Karl Huber

Karl Huber

Karl Huber alias Shorty kann ohne zu übertreiben sagen, dass Cannabis ihm das Leben gerettet hat, denn dank Cannabis hat er seine Alkoholsucht in den Griff bekommen und ist heute seit Jahren trocken.

Der Alkohol bestimmte über Jahrzehnte sein Leben. Es folgte eine Entgiftung auf die nächste, doch das einzige, was ihm wirklich half, war Cannabis.

Doch der Weg, bis ihm die Medizin vom Arzt verschrieben wurde, war alles andere als einfach für ihn.

Für viele Ärzte ist Cannabis auch heute noch eine gefährliche Droge und kein probates Mittel, um Alkohol zu substituieren.

Letzten Endes hat der 55 jährige Aktivist aus Rosenheim aber den Kampf gewonnen und engagiert sich heute mit viel Herzblut für die Legalisierung, hält Vorträge, oder hilft Patienten in einer Selbsthilfegruppe.

Shorty, schön dass auch du bei unserem kurzen Interview mitgemacht hast!

Hanfverband Hamburg: Wie bist du zum ersten Mal mit Cannabis in Berührung bekommen?

Karl: Eigentlich erst sehr spät mit 21. Und wir waren betrunken, sonst hätte ich nie am ersten Joint gezogen.

Hanfverband Hamburg: Hat sich dein Konsum im Laufe der Jahre verändert.

Karl: Ja natürlich ist ja klar. Anfangs hat man nur am Wochenende mal geraucht. Dann mit 30, als ich festgestellt habe dass es mir gegen Alkohol hilft, habe ich natürlich viel mehr zu konsumieren begonnen. Momentan brauche ich am Tag so zwischen fünf und sechs Gramm. Aber das nach 35 Jahren, ist ja klar dass ich das ein bisschen vermehrt.

Hanfverband Hamburg: Hattest du im Bezug auf Cannabis schon Probleme mit dem Gesetz?

Karl: Ja schon öfters. Das erste Mal hat jemand behauptet, er hätte bei mir ein Gramm gekauft. Das hat gar nicht gestimmt. Trotzdem hatte ich eine Hausdurchsuchung und musste für 7 ca. 10 bis 15 cm hohe Pflanzen fast 1000 D – Mark bezahlen. Das war 1994.

1998 hatte ich auch eine Hausdurchsuchung. Man fand 7 Gramm. Dafür und für ein paar verlogene Aussagen bekam ich 2 auf 4 Jahre Bewährung. Daraufhin habe ich meinen ersten Alkoholrückfall nach 4 Jahren gehabt und habe mein Heimatland Bayern verlassen müssen da ich sehr schwere Auflagen, Drogenscreening und so weiter bekam.

Hanfverband Hamburg: Was hat dich dazu bewegt, aktiv zu werden?

Karl: Als ich erfuhr dass es Ausnahmegenehmigungen für Cannabis als Medizin gibt habe ich mich sehr darum bemüht, viele Aktivisten getroffen, Gleichgesinnte kennengelernt und setze mich seitdem für die Legalisierung ein.

Hanfverband Hamburg: Auf welche Art engagiert du dich für die Legalisierung von Cannabis.

Karl: Ich bin auf Demos und Messen und habe hier und da schon Vorträge gehalten. Wir haben eine Selbsthilfegruppe für Cannabispatienten gegründet. Dort helfe ich Patienten und berate.

Hanfverband Hamburg: Bist du Cannabis Patient?

Karl: Ja bin ich und zwar seit April 2015, denn da bekam ich meine Ausnahmegenehmigung und hatte den langen Kampf gewonnen. Ich habe sieben Jahre lang gesucht um einen Arzt zu finden der mit mir den Antrag bem BfArM gestellt hat.

Hanfverband Hamburg: Wie hat Cannabis deine gesundheitliche Situation verbessert ?

