hätten. Diesen Menschen wurde komplett grundlos seitens der Staatsgewalt Unrecht angetan. Ich konnte zunehmend verstehen, woher bei einigen die Wut auf die Politik und die Angst vor der Polizei herkommt. Diese Ungerechtigkeiten haben mich sehr aufgeregt und mich zunehmend politisiert. Ich beschloss also, aktiv zu werden. Die Stellenausschreibung des Deutschen Hanfverbandes kam dann genau zum richtigen Zeitpunkt.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Maria: In erster Linie engagiere ich mich für die Cannabislegalisierung, indem ich seit Mai 2021 hauptberuflich als politische Referentin beim Deutschen Hanfverband arbeite. Hier bin ich zuständig für die Wahlanalysen, die Sichtung und Auswertung von Dokumenten sowie die klassische Lobbyarbeit durch Gespräche mit politisch Verantwortlichen. Die Arbeit gab mir die Möglichkeit mich auch in der Szene mehr zu vernetzen. Ich bin gerne mit vollem Einsatz dabei, wenn es darum geht, im Team politische Positionen faktenbasiert auszuarbeiten, Veranstaltungen auf die Beine zu stellen oder Redebeiträge abzuliefern. Privat engagiere ich mich politisch bei der Partei der Humanisten. Hier steht humanistische und wissenschaftsorientierte Politik im Mittelpunkt. Drogenpolitische Themen sind dabei für mich eine Herzensangelegenheit, für die ich mich immer wieder einbringe. Auch sonst bin ich bemüht, mein persönliches Umfeld aufzuklären und für das derzeit bestehende Unrecht mit all seinen dramatischen Folgen mehr zu sensibilisieren.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis Patient?

Maria: Nein.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Maria: Unabhängig von der Substanz, sollte meiner Meinung nach grundsätzlich niemand aufgrund seines Konsums kriminalisiert werden. Verbote verhindern keinen Substanzgebrauch. Die beste Prävention ist faktenbasierte Aufklärung.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Maria: Wichtig sind mir ganz besonders der private Eigenanbau und die Cannabis Social Clubs. Im Prinzip bilden die Eckpunkte des DHV meine Position zur Umsetzung der Cannabislegalisierung relativ gut ab. In einigen Punkten bin ich vermutlich sogar noch ein Stück weit liberaler. Ich erwarte von der Regierung in erster Linie, dass wir langfristig eine gemeinsame europäische Lösung für die Legalisierung finden werden.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast?

Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Maria: Ich bin davon überzeugt, dass die Legalisierung der einzige rationale und humane Weg einer Drogenpolitik ist. Daran gibt es keine Zweifel. Die Fakten sprechen hier eine klare Sprache. Das ist für mich Motivation genug.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch aufgrund des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Maria: Meine Mutter war sehr skeptisch und fehlinformiert und stichelte im Hinblick auf meine Arbeit beim Deutschen Hanfverband. Es brauchte einige lange Gespräche, um sie über die politischen Vorgänge und über die Hanfpflanze und ihre Wirkung aufzuklären. Einige Bekannte fragten mich sogar, ob ich bei meinem Job in Gras bezahlt werden würde und viele konnten sich scheinbar nicht vorstellen, dass es sich um einen ganz normalen Job als politische Referentin handelt. Die Desinformation durch die Prohibitionspropaganda sitzt tief in unserer Gesellschaft. Immer wieder muss man mit Vorurteilen aufräumen und aufklären. Das kann manchmal schon viel Kraft kosten. Aber richtige Freunde, mit Herz und Verstand, zeigen sich offen und sind gerne lernbereit.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Maria: Ab 18 Jahren gilt man in Deutschland als volljährig und sollte dementsprechend frei über das bevorzugte Genussmittel entscheiden können. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass ähnlich wie bei Alkohol und wie auch von der Deutschen Aidshilfe vorgeschlagen wird, der begleitete Konsum ab 16 Jahren eine Möglichkeit wäre, damit Erziehungsberechtigte die Option haben, das Ausprobieren ihrer Teenager beratend zu begleiten. In diesem Alter machen die meisten entsprechend der Entwicklungsaufgaben im Jugendalter ihre ersten Erfahrungen mit Substanzkonsum. In jedem Fall sollte auch bei Jugendlichen gelten, dass sie für den Konsum nicht strafrechtlich verfolgt werden. Wer problematische Konsummuster aufweist, soll Hilfe bekommen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Maria: Ich wünsche mir Fachgeschäfte mit einer breiten Produktvielfalt, Konsummöglichkeiten vor Ort, Outdoor und Eigenanbau, Cannabis Social Clubs, Amnestie, faire führerscheinrechtliche Regelungen und bestenfalls irgendwann einen weltweiten legalen Markt. 

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Wenn ja, warum?

Maria: Da mag ich mich eigentlich nicht festlegen. Die Varianz ist so groß, dass es bei vielen für verschiedene Anlässe oder individuelle Zwecke eine bevorzugte Sorte gibt. Zum Beispiel Amnesia Haze für gute Laune, White Widow gegen Krämpfe, Blackberry bei Migräne oder Jamaica Dream, um den Appetit beim Brunch anzuregen. Aber selbst bei gleichen Genetiken können die Schwankungen bei der Ernte so groß sein, dass sich das pauschal schwer festmachen lässt.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Maria: Ich habe dafür absolutes Verständnis. Mir ist vollkommen bewusst, dass die Strafverfolgung derzeit nicht nur einzelne Lebensläufe, sondern ganze Familien dauerhaft zerstört. Ich halte es aber für wichtig, zumindest sein eigenes Umfeld über die Probleme und Schäden durch die Prohibition aufzuklären und beispielsweise auf Aufklärungsseiten und Kampagnen wie www.cannabisfakten.de zu verweisen. Wer nicht selbst aktiv werden kann, kann zum Beispiel auch spenden. Die politische Arbeit ist anstrengend und frustrierend, aber kann auch viel Spaß machen. Was vielleicht hilft, ist sich zu sagen: Wir sind nicht allein! Und je mehr sich trauen und für die Legalisierung einsetzen, desto eher werden wir einen gesellschaftlichen Wandel im Umgang mit Drogenkonsumenten erreichen können.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Maria: Ich würde empfehlen, sich vorab gründlich zu informieren und über Safe Use und Harm Reduction zu lesen und allgemein solche Punkte zu beachten wie: nicht alleine konsumieren, Mischkonsum vermeiden, lieber dampfen statt rauchen, vor dem Konsum ausreichend essen und trinken, aufhören sobald es sich unangenehm anfühlt usw.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige oder spannende Cannabis – Anekdote?

Maria: Als ich das erste Mal Cannabis konsumiert habe, haben wir eine Bottle-Bong verwendet mit einer großen 1,5 l Flasche und die war voll mit dickem, gelbem Rauch. Es war viel zu viel für das erste Mal und der Hit hat mich komplett umgehauen. Mir wurde schwarz vor Augen und ich bin sitzend direkt nach hinten auf die Wiese gekippt. Als ich meine Augen wieder öffnete, standen meine beiden Klassenkameraden über mir und redeten aufgeregt auf mich ein. Sie versuchten mir Saft und Brot zum Essen zu geben für den Kreislauf, aber mein Mund war so trocken, dass ich das Brot wieder ausspuckte und dieser zerkaute Klumpen sah in dem Moment für mich so unfassbar witzig aus, dass ich mich darüber kaputt gelacht habe und wir schließlich alle im Kreis auf der Wiese lagen und lachten. Danach sind wir noch in der Stadt rumgelaufen und haben bei jedem Polizeiauto, das wir nur aus der Ferne sahen, ganz schnell und konzentriert nach unten auf den Boden geguckt, damit auch ja keiner die vergrößerten Pupillen sehen kann. An die Panik kann ich mich noch gut erinnern. Ich hoffe bald fallen solche Angstgeschichten unter die Kategorie “Geschichten aus dem Krieg”, also dem Krieg gegen Drogenkonsumenten, der dann endlich der Geschichte angehört.

Vielen Dank Maria und weiterhin viel Energie im Kampf für die Legalisierung!

Martin Montana

Wer Martin noch nicht kennt, der ist ganz sicher nicht oft auf Demos und Messen, oder auch online im Bereich Cannabis unterwegs. Sein Markenzeichen, der Hanf – Anzug, ist immer ein Blickfang.

Der 38 jährige Wahlberliner mit Wurzeln in Leipzig hat auf seiner beruflichen Laufbahn schon viel erlebt und gesehen, doch letztendliches trieb es ihn zum Hanf.

Wir freuen uns sehr, euch Martin heute etwas genauer vorstellen zu dürfen.

Am besten stellt er sich kurz selber vor.

Martin: Ich bin Martin , 38 Jahre alt und komme ursprünglich aus Leipzig. Aufgewachsen bin ich bei meiner Mutter und den Großeltern, wo ich eine sehr schöne Kindheit hatte. Schon als 6 jähriger Knirps wollte ich zur Armee.

Mich hat die Idee begeistert andere zu schützen und für deren Sicherheit einzutreten. Das habe ich dann auch umgesetzt und bin mit 16/ 17 zur Bundeswehr gegangen. Dort diente ich als Soldat auf Zeit im Heer und wurde als Panzergrenadier und Milan Schütze ausgebildet.

Nach meiner Bundeswehrzeit habe ich mich als Söldner verpflichtet und dies dann 6 Monate durchgeführt (2001 bis 2004). Bei verschiedenen Auslandseinsätzen habe ich Einsatzerfahrungen gesammelt und Dinge erlebt, die für ein ganzes Leben prägen und bleibend waren. Natürlich waren das Eindrücke und Erlebnisse die meinen Charakter und meine ganze Einstellung zum Leben beeinflusst haben und mir zeigten, dass es auch in schwierigen Situationen immer weiter geht. Mein Leitspruch ist seit dem “Klagt nicht, Kämpft”, denn das Wichtigste ist es am Leben zu sein und sein Leben so zu nutzen, wie man es selbst gern möchte. Trotz der Posttraumatischen Belastungsstörung, welche mich seither begleitet bin ich morgens froh, wenn ich aufwache und am Leben bin.

Nach dem Austritt aus den Militärdienst habe ich mich dann selbständig gemacht und habe eine große Baufirma gegründet und geführt. In der Zeit von 2004 bis 2009 übernahm ich große Aufträge beispielsweise in Frankfurt/ Main und München. Das Airrail Center Projekt gehört unter anderem dazu.

Von 2011 bis 2017 erarbeitete ich Konzepte für die Bekämpfung von Terrorismus und Betrug , ab 2017 startete ich mit dem Hanf und blieb bis heute dabei.

Das Steckenpferd ist unserer Hanf Döner in Berlin.

https://hallal-parra.de/

Hanfverband Hamburg: Wann bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Martin: Mit 17 Jahren bei der Bundeswehr.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Martin: Im Laufe der Jahre hat sich mein Konsum natürlich verändert. Das wesentliche dabei war die Erkenntnis, dass diese Pflanze mehr zu bieten hat als einen Rausch.

So konsumiere ich derzeit hauptsächlich um die Folgen meiner PTSB zu behandeln.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Martin: Ja, Probleme mit dem Gesetz hatte ich in Bezug auf den Handel mit CBD Blüten, jedoch nicht wegen THC.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich bewegt, aktiv zu werden?

Martin: Wie ich bereits oben geschrieben habe, habe ich mich intensiv mit der Hanfpflanze, deren Nutzen und Anwendung in diversen Bereichen beschäftigt.

Dabei wurde mir bewusst wie vielfältig diese Pflanze genutzt werden kann und welche Fülle von Ressourcen durch das Verbot bzw. Stigmatisierung der gesamten Pflanze verloren geht.

Vor allem in den Bereichen Bau, Textil und im medizinischen Bereich werden Möglichkeiten verschenkt, welche Kosten-, Klima- und Umweltschonender sind als die bisher genutzen konventionellen Möglichkeiten.

Diese verschiedenen Einsatzmöglichkeiten möchte ich den Menschen nahe bringen und zeigen, dass Cannabis mehr kann …..

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Martin: Wie bereits gesagt, setze ich auf Aufklärung und Präsenz des Themas.

So haben wir einen Hanf-Döner auf den Markt gebracht, welcher durch die eingesetzten Hanfproteine und -öle im Brot und in den Soßen einen höheren Nährwert hat und damit auch länger sättigt. Unsere Kunden bestätigen das immer wieder.

Darüber hinaus bietet der Hanf Döner-Pizza-Pasta-Burger Laden auch eine Plattform für die Bevölkerung, wo niedrigschwellig Aufklärung und Information stattfinden kann.

Aber der wichtigste Punkt ist für mich, mich durch mein Outfit sichtbar zu machen. Ob auf Demonstrationen, Kundgebungen oder im Alltag möchte ich ein Ansprechpartner sein, der interessierten Menschen gern Auskunft gibt und somit die Hemmschwellen und Stigmatisierungen abzubauen hilft.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis-Patient?

Martin: Nein, ich bin kein “offizieller” Cannabis-Patient.

Hanfverband Hamburg: Hat Cannabis deine gesundheitliche Situation trotzdem verbessert?

Martin: Obwohl ich kein registrierter Patient bin, nutze ich regelmäßig die Wirkstoffe der Hanfpflanze zur Behandlung der Symptome meiner Posttraumatischen Belastungsstörung.

Das macht es mir möglich auf pflanzlicher Basis, unabhängig von chemischen Errungenschaften der Pharmaindustrie, mein Leben wieder genießen zu können.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Martin: Drogen als solches begleitet die Menschheit seit jeher und in jeder Epoche wurden Drogen konsumiert, ob zu rituellen Zwecken oder als Rauschmittel. Die Droge allein ist nicht das Problem, sondern eher der Umgang damit. Das bedeutet im Einzelnen:

Aufklärung vor allem über die Wirkung und Risiken des Konsums, über Gebrauch und Missbrauch und die Suchtgefährdung.

Solange der Jugendschutz gewährleistet wird sollte jeglicher Gebrauch entkriminalisiert werden.

Alkohol, als die am meist konsumierte Droge, ist gesellschaftlich anerkannt, überall erhältlich, legal und in meinen Augen die schlimmste Droge. Hier wird auf Grund gesellschaftlicher Akzeptanz und einer enormen Lobby mit zweierlei Maß gemessen, völlig unabhängig davon wie sich der Gebrauch auf die Gesundheit der Konsumenten auswirkt.

Menschen, die in ihrer Freizeit Substanzen genießen, lassen ich nicht durch Strafen abhalten und schon gar nicht diejenigen, die durch persönliche Umstände, welcher Art auch immer, in eine Sucht gerutscht sind und jetzt auf Grund dieser Erkrankung kriminalisiert werden.

Martin im “Hallal Parra”, Berlin

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Martin: Ich erwarte, dass auf jeden Fall in Punkto Jugendschutz und Verkehrstauglichkeit eine zügige Bearbeitung erfolgt und umgesetzt wird. Im Einzelnen erwarte ich eine bundesweite einheitliche Umsetzung der Gesetzgebung, lizensierte Fachgeschäfte mit geschultem Fachpersonal, die Regulierung der Begrenzungswerte im Verkehr, flächendeckende Aufklärung und Prävention der Bevölkerung, vor allem aber von Eltern und Jugendlichen, weiterhin deutlich erleichterte Nutzungsbedingungen, auch in den anderen Bereichen, bspw. Bau und Medizin.

Hanfverband Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Martin: Ich habe nie an meiner Überzeugung gezweifelt. Schon zu Beginn war mir bewusst wie viel Potential in dieser Pflanze steckt und je mehr ich mich darüber informiere und erfahre, und mit anderen im Austausch bin, desto sicherer bin ich der Überzeugung, mich für den Hanf stark zu machen. Mich motiviert es, die Menschen an meinen guten Erfahrungen Teil haben zu lassen. Ihnen das weiter zu geben was mir gut tut, z.B. die positiven Erfahrungen bei der Behandlung meiner PTBS zu teilen und auch anderen dadurch den Zugang zu ermöglichen.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/ Freundschaften?

Martin: Cannabis ist inzwischen zu einem Teil meiner Persönlichkeit geworden und lässt sich aus meinem Leben nicht mehr weg denken, daher ist es unumgänglich, dass mein Umfeld, ob im familiären oder freundschaftlichen Bereich damit in Kontakt kommt und sich damit auseinandersetzen muss. Wenn jemand diesen Teil von mir nicht akzeptieren kann, dann gehe ich gern mit demjenigen ins Gespräch und versuche meine Ansichten zu vermitteln. Gerade im familiären Bereich hätte es schwierig werden können. Doch entgegen der Erwartungen konnte ich meine Mutter und meinen Opa von den Vorzügen der Inhaltsstoffe überzeugen und sie als CBD Kunden gewinnen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Martin: Mir ist es wichtig mit diesem Thema immer offen und auch ehrlich umzugehen und das würde ich auch bei meiner Tochter so handhaben.

Wie schon bei den anderen Fragen muss ich Prävention, Aufklärung hier ganz groß schreiben, eine offene, tolerante Haltung und Beratung durch Hanfexperten, Reflexionsgespräche über Sucht und problematische Auswirkungen auf die Gesundheit und Hirnentwicklung gerade in jungem Alter (bis 21) wären meine Ansätze.

Da ich selbst in relativ jungem Alter mit dem Cannabiskonsum begann und erlebt habe, wie KNIFFLIG der Zugang sein kann, würde ich den Konsum lieber selbst betreuen als mein Kind bei irgendwelchen Händlern zu wissen.

Die Legalisierung und vor allem Entkriminalisierung würde mir als Elternteil ein deutlich besseres Gefühl geben.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Martin: Sobald das Thema im Raum steht, egal in welchem Alter ob mit 12, 14 oder 17 Jahren. Wie gesagt, Aufklärung und Information sind grundsätzlich notwendig und auf keinen Fall sollte dabei stigmatisierend oder verurteilend gehandelt oder gesprochen werden.

Gerade in Berlin ist das Thema omnipräsent. Es begegnet einem fast überall und sollte nicht unter den Teppich gekehrt werden, auch nicht wenn die Kinder noch jünger sind.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Martin: Um die Kinder und Jugendlichen am besten schützen zu können, ist es wichtig hier auch die körperliche und psychische Seite des Themas zu betrachten. Gerade im Teenagelalter ist die Hirnstruktur sehr anfällig für Stoffwechselstörungen, in welche jegliche Art von Drogen einwirken. Denn bei allen guten Eigenschaften, darf nicht vergessen werden, dass es sich hierbei um psychoaktive Wirkstoffe handelt und die Gefahr von Psychosen besteht.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Martin: Im ersten Schritt wäre die Entkriminalisierung durchzuführen, im zweiten Schritt die Regulierung bzw. Anpassung der Grenzwerte im Straßenverkehr. Der Jugendschutz muss geklärt sein und die Lizenzierung von Fachgeschäften zur Ausgabe von Cannabis. Weiterhin wünsche ich mir, das Homegrowing und generell Eigenanbau legalisiert wird.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/ Sorte? Warum?

Martin: Jede saubere, ohne synthetische Cannabinoide versetzte oder anders behandelte Sorte. Cannabis sollte in meinen Augen ein reines Naturprodukt bleiben und das kann nur durch die Legalisierung gewährleistet werden.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job usw. zu bekommen.

Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Martin: The green lifestyle , is our vision!

Ich würde allen empfehlen trotz vorhandener Widrigkeiten aktiv zu werden. Je mehr Menschen aktiv werden und sich für ihre Interessen und ihre Lebensweise einsetzen, desto weniger Repressalien und Nachteile sind zu befürchten.

Nehmen wir das Beispiel Job und den unvorstellbaren Fall, dass alle Cannabiskonsumenten entlassen werden. Dann steht es wirklich schlecht um unsere Wirtschaft und dann ist eine Legalisierung die einzige Lösung. Prohibition ist noch nie eine Dauerlösung gewesen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemanden mit auf den Weg geben, (vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/ sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren möchte?

Martin: Ich würde demjenigen raten, sich vorher genau zu informieren. Vor allem auch über die Risiken und Nachteile, welche offen und wahrheitsgemäß dargelegt werden sollten.

Und sich dann an vertrauenswürdige Personen zu wenden, im besten Fall einen „save space“ zu nutzen und Erfahrungen zu reflektieren.

Drogenkonsum sollte nicht der Weg sein, gegen die Eltern zu rebellieren sondern eine freie Entscheidung.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige oder spannende Cannabis-Ankedote?

Martin: Lustig ist es nicht mehr, da dieses Hek Mek um die Legalisierung meinen Gemütszustand sehr anspannt. Entweder sofort Entkriminalisieren oder Angriff mit mehr Demonstrationen.

Gebt das Hanf frei und kommt aus dem Arsch mit eurer Politik!!

Dieses Hin und Her reicht langsam und ich FORDERE ALLE HANFFREUNDE DAZU AUF, ENDLICH DEN DRUCK AUF DIE POLITIK STÄRKER AUSZUÜBEN. Es muss endlich Schluss damit sein, Menschen zu kriminalisieren, zu verfolgen, den Justizapparat mit diesen Delikten zu beschäftigen,

Jugendlichen mit Vorstrafen ihre Laufbahn zu verbauen.

Da geben wir dir völlig recht. Danke für deinen Einsatz und weiterhin alles Gute!

Manuel Wiegert

Wer auf den Demos die Augen offen hält, der hat Manuel sicher schon gesehen. Denn sein roter Hut ist nicht nur auffällig, sondern auch ein Stück weit Markenzeichen.

Der Sprecher der DHV Ortsgruppe Freiburg ist seit 2019 im DHV aktiv.

Wenn er nicht gerade auf Demos unterwegs ist, oder Aktionen plant, ist der gelernte Intensivpfleger aus dem Schwarzwald gerne in der Natur unterwegs und auf der Suche nach „Lost Places“.

Hoffentlich findet er auf seiner Suche auch bald die Legalisierung!

Wir freuen uns, dass er sich die Zeit für ein kurzes Interview genommen hat.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Manuel: Mit 14 Jahren zum ersten Mal Cannabis, gleich nach Nikotin und Alkohol.

Es war auf einer Fasentveranstaltung (Karneval), als mir ein Freund anbot, an einer Hasch-Zigarette zu ziehen. Da durch den Besuch der Polizei in der Schule „zur Drogenprävention“ ein paar Wochen zuvor mein Interesse bereits bestand, sagte ich ja und zog daran. Mein erstes High kann ich nur mit schöner Erinnerung in Verbindung bringen.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Manuel: Ja, in verschiedenste Richtungen, die alle Erfahrungen sind, die ich in meinem Leben niemals missen möchte.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Manuel: Im August 2018 geriet ich in eine Polizeikontrolle, durch die ich im Februar 2019 meinen Führerschein verloren habe. Es war ein teurer Kampf, aber ich habe ihn im März 2021 wiederbekommen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Manuel: Siehe Antwort der vorherigen Frage.

Cannabiskonsum wird in Deutschland um ein Vielfaches strenger geahndet als Alkoholkonsum. Dieser Ungerechtigkeit muss ein Ende gesetzt werden.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Manuel: Ich bin Sprecher der Ortsgruppe Freiburg des DHV. Ich organisiere und leite allerlei Aktionen wie z.B. Infostände, Mahnwachen und Treffen.

Im Mai habe ich es gemeinsam mit dem GMM-FR-Orgateam geschafft, dass zum GMM in Freiburg über tausend Besucher kamen.

Wann immer möglich, besuche ich Messen und Demos überall in Deutschland.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Manuel: Nein. Bisher habe ich keinen passenden Arzt gefunden, da ich – ich zitiere eine Arzthelferin – „NUR Depressionen“ habe. Schade, dass mir eine Bandbreite an Pillen wie mit einem Fingerschnipp zur Verfügung steht, sogar in kombinierten Variationen, aber das einzelne Medikament Cannabis nicht.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das auch ohne, dass du Patient bist?

Manuel: Cannabis kann mir helfen, meine depressiven Episoden besser wahrzunehmen, zu reflektieren und mit ihnen umgehen zu können.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Manuel: In meinen Augen hat ein jeder das Recht auf Rausch, ganz gleich welcher Art.

Gleich, ob der Rausch von Substanzen aus Pflanzen oder Situationen mit Emotionen kommen mag. Menschen und Lebewesen haben sich schon immer auf unterschiedlichste Art und Weise berauscht, dafür soll doch bitte niemand bestraft werden. Oder sollen wir jetzt auch Delfine jagen und verklagen, weil sie Kugelfische kauen, um an eine Tetrodotoxin-Dröhnung zu kommen? Das ist glaube ich etwas makabrer als zu Hause ein paar Hanfpflanzen stehen zu haben.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Manuel: Dass die Ampel es noch in dieser Legislaturperiode schafft die Legalisierung durchzuziehen (hehe… durchzuziehen), ohne THC-Obergrenzwert oder maximale Besitzmenge. Diese beiden Grenzpunkte sind wieder die Punkte, an dem der Schwarzmarkt anfangen kann zu übernehmen, und das macht er gerne, ohne Steuern und/oder Skrupel.

Ein Beispiel das ich mich gerade frage:

Wenn ich eine Geburtstagsfeier mit 100 Gästen plane und die Besitzmenge bei, sagen wir 40g liegt, wie organisiere ich das? Trinken ist easy, da bestelle ich genug auf Kommission und leihe mir noch einen Kühlwagen dazu. Wenn ca. 50%der Besucher Kiffen, rechne ich doch mindestens 1g pro Person, da wäre ich mit 50g ja schon über der Besitzmenge. Also muss ich einen Shuttle-Service für Nachschub in Anspruch nehmen, oder kann ich in diesem Fall die Besitzmenge auf die Köpfe verteilen was dann (50×40) 2000g wären? Andere Frage dazu… wer kontrolliert das? Oder kann ich da vorher einen Antrag stellen? Auf welchem Amt? Der Blaue oder der Lila Antrag für das Grüne Formular?…

Diese Grenzen sind nur Arbeits-Beschaffungs-Maßnahmen mit möglichen Negativfolgen, die kein wirkliches Ziel verfolgen oder gar je erreichen werden.

Ich wohne in Oberkirch, keine 20.000 Einwohner, aber knapp unter 1.000 Brennrechte, die größte, mir bekannte Brennerdichte weltweit. Ich kann Alkohol kaufen ohne Vorschrift, wie potent das Produkt sein darf oder wie viel in der Menge ich besitzen darf, es muss nur klar deklariert sein. Das muss doch auch endlich mal bei Gras funktionieren!?

Die größte Forderung:

!Macht ma hinne!

!Wir haben lange genug gewartet!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Manuel: Ja, mehrfach. Die Momente waren für mich immer die, an denen ich bei Treffen allein da stand/saß, oder als ich einmal einen Infostand allein im Regen abgebaut und abtransportiert habe. Das schlimmste für mich ist, wenn Menschen nicht absagen, wenn sie zugesagt haben, und im besten Fall auch zusätzlich nicht erreichbar sind. Da kommt man schon mal ins Grübeln, warum man sich das ganze überhaupt antut. Vor allem da ich 85Km von Freiburg entfernt wohne und extra für jeden Termin die Strecke auf mich nehme.

Aber wenn ich es aus diesem Frust heraus sein lasse und nicht mehr aktiv bin, bringt das der gesamten Legalisierungsbewegung auch nichts. Noch ein weiterer inaktiver mehr…

Was mich in solch Momenten sehr motiviert weiterzumachen ist der Austausch mit anderen Aktivisten.

Zudem, wer den Kopf in den Sand steckt, bringt seinen Allerwertesten in eine gefährliche Position.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?

Manuel: Ja. Da ich schon immer viel unterwegs war und mit vielen unterschiedlichen Menschen zu tun habe, habe ich schon verschiedenste Auswirkungen von fehlerhaftem Konsum/Umgang, wie auch juristischen Rattenschwanz mit Existenzfolgen sehen dürfen.

Ich selbst durfte auch schon erleben, wie sich Menschen von einem abwenden, nur weil man lieber Cannabis raucht, anstatt einen zu trinken.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Manuel: Ich selbst habe keine Kinder, würde es aber ansprechen, sobald sie mich darauf ansprechen. Ich denke, das wäre der richtige Zeitpunkt. Wichtig ist es hier auch in meinen Augen offen zu sein, nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber auch nichts zu verheimlichen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Manuel: Eine genaue Zahl kann ich nicht fest benennen, sie darf in meinen Augen aber nicht unter 18 und nicht über 21 Jahren sein.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Manuel:

Traummodus an

Da ich auf dem Land am Rande des Schwarzwaldes in einer Wein-/Schnaps-/Bierregion wohne, kann ich mir sehr gut vorstellen wie hier einige Südhänge weniger Weintrauben, sondern mehr Hanf tragen werden. Man fährt auf den Hof des Gutes und kann direkt vom Erzeuger sein Produkt beziehen, bei Belieben auch noch über das Feld spazieren. Zur Erntezeit im Spätjahr wird es hier nicht nur nach Weintraubengärung, sondern auch zusätzlich Süßlich hanfig riechen, die folgenden Erntedank-Feste werden sich neu kultivieren…

Traummodus wieder aus

Eine Legalisierung muss für mich beinhalten:

– Keine THC-Obergrenze

– Eigenanbau mit mindestens 8 Pflanzen

– Verstärkter Jugendschutz durch Prävention

– Anpassung der Führerschein-Grenzwerte auf >3ng/ml

– Aussetzung aller aktuellen Verfahren sowie Amnestie/Rehabilitierung aller vergangenen Urteile die sich auf Cannabis beziehen

– Klare Deklarierung der Inhaltsstoffe

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Manuel: Jack Herer.

Warum? Leider Geil!

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Manuel: Ich bin jetzt seit 2019 Aktivist beim Deutschen Hanfverband. Für diese Zeit kann ich folgende Bilanz ziehen: Ich bin auf freiem Fuß, hatte keine Hausdurchsuchung, habe meinen Job, habe durch die Legalisierungsarbeit inzwischen Deutschlandweit sehr viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, leider auch zu viele Prohibitions-Schicksale.

Die vielen nicht so schönen Schicksale bewegen mich dazu nicht sitzen zu bleiben. Wir sind viele, von nichts tun kann aber leider auch nur nichts erreicht werden.

Sich aktiv zu beteiligen, heißt natürlich auch den ein oder anderen Arbeitseinsatz zu übernehmen, mag auch nicht jeder so, aber hey… Wenn unser Ziel erreicht ist, bin ich mit Schuld daran das Weed Legal ist, bist du es auch oder hast du nur am Screen zugesehen?

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Manuel: Menschen unter 18 Jahren rate ich grundsätzlich ab, jedoch ist mir aber auch die Neugier in der Jugendzeit bewusst und dass viele (wie auch ich damals) nicht warten wollen.

Für ein erstes Mal ist das beste Setting mit einer Vertrauten Person, die bereits Erfahrungen hat und in einem gewohnten Umfeld in dem man sich Wohlfühlt oder noch besser, in der Natur. Fragen oder Vorstellungen, die man im Vorfeld hat, sollte man auch offen fragen und das allerwichtigste: Kein Zeugs vom Straßendealer am nächsten Bahnhof!

Hanfverband Hamburg: 19. Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Manuel: Lustig oder spannend nicht wirklich, aber:

Lass anhauen, so jung wie jetzt kommen wir nie wieder zusammen.

Vielen Dank, dass du bei dem Interview mitgemacht hast und weiterhin alles Gute bei deiner aktivistischen Arbeit!

Steffen Geyer

Unser heutiger Interviewpartner Steffen Geyer gehört sicherlich zu den aktivsten unter den deutschen Aktivisten.

Wer schon etwas länger dabei ist, der kam allein aufgrund seiner auffälligen Optik, den langen roten Dreadlocks, nicht umhin ihn zu erkennen.

Auch wenn die Frisur sich geändert hat, ist sein Wille, die Legalisierung endlich in trockene Tücher zu bringen ungebrochen.

Seit mittlerweile Jahrzehnten ist der 42 jährige Berliner Mitorganisator der Hanfparade, engagiert sich im Hanfmuseum und hat zu jeder Zeit ein offenes Ohr für Menschen die Fragen zu Cannabis, oder Probleme mit z.B. Strafverfolgung, oder der medizinischen Verordnung haben.

Natürlich findet man ihn auf allen gängigen Social Media Plattformen, er berät, klärt auf, bringt sich ein wo er nur kann.

Es ist uns eine Freude ihn heute zu diesem Interview begrüßen zu dürfen.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Steffen: Wie so Viele – in der Schule. Kurz nach meinem 15. Geburtstag nahm ich auf Partys Leute wahr, die statt zum Bier zu merkwürdig geformten Zigaretten griffen. Ich lernte, dass das Kiffer sind und fand die cool, weil sie kein bisschen aggro waren, während der Rest der Party immer lauter und wilder wurde. Ein paar Tage später am 20.06.1994 habe ich auf dem Schulhof mein erstes Gras gekauft. Und dann stand ich mit zwei Freunden da und Keiner konnte bauen. (lacht)

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Steffen: Mitte der Neunziger gab es im Thüringer Wald höchstens drei, vier Mal im Jahr Marihuana. Den Rest des Jahres haben wir Haschisch geraucht. Und das war oft so räudig, dass Eimern normal war. Im Oktober 98 zog ich nach Berlin, lernte Angebot und Qualität in der Großstadt kennen und stieg auf Bongs um. Um die dann irgendwann zu Gunsten von Joints aufzugeben… Das muss so 2006 gewesen sein. Einen Vaporizer besitze ich nun auch schon 20 Jahre. Verschiedene Modelle, aktuell einen Mighty, aber da fehlt mir altem Nikotinisten der Tabak.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Steffen: Im Grunde ist die Polizei schuld, dass ich Aktivist bin… und eine Exfreundin, aber das ist ´ne andere Geschichte… 1997 war ich Wehrpflichtiger und im tiefsten Bayern stationiert. Auf dem sonntäglichen Weg in die Kaserne geriet ich in Nürnberg in eine Bahnhofsrazzia. Dabei fanden die Beamten in meinem Gepäck 4,9 Gramm Haschisch – meinen Wochenvorrat. Ihr könnt euch das Theater sicher vorstellen: Ein Soldat, in Bayern, mit Haschgift… Die Reaktion der militärischen und zivilen Behörden war so kafkaesk, so übertrieben, dass ich mir bis heute daraus die Verpflichtung ableite, Dritten mein Schicksal ersparen zu helfen. Anekdoten mit Polizei könnte ich noch Dutzende erzählen, aber die erste Verhaftung war für mich ein einschneidendes Erlebnis.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Steffen: Da komm ich ja doch noch dazu, den Teil mit der Exfreundin zu erzählen. Beteiligt habe ich mich schon seit 97 an einschlägigen Events. Allerdings nur als Teilnehmer. Zur ersten Hanfparade sind wir sogar mit ´nem Bus voller Soldaten gefahren. Auch nach dem Studienbeginn in Berlin gab es erst mal genug andere Sachen zu entdecken, aber dann hatte ich ´ne Beziehung mit einer Frau, die bei Greenpeace aktiv war. Und die ging jeden Mittwoch Abend die Welt retten, während ich alleine daheim Playstation gezockt habe. Das hat gewurmt und wie der Zufall so spielt, traf sich das Orga – Team der Hanfparade ebenfalls jeden Mittwoch Abend. Also ging ich Mitte März 2001 eines Tages ins Hanfmuseum und fragte, ob die Hilfe brauchen. Metaphorisch gesprochen bin ich seitdem nie wieder da raus gekommen.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Steffen: Ich sehe mich als Teil der Abteilung “Agitation und Propaganda” (lacht) oder etwas bürgerlicher formuliert: Ich beschäftige mich mit Bildung, Aufklärung, Veranstaltungsmanagement und Hilfe zur Selbsthilfe. Im Laufe der Jahre habe ich dabei ´ne Menge Platz im Lebenslauf mit Drogenpolitik gefüllt. Ich bin mehr als zwei Jahrzehnte bei Hanfparade und Hanf Museum aktiv. Habe im Verein für Drogenpolitik, bei ENCOD, der Grünen Hilfe und diversen Nutzhanf- und Patientenorgas mitgewirkt. War 2004-9 der einzige Angestellte des DHV. Habe vor neun Jahren die Cannabiskultour durchgeführt. Unzählige Podiumsdiskussionen, Mediengespräche, Interviews hinter mir. Dazu eigene Veröffentlichungen, Texte, Videos, Podcasts, Reden. Ich habe der Piratenpartei 2010 geholfen ihr suchtpolitisches Programm zu finden. Bin früher viel in Hanfforen aktiv gewesen, seit mehr als zehn Jahren in verschiedenen sozialen Netzwerken “fleißig”. Ich mache Rechtsberatung und Medientraining, berate StartUps… Ich schreibe Gesetzentwürfe und bastel Layout für Flyer oder Poster, habe Webseiten gestrickt… Die Liste ist lang.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Steffen: Nein. Zumindest, nicht dass ich wüsste. Mitunter mediziniert man sich ja unbewusst. Ich habe viel mit PatientInnen zu tun, aber ich selbst will „als Gesunder kiffen dürfen“.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert, auch ohne dass du Patient bist?