Karl: Also mir hat Cannabis schon immer geholfen. Ich habe in der Jugend alkoholisiert viel Scheiß gebaut und dank Cannabis hat sich das geändert. Mann war nicht mehr aggressiv, keine Schlägereien mehr. Seitdem ich Cannabis konsumiere, hatte ich nur noch deshalb Probleme mit der Polizei. Früher als ich noch kein Cannabis konsumierte, hatte ich viel öfter Probleme mit der Polizei. Fahren ohne Fahrerlaubnis, Trunkenheit im Verkehr, Körperverletzung und andere Sachen die man betrunken einfach als dummer Jugendlicher anstellt.

Hanfverband Hamburg: Wie stehst du zu anderen Drogen und der Debatte um eine Entkriminalisierung dieser Substanzen?

Karl: Also ich bin für die Entkriminalisierung, man braucht sich nur Portugal anzusehen. Die haben in meinen Augen alles richtig gemacht.

Hanfverband Hamburg: Wie siehst du die Chancen das mit der jetzigen Politik bald etwas geändert wird?

Karl: Also ich glaube, solange die christlichen Parteien das Sagen haben und diese Bier – Gesichter regieren, wird sich nicht viel ändern.

Hanfverband Hamburg: Gab oder gibt es Momente in deinem Aktivisten Leben wo du an deiner Überzeugung gezweifelt hast? Wenn ja, was motiviert dich weiter zu machen.

Karl: Nein ich habe auch wenn es Rückschläge gab noch nie daran gedacht aufzuhören.

Hanfverband Hamburg: Hatte der Cannabiskonsum, auch ob des gesellschaftlichen Stigmas, Auswirkungen auf Partnerschaften Freundschaften?

Karl: Natürlich, jeder geht anders damit um. Es hat Freundschaften gebracht aber auch Freundschaften gekostet.

Hanfverband Hamburg: Wie stellst du dir eine Legalisierung vor?

Karl: Gibt doch genug andere Länder die es vormachen. Portugal, USA einige Bundesstaaten, Holland also auf alle Fälle gehört kein Mensch eingesperrt der Cannabis konsumiert.

Hanfverband Hamburg: Viele Leute haben Bedenken, sich aktiv für die Legalisierung von Cannabis einzusetzen, weil sie fürchten, Probleme im Job und so weiter zu bekommen. Was würdest du diesen Leuten sagen, bzw. welche Tipps würdest du ihnen geben, damit sie trotzdem aktiv werden?

Karl: Denen sage ich, durchs Verstecken wird es nicht besser. Man muss sich outen. Nur so wird’s besser! Man sollte auch die Demos besuchen. Hanfparade und so. Wenn man überlegt, dass wir in Deutschland vier Millionen Kiffer haben und man besucht eine Demo oder die Hanfparade und dann sind 5000 oder 6000 Leute da, dann macht mich das traurig. Wenn alle zu Hause auf der Couch sitzen bleiben und diese Veranstaltung nicht besuchen, wird sich nie was ändern.

Hanfverband Hamburg: Wenn Cannabis legal wäre würdest du lieber anbauen oder in einem Shop einkaufen gehen?

Karl: Ich würde gerne selbst anbauen und natürlich auch manchmal im Shop einkaufen.

Hanfverband Hamburg: Was würdest du jemanden mit auf dem Weg geben vielleicht jedoch die Jugendlichen wenn er sie zum ersten Mal Cannabis konsumieren möchten.

Karl: Na mit erfahrenen Cannabiskonsumenten die sich auskennen würde ich zum ersten mal probieren. Dann nicht zu viel her nehmen und nicht bevor ihr 18 seit.

Hanfverband Hamburg: Hast du noch eine lustige oder spannende Cannabis Anekdote.

Karl: Ja die habe ich. Nach meiner ersten Kontrolle am Rosenheimer Bahnhof im Jahr 2015 sagte ein Rosenheimer Zivilpolizist zum anderen: „Ja gib ihm den Joint wieder.“ Wenn ich darüber nachdenke muss ich jedes mal wieder lachen, denn wenn dir das passiert, dass ein bayerischer Zivilpolizist zum anderen sagt, „Gib ihm den Joint wieder“, dann weißt du, dass du gewonnen hast.

Karl, herzlichen Dank, dass du hier mitgemacht hast.