Steffen: Ich kiffe jetzt bald 28 Jahre, das sind zwei Drittel meines Lebens und kein Ende in Sicht. Wenn Cannabiskonsum einem keine subjektiven Vorteile bringt, dann hört man doch zügig wieder damit auf… Mein Eindruck ist, dass mich Cannabis gelassener macht. Damit meine ich nicht das Mir-doch-egal-Klischee sondern, dass Cannabis mir hilft, mit mir und der Welt geduldiger zu sein. Die gleichen Fragen ein tausendstes Mal zu beantworten oder wenn Mal wieder wer ´ne Kiste voller „Man-müsste-mal-Ideen“ hat und dabei keinen Moment “ich werde” denkt. Ohne Cannabis wäre ich wahrscheinlich ein unangenehmerer Mensch. Und ich bin so schon nicht der Bequemste.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Steffen: Gegenfrage: Welches Rauschmittel wird für die KonsumentInnen oder die Gesellschaft risikoärmer, wenn wir Jugendschutz, Verbraucherschutz und Qualitätskontrolle der Mafia überlassen? Ich kenne keins. Die Legalisierung von Cannabis, die Emanzipation der NutzerInnen und die Schaffung eines Hanfmarkts ohne Strafverfolgung dürfen meiner Meinung nach nur der Anfang eines grundlegenden Politikwechsels sein – weg von den Verboten, Abstinenzdogma und der Jagd auf DrogengebraucherInnen, hin zu einer akzeptierenden aufklärerischen Suchtvermeidungspolitik. Mit Drogen lebt es sich im Zweifel gesünder als ohne ihre vielfältigen Wirkungen. Und ohne Drogenverbote leben selbst jene besser, die gar keine Drogen nehmen.

Hanfverband Hamburg: Was erwartest du von der neuen Regierung bezüglich der im Koalitionsvertrag stehenden Legalisierung?

Steffen: Die Bundesrepublik steht vor einer historischen Chance – wie auch immer wir in Sachen Legalisierung handeln, wird Vorbild für viele unserer europäischen Nachbarn sein – und ich fürchte, dass wir dabei sind, diese einmalige Chance zu verkacken.

Bislang gibt es ja nur den Entwurf der Grünen, das Cannabiskontrollgesetz, und der ist weit davon entfernt, das Prädikat „Legalisierung“ tragen zu dürfen. Vielmehr sehe ich in ihm den Versuch, Cannabisgenuss trotz formaler „Erlaubnis“ möglichst unattraktiv zu machen. Der Entwurf ist vermeidbar bürokratisch, im Vergleich zum Umgang mit Alkohol und Tabak geradezu verfassungswidrig streng und sichtlich bemüht, all jene von der Kuchenverteilung fern zu halten, die bisher Millionen Deutsche zuverlässig mit Cannabisprodukten versorgen.

Es ist schade, dass weder die Sozen noch die Liberalen da irgendetwas dagegenhalten. Als Aktivist mache ich natürlich Vorschläge, artikuliere meinen Unmut und nerve mit Kritik, aber über meine Wirkmacht als Einzelner mache ich mir keine Illusionen. Wenn es nach mir ginge, würde Cannabis rechtlich mit Tabak gleichgestellt und gut ist. Die Regierung ist aber wild entschlossen, das Rad neu zu erfinden.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Steffen: Aktivismus ist Arbeit und für die gilt: “Wenn Arbeit was Geiles wäre, würden die Reichen sie für sich behalten.” Klar ist es nicht jeden Tag leicht, legalisierungsmäßig produktiv zu sein. Dazu kommt das Ehrenamtlichendilemma, ständig mit mehr Ungerechtigkeit konfrontiert zu werden, als man ertragen kann. Und irgendwie muss ja auch der Kühlschrank gefüllt und die Miete bezahlt werden.

Wenn dann Aktionen kein Echo finden; wenn die mühsam erdachte Kampagne verpufft; wenn Leute, deren Eltern sich auf deinem Event kennengelernt haben, sagen, ich müsste erst mal was leisten – es gibt so Tage, da fällt es mir schwer, weiter Hoffnung zu verbreiten. Den schwersten Moment meiner an Tiefschlägen reichen “Karriere” hatte ich in Hamburg. Als ich da 2012 mit der Cannabiskultour Station gemacht habe und die Demo loszog… Da waren nur so 150 Leute und die haben sich alle hinter dem Wagen aufgestellt. War schon richtig, schließlich gab es da die Musik, aber die komplette Demo passte in meinen toten Winkel und für mich sah das so aus, als wäre ich alleine…

Trotz Millionenstadt und Promo und Kontakten zu lokalen Gruppen. Damals hab ich hinterm Steuer gesessen und Rotz und Knoblauch geheult. Wenn mich an dem Tag nicht zufällig meine damalige Freundin mit einem Besuch überrascht hätte, würden wir heute vermutlich nicht miteinander sprechen. Neue Motivation krieg ich zwei, drei Mal pro Tag, wenn wieder das Telefon klingelt und wieder wer Stress mit den Cops hat oder wieder kranke Menschen von Krankenkassen abserviert werden oder oder oder. Es erschreckt mich auch nach über zwanzig Jahren noch, wie viele Menschen unter dem Unrecht Hanfverbot leiden.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften?

Steffen: Das notorische Verstoßen gegen Gesetze geht nicht spurlos am Privatleben vorbei. Gerade als Jugendlicher wächst da schnell ein Freundeskreis, in dem alle im gleichen Boot sitzen. In dem Andere wiederum nicht sitzen wollen und dann verschwinden. Irgendwann hat sich das geändert. Ich bin ja schon früh sehr sichtbar aktiv gewesen und das beeinflusst, wie Menschen auf einen zugehen. Ich habe unter AktivistInnen wie Betroffenen Freunde gefunden, weit mehr als ich durch meinen Umgang mit Cannabis verloren habe.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Steffen: Ich habe einen Sohn. Der ist siebeneinhalb und kriegt inzwischen mit, was Papa so treibt. Für den ist Hanf ein anderer Tabak und was für Erwachsene. Ich versuche, da möglichst offen mit umzugehen. Schon, dass der Junge seinen eigenen Konsum später nicht versteckt. Mir ist aber klar, dass ich in einer privilegierten Position bin. In Berlin kräht eh kein Hahn danach, wer kifft und als Erste-Reihe-Aktivist bin ich lang schon ein gebranntes Kind… Die berühmte alleinerziehende Mutter auf’m Dorf in Dunkeldeutschland hat es ungleich schwerer, zu sich und dem Nachwuchs ehrlich zu sein.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Steffen: Knifflig. Im Grunde muss das drüber Sprechen losgehen, wenn die Kinder anfangen zu sprechen. Altersgerechte Wahrheiten oder ehrlicher „Lügen für Kinder“. Spätestens im Kindergarten erzählen die ja eh, was sie so Zuhause erleben und da ist es meiner Meinung nach wichtig, dass Kinder wissen, was man besser nicht Jedem erzählt. Das setzt aber voraus, dass die Eltern den Mut haben, ihren Eigenkonsum (auch vor dem Kind) kritisch zu hinterfragen. Je älter der Nachwuchs umso aufrichtiger muss man da sein. Die sind ja nicht doof und spüren sehr genau, wann man sie und wann man sich selbst belügt. Konzepte wie Punktnüchternheit, mögliche Gesundheitsrisiken und strafrechtliche Folgen… Ich möchte nicht, dass mein Junge so etwas von Polizisten lernt. Letztlich ist „über Drogen reden“ der beste Schutz vor heimlichem Missbrauch und Vertrauen zu den Erziehenden einer der wichtigsten Bausteine niedrigschwelliger Suchthilfe. Wer seinen Kindern den eigenen Drogenkonsum verschweigt, um sie zu schützen, bringt sie in Gefahr!

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll? Warum?

Steffen: Effektiver Jugendschutz ist eine der wichtigsten Neuerungen, die wir LegalisiererInnen zu erreichen hoffen. Dafür muss das Einstiegsalter für den Legalmarkt möglichst nah am realen Einstiegsalter sein. Angesichts der Zustände an unseren Schulen und ihrer mehr oder weniger offenen Drogenszenen scheint mir 16 Jahre fast schon zu hoch gegriffen. Die Politik will indes davon nichts wissen und peilt 18 Jahre an. Wenn es so kommt, dürfen Jugendliche zwar Heiraten, Kreditverträge abschließen oder als Soldat für Deutschland sterben – der risikoarme Joint bleibt ihnen jedoch verwehrt. Fast noch wichtiger als die konkrete Zahl ist es meiner Meinung nach, die juristische Verfolgung der jungen KonsumentInnen zu beenden.

Strafverfolgung verfestigt Konsumgruppen – das gemeinsam begangene Verbrechen schweißt zusammen – und beeinträchtigt Prävention wie Suchthilfe. Bei Alkohol und Tabak agiert unsere Gesellschaft schlauer. Da wird nicht der jugendliche Konsument bestraft sondern nur die, die ihm die verbotene Ware beschaffen.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Steffen: Wenn ich es mir aussuchen dürfte, würde Cannabis noch heute aus dem BtMG gestrichen. Anschließend schreiben wir es überall da ins Jugendschutzgesetz, wo heute Tabak steht. Und am Tag danach ergänzen wir die Tabakanbauverordnung, -steuergesetze usw. nach dem gleichen Prinzip.

Alles keine Raketenwissenschaft, die Behörden und Kommunalverwaltungen müssen keine neuen Gesetze lernen… Legalisieren kann ganz einfach sein. Wenn eine Regierung dies denn tatsächlich will. Wichtig ist mir, dass dabei Diejenigen nicht vergessen werden, die in den letzten 50 Jahren wegen Cannabis vor Gericht oder im Knast gelitten haben. Ohne Generalamnestie, ohne Einstellung aller laufenden Verfahren, ohne Wiedergutmachung des amtlich verursachten Unrechts – kurz ohne Rehabilitierung der Opfer des Hanfverbots, bleibt die Legalisierung unvollständig. Da müssen wir KonsumentInnen uns in den kommenden Monaten hörbar für unsere GärtnerInnen und FachhändlerInnen stark machen. Last but not least müssen die internationalen Absprachen zu Drogen, allen voran die „UN Single Convention on narcotic Drugs“, auf den Müllhaufen der Geschichte. Deutsche Cannabisjäger verursachen ja nicht nur hierzulande menschliches Leid.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Steffen: So lange ich beim Händler meines Vertrauens nicht sagen kann „von dem X, das es letzte Woche gab, hätt´ ich gern noch ´ne Handvoll“ so lange ist es mir Wurst welche klangvollen Bezeichner der seinen Produkten gibt. Ich kaufe schlicht Gras. Oder von mir aus „gutes Gras“. Vielleicht würde ich mir mehr aus Sorten machen, wenn ich selbst anbauen würde, aber damit habe ich keine Erfahrungen und auch kein ausreichendes Interesse.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Dies ist auch jetzt nach der beschlossenen Legalisierung noch so. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Steffen: Meine Oma würde jetzt sagen: „Wer will, findet Wege, wer nicht will, Ausreden.“ Und ich neige dazu, ihr zuzustimmen. Ja, theoretisch besteht die Möglichkeit, dass legales politisches Engagement zugunsten der Legalisierung zu sozialen „Strafmaßnahmen“, zu Stigmatisierung und Ausgrenzung führt, aber in der Praxis kenne ich keineN dem die Teilnahme an einschlägigen Events auf die Füße gefallen wäre. Dazu kommt, dass Deutschlands AktivistInnennetzwerk eng genug geknüpft ist, um Leute aufzufangen. Es ist indes geradezu typisch für die Szene, dass es erst problematischen Kontakt mit Cannabisverfolgern braucht, bis der Mut für eigenes Engagement reicht. Ich nehme mich da ausdrücklich nicht aus, habe ich das Ausmaß der Grundrechtsverletzungen im Namen der Nüchternheit doch auch erst kapiert, als es mich traf.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Steffen: Wer heute mit Cannabis anfangen will, sollte eines nicht tun – es mit Tabak mischen. Das ist ein Suchthilfealptraum und der wichtigste klar benennbare Risikofaktor für eine Abhängigkeitserkrankung. Gerade am Anfang sollte man den Konsum im Zeitverlauf im Auge behalten. „Wann kiffe ich? Warum kiffe ich? Wie viel kiffe ich?“ sind Fragen deren regelmäßige Beantwortung hilft, mögliche Probleme früh zu erkennen. Ansonsten rate ich dazu, sich mit Absicht ein paar nichtkonsumierende Freunde und cannabisfreie Aktivitäten zu erhalten. Schon, dass man für Konsumpausen Sozialkontakte hat, deren Leben sich nicht um Joint oder Bong dreht. Was noch? Wenn es geht, sprecht mit euren Eltern oder Onkel, Tante, Nachbarn. Die meisten Erwachsenen haben irgendwann selbst Mal probiert und werden eure Ehrlichkeit honorieren. Im Notfall sind Leute wie ich da, um z.B. telefonisch oder bei einem Besuch im Hanf Museum Ängste abzubauen.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Steffen: Eine? Hunderte. (lacht) Aber den „Opa erzählt vom Krieg“-Teil heben wir uns lieber für einen anderen Tag auf. Bis hier liest ja eh keiner.

Steffen, wir danken dir für dieses kurze Interview! Bleib weiter so aktiv wie bisher. Und gesund natürlich.

Jason Schick

Wer sich für die Legalisierung von Cannabis einsetzen möchte, der kann dies auch ohne weiteres relativ anonym tun.

Dies zeigt unser heutiger Interview – Partner „Jason Schick“.

Seinen echten Namen hält der 51 jährige im Internet geheim, was durchaus legitim ist, ist das Thema Cannabis doch leider noch nicht für jeden gesellschaftsfähig genug.

Doch auch so lässt sich etwas bewegen, sei es auf Social Media, oder anderen digitalen Medien. Aufklärung und Hilfestellung gehören zu seinen täglichen Aktivitäten.

Wer einen Leidensweg wie er hinter sich hat und durch Cannabis Linderung erfährt, der kann wohl auch schlecht zu dem Thema schweigen.

Und so freuen wir uns, euch heute dieses kleine Interview mit ihm zu präsentieren.

Viel Spaß!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Jason: Ich habe mit der Wiedervereinigung den wirtschaftlichen Anschluss verpasst. Da war ich 20 Jahre alt. In den Folgejahren lernte ich einen inzwischen sehr guten Freund kennen. Als ich dann 24 Jahre alt war, saßen wir bei einem gemeinsamen Kumpel im Keller mit selbst gebauter Rohrbong. Das war mein erster Kontakt mit Cannabis.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Jason: In den Anfangsjahren war der Konsum sehr sporadisch. Aber es tat mir merklich vor allem psychisch gut. Inzwischen kommen chronische körperliche Beschwerden hinzu, sodass mein Konsum im Laufe der Jahre gestiegen ist. Aber ich achte auch auf Konsumpausen. Vor allem wenn ich merke, dass bei gleicher Menge die gewünschte Wirkung nachlässt oder gar ausbleibt. Das halte ich für extrem wichtig.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Jason: Seltsamer Weise bisher noch nie.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Jason: Da gibt es viele Gründe. Zum einen finde ich die staatliche Bevormundung erwachsener und somit mündiger Bürger absolut falsch. Zum anderen nutze ich es, wie schon angedeutet, zur Selbstmedikation. Leider finde ich in der Bundeshauptstadt keinen Arzt, der mich dahingehend unterstützt. Und da bin ich leider kein Einzelfall. Vor allem für medizinisch Betroffene müssen die Hürden des Zugangs noch erheblich gesenkt werden.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Jason: Da ich langzeitarbeitslos bin, kann ich wichtige Projekte wie den Deutschen Hanfverband leider nicht finanziell unterstützen. Zudem beschränken mich Hals- und Lendenwirbelsäulensyndrom sowie beidseitige Hackensporne an der aktiven Arbeit. Aber ich setze mich öffentlich, insbesondere im Social Media Facebook intensiv für eine verbraucher- und patientenfreundliche Drogenpolitik ein. Ich moderiere bzw. administriere einige einschlägige Gruppen und versuche bei Rechtsproblemen mit Tipps nach bestem Wissen zu helfen, auch wenn ich kein Jurist bin. Trotz meiner Einschränkungen versuche ich aber zumindest an der jährlichen Hanfparade teilzunehmen.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Jason: Nein. Aber nach Auffassung von Freunden und Bekannten, die mein gesamtes Krankheitsbild kennen, sollte ich es eigentlich sein. Zu den bereits erwähnten körperlichen Einschränkungen kommen noch massive psychische Belastungen aufgrund mehrerer Traumata aus meiner Kindheit hinzu. Dazu gehören vor allem nicht therapierbare posttraumatische Belastungsstörungen, Anpassungsstörungen und eine latente Neigung zur Depression. Die Ursachen der psychischen Erkrankungen in vollem Umfang zu benennen, würde hier vermutlich zu weit führen. Also beschränke ich mich mal auf die wesentlichsten Auslöser. Meine Mutter selbst ist psychisch gestört. Sie war alleinerziehend mit drei Kindern heillos überlastet und bekam von der staatlichen Jugendhilfe der DDR mehr Druck als Entlastung. Dieser Druck entlud sich nur all zu oft bei mir, da ich nicht in meinem lebhaften Verhalten nicht ihren Vorstellungen entsprach. Dazu möchte ich anmerken, dass ich mein erstes Trauma erfuhr als ich mit nicht einmal sechs Jahren aus meinem elterlichen Umfeld ohne jedes Vorgespräch regelrecht gerissen wurde. Damit landete ich als drittes der drei Kinder in einem staatlichen Kinderheim. Den Höhepunkt der Belastungen meiner Mutter erfuhr ich im Alter von 12 Jahren in den Sommerferien als meine Mutter, nachdem ich Warnungen ignorierend mit gesundem Geschwisterneid mir zu viel Essen genommen hatte. Meine Mutter zwang mich weiter zu essen, obwohl ich längst satt war, indem sie mit einem Holzhandfeger auf mich einprügelte. Sie hörte damit auch nicht auf, nachdem ich mich ins Essen erbrochen hatte und zwang mich prügelnd weiter zu essen. Irgendwann barst der Handfeger auf meinem Rücken. Als sie dann mit einem Hockerbein aus Aluminium weiter auf mich einprügeln wollte, schritt mein Bruder, damals 19 Jahre alt, ein. Aber das Urvertrauen war damit zerstört und wirkt bis heute nach. Wer sich mit den staatlichen Kinderheimen der DDR befasst – ich war in insgesamt 10 Jahren und 10 Monaten in fünf verschiedenen Heimen, davon zwei für „Schwererziehbare“ – kann sich den dortigen Leidensdruck vorstellen, der ein weiterer Baustein meiner PTBS war. Mit der Wiedervereinigung verpasste ich den Anschluss auf dem Arbeitsmarkt und stürzte irgendwann in eine Depression. Diese fand ihren Höhepunkt im Sommer 1993. Über sechs Wochen schlief ich in Etappen etwa 20 Stunden am Tag, wobei die Wachphasen nicht länger als 30 bis 60 Minuten anhielten. Es war verdammt harte Arbeit da wieder herauszukommen. Als mein erster Sohn geboren wurde und wir im Chaos der frisch bezogenen Wohnung mit Säugling saßen, wuchs mir alles über den Kopf. Ich fühlte mich überfordert und begab mich in Psychotherapie, um die Fehler meiner Mutter nicht zu wiederholen. Die Psychiaterin lehnte jedwede Therapie mit Cannabis ab und verschrieb mir ein Antidepressivum mit dem Hauptwirkstoff Duloxetin. Dies hatte dermaßen heftige Nebenwirkungen, vor allem Schwindelanfälle – ich wäre am ersten Tag der Einnahme fast auf mein Kind gestürzt -, dass ich es nach zwei Wochen wieder absetzte und mich notgedrungen vom Schwarzmarkt (wieder) mit Cannabis versorgte.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Jason: Zur PTBS gehören bei mir hauptsächlich Einschlafstörungen. Wenn ich abends im Bett liege, führe ich fiktive Streitgespräche mit Menschen aus meiner Vergangenheit und Gegenwart, die Teil meiner PTBS sind. Ich nenne das „Kopfkino“. Dieses Kopfkino hindert mich am einschlafen und kann ich mittels Cannabis super abschalten. Auch gegen meine Rückschmerzen hilft mir Cannabis sehr gut.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Jason: Aufgrund meiner psychischen Störungen bin ich extrem vorsichtig bezüglich Drogen. Mich reizen zwar Pilze oder andere Naturrauschmittel. Aber da ist das Setting besonders wichtig für mich. Neue mir bisher nicht bekannte Drogen würde ich nicht unbegleitet probieren wollen. Zu Drogen allgemein befasse ich mich schon länger mit dem portugiesischen Modell. Der damit erzielte Erfolg spricht für sich.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Jason: Deutschland verpasst mit seiner Repressionspolitik viele Chancen. Das fängt bei versäumten Steuereinnahmen an, mit welchen man objektive Aufklärungsarbeit und sogar noch mehr finanzieren könnte. Hier verwiese ich auf die Zahlen aus Colorado (USA). Ebenso ignoriert man permanent, dass ja bereits die Alkoholprohibition in den USA seinerzeit gescheitert ist. Die Prohibitionskosten für die Steuerzahlenden sind immens. Polizeien und Gerichte werden mit Verfahren, insbesondere gegen Konsumierende, von anderen wichtigeren Strafverfolgungen abgehalten. Das muss ein Ende finden. Selbst die alte SPD öffnet sich einer anderen Drogenpolitik. Nur erzkonservative Parteien wie CDU/CSU und AfD halten an der aktuellen Drogenpolitik fest. Da sie aber damit inzwischen in der Unterzahl sind, bin ich zuversichtlich, dass sich in absehbarer Zeit in Deutschland etwas ändern wird.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Jason: Nein, niemals. Nach meinem Erstkontakt mit Cannabis und der im Grunde sofortigen positiven Wirkung auf meine (depressive) Psyche wollte ich unbedingt, dass erwachsene Menschen Zugang dazu bekommen. Es macht einfach eine positive Grundstimmung, die somit auch leistungsfördernd und daher auch ein Motor für die Arbeitswelt ist.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Jason: Nein, eigentlich nicht. Ich habe ohnehin nur sehr wenige Freunde im realen Leben, die entsprechend wohl gewählt sind. Wer von denen selbst nicht konsumiert, kennt aber die Hauptgründe für meinen Konsum und hat damit auch keine Probleme.

Hanfverband Hamburg: (Wenn du Kinder hast) Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Jason: Wir rauchen ja prinzipiell nicht in der Wohnung. Immerhin haben wir einen Balkon. Meine Kinder sind zu klein, um alle Gründe meines Konsums zu verstehen. Also beschränken wir uns auf die körperlichen Einschränkungen als Erklärung (meinen psychosomatischen Reizmagen sollte ich hier mal erwähnen, der von Schmerztabletten nur zusätzlich belastet würde). Damit kommen die Kinder klar.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Jason: Für mich gilt bei Kindern grundsätzlich, wenn es alt genug ist eine Frage zu stellen, dann ist es auch – altersgerecht verpackt – alt genug für die Antwort. Ob drei Jahre oder 13 spielt für mich dabei keine Rolle. Die Art der Antwort macht da nur den Unterschied.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Jason: Der Eintritt ins Erwachsenenalter wurde in der Kaiserzeit zwecks Wehrpflicht mal von 21 Jahren auf 18 Jahre gesenkt. Das kann, da wir schon lange keine Wehrpflicht mehr haben, endlich wieder revidiert werden. Auch ich hatte Reifeverzögerungen und halte daher diese drei Jahre nach oben für sinnvoll. Wir wissen aus Studien, dass das heranwachsende Gehirn vom Cannabiskonsum im Wachstum gebremst wird. Und wenn ich mich in den einschlägigen Gruppen auf Facebook umschaue, sehe ich meine These immer wieder bestätigt. Es mag zwar auch Ausnahmen in die andere Richtung, also frühreife Jugendliche und Jungerwachsene geben. Aber eher wäre ich dann für die Fahrerlaubnis ab 16 Jahren. Zumindest das hat sich ja in den USA recht gut bewährt.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Jason: Nach meiner Auffassung gehört das Betäubungsmittelgesetz fest in das Jugendschutzgesetz integriert. Nur dort hat einen sinnvollen Zweck zum Schutz der Jugend. In Einzelfällen sollte man aber auch Jugendlichen nicht den Zugang zu medizinischen Zwecken pauschal verwehren nach meiner negativen Erfahrung mit chemischem Psychopharmaka. Das Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit beinhaltet ja keine Pflicht. Es gibt viele leidende Menschen, weil Psychiater und Psychotherapeuten überlaufen sind und die Wartezeiten enorm lang sind. Zudem führen Drogen wie MDMA Leistungssteigerungen herbei, die dem Arbeitsmarkt zuträglich sind. Insofern gefällt mir das portugiesische Modell, welches nun schon seit 20 Jahren erfolgreich läuft, am besten.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Jason: Nein, nicht direkt. Ich bevorzuge zwar abends wegen der PTBS sedierende Indica-Sorten. Aber da der Schwarzmarkt ein wenig wie Lotto ist, habe ich auch schon auf erhellenden Sativa-Sorten erstaunlich kreative Erlebnisse gehabt.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Jason: Ich habe absolutes Verständnis für deren Bedenken. Wenn man aufmerksam die Medien zu diesem Thema verfolgt und immer wieder lesen muss, dass selbst anerkannte Cannabis-Patienten ständigen Schikanen ausgesetzt sind, dann möchte man das für sich selbst vermeiden. Was aber jeder Mitbürger und jede Mitbürgerin tun kann, ist bei Wahlen die Stimme einer Partei zu geben, die sich für das Ende dieser Prohibitionspolitik ausspricht.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Jason: Angesichts meiner prekären Lebenssituation würde ich zum Eigenanbau neigen. Allerdings braucht das erforderliche Equipment Startkapital, woran es schon scheitert. Insofern fürchte ich, dass ich bei gleichbleibender Sozialpolitik auf Fachgeschäfte angewiesen bleibe.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Jason: Mein wichtigster Tipp sind regelmäßige Konsumpausen. Eine Suchtveranlagung ist erblich. Mein Vater ist Alkoholiker. Schon von daher rate ich dringend zur sorgsamen Selbstreflexion. Dazu müssen aber die bestehenden Stigmata überwunden werden, sodass vor allem junge Menschen ohne Scheu und Angst vor Repressalien in eine Drogenberatungsstelle gehen und sagen können: „Ich glaube, ich habe meinen Drogenkonsum nicht im Griff. Bitte helft mir!“ Besser wäre es, offen mit den Eltern darüber zu reden. Bei allen Fehlern meiner Mutter hat sie auch einige Dinge richtig gemacht. So war es ihr lieber, dass ich kontrolliert Zigaretten rauche (damals war das noch ab 16 Jahren möglich), als dass ich unkontrolliert womöglich eine Nikotinvergiftung erleide.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Jason: Es war der erwähnte Erstkontakt. Da saßen wir also im Keller jenes Freundes, rauchten gemütlich die Bong und ich wartete völlig neugierig auf die Wirkung. Solange man dies aktiv tut, wird sie sich nach meiner Erfahrung nicht einstellen. Man muss irgendwie „loslassen“. Wartend fragte ich also meinen Freund, warum das Ding eigentlich „Bong“ heißt. Da damit aber die Erwartungshaltung weg war und ich also „losgelassen“ hatte, wusste ich es wenige Sekunden später. Zum ersten Mal war meine Depression für den Zeitraum des Rausches nicht mehr existent. Ich konnte mich vor innerer Schwere zwar nicht mehr wirklich bewegen. Aber der Kopf war schlagartig (BONG!) völlig frei. Meine Freunde lachten dann, was sehr ansteckend war.

Vielen Dank Jason, dass du dir für unser kleines Interview Zeit genommen hast!

Benno Tramm

Eine Einleitung zu mir selbst zu schreiben fühlt sich zwar irgendwie merkwürdig an, aber heute möchte ich mal kein Interview von euch, sondern mein eigenes präsentieren.

Ich bin noch nicht so lange wie manch alter Hase hier als Aktivist am Start, das ändert aber nichts daran, dass ich mit viel Herzblut dabei bin.

Ich bin 38 Jahre jung, lebe auf dem Land zwischen Bremen und Hamburg und arbeite in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung.

Wenn ich mich für ein Thema interessiere und es mir wichtig ist, dann neige ich dazu, mich total hineinzusteigern. Beim Thema Cannabis ging das auch ziemlich flott, und so gehe ich wohl nicht nur meiner Frau, sondern auch dem einen, oder anderen Freund ständig damit auf den Geist. Aber damit kann ich leider erst aufhören, wenn wir es geschafft haben, dass jeder Erwachsene Mensch in Deutschland legal soviel Cannabis kaufen, anbauen, verschenken, lagern und konsumieren darf, wie er, oder sie will.

Und ich bin da positiv. Ich kann einfach nicht anders. Ich sage es nicht zum ersten Mal:

Der Kurs ist vorherbestimmt, man kann ihn nicht ändern!

Viel Spaß mit meinem Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Ich glaube ich war 15. Bis zu dieser Zeit war ich noch sehr davon überzeugt, dass illegale Drogen aus einem guten Grund illegal sind. In meinem Freundes,- und Bekanntenkreis kam das Thema Cannabis zu der Zeit aber immer öfter zur Sprache. Interessanter wurde das ganze für mich dann auch, nachdem ich das erste mal eine Ausgabe der „Grow“ durchgeblättert hatte. Dazu kam dann noch, dass ein Kumpel von mir, welcher zu der Zeit aus Süddeutschland in den Norden umgezogen ist, schon relativ viel Erfahrung mit verschiedenen Drogen hatte. Meiner Aufklärung stand nichts mehr im Weg. Wann und wie ich dann tatsächlich das erste mal gekifft habe, weiß ich nicht mehr genau. Wir haben uns damals immer bei den Leuten getroffen wo wir wussten, dass die Eltern praktisch nie das Zimmer betreten. Im Nachhinein wissen wir, dass überall da, wo wir „heimlich“ gekifft haben, die Eltern natürlich Bescheid gewusst haben MÜSSEN. Es war aber auch nicht dumm, durch das Nicht – Einschreiten dafür zu sorgen, dass wir in ihrer Nähe waren und nicht irgendwo herumlungerten. Wir rauchten meist aus selbstgebauten Bongs. Die hatten dann oft auch interessante Namen wie „Der Tod“ oder „Banana – Bong“. Gras gab es früher relativ selten. Meistens bekamen wir Hasch von mittelmäßiger Qualität. Wir haben das immer „Standard“ genannt. Gras wurde dann später wieder mehr und auch die Qualität des Haschischs wurde besser.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Im Vergleich zu den Anfängen konsumiere ich sehr viel weniger. Das hat sich aber generell immer mit den Lebensumständen verändert. In meiner Schulzeit, ohne Führerschein, habe ich zeitweise sicher etwas zu viel konsumiert. Schlecht in der Schule war ich deshalb aber nicht. Übrigens auch keiner meiner Freunde. Wenn ich eine Freundin hatte, welche Cannabis gegenüber aufgeschlossen war, oder selbst konsumierte, wurde der Konsum mehr, war es andersrum wurde er weniger. Heute mit Familie arrangiere ich das so, dass niemand durch meinen Konsum gestört wird, inklusive meiner Frau, die davon nicht wirklich was wissen möchte. Sie lässt mir aber viel Freiraum was das angeht. Insgesamt konsumiere ich heute wenn, dann nur am Wochenende, oder wenn ich Urlaub habe. Dann aber leidenschaftlich gerne.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Ja, ich musste mal 250 € an eine Drogen/Suchthilfe bezahlen. Damals sind bei uns in der Nähe immer alle am 1. Mai mit Bollerwagen und Bier zu einem See gepilgert und haben gefeiert. Als ich dann später am Ufer des Sees einen Joint rauchen wollte, tippte mir plötzlich ein Polizist in Zivil auf die Schulter. Dumm gelaufen. Bis auf die Zahlung von 250 € kam dann auch nicht mehr viel. Wurde eingestellt.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Ich will einfach endlich richtig frei sein! Ich hatte plötzlich die Erkenntnis, dass sich nichts ändert, wenn niemand etwas dafür tut. Also habe ich überlegt, was ich machen kann, ohne dass gleich mein komplettes Umfeld alles mitbekommt.

Formate wie z.B. die DHV News hatte ich schon hier und da mal verfolgt, aber es fehlte irgendwie die „Aktivierungsenergie“. Und die Erkenntnis, dass es ganz einfach ist, sich für die Legalisierung einzusetzen. Als mir das dann aber klar wurde, habe ich mir einfach einen alternativen Facebook – Account gemacht und angefangen mich mit allen Cannabis – Sympathisanten zu vernetzen die ich finden konnte. Ich hab dann natürlich auch angefangen online so ziemlich überall meinen Senf dazuzugeben wo ich nur konnte.

2019 war ich beim GMM in Hamburg und habe natürlich auch hinterher Bilder und Videos auf Social Media gepostet. Daraufhin hat mich Marc Schlosser (Sprecher) angeschrieben und gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mich in der Hamburger Ortsgruppe um Facebook usw. zu kümmern.

Ich hab natürlich ja gesagt und da sind wir nun..

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Zum einen engagiere ich mich im Rahmen der Ortsgruppe. Hier kümmere ich mich um Facebook und Twitter, Dinge wie dieses Interview hier, Gewinnspiele usw. Hier ist es wirklich praktisch, dass ich online mitwirken kann, da ich nicht in Hamburg wohne. Natürlich helfe ich auf unseren Demos und was sonst so anfällt.

Ich schreibe regelmäßig allen möglichen Politikern, schreibe Leserbriefe, diskutiere mit allem und jedem, verteile Flyer und Sticker, betreibe Aufklärung in der Familie und im Bekanntenkreis, versuche Freunde dazu zu bewegen, auch aktiv zu werden usw.

Leider bin ich in meinem Freundeskreis der einzige…aber was nicht ist, das kann ja noch werden.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Nein.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Ich habe das Glück, dass ich Cannabis nicht aus medizinischen Gründen brauche. Zumindest nicht im eigentlichen Sinn.

Ich habe manchmal das Gefühl, dass ich nicht in diese Welt passe. Das ist etwas übertrieben ausgedrückt und das Gefühl ist schwer zu beschreiben. Es ist auch nicht so, dass es mir deshalb irgendwie akut schlecht geht. Ich bezeichne es für mich selbst gerne als „Weltschmerz“, nach dem gleichnamigen Song von „Flowin Immo“ (Rapper aus Bremen). Gegen diesen „Weltschmerz“ hilft Cannabis ganz gut.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Ich konsumiere neben Cannabis keine anderen illegalen Drogen, habe aber keinerlei Probleme damit, wenn das jemand anderes tut. Früher habe ich das eine, oder andere Mal Pilze gegessen und Salvia Divinorum hab ich mal ausprobiert.

Verbote von bestimmten Drogen bringen auf jeden Fall niemandem etwas. Das war noch nie so und wird niemals so sein. Deshalb wäre ich für eine generelle Legalisierung aller Drogen. Was wichtig ist, ist die richtige Aufklärung. Man kann mit Heroin theoretisch uralt werden, wenn man weiß, was man da vor sich hat und wenn es keine Streckmittel gäbe. Es macht aber natürlich stark abhängig. Jede Droge muss so gehandhabt werden, wie es z.B. ihre Gefährlichkeit vorgibt. Natürlich möchte ich keine Heroinläden, in denen jeder Volljährige kaufen kann wie er lustig ist.

Wie gesagt, nach Gefahrenpotential. Drogen wie Heroin könnte man in den Apotheken abgeben. Psychedelische Substanzen wie LSD und Psilocybin usw., welche stark auf gutes Set und Setting angewiesen sind, sollten von erfahrenen Fachleuten verkauf werden, welche auch immer Tipps zu Safer Use geben können. Ich fände auch so etwas wie „Psychonautenvereine“ cool, in denen man im Rahmen eines Workshops, o.Ä. unter fachkundiger Aufsicht Drogen wie LSD nehmen kann.

Vielleicht könnte man auch eine Art Drogenführerschein etablieren, der dann natürlich nicht Pflicht ist, aber von interessierten Konsumenten erworben werden kann. Eine Art Lehrgang in Drogenkunde.

Am wichtigsten ist, dass nicht Strafverfolgung, sondern Aufklärung und Hilfe praktiziert wird.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Bald ist natürlich ein dehnbarer Begriff. Ich denke, dass die gesamte Entwicklung weltweit dazu führen wird, dass auch bei uns legalisiert wird. Die USA stehen kurz vor der kompletten Legalisierung und auch in Europa, Asien und Afrika tut sich was. Wichtig ist, dass CDU und AfD bei den nächsten Wahlen so schlecht wie möglich abschneiden.

Denkt alle dran: Dafür muss man wählen gehen!

Der Druck wird spürbar mehr und das Thema Cannabis ist gefühlt allgegenwärtig. Der CBD Hype hat auch geholfen, das Thema weiter in der Gesellschaft akzeptabel zu machen.

Während ich das hier schreibe haben mittlerweile drei Gerichte ihre Verfahren ans Bundesverfassungsgericht abgegeben, weil starke Zweifel am Sinn des Betäubungsmittelgesetzes herrschen.

Eine theoretische Mehrheit im Bundestag haben wir auch.

Alles in allem bin ich eher optimistisch eingestellt. Der Kurs ist vorherbestimmt und wenn jetzt endlich mal ein größerer Teil der 4 Millionen Konsumenten den Arsch hochbekommt, dann wird das auch was. Ich hasse diese chronischen Pessimisten, die nichts anderes zu tun haben, als alle Bemühungen anderer schlecht zu machen, oder ständig zu betonen, dass das mit der Legalisierung in Deutschland sowieso nichts wird.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Nein, aber ich bin ja auch noch nicht soo lange aktivistisch dabei. Ich glaube aber nicht, dass es etwas gibt, was mich an meiner Überzeugung zweifeln lassen könnte.

Was mich sehr nervt ist, dass in der Legalisierungs – Community oft nicht an einem Strang gezogen wird und manche Leute meinen, ständig irgendwem irgendwas madig zu machen. Warum muss man z.B. den DHV schlecht machen, nur weil man persönlich mit diesem, oder jenem unzufrieden ist. Jeder soll seine Meinung haben, aber wenn sich aus diesem Grund andere Leute nicht engagieren, dann ist das definitiv kontraproduktiv.

Außerdem stören mich die ewigen Nörgler, die ständig nur in die Welt hinaus schreien, dass Cannabis in Deutschland sowieso nie legal wird. Bullshit! Wenn alle so denken würden, wäre das sicher nicht förderlich. Im Gegenteil. Ich kann bei langjährigen Aktivisten verstehen, dass da evtl mal die Ausdauer schwankt, aber es nützt nun mal nichts. Wir müssen am Ball bleiben. Ich bin generell ein positiver Mensch, deshalb fällt es mir nicht schwer auch hier positiv in die Zukunft zu blicken.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Leider ja (Im Nachhinein aber zu vernachlässigen), aber zum Glück nicht in meiner jetzigen Beziehung. Meine Frau lässt mich machen. Jeden Tag konsumieren wäre für sie aber ein No-Go, was für mich aber kein Problem ist. Die THC – Toleranz niedrig zu halten hat auch definitiv Forteile.

Es gab aber auch andere Fälle. Ich weiß noch genau, wie mich meine erste richtige Freundin angemault hat, wenn sie erfahren hat, dass ich gekifft habe. Da hing der Haussegen schief. Das Beste daran war aber, dass sie mir irgendwann offenbart hat, dass sie Kiffen nur bei mir doof findet, sie sich selbst aber mit den Mädels ab und zu einen gönnt… Das stieß mir doch sauer auf, könnte man sagen.

Mein Freundes,- und Bekanntenkreis bestand schon immer aus Cannabis – Freunden, also gab es da schon mal keine Probleme.

Auch meine Eltern sind damals, als sie erfahren haben, dass ich Cannabis konsumiere, sehr cool geblieben und sind gut damit umgegangen. Sie fanden es wohl nicht toll, es gab aber nie wirklich Ärger deswegen. Mein Großvater hätte mir sicher die Hölle heiß gemacht. Ich kann mich gut erinnern wie er immer sagte:

Lass die Finger vom Hasch, das ist der Anfang vom Tod!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Man sollte seinen Kindern nichts vorleben, was man später nicht bei ihnen sehen will. Gerade solange Cannabis noch illegal ist, ist es natürlich auch ein Stück weit Selbstschutz dafür zu sorgen, dass der Nachwuchs nichts vom Konsum mitbekommt. Wenn die Kids in der Grundschule herumerzählen, dass der Papa zuhause immer grünen, merkwürdig riechenden „Tabak“ raucht, kann das schon zu argen Problemen führen. Das zu gewährleisten ist aber nicht sonderlich schwer. Ab einem gewissen Alter kann man so etwas aber sicher nicht mehr verheimlichen und dann gilt es aufzuklären.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Ein bestimmtes Alter kann man da schlecht benennen. Jeder ist anders.

Da Alkohol praktisch allgegenwärtig, legal und trotzdem sehr ungesund ist, sollte man hier schon früh mit der Aufklärung beginnen. Gerade bei Alkohol versäumen das meiner Meinung nach sehr viele Eltern weil es so normal ist. Der typische Satz: „Lass die Finger von den Drogen, trink lieber mal ein Bier“, ist nicht nur in mehrerer Hinsicht Schwachsinn, er macht mich auch wütend.

Das Thema Hanf kann man schon sehr früh mit den Kindern durchleuchten. Da gibt es ja viele interessante Aspekte. Und von da ist der Übergang zur Drogenaufklärung dann nicht mehr so weit. Spätestens, wenn die Kids auf eine weiterführende Schule gehen, wird das Thema früher, oder später auf den Tisch kommen. Man muss seine Kinder beobachten und von vornherein dafür sorgen, dass Vertrauen da ist. Dann kommen sie auch mit ihren Fragen.

Man merkt ja auch, welche Themen gerade beim Nachwuchs aktuell sind. Oder welche Musik sie z.B. hören. Da hier Drogen sehr oft thematisiert werden, kann man auch mal nachhaken, ob sie eigentlich wissen, wovon da gesungen, oder gerappt wird.

Man sollte sich auch immer an seine eigene Jugend erinnern. Immerhin haben wir ja auch so einiges miterlebt und das wohl in den meisten Fällen schlecht aufgeklärt. Dann schafft der aufgeklärte Nachwuchs das auch.

Wichtig ist wie gesagt Vertrauen und eine liebevolle Beziehung zu seinen Kindern zu pflegen.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Ich wäre für 18 Jahre. Übrigens auch beim Alkohol. Wer ein Auto fahren, wählen gehen, Häuser kaufen und Verträge abschließen darf, der muss auch entscheiden dürfen, ob er, oder sie Cannabis konsumieren möchte, oder eben nicht.

Hanflabyrinth im Kliemansland (Rüspel)

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Ich wünsche mir eine bunte Mischung aus verschiedenen Ansätzen. Wir brauchen Fachgeschäfte (Hätte ich auch gerne für Alkohol), in denen man sich beraten lassen kann, eine gewisse Auswahl hat und alles unkompliziert ist. Dann muss auf jeden Fall der Eigenanbau erlaubt sein. Das ist schließlich der natürlichste Weg und am weitesten vom Schwarzmarkt weg, wenn man so will. Zusätzlich wären Social Clubs eine tolle Sache. Auch Online – Verkauf kann mit dabei sein.

Warum nicht einfach alle Möglichkeiten ausschöpfen. So ist für jeden was dabei.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Nein. Mal von Urlauben in den Niederlanden abgesehen hatte ich nie wirklich die Gelegenheit großartig Sorten auszuprobieren und eine Vorliebe zu entwickeln. Ich mag Gras lieber als Hasch, aber das ist fast schon alles. Abwechslung ist gut. Es darf ruhig immer mal wieder etwas anders knistern.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Es ist nicht verboten, sich für eine Änderung der Politik einzusetzen. Und wenn man anonym bleiben will, dann kann man das auch bis zu einem bestimmten Grad. Gerade online kann man sich aktivistisch gut austoben, ohne dass das direkte Umfeld etwas davon mitbekommt. Schreiben kann man auch ohne den richtigen Namen zu nennen. Man kann Petitionen unterschreiben, Spenden, in einer Ortsgruppe online helfen, usw. Man kann auch auf Demos gehen, ohne es vorher jedem zu erzählen, wenn man das nicht möchte. Ich habe anfangs auch alternative Social Media Accounts gemacht, weil ich nicht wollte, dass es jeder mitbekommt, was ich da mache. Das kann man dann ganz einfach nach und nach erweitern, je nachdem wie einem der Sinn steht. Wichtig ist nur, DASS man etwas macht und nicht ständig nachplappert, dass es ja sowieso nichts wird. Denn dann wird es vielleicht wirklich nichts….

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Ich denke, ich würde beides machen. Ich habe schon immer viel Freude an Pflanzen gehabt, habe einen kleinen Gemüsegarten und beschäftige mich mit Bonsais. Da hätte ich auch an der einen, oder anderen Cannabispflanze meinen Spaß.

Zusätzlich hätte ich aber gerne die Möglichkeit, z.B. auch mal etwas „besonderes“ um Fachgeschäft zu kaufen, oder so für etwas Abwechslung zu sorgen.

Auch die „Kneipenatmosphäre“ von Coffeeshops gefällt mir gut. Ein Ort, wo man sich trifft, einen Kaffee trinkt und zusammen den einen, oder anderen Dübel raucht.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Mach es am besten mit jemandem zusammen, der schon Erfahrung damit hat. Sorge für eine geschützte, ruhige Atmosphäre. Und mach es nicht, weil du jemandem imponieren, oder irgendwo dazugehören willst. Versuche zumindest sicher zu gehen, dass du sauberes Cannabis bekommst.

Rauche erst mal ganz wenig und warte ab, was passiert. Nachlegen kann man immer noch. Wenn du keinen Tabak rauchst (und eigentlich auch sonst), dann lass ihn auch hier weg.

Konsumiere am Anfang nicht unbedingt Edibles. Die Wirkung lässt sich als Anfänger nicht gut abschätzen.

Und ansonsten: Genieße es. Wenn man schon kifft, dann soll es auch Spaß machen, oder einen weiterbringen. Ein schlechtes Gewissen währenddessen sorgt nur dafür, dass alles umsonst war.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Besonders viel fällt mir spontan nicht ein, aber vielleicht das:

Vor Jahren haben ein Kumpel und ich mal vollgepackt mit tollen Sachen im Wald gepicknickt. Es war ein schöner Tag und wir haben ne ganze Menge geraucht, Musik gehört und über Gott und die Welt philosophiert.

Es wurde später und dunkler, die beiden Typen wurden breiter. Irgendwann wollten wir nach hause. Es war jetzt schon ziemlich dunkel. Wir packten alles zusammen, standen auf und sahen uns um. Dann mussten wir beide plötzlich tierisch lachen. Wir hatten beide keinen Schimmer in welche Richtung wir gehen mussten. Alles sah gleich aus, völlig anders als nüchtern im Hellen und die Schatten, die unsere Minitaschenlampe warf, machten alles nur schlimmer. Uns war beiden beim Aufstehen und Umsehen sofort klar, dass auch der andere keinen Plan hatte, wo wir waren, deshalb mussten wir so lachen.

Wir sind dann schließlich einfach querfeldein in irgendeine Richtung durchs Unterholz getrampelt, bis wir irgendwann an einen Weg kamen und wieder Orientierung hatten. Dann ging es ab nach hause.

Sonst bedanke ich mich an dieser Stelle immer für die Teilnahme an unserem Interview. Heute will ich mich aber mal anders als sonst bei meiner Ortsgruppe bedanken, dass ich so gut aufgenommen wurde und dass wir ein so gutes Team geworden sind. Wir sind alle völlig unterschiedliche Leute, aber harmonieren trotzdem top und es macht mir sehr viel Spaß und ich bin Stolz, hier dazuzugehören.

Also, lasst uns alle zusammenarbeiten und dafür sorgen, dass das beschissene Cannabis – Verbot bald Geschichte ist!

Thomas Voss

Cannabis hat mir das Leben gerettet“, sagt der gelernte Elektromeister.

Nachdem Thomas nach einem Arbeitsunfall die übliche Tortur mit den gängigen Medikamenten miterlebt hatte und die Ärzte ihm nicht mehr helfen konnten, zog es ihn gen Süden.

Ich bin zum Sterben nach Afrika gefahren.“

Das Land und das marokkanische Haschisch haben ihm sein Leben wiedergegeben.

Wer sich auf Social Media mit Cannabis beschäftigt muss früher oder später über die Beiträge des leidenschaftlichen Handwerkers stolpern.

Und er kennt sich aus. Paragraphen haben es ihm angetan, denn genau hier hat er seine Angriffsfläche gefunden. Und angreifen, das tut er!

Wir freuen uns sehr über dieses Interview mit einem hochinteressanten Aktivisten.

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Thomas: Den ersten Kontakt zu Cannabis hatte ich mit 17 Jahren. Hab´s mit Freunden probiert, aber da ich zu dem Zeitpunkt Nichtraucher war, war das irgendwie nicht meins.

Hatte ein ziemliches Schwindelgefühl und wirre Gedanken. Das ist jetzt 30 Jahre her…

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Thomas: Mein Konsum hat sich in der Form verändert, dass ich mir heute bewusster bin woher ich meine Medizin bekomme. Dass das all die Jahre aus den Coffeeshops nicht wirklich qualitativ geprüft war, darüber war ich mir früher nicht bewusst. Heute achte ich sehr auf Qualität und das bei gleichbleibender Dosierung. Wenn es stärker ist nehme ich weniger, wenn es schwächer ist nehme ich mehr. Das ist ja eigentlich nur eine Dosierungssache. Die Menge hat sich nicht geändert und die Zeiten auch nicht. Ich rauche abends und dann ist das gut.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Thomas: Diese Frage ist etwas verwirrend denn das Gesetz hat ein Problem mit mir! Ich bin berechtigter Schmerzpatient und ich lasse mir das von keinem in irgendeiner Form absprechen. Jeder medizinische Laie weiß, wenn er meine Röntgenbilder sieht, warum ich Cannabis nehme.

Man hat mich an der Grenze angehalten nachdem der Arzt mir gesagt hat „Ich verschreib´s dir nicht, hol´s dir in Holland.“ Das ist eine ärztliche Anweisung.

Vor Gericht war ich wegen 5g nachdem ich an der Grenze angehalten wurde. Daraus haben die dann bei der Verhandlung 8g gemacht. Eigentlich hatten die nichts, ich hab mir das alles angeguckt. Jetzt machen die bei allem eine KBA – Auswertung, aber ob das Sinn macht…das macht eigentlich alles noch teurer und schwachsinniger!

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Thomas: Am 12. Dezember 2019 war der bewaffnete Raubüberfall. Die Jungs kamen an mit nem nicht unterschriebenen Beschluss der auch noch zwei Monate alt war. Dann hab ich denen gesagt, dass ich meine Rechte kenne und hab die aufgeklärt, dass sie dabei sind einen Grundrechtebruch zu begehen.

Die Nachbarn hatten mich angezeigt weil ich meine Medizin selber hergestellt habe. Das hat die auf den Plan gerufen. Und da ich da eine große Halle hatte und die Hälfte der Halle beheizt war, weil ich zu dem Zeitpunkt da drin gewohnt habe, dachten die, als sie mit ihren Drohnen da drüber geflogen sind „Jackpot“.

Die Polizei war mit sieben Leuten da, von denen ich aber nur drei zu Gesicht bekommen habe. Die anderen sind dann in meiner Abwesenheit in meine Halle gegangen, haben meine Autos durchsucht, haben meine Wohnräume durchsucht und haben dann im Endeffekt in der riesigen Halle einen 15 Quadratmeter großen Raum gefunden. Und da drin waren zwei Zelte. 2m² Medizin in dem isolierten Raum..

Also die Behandlung von der Polizei und von den Gerichten, so wie ich das bis jetzt erfahren habe, die war human. Wie soll ich sagen..? Ich habe keine Probleme mit denen. Die sehen ja auch alles in meinen Lebenslauf, meinem Background. Aber die können da nichts gegen sagen. Jeder einzelne würde sich vielleicht hinstellen und das verteidigen, aber in so´nem aufgerufenen Apparat in dem sie unterstehen und Befehle befolgen müssen bekommen sie die Zähne nicht auseinander.

Und dabei helfe ich denen!

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Thomas: Initialzündung war der 12. Dezember 2019. Ich habe auch vorher schon immer aktiv zum Thema Cannabis geschrieben, mein Hauptaugenmerk lag aber auf Afrika.

Ich bin hier weggefahren, war dann ein paar Wochen unten und bin erst im Frühjahr wiedergekommen. Immer wenn die Knochen angefangen haben wehzutun habe ich mich in die Sonne begeben. So wie die Vögel. Wie ein Zugvogel bin ich in Richtung Süden gefahren.

Am 12. 12. war dann der Raubüberfall von der Polizei. Unprofessionell, dilettantisch, unvorbereitet, undokumentiert. Die haben nichts wirklich aufgeschrieben. Die haben alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Und dann haben die eine Menge gefunden….ich lach die aus! Das ist totaler Blödsinn! Da ist überhaupt nichts, was man mir im Sinne einer Straftat ankreiden kann.

Ich habe mir die Frage gestellt, wenn die das so mit mir machen, wie wirkt das dann auf jemanden, der wesentlich jünger ist? Diese ganze Show, die die da abziehen ist der Wahnsinn! Das ist völlig überzogen! Und unsere Politiker tun so, als ob sie das nicht sehen, oder gucken bewusst weg…

Naja, ich sage mal, die Mischpoke, die können wir aufmischen. Und das mache ich!

Jedes mal wenn ich Post von den Behörden bekommen in der Paragraphen drinstehen, lese ich mir durch was die von mir wollen und suche dann in den Paragraphen, oder den umliegenden nach den passenden Gegenargumenten. Und da die Prohibition ausschließlich auf Lügen basiert, ist das bei jedem einzelnen Prozess ein einfaches Unterfangen. Das Problem dabei ist nur die Gesamtansicht, also Cannabis als Verbrechen irgendwie durch die Hintertür durch das BtmG einzuschleusen und dann zu sagen, wir haben das trivial geschätzt und das überall…deine Medizin ist also auch trivial geschätzt, das bedeutet CDU Gras ist deine Medizin…

Die können mich mal kreuzweise! Das ist Irrsinn!!

Ich bin jetzt mit meinem Führerschein durch das Bundesverfassungsgericht durchgeknallt, also, der ist da durchgegangen. Die hätten das an den EuGH abgeben müssen, denn da gibt es ne Pflicht, wenn sie keine nationale Lösung finden.

Das war in Prinzip schon die deutsche Kapitulation. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass keiner mehr Handhabe hat. Also wenn jemand sagt, mir stünde der Rechtsweg offen, dann kann ich beweisen, dass das nicht so ist. Aber es geht ja nicht um mich, sondern es geht darum, dass die das einfach mal stofflich prüfen! Als Angeklagtem steht mir das zu. Je mehr Mist die mir schreiben, desto mehr Hebelpunkte hab ich die aus dem Rennen zu schmeißen. Jeder Schuss ein Treffer!

Ab dem 13.12.2019 ist meine Freundesliste auf Facebook von 70 auf 4500 hochgeschossen und alles hat etwas mit Cannabis zu tun. Jetzt bin ich halt in einer Bubble drin und fühle mich da auch ganz wohl, weil die Leute..wie soll ich das sagen, haben alle ihre eigene Welt aber die Haben alle ein Verständnis dafür, dass das was hier gerade läuft eine riesige Sauerei ist. Politiker haben einen Ethikrat, die haben Berater und Wissenschaftler und sagen, wir schätzen trivial seit 1973. Das haben die in nem Interview gebracht noch vor dem „Brokkoli – TÜV“. Also der „Brokkoli – TÜV, das war die Meldung an die UN. Mit dieser Meldung haben die dafür gestimmt, dass Cannabis aus Kategorie 4 in Kategorie 1 sinkt. Das heißt, es steht jetzt neben leichten Opiaten. Ich verstehe diese Vorgehensweise nicht! Entweder die sind blind, oder machen die Augen zu und hören nicht, denn die werden permanent angeschrieben. Die können nicht sagen, die hätten irgendein Internetkonto und da werden die Kommentare täglich gelöscht, oder so. Also die sind in Kenntnis! Und wenn ich die davon in Kenntnis setze, dann erzeuge ich im Internet (so sehe ich das, denn das ist ein Kommunikator) für die zukünftigen Generationen Leitfäden.

Ich finde das einfach nur krank was da abgeht! Und diese Ansichten, dass die nicht so von jedem vertreten werden, auch in der jetzigen Zeit nicht, das muss einfach wie ich es immer nenne aktenkundig gemacht werden. Ich mache das überall aktenkundig und dann können die nicht nach drei Jahren ankommen und sagen, „Wir hätten da noch was“. Das ist totaler Schwachsinn was da läuft.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Thomas: Ja, ich bin Cannabis – Patient. Es gibt Atteste darüber, dass ich Cannabis nehme. Leider kann ich mir die Medizin nicht leisten und meine Krankenkasse entscheidet seit 2019 nichts übernehmen zu wollen. Ich hab die dann entscheiden lassen, habe meine eigene Medizin angebaut und fahre damit am besten. Ich habe mir das CBD in die Pflanzen eingekreutzt, habe jetzt also eine hybride Pflanze mit gleichmäßig CBD und THC. Das CBD schließt bei mir das „tipsy“ sein aus, oder auch die Vergesslichkeit. Ich kann weiterhin klare Gedanken fassen.

Also ich mache mir meine Medizin selber und ich nehme die auch nur selber. Und dann kommen die und sagen ich wäre kriminell… Da habe ich angefangen zu trommeln und da sind wir jetzt.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Thomas: Ich kann mich bewegen ohne dass mir gefühlt die Wirbelsäule auseinanderfällt!

Durch einen Arbeitsunfall habe ich drei gebrochene Halswirbel, also beim dritten, vierten und fünften wirbel sind mir die Wirbelkörper weggebrochen. Eine OP würde zu 75% Rollstuhl heißen. Vor 11 Jahren haben die mir gesagt, ich hätte noch 3 Jahre zu leben und mit den Schmerzen müsse ich leben…

Volles Programm, alles an Chemiekeule. Und jetzt mach ich das seit 8 Jahren mit Cannabis. Ich merke, dass ich ein bisschen langsamer bin als vor dem Unfall, aber ich kann mich bewegen! Mir tut nichts so weh, dass ich hier sitze und schreie! Das war mal ganz anders. Tilidin…das haut einen komplett weg. Pregabalin hatte keine Wirkung. Ich wusste gar nicht was ich machen soll.

Heute medizinisches Cannabis zu bekommen wäre für mich kein Problem, aber ich weiß, dass das isoliert ist, also man bekommt quasi nur THC, oder nur CBD. Und das ist ja Blödsinn, wenn ich das mit meiner eigenen Pflanze machen kann muss ich nicht der Allgemeinheit auf den Keks gehen und tausende von Euros von der Krankenkasse an die Apotheke bezahlen lassen, welche das nicht besser können als ich. Wie gesagt, ich versorge mich selber, aber ich habe ausschließlich Behandlungsmotivation!! Also ich will meine Schmerzen los werden!

Zu all dem kommt noch schwerer Scheuermann und Spirillose. Ich weiß nicht, was mit meinem Rücken los ist. Ich habe davon all die Jahre nichts gemerkt. Außerdem habe ich noch 75 kg abgenommen, seit ich Cannabis nehme. Mein Endocannabinoidsystem hat sich einfach wieder eingeschossen und ich komm wieder auf normal. Das ist ein positiver Nebeneffekt. Die Schmerzfreiheit ist meine Motivation. Wenn ich mich bei kalten Temperaturen draußen bewege, dann kann ich mich abends auf die Couch legen und gar nichts mehr tun. Oder ich rauche abends mein Cannabis und bin am nächsten Tag noch einsatzbereit. Das wirkt nach. Nach drei Jahren Pharma helfe ich mir jetzt seit acht Jahren mit Cannabis.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Thomas: Nach der Schädlichkeit/ med. Bekömmlichkeit ist Cannabis für mich unschlagbar. Ich habe von anderen Drogen nicht wirklich viel Ahnung. Ich weiß nicht, was Kokain und Heroin im Körper machen. Ich habe andere Sachen auch nie ausprobiert.

Cannabis reicht mir um gut leben zu können, von dem Prohibitions – Zirkus mal abgesehen.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Thomas: Die Drogenpolitik hat sich schon geändert. Das was da jetzt passiert ist, das können die nur nicht kommunizieren. Es hat alles den Anschein von „verkrustet“ und alt, das was die CDU da an Politik ausmacht. Man hat eine riesige Verfolgungsindustrie drumherum aufgebaut und da gibt es ganz viele Schlipsaffen, die nachher nichts mehr zu fressen haben. Aber etwas zu fressen haben aufgrund des Leids anderer Menschen, das ist Faschismus. Diese ganze Konstellation die die da aufgebaut worden ist, ist völlig illegal! Du kannst nichts verbieten, von dem du nicht weißt, was es ist, denn das wäre eine Jagt nach nem Phantom. Und alles was ähnlich ist wird gleich bewertet.

Genau so ist das eingepflegt worden, aber Bestand, oder Recht hatte das nie. Du kannst nicht hingehen und eine ganze Bevölkerung unter Generalverdacht stellen wie z. B. Im Führerscheinrecht, nur weil es jetzt so lange gut gegangen ist, du aber keinerlei Grundlagen hast. Du hast „Kann – Aussagen“ in der Fahrerlaubnisverordnung, da zieht´s dir die Schuhe aus! Da denkt man wirklich, die beschreiben da jemanden, der sich seine Heroinspritze setzt und nicht mehr in der Lage ist, die Realität zu erkennen, oder Geschwindigkeiten einzuschätzen. Ich bin bekifft durch halb Afrika gefahren. Die sind gestört! Wenn man sowas voraussetzt, dann muss man auch wissen, dass jeder Mensch anders darauf reagiert und wenn das als Medizin benutzt wird, dann hat das nur Vorteile!

Wenn die Leute das nicht übertreiben, dann sehe ich da keinen wirklichen Nachteil drin, im Gegensatz zu den Medikamenten, welche so in den Altenheimen unterwegs sind, oder generell in der Gesellschaft.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Thomas: Ich habe bis vor 4, oder 5 Jahren an der Rechtmäßigkeit meiner Medikation gezweifelt. Aber als mir klar wurde, dass das was da läuft Willkür ist, habe ich mich nicht mehr darum geschert. Ich brauche mich darum auch nicht scheren. Ich tue mit Cannabis keiner Menschenseele etwas an und verschaffe mir Linderung von Schmerzen. I

Seit mir klar wurde, dass die Prohibition nur eine riesige Show und Bullshit ist, habe ich nicht eine Sekunde daran gezweifelt, dass das was ich tue und tun werde, richtig ist. Ich werde dafür kämpfen dass Cannabis legalisiert wird und das möglichst schnell!

Jeder Tag der vergeht fordert mehr Opfer!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Thomas: Ja, meine Ehe ist daran mehr oder weniger zerbrochen..

Meine Frau war, genau wie ich damals auch der Überzeugung, dass Cannabis eine gefährliche Droge ist und das lies sich irgendwie nicht vermitteln…die hat dann „zu gemacht“. Dinge wie beispielsweise der Schützenverein mit dem obligatorischen Alkoholkonsum sind in so viele Leben fest eingepflegt, dass ein klaren Denken oft unmöglich scheint.

Dann kamen noch die Probleme mit dem Jugendamt dazu und dann musste ich da raus, sonst hätten die uns die Kinder weggenommen.

Und ich habe mir Zeit verschafft. Das Problem dabei war immer, das ging damals gerade drei Jahre, oder vier und ab sieben Jahren gibt es erst die sogenannte „Observanz“ (ZBO 293). Danach ist es so, dass wenn man sieben Jahre einen bestimmten Zustand „überlebt“ hat, man sozusagen die Prüfung von fast allem verlangen kann.

Mal ehrlich, vor Gericht hat man soviel Power, wenn man weiß wovon man spricht, du ziehst denen echt die Schuhe aus…

Als Cannabiskonsument ist mir meine berufliche Laufbahn auch komplett verbaut worden. Ich darf weder Elektroinstallationen machen (als Meister) noch ausbilden.

Da wurde den Leuten alles in den Weg gelegt was geht. Und das hat sich wie ein Spinnennetz ausgebreitet und verselbständigt.

Diese familiäre Probleme…, das wird schon wieder. Da mache ich mir nicht wirklich große Sorgen. Ich hab immer Kontakt und fahre hin. Das passt alles. Aber bei einer Hausdurchsuchung dabei zu sein, das muss ich meinen Kindern nicht antun!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Thomas: Meine Kinder wissen, dass Cannabis meine Medizin ist. Und sie wissen, dass man, wenn man zu früh damit anfängt, krank werden kann. Man wird träge und lebt dieses „tipsy“. Und das kann sich dann durch die komplette Kariere ziehen. Wenn morgens vor der Schule schon ne Bong geraucht wird,…da fällt mir nichts mehr zu ein. Du bist gar nicht mehr aufnahmefähig!

Ich bin ja auch Ausbilder, habe Didaktik in der Meisterschule gehabt. Man kann es zwar nicht auf alle Kinder und Jugendliche beziehen, die Aufklärung muss aber ehrlich sein!

Seinen Kindern zu sagen, dass das eine Droge ist, wie Nikotin und Alkohol auch und dass sie vor ihrem 18 Lebensjahr auf jeden fall die Finger davon lassen sollen, das würde ich jedem raten.

Wenn die „Kröten“ zu früh damit anfangen, dann sollte man sie beiseite nehmen und mit ihnen reden. Ihnen sagen, dass es für ihre schulische und berufliche Laufbahn fatal sein kann. Denn nur wenn man was kann, kann man später auch davon leben! Wer diesen wichtigen Teil seines Lebens verschläft, hat später das Nachsehen.

Ausnahme sind alte und kranke Menschen, da hat das eine Berechtigung. Und wenn man sein Leben im Griff hat und auch zum Beispiel beruflich eine gewisse Routine eingekehrt ist, so mit vielleicht 21 Jahren und man hat viel Stress, dann ist das auch nicht verwerflich. Genau wie bei Alkohol auch.

Am Wichtigsten ist Ehrlichkeit! Wenn die Kinder herausbekommen, dass sie angelogen wurden, verliert man alles an Vertrauen!

Genau das passiert auch den Politikern gerade. Die verlieren eine ganze Generation Vertrauen, weil sie Schwachsinn machen und solchen Scheiß erzählen!

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Thomas: Von Anfang an – verheimlichen von Wirkungen und Nebenwirkungen, welche die Kinder mitbekommen zerstört Vertrauen! Es gibt gar keine Alternative. Wer seine Kinder anlügt, der hat für die Zukunft verkackt!

Die Kröten kriegen viel mehr mit als z.B. meine Generation. Wenn ich diesen Bewusstseinssprung sehe und die ganze Technik die die bedienen…da stinkt meine Generation gegen ab. Ich gehe jetzt auf die 50 zu und meistens ist halt Scheuklappen und Vollgas angesagt im Hamsterrad…

Meine Kinder wissen, dass Cannabis meine Medizin ist und dass Jugendliche die das rauchen entweder krank sind, oder kein wirkliches Leben haben.

Wie soll ich sagen…wenn man zu früh damit anfängt, dann macht Cannabis dich krank und zwar in der Form, dass du träge wirst und dieses „tipsy“ lebst. Und das zieht sich dann durch die ganze Karriere. Wenn die morgens schon vor der Schule um die Ecke ne Bong rauchen, da fällt mir nichts mehr zu ein.

Die Aufklärung muss aber ehrlich sein. Wenn da jemand sitzt und raucht sowas und erklärt, dass das eine Droge ist, so wie Nikotin, oder Alkohol, das sollte man nicht machen bevor man erwachsen ist…das würde ich jedem raten.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Thomas: Ab 21 Jahre uneingeschränkt; ab 18 unter Auflagen der Lernfähigkeit (ausgeschlossen bei problematischem Konsum); Ab 6 Jahren bei Medizin und CBD!

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Thomas: Kneipen – Renaissance! Alle Kneipen die jemals existiert haben werden aufgeteilt. Im ersten Teil der Kneipen finden beispielsweise Veranstaltungen und Ausflüge statt, das sind dann die, die an den Hauptstraßen liegen. Ein Drittel wird zum „Bottlestore“ umfunktioniert. Zertifiziert, mit Einlass nur ab einem bestimmten Alter usw.

Und bei Cannabis nicht anders! Gleichbehandlung. Mindestens! Die haben eine vergleichsweise harmlose Droge verboten und bieten etwas gefährliches wie Alkohol im Supermarkt an. Da platzt mir die Hutschnur!!

Und die Konzerne sollten sich nicht die Taschen voll machen! Die Konzerne haben lange genug an der Illegalität verdient. Es muss in die Hände der Gärtnereien, der kleinen Betriebe, zu den Menschen, welche davon profitieren können und nicht in die der Konzerne, welche dann solchen Schwachsinn machen wie irgendwelches „Bunkergras“.

Im Nachbarland reichen Gewächshäuser…

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Thomas: Ich brauche Indica für den Winter und Sativa für den Sommer. Ich lasse das eine dann ausschleichen und wechsle zum anderen. Sativa nehme ich in einer höheren THC – Konzentration. Das beschleunigt mich.

Indica nehme ich für meine „Winterruhe“. Mein Körper fährt im Winter immer runter und wenn es dann kalt wird, dann fangen die Knochen an weh zu tun.

Ich bevorzuge Sorten mit einem THC/CBD – Verhältnis, in denen das CBD die psychoaktive Wirkung des THCs ausgleicht. So habe ich keine Wirkung im Kopf, bin aber beweglich und schmerzfrei und das ist ein Zeichen, dass ich da alles richtig mache!

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Thomas: Dazu kann ich nur sagen: Outing befreit! Und wenn die irgendwann sehen, dass die keine Chance haben, dann lassen die dich in Ruhe. Es ist halt mit sehr viel Muse verbunden das jedem beizubringen, aber das funktioniert.

Wenn man dazu ehrlich steht und das sollte man tun, oder es lassen, dann würde ich denen sagen, „Ihr habt recht!“

Es gibt diese Verfolgungsindustrie. Man gibt ein „Like“ und es sieht irgendein Polizist vor nem Bildschirm. Es wird verstärkt gegen Cyberkriminalität ermittelt und die dürfen überall zugucken.Aber alleine dass das so ist, dass die hier vielleicht gerade mitlesen, dass die alles wissen wollen rund um Cannabis, alleine das berechtigt uns dazu jetzt aufzustehen und uns zu outen!

Die Schwulen und Lesben sind auch auf die Straßen gegangen, haben sich geoutet und gesagt, wir wollen leben wie Menschen. Wieso wird das Cannabiskonsumenten aberkannt? In letzter Konsequenz könnte man sagen, wenn man sich nicht dazu bekennt, dann sollte man das lassen.

Es sind ganz einfache Mechanismen die dann da oben werden. Wenn die Leute sehen, da ploppen immer mehr auf, dann müsste man eigentlich ein Datum festlegen. Ein Datum für Outing. Für Cannabis! Und da dürfen dann nicht nur 10000 dabei sein, weil der Rest sich nicht traut.

Wenn man was mit Cannabis zu tun hat, dann muss man auch dazu stehen, damit die Gesellschaft sieht, das ist ein viel größeres Problem als eine kleine, in die Ecke gedrängte, im Keller wohnende Gesellschaft, der es da wo sie ist am besten geht. Und die zu recht verfolgt werden. Jeder der gegen die Prohibition ist, der muss aufstehen. Und jeder der da nicht gegen ist, der soll aufhören Cannabis zu rauchen. Dann haben alle anderen mehr und der Preis sinkt 😉

Solch ein Doppelleben, welches man führt, wenn man sich nicht outet, sorgt für viele innere Konflikte. Und diese verstärken das Risiko z.B. an Psychosen zu erkranken. Also wenn du ein Leben in der Verborgenheit lebst und du lebst in einer ständigen Angst ertappt zu werden, dann macht das was mit deiner Psyche. Jedes mal wenn du einen Polizeiwagen siehst fühlst du dich unwohl. Warum ist das so?

Ich fühle mich dann nicht unwohl, ich fühle mich dann sicher. Ich weiß, dass die danach gucken, dass keiner irgendwo einbricht. Dass die gerade Cannabis auf dem Plan haben ist gar nicht deren Schuld aber dass die mitmachen, dass werfe ich denen jedes mal vor.

Und die hören zu. Die lernen jedes mal…

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Thomas: Ich baue weiter an, jedoch würde ich zwischendurch auch gerne anderes Cannabis nehmen um die Gewöhnung an einen Strain zu vermeiden.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Thomas: Jugendliche würde ich raten sich schlau zu machen. Die ganzen Wirkungen, welche der Konsum im Jugendalter hat und die Auswirkungen auf den gesellschaftlichen Werdegang, auf das Lernen an und für sich. Und dazu gibt es genug. Die sind viel schneller als ich mit Youtube, TikTok usw.

Ich würde sie aber darauf aufmerksam machen, dass die sich nicht nur von einer Meinung leiten lassen. Niemals! Und wenn sie das, was sie dann sehen und hören nicht überzeugt und sie das trotzdem machen wollen, dann sollen sie gucken, dass sie das Cannabis aus einer sicheren Quelle bekommen. Wenn Jugendliche an CDU – Weed sterben, das wäre doch schlimm!

Ich würde aber auf jeden Fall sagen, „Solange das nicht legal ist und du nicht 18 bist, lass das sein! Und wenn du es doch probieren willst, dann tue das in nem angenehmen, gewohnten Umfeld.“

Wenn möglich sollten sie sogar mit ihren Eltern reden und mit ihrem Umfeld. Wenn man anfangen muss dafür zu lügen, dann hat man dich in eine dunkle Ecke gestellt.

Wenn man dafür lügen muss, dann ist es wahrscheinlich zu früh. Aber was ist die Alternative? Alkohol? Wenn mit 16 Jahren Alkohol erlaubt ist und dann vielleicht mal mit 21 Jahren Gras, dann steht das in keinem Verhältnis. Beides müsste geändert werden, damit der Lebensbeginn und das Lernen nicht unterbrochen wird.

Wenn man in die falschen Kreise gerät und das zu oft macht, dann verbaut man sich viel. Wenn es ab und zu auf ner Party passiert, dann denke ich nicht, dass da etwas gegen einzuwenden ist. Solange das nicht morgens vor der Schule passiert, oder täglich…

Die Leute müssen aufgeklärt werden! Die Jugendlichen sind viel wacher als wir, aber die bekommen die gleichen Lügen aufgetischt.

Generell würde ich aber Jugendlichen von allen Drogen abraten, welche die Entwicklung negativ beeinflussen können.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Thomas: Ich habe drei Jahre lang Medizin von den Ärzten bekommen und die haben alles mögliche ausprobiert. Erfolglos..

Zum Sterben bin ich dann weggefahren. Ich habe meinen Sohn verloren als er drei Jahre alt war und das wollte ich meinen Kindern ersparen.

Ich hab dann eine Exportfirma aufgemacht und bin durch die Sahara gefahren. Nach Mali, Senegal, Gambia, Ginea Bissau. Die Westküste runter. Nigeria wäre 2019 dran gewesen aber die haben die Routen komplett dicht gemacht. Die Chinesen haben für´n Appel und n Ei geschifft und dann hat sich das gerade so selbst getragen.

Ich bin dann immer, wenn es hier kalt und feucht wurde in Richtung Süden gefahren.

An der Grenze zu Marokko, also da wo ich als weißer Tourist im Norden Cannabis frei kaufen kann, hab ich mich dann in Chefchaouen immer eingedeckt und hab mir dann Zigaretten gestopft. Mit Haschisch. Und damit bin ich dann durch die ganze Sahara gefahren.

Jedes mal wenn ich dann an der Grenze angekommen bin, hab ich den Rest entweder gegessen, oder hab die ganze Nacht geraucht und dann den Rest gegessen 😉

Und dann bin ich nach Mauretenien gefahren. Also über Kandahar, das ist da Niemandsland, oder UN – Land. Und so nach drei, oder vier Jahren, da kannten die mich. Ich kenne die Leute da auch ganz gut. Das sind Sahrauis und Tuarek und das sind sehr aufrichtige Menschen.

Auf jeden Fall wollten die dann den Drogenhund nicht mehr zu mir lassen, weil ich, wie sie sagten, das Tier verwirren würde. Immer wenn der Hund ins Auto rein kam hat der Freudensprünge gemacht. Der hat überall angeschlagen. Der wollte sagen“Hier, hier, hier, seht ihr das nicht?!“

Dann haben sie den Hund nicht mehr zu mir gelassen, weil sie wie gesagt meinten, ich würde ihn verwirren, weil sie niemals auch nur ein Gram finden geschweige denn ein Krümelchen. Aber der Hund ist jedes mal noch tagelang total irritiert.

Thomas, danke, dass du mitgemacht hast!

Thomas: Gerne! STAY GREEN !! WE WILL WIN SOON !!

Russell Langhammer

„Cannabis hat mein Leben gerettet“

Der sympathische Amerikaner mit deutschen Wurzeln hat gesundheitlich einiges durchgemacht.

Nachdem er sich bei einem Arbeitsunfall schwer am Rücken verletzte, was ihn beinahe an den Rollstuhl gefesselt hätte, erkrankte er zu allem Übel auch noch an Krebs.

Von der Chemotherapie wurde dann leider sein Herz schwer geschädigt, so dass er einen Herzschrittmacher tragen muss.

Russell war einige Jahre professioneller Bodybuilder und auch sonst sehr aktiv. Doch seine Krankheit und die damit verbundenen Medikamente, unter anderem starke Opiate, machten seiner Leidenschaft ein jähes Ende.

Cannabis hat ihm sein Leben ein gutes Stück zurückgegeben. Heute staunt sein Arzt regelmäßig, wenn er Russels Blutwerte sieht.

Wir freuen uns, dass du uns dank Cannabis noch lange erhalten bleibst und natürlich über dieses kleine Interview mit dir!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Russell: Es war einfach Liebe auf den ersten Blick mit Cannabis! Das erste Mal war definitiv unvergesslich

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Russell: Natürlich … Ich habe jahrelang heimlich mexikanisches Dirtweed geraucht. Jetzt benutze ich RSO FECO und konzentriere mich auf meine Schmerzen und Ängste.

Jetzt, wo ich Cannabiskonzentrate entdeckt habe, dabbe ich sowohl CBD- als auch THC-Dabs.

Diese Kombination macht mich immer ruhig. Besonders wenn ich Panikattacken hätte

Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so viel Gras rauchen würde wie jetzt … Gott sei Dank baue ich meine eigene Medizin an.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Russell: Gott sei Dank nein! 😉

Zum Glück hatte ich nie Probleme mit der Regierung oder der Polizei. Aber ich erinnere mich, als ich aufwuchs, hatte ich Tonnen von Freunden, die Probleme hatten.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Russell: Cannabis hat meine leben gerettet!!

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Russell: Zu 100%! 😉

Ich bin hier in Dallas zu „DFW NORML“ gekommen und habe mich sofort entschlossen, den Leuten zu erzählen, wie Cannabis mein Leben vor Arzneimitteln gerettet hat.

https://www.dfwnorml.org/

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Russell: JA !

Ich wurde 2019 ein legaler Cannabis-Patient … aber ich benutze Cannabis seit 1977.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Russell: Ich habe keine PTBS mehr .. Ich bin sehr glücklich ohne die Pillen.Nach einer Operation am offenen Herzen verwende ich sowohl CBD- als auch Psylocybin-Pilze für meine Schmerzen und Angstzustände zusammen mit PTBS.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen?

Russell: Neben Cannabis benutze ich auch Psilocybin Pilze.

Ich habe in meinem ganzen Leben viele verschiedene Medikamente ausprobiert, von LSD und MDMA über Psylocybin-Pilze bis hin zu Speed. Aber heute nutze ich nur Cannabis und Psylocybin.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Russell: Hier in Amerika sind die Chancen großartig … aber leider nicht in Deutschland.

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Russell: Ich bin um die ganze Welt gereist, um Leute in der Cannabisindustrie zu treffen, und ich habe so viel gelernt … es ist schwer, nur einen zu nennen, aber seit es bei mir mit Cannabis losging, helfe ich Menschen, alternative Medizin zu finden.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Russell: Natürlich …aber nicht wegen des Stigmas. Meine Freunde und meine Familie konsumieren und genießen Cannabis seit 1977 zusammen.

Meine Familie liebt die völlig andere Person, zu der ich wurde, seit ich opiat,- und benzodiazepinfrei bin. Und das indem ich Cannabis anstelle von Arzneimitteln verwendet habe.

Ich habe aber tatsächlich ein paar Freunde verloren, seit ich mich zu Cannabis bekenne, aber ich habe so viele weitere Cannabis-Freunde gewonnen. Meine Cannabis-Familie ist großartig!

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Russell: Ich war mit meinen Kindern und Enkeln eigentlich immer sehr offen und ehrlich. Totzdem habe ich Cannabis heimlich konsumiert.

Als ehemaliger Athlet war ich anfangs sehr vorsichtig … aber jetzt bin ich sehr offen dafür.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Russell: Ich denke, dass Kinder immer etwas tun werden, was ihnen verboten ist … es ist die menschliche Natur … aber ich bleibe bei 18 Jahren.

Außer ein Kind hat zum Beispiel Epilepsie und Anfälle. Dann Go FOR IT!!

Aber für Freizeit-Cannabis bevorzuge ich 18 Jahre

Wenn Sie mit 18 Jahren zum Militär gehen und für Ihr Land kämpfen und sterben können, sollten Sie verdammt gut in der Lage sein, Cannabis zu konsumieren!

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Russell: Ich überlasse das dem Gesetzgeber, aber denke daran … NIEMAND GEHÖRT INS GEFÄNGNIS FÜR EINE PFLANZE !!!

Bisher haben 33 Staaten medizinisches Marihuana und Freizeitmarihuana legalisiert, aber wir müssen es noch aus dem Drogenstatus 1 der Regierung streichen.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Russell: Quantum Kush Sativa, Girl Scout Cookies, Gorilla Glue.

Ich benutze tagsüber jede Menge Sativa, um mein gesamtes Training zu absolvieren, aber nachdem ich abends zu Abend gegessen habe, beginne ich mit Indica.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Russell: Folge deinem Herzen … und folge Leuten, die Cannabis gegenüber professionell sind … Halte dich von bösartigen Leuten fern.

Verwendet den gesunden Menschenverstand und folgt den Menschen, die die positiven Aspekte von Cannabis sehr ernst nehmen.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Russell: Ich kann alles in der Apotheke kaufen, aber ich würde lieber meine eigene Medizin anbauen … Ich habe schon einige großartige Sachen angebaut.

Ich bin in meinem fünften Jahr des Cannabisanbaus und drücke auch meine eigenen Konzentrate … Ich bin ein DABS FREAK! Ich dabbe den ganzen Tag und nutze RSO FECO.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Russell: Ich würde zuerst einige leichte Esswaren/edibles oder Tinkturen empfehlen

Eine andere großartige Möglichkeit, jemandem Cannabis vorzustellen, sind die neuen Vapes … D8 ist CBD, aber es macht Sie sehr entspannt und glücklich.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Russell: Jetzt, wo ich Konzentrate entdeckt habe, liebt mich meine Familie noch mehr! Ich bin jetzt sehr entspannt und ruhig.

Ehrlich gesagt … Ich wurde früher RAMP NAZI genannt, als ich Chef der Rampe bei American Airlines war. Jetzt heiße ich HAMMER … der Stoner Opa 😉

Viele Dank Russell, dass du bei unserer kleinen Interview – Serie mitgemacht hast!!

Azra Betül

„Klein aber oho!“

Dieser Spruch passt sehr gut zu Azra.

Die 25 jährige Braunschweigerin engagiert sich in vielen Bereichen des Lebens für Verbesserungen.

Das Thema Cannabis lässt sie dabei nicht aus, denn sie weiß :

Das Verbot ist verfassungswidrig, schadet, hilft niemandem und grenzt Menschen aus.

Als Frau mit Migrationshintergrund kennt sie sich (leider) gut mit Vorurteilen aus und so kämpft sie mit viel Hingabe für eine sinnvolle Drogenpolitik. Denn auch beim Thema Cannabis wissen viel zu wenig Menschen wovon sie sprechen. Stattdessen wird oft nur wiederholt, was unsere ideologisch getriebene Regierung verbreitet.

Das will Azra ändern und deshalb freuen wir uns auch sehr über dieses Interview!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Azra: Auf einem Volksfest durch einzelne Freunde. Öffentlich waren die ganzen Säufer zu sehen und mittendrin ganz viele heimliche Kiffer, die gemeinsam weg gingen, um zu drehen und zu rauchen. Eigentlich war es außerhalb des Volksfestes mit den Kiffern sogar viel lustiger und Stressfreier als das Fest selber.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Azra: Ja, etwas.

Hanfverband Hamburg: Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Azra: Ich hatte bisher immer Glück, es war verdammt oft kurz davor.

Als kleine Frau, denke ich, werde ich allgemein nicht so schnell verdächtigt, wie z.B. andere Freunde die Migrantisch und Männlich gelesen werden. Daher hatte ich immer genug Zeit, alles weg zu packen oder die Tüte weg zu schmeißen.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Azra: Die Begründung, weshalb Cannabis Illegal ist, hat absolut keine zu unterstützende Grundlage. Es verurteilt weltweit Millionen von unschuldigen Menschen, deren Lebensqualität drunter leidet. Als Migrantin habe ich von klein auf mit Klischees und Vorurteilen zu kämpfen. Als das mit dem Cannabis dazu kam sowie die doppelte Abwertung, wollte ich auch in diesem Thema für Aufklärung sorgen statt weiter zuzusehen, wie wir Menschen ausgegrenzt, ignoriert und verurteilt werden von der Gesellschaft, zum Vorteil von einzelne Interessenten.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Azra: Ich bin Mitbegründer sowie Vorstandsmitglied bei den Hanffreunde Braunschweig e.V., seit 2016.

Zudem haben wir uns dem Deutschen Hanfverband angeschlossen. Ich organisiere seit 3 Jahren den Global Marijuana March in Braunschweig mit und bin ein Fan von Guerilla Aktionen.

Ich bin beauftragt für Social-Media, Netzwerkarbeit, sowie das Vorbereiten und Durchführen von unseren Vereinstreffen sowie die Projekte. Zudem verteile ich Flyer/Sticker und spreche Menschen direkt an sich zu informieren oder Mitglied zu werden. Zusätzlich bin ich Vize-Sprecherin von unserer DHV Ortsgruppe.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis – Patient?

Azra: Nicht offiziell, aufgrund von mangelnder Ärzte, sowie viel zu hohe Apothekenpreise

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert? Oder hat es das, auch ohne dass du Patient bist?

Azra: Ich behandle meine Gelenkschmerzen, Kopfschmerzen sowie Menstruationsschmerzen mit Cannabis erfolgreich und erhöhe so meine Konzentration sowie Arbeitsfähigkeit. Zudem konnte ich mit Cannabis einer mögliche Depression entgehen.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Azra: Mich selber Reizt es wenig, andere Drogen einzunehmen. Jedoch ist die Entkriminalisierung hier ebenfalls wichtig, um einen Jugend- sowie Verbraucherschutz bieten zu können. Man darf die Augen nicht davor verschließen, das so oder so konsumiert wird. Mit einer Entkriminalisierung können Beratungen sowie Suchthilfen rechtzeitig wahrgenommen und verunreinigte und gestreckte Substanzen reduziert werden.

Aufklärung sowie Betreuung ist unser wichtigstes Gut, statt willkürliche Verbote.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Azra: Ich denke es wird nicht mehr lange dauern, da immer mehr Menschen die Möglichkeit haben sich selbst zu informieren und solche Tabuthemen nach Jahrzehnten endlich anzusprechen. Wer sich einmal kurz informiert, weshalb Cannabis verboten wurde versteht sehr schnell, dass die Prohibition verfassungswidrig ist und nur einen kapitalistischen sowie rassistischen Hintergrund hat, welches wir heutzutage nicht mehr tolerieren sollten!

Hanfverband Hamburg: Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Azra: Es hat mich nur an meine Grenzen gebracht. An meiner Überzeugung habe ich dennoch nie gezweifelt.

Meine Motivation ist, das die Strafverfolgung von unschuldigen Menschen endlich ein Ende nehmen muss sowie die Ausgrenzung und Ignoranz der Gesellschaft, gegenüber Cannabis Befürwortern. Es haben genug Menschen unter dieser Prohibition jahrzehntelang gelitten – und tun es immer noch! Und das völlig willkürlich. Je länger wir dem stillschweigend zustimmen, desto länger wird es einen Grund geben Racial Profiling durchzuführen.

Mit umfangreicher Aufklärung kann das endlich ein Ende haben!

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Azra: Von der Mitte der Gesellschaft wurde man schnell abgewertet, weshalb man mit der Zeit viele Kiffer als Freunde automatisch hatte, die untereinander waren. Man musste sehr häufig aufpassen, dass man nichts falsches sagt, oder die Vermutung aufkommen könnte. Ich habe theoretisch ein Doppelleben geführt, damit ich meine Errungenschaften nicht wegen noch mehr Klischees zu Nichte machen lasse. Mir war es wichtig, dass mein Partner oder gute Freunde meine Entscheidung akzeptieren und verstehen, dass die Prohibition nicht zu unterstützen ist und Klischees zu setzen absolut falsch ist.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Azra: Ich finde man sollte generell vor Kindern nicht rauchen (vollkommen egal ob Tabak oder Cannabis) oder Alkohol trinken, da es für mich immer eine Verherrlichung bedeutet und Kindern der Eindruck gegeben wird, dass es normal ist. Das nimmt Ihnen ihre Selbstbestimmung beim Formen ihrer eigenen Meinung.

Hanfverband Hamburg: Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Azra: Sommerferien, bevor sie in die weiterführende Schule eingeschult werden und bevor es schon zu Kontakt und Beeinflussung durch andere kommt.

Ich würde umfassend aufklären, was das ist, was das mit einem machen könnte, das jeder Körper anders funktioniert und reagiert und das es auch viel mit der Psyche verbunden ist und wie wichtig die Dosierung ist. Zudem würde ich die Risiken und Methoden vom Schwarzmarkt, sowie Mischkonsum aufklären wollen, um dafür auch ein Bewusstsein zu bieten. Auch politische Machtverhältnisse würde ich aufklären wollen und das kritisches Hinterfragen zu einer aufgeklärten Gesellschaft dazu gehört.

Hanfverband Hamburg: Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Azra: Ab 21, da vorher der Körper sowie die Psyche die Zeit bekommen sollte sich voll auszureifen (daher auch Tabak und Alkohol ab 21).

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Azra: Jugendschutz sowie Verbraucherschutz, ohne Doppelmoral.

Die Akzeptanz von Heil- und Nutzpflanzen und die vermehrte Forschung auf diesem Gebiet.

Coffeeshops wie eine Bar sowie Spezialisierte medizinisch beratende Apotheken im Bereich der Heilpflanzen mit Schwerpunkt Cannabis. Die Berechtigung im Garten Pflanzen anbauen zu dürfen, da es viele Vorteile mit sich bringt. Sowie Nutzhanf vollumfänglich als Landwirt/Hersteller/Produzent nutzen zu können, ohne extra Kosten, Kontrollen oder Bürokratischen Aufwand. Viele mögliche Produkte, wie Treibstoff, Dünger Plastik und Dämmmaterialien sollte möglich mit Nutzhanf produziert werden.

Hanfverband Hamburg: Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Azra: Indica nutze ich gerne abends zum Feierabend, damit man schneller runterkommen kann, da ich ein sehr aktiver Mensch bin. Außerdem schlafe ich schnell ein, durch und wache besser auf, selbst wenn es eine kurze Nacht war. Außerdem fördert es meinen Appetit/Hunger, den ich über den stressigen Alltag sonst sehr vernachlässigen würde und kann meine Gedanken so besser sammeln.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Azra: Je länger wir das Thema tabuisieren, desto mehr Menschen werden genauso unnötig unter diesen Befürchtungen sowie der Strafverfolgung durch die Prohibition leiden. Wir dürfen unsere Rechte nicht vergessen und sollten dazu stehen. Mit dem Stillschweigen stimmen wir diesem verfassungswidrigen Gesetzt nur zu.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Azra: Ich möchte die freie Möglichkeit und das Recht haben, in jedem Moment, selber zu entscheiden.

Aber selbst wenn ich anbauen würde, würde der Gang zum Shop nicht ausbleiben.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Azra: Achtet auf eure Grundstimmung und eure Umgebung. Wer sich wohl fühlt, erlebt auch einen viel angenehmeren High Effekt. Bedenkt und toleriert, das jeder Körper es individuell verträgt. Definitiv nicht aus Gruppenzwang probieren oder anfangen, weil andere es auch machen – eurer Psyche zu liebe! Wasser sollte immer Griffbereit sein.

Hanfverband Hamburg: Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Azra: Als kleine migrantische Frau bekomme ich häufig verwunderte oder abwertende Blicke und Anmerkungen, wenn ich mein Equipment auspacke. Daran merke ich immer wieder, das übersehen wird, das Cannabis weltweit in den verschiedensten Alters,- Berufs,- oder Kulturbereichen zu vielen verschiedenen Zwecken genutzt wird. Der Fokus liegt nur (wie so häufig) bei den Männern, während von Frauen selten berichtet wird. (Ausgenommen die Hexenverfolgung..). Cannabis wird nicht nur von Männern konsumiert – Zeit für mehr Vielfalt!

Wer Cannabiskonsumenten die Polizei auf den Hals hetzt, der hätte früher auch befürwortet, das Hexen nur wegen ihrer Heilkräuter verbrannt werden.“

Vielen Dank Azra, dass du bei diesem Interview mitgemacht hast!

Daniela Kreher

Daniela Kreher

Daniela lebt seit vielen Jahren zwischen Europa und Südamerika pendelnd.

Sie wuchs in Bad Berleburg  in Nordrhein-Westfalen, aber auch in Argentinien auf.  Ihr Theologie,- und Psychologiestudium verbrachte sie in Córdoba, Buenos Aires und Leipzig.

Bis 2011 war sie in der Stadtjugendpflege in Bad Berleburg tätig, danach für den Kirchenkreis Wittgenstein, bis es sie schließlich nach El Salvador in Zentralamerika zog.

Dort arbeitete Daniela als Pfarrerin und kam als Seelsorgerin in Kontakt mit vielen Menschen, die durch den Drogenkrieg und die Gewalt der Kartelle alles verloren haben.

Für diese Menschen setzt sie sich seit jeher ein und durch ihr Engagement, auch was die Rechte von Frauen und die Legalisierung von Verhütung und Abtreibung  angeht, machte sie sich viele Feinde in konservativen, katholischen Organisationen.

Als sie schließlich sogar Morddrohungen erhielt, floh sie nach Uruguay.

Viele werden das Gesicht der sympathischen  41 jährigen im Zusammenhang mit dem Knowmad Institut (https://knowmadinstitut.org/de) kennen, wo sie Mitgründerin ist, oder auch von LEAP Deutschland  ( https://leap-deutschland.de) , wo sie sich um Mitgliederbetreuung und internationale Beziehungen kümmert.

Daniela hat schon viel Gutes getan und wird sicher nicht damit aufhören, für eine bessere Welt und die Menschenrechte zu kämpfen. Darum freuen wir uns sehr, dass auch sie sich bereit erklärt hat, bei unserem kurzen Interview mitzumachen.

„Mein Weg zu Cannabis kam durch die Jugendseelsorge und die Seelsorge mit Menschen die Drogen konsumieren, ich bin also nicht als “Konsumentin” unserer Lieblingspflanze näher gekommen, sondern weil ich gesehen habe wie es Menschenleben positiv verändert hat… andererseits ist kein Rumkommen um den Drogenkrieg und was im Namen dieses gescheiterten Krieges täglich angerichtet wird… in den Ländern wo Hanf in der Natur am besten wächst. „

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung gekommen?

Daniela: Die erste Pflanze, die ich kennenlernen durfte, war eine bolivianische Sorte und wuchs über 3 Meter hoch, man konnte sich mit mehreren Leuten drunter stellen, es war wie eine kleine grüne Höhle. Bei der Ernte durfte ich auch ein paar Wochen später helfen. Sie wurde von einer Familie ausgesät, die Cannabis für therapeutische und meditative Zwecke anwenden. (Am Ende ergab sie, getrocknet, 36 große Marmeladengläser voll. So war die ganze Familie lange versorgt). Das war schon ein besonderes Erlebnis. Das komplette ab-ernten und aufhängen war sehr Naturverbunden, ein mehrstündiges Ritual mitten in einer Großstadt wie Buenos Aires.

Seit meinem 13. Lebensjahr gab es in meinem engen Umkreis Leute die Cannabis geraucht haben. Ich war aber nie daran interessiert, ich habe “ganz normal”, viel  Alkohol getrunken und Zigaretten geraucht”, habe mich “brav von Drogen ferngehalten”. Den ersten Kuchen mit Cannabis habe ich mit 21 in Amsterdam im Urlaub probiert. Fand ich eine interessante Erfahrung.

Hanfverband Hamburg:  Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert?

Daniela: Ja, ich rauche keinen Tabak mehr und ich trinke nur sehr selten, bei ganz besonderen Anlässen.

Ich habe Cannabis auf verschiedene Arten probiert und genutzt am ekligsten finde ich es mit Tabak gemischt. Pur (vaporisiert) kann man den Geschmack und die Sortenvielfalt am besten genießen. Es gab verschiedene Etappen, aber Zugang war immer eine Schwierigkeit. Egal ob Medizin oder zum Freizeitzweck. Egal ob man Samen, Blüten oder Tinkturen erhalten wollte. Nicht weil es kein Cannabis auf dem Schwarz-Markt gab, sondern weil es hochgefählich war/ist. Denn das Risiko in Lateinamerika, ganz schnell direkt an gewalttätige, bewaffnete, kriminelle Banden und Narcos zu kommen, was gar nicht angenehm ist, wie man sich vorstellen kann, ist sehr groß. Oder dass man von der Polizei erwischt wird, was auch höchst unangenehm ausgehen kann. Mit Strafen von bis zu 3 Jahren Haft wegen Besitz von Hanfsamen… Besitz von Blüten gibt noch ein paar Jahre mehr.

Diese beiden Faktoren machen es ziemlich gefährlich, wenn man Cannabis medizinisch braucht oder konsumieren, oder für andere Zwecke anbauen möchte. Diese Kriminalisierung ist erbarmungslos und sinnlos. Ich habe gemerkt, dass dort, wo die meisten Drogen konsumiert werden weniger Menschen sterben, als dort wo die Pflanzen und illegalisierten Substanzen in der Natur wachsen, dort wo der Drogenkrieg tobt und jeden Tag Blut vergossen wird.

Deshalb ist es wichtig sich bewusst zu sein, woher das kommt, was man konsumiert. Egal welches Produkt, und bei einer Substanz die vom Schwarzmarkt kommt sollte man sich das noch ernster Fragen, wegen der Risiken eben. Da vergeht einem die Lust das eigene Geld den kriminellen Organisationen in die Tasche zu schieben. Aktuell freue ich mich wenn ich mal ein paar Blüten geschenkt bekomme, ich setze mich auch für den Eigenanbau und Social Clubs ein, der Zugang zu der Hanfpflanze und den Produkten aus ihr, sollte nicht in exklusivem Handel von Großunternehmen bleiben.

Hanfverband Hamburg:  Hattest du in Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Daniela: Ja, ich habe ein großes Problem mit dem Gesetz, die Prohibition ist einfach verkehrt!  (grins)

Nein, ich hatte noch nie Probleme mit der Polizei oder einem Prozess vor Gericht oder so.

Hanfverband Hamburg:  Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Daniela: Die Seelsorge mit Patienten, die Seelsorge mit Menschen die Cannabis Anbauen, die ungerechte Gesetzgebung. Ich bin in Argentinien aufgewachsen, habe in Paraguay, El Salvador, Uruguay gearbeitet. Es ist erschütternd, wie viele junge Leute dort in unwürdigen Haftzuständen oder sogenannte “Therapien” kriminalisiert und gefoltert werden. Die Menschenrechte werden mit Füßen getreten.

Es ist unfassbar unfair, dass in manchen Ländern sicherer Zugang normal ist, und in anderen Ländern ist die Gefahr da, dass man von Staatssicherheitskräften erschossen werden kann, wenn man nur von jemandem anonym  als “Drogenkonsument”  angezeigt wird. Oder wenn man Medizin braucht und sie wird einfach verwehrt. Zwischen den Extremen gibt es noch viele andere Beispiele.

Hanfverband Hamburg:  Auf welche Art engagierst du dich für die Legalisierung von Cannabis?

Daniela: Auf vielen Wegen. Hauptsächlich setze ich mich auf internationaler Ebene ein, wie zum Beispiel bei den Vereinten Nationen oder der Weltorganisation für geistiges Eigentum.  Um eine Stimme der Zivilgesellschaft dort hinzubringen, die gegen den Drogenkrieg und für eine weltweite Reform der aktuellen Drogenpolitik spricht.

*Ich stärke die internationalen Beziehungen bei LEAP-Deutschland e.V. (Law Enforcement against Prohibition)

Die Erste Demo für eine neue Drogenpolitik habe ich in El Salvador, 2012 mitorganisiert.

*Mein Team (Knowmad Institut) hat bei verschiedenen Aktionen hauptsächlich in Lateinamerika aber auch in Europa an verschiedenen Projekten, Publikationen, Konferenzen etc. mitgewirkt und bleibt weiterhin auf internationaler Ebene tätig, soweit es geht in dieser Pandemie-zeit, da unsere Aktivitäten z.B. in Wien, auch erstmal alle ausfallen mussten.

Daniela Kreher

Hanfverband Hamburg:  Bist du Cannabis – Patient?

Daniela: Vielleicht würde es bei einiger meiner Krankheiten u. Schmerzen helfen, aber ich habe bis jetzt noch keinen  Arzt in Deutschland gefunden, der das Wissen und die Zeit hat sich um neue Patienten zu kümmern.

Hanfverband Hamburg:  Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert?

Daniela: Eine Zeitlang habe ich eine Behandlung für Nervenschmerzen damit gemacht und es war sehr erfolgreich. Auch mein Asthma hat sich damals verbessert. Heute nehme ich wieder Asthma Medikamente.

Hanfverband Hamburg:  Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Daniela: Wir alle konsumieren den ganzen Tag, von morgens bis abends irgendwelche psychoaktivierende Substanzen, viele von Ihnen machen auch abhängig. Das fängt ja schon morgens mit dem Kaffee, Tee oder Kakao, oder Zucker an und endet abends mit dem Feierabendbier, Schokoriegel, Zigarette, etc. Dazu kommen noch die normalen Medikamente. 

Alle sind Pflanzen die für verschiedene Kulturen als  “heilige Pflanzen / Heilpflanzen” gelten oder daraus gewonnen werden.

Ich denke wir brauchen dringend eine humanitäre Drogenpolitik wo die Lösung der Probleme nicht der gewalttätige Drogenkrieg ist. Die kann nur aufgebaut werden wenn die illegalisierten Substanzen nicht verboten bleiben, sondern wenn man es verantwortungsvoll reguliert. So zeigen es viele Beispiele in verschiedenen Ländern. Es braucht noch viel Aufklärung dazu, besonders bei den Entscheidungtreffern und der Legislative. (Ich denke nicht dass das wichtigste ist, “die Gesellschaft davon zu überzeugen”, sondern zu schauen, wo sind die Mechanismen um die aktuellen Gesetze zu ändern. Man kann nicht erwarten, dass alle Leute in der Gesellschaft sich mit Drogen auskennen, da es ein sehr weites Feld ist, aber die Gesetzesgeber sollten sich schon gute Berater zur Seite holen und dann entscheiden, und zwar nach wissenschaftlichen Kenntnissen und nicht nach moralischen Ansichten oder politischen Ideologien.

Hanfverband Hamburg:  Wie siehst du die Chancen, dass an der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Daniela: Bald… nicht wirklich, das ist Wunschdenken. Wir werden erst in den nächsten 5 bis 10 Jahren sehen in welche Richtung es geht.

An manchen Tagen bin ich voller Vertrauen, dass es sich zum Positiven ändert, aber oft bin ich eher pessimistisch. Das ist dann immer noch kein Grund um aufzugeben, im Gegenteil. Es wird weiterhin Engagement und Aufklärung notwendig sein.

Hanfverband Hamburg:  Gab, oder gibt es Momente in deinem Aktivistenleben, wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiterzumachen?

Daniela: Oh ja, als ich Die kennenlernte die, die Gesetze schreiben und Länder regieren… da fehlt noch soo viel Aufklärung…

Und… Der Drogenkrieg geht weiter, jeden Tag sterben tausende Menschen durch die aktuelle Nekropolitik, die auf Tod, Repression und Verbote basiert. Da kann ich nicht einfach dastehen, an den See fahren und gemütlich das Leben genießen. Wirklich gezweifelt habe ich erst als ich sooo viele Corona-Leugner und politisch Rechtsextremorientierte in der Cannabis Community entdeckt habe. Für solche Menschen die nicht auf die Gesundheit anderer achten, für die die “Ihre individuelle Freiheit” mehr Wert ist, als Gesundheit andere Menschen; für die die glauben Nazi sein ist eine Meinung und kein Verbrechen, für solche Leute möchte ich nicht mehr kämpfen, aber dann denke ich wieder an alle die in den Gefängnissen sitzen wegen Drogen, an die Familien die ihre verschleppten Töchter und Söhne und Freunde suchen, an die vielen Patienten die Cannabis Medizin brauchen, an die Vorteile die die Hanfpflanze mit sich bringt, und dann bin ich wieder motiviert. Auch die Angst demotiviert, z.B. wenn man es mit Drohungen organisierter Kriminalität zu tun bekommt, etc.

 Aber…nicht vergessen:  Es gibt Wichtigeres in diesem Leben als unsere individuelle kleine Angst.

Daniela Kreher

Hanfverband Hamburg:  Hatte der Cannabis-Konsum – auch ob des gesellschaftlichen Stigmas – Auswirkungen auf Partnerschaften/Freundschaften ?

Daniela: Nicht wirklich, ist aber auch eher sporadisch.

Hanfverband Hamburg:  Wie stehst du zum Umgang mit Cannabis im familiären Umfeld?

Daniela: Als erstes, ist es ein Thema was die Eltern zu entscheiden haben.

Ein offener Umgang wie mit Alkohol zum Beispiel, oder Medizin je nach Fall, ist extrem wichtig.

Die fehlende Kommunikation dient eher dem problematischen Konsum, als der offene Umgang / Information mit Substanzen.

Hanfverband Hamburg:  Ab welchem Alter würdest du das Thema mit deinen Kindern besprechen und wie?

Daniela: Es ist vor allem wichtig die Pflanze zu normalisieren. So wie man Kindern Rosen, Tomaten, Brennnessel oder Minze zeigt, und erklärt, “das kann man Essen, das nicht, dass ich gefährlich, die Rosen riechen gut, das entspannt, Tomaten sind für Salat lecker(da isst man aber nicht die Blätter) und Minze für Tee, wenn man Kopf oder Magenschmerzen hat, Brennnessel und Rosen sind mit Vorsicht zu genießen, etc. etc. so kann man auch mit der Cannabis Pflanze einfach ganz normal umgehen.

Hanfverband Hamburg:  Welche Altersgrenze für die Abgabe von Cannabis findest du sinnvoll?

Daniela: Ab 18. für den “Freizeitgebrauch oder Erwachsenengebrauch”.

Bei Medizin ist es aber auch für Minderjährige wichtig, zB bei refraktärer Epilepsie, da zeigt es ja sehr positive Effekte und erleichtert das Leben ganzer Familien, nicht nur des Kindes. Oft denkt man gar nicht daran dass es extrem anstrengend ist, für die Geschwister, die Eltern und das Umfeld, wenn Ihre Kinder zwischen 30 und 300 Krampfanfälle täglich bekommen.

Hanfverband Hamburg:  Wie stellst du dir die Legalisierung vor, bzw. wie wünschst du sie dir?

Daniela: Ich wünsche mir eine verantwortungsbewusste Regulierung, die den Freizeitgebrauch und nicht nur den medizinischen Gebrauch abdeckt und sich auf die Stärkung des Mittelstands und der Genossenschaften konzentriert. Jedes Land, jede Region hat ihre Besonderheiten, man kann also kein Rezept für alle gleich machen. Man muss sich die Bedürfnisse und Probleme vor Ort anschauen und dann Regulierungsmodelle suchen die passen, oder anpassen. Eigenanbau und Social Clubs müssen auch unbedingt beachtet werden.

Vom “Beispiel Oregon”, ist interessant, dass Menschen die nicht gewalttätigen Delikte mit Cannabis verübt haben, haben Vorrang bei Arbeitsstellen in der Hanfbranche.

Hanfverband Hamburg:  Hast du eine Lieblingsgenetik/Sorte? Warum?

Daniela: Ich freue mich, wenn ich verschiedene, am liebsten lokale Sorten probieren darf. Ich mag gerne fruchtige Sorten vom Geschmack her.

Hanfverband Hamburg:  Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung zu engagieren, weil sie fürchten, Probleme im Job, usw. zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Daniela: Das Problem ist viel Grösser als nur der Konsum.  Es geht nicht um den Konsum. Es gibt viel wichtigere Gründe für die Legalisierung aktiv zu werden als nur der Konsum. Stichwort Drogenkrieg, Waffenhandel, Menschenhandel, Europäische Werte, Biodiversität, Patientengerechtigkeit, Gesundheit/Medizin, Menschenrechte, Nachhaltigkeit  etc, etc, etc.  Ich würd sagen: “Ihr Lieben, wir haben alle mal Befürchtungen oder Ängste, aber es gibt wichtigeres als unsere  Angst, und unser aller Einsatz wird gebraucht. Man kann auf vielen Weisen helfen.”

Hanfverband Hamburg:  Wenn Cannabis legal wäre, würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Daniela: Beides, die eigenen Pflanzen sind nicht immer so ergiebig wie manche Sorten in den Tropenländern. Oder man muss wegen der Arbeit viel verreisen, oder man versaut die Ernte ein paar Wochen vorher, oder Schimmel verbreitet sich, etc..… es kann vieles passieren warum eine Ernte ausfallen kann ….da sind Shops genau richtig, man kann sich an einem vertrauensvollen Ort beraten lassen, die Qualität ist garantiert,  sei es zu den Pflanzen selbst und dem Anbau, oder auch für den Gebrauch, es ist ja ein sehr komplexes und weites Feld.

Hanfverband Hamburg:  Was würdest du jemandem mit auf den Weg geben, (Vielleicht gerade Jugendlichen) wenn er/sie zum ersten mal Cannabis konsumieren möchte?

Daniela: Wenn Minderjährig, erklären, warum es sinnvoll ist noch zu warten bis man 18 ist (bei Männern z.B. ist die Gefahr Hodenkrebs zu bekommen höher, wenn sie Cannabis geraucht haben vor dem 18. Lebensjahr z.B.) soll sich auch erkundigen zu der Pflanze, wenn Pflanzen in der Familie vorhanden sind, mit dem Anbau vertraut machen.

Bei Erwachsenen ist “Set und Setting” das Ein und Alles.

Rev. Martin Diaz, Jean-Luc Lemahieu

Hanfverband Hamburg:  Hast du zum Abschluss noch eine lustige, oder spannende Cannabis – Anekdote?

Daniela: Als wir 2013 in El Salvador die erste Demo für eine neue Drogenpolitik organisiert haben.

Wir hatten sehr wenig Ressourcen, um genau zu sein 600 USDollar und ein paar tolle Leute die Alles gegeben haben, in dem Orga-Team.

Es war extrem anstrengend, wir haben viel gearbeitet, dann kam der Tag. Die Demo sollte um 9 Uhr morgens beginnen (ist hier vielleicht eine unübliche Zeit für eine Demo, in El Salvador war sie “spät” angesetzt. Als wir alles vorbereitet hatten, fing es an zu regnen. Unsere Befürchtung dass noch weniger Leute kommen würden… hat sich nicht bewahrheitet. Plötzlich kamen von überall hunderte von Leuten her grün und bunt angezogen, mit Schildern und Musikinstrumenten. 3000 Teilnehmer*innen haben wir gezählt, Presse war da, sogar ein Hip Hop Video wurde aufgenommen. Es war ein voller Erfolg und wirklich motivierend. Hier könnt ihr das Video sehen, bedenkt bitte, es ist schon sehr lange her 🙂

 AKA Lion  – “Ya no vo y a callar” (dt: ich werde nicht länger schweigen”)

Vielen Dank Daniela, dass du mitgemacht hast. Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg und alles Gute auf deinem Weg